Macheten/Kurzschwerter (ein kleiner Test)

aik juramentado

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Gestern konnte ich ein paar Macheten bei meinem Vater im Garten testen.
Getestet habe ich sie an einem ungefähr mannshohen oberschenkeldicken eingegrabenen Baumstamm, dessen Holz noch etwas feucht war.
Der Test war natürlich laienhaft und sehr subjektiv, also darf man jetzt keinen professionellen Bericht erwarten wie bei "beagleboy" ;-)
Auch diversen Fachbegriffen bin ich noch nicht mächtig und bitte um Verständnis.

Testobjekte waren:
-Cold Steel Kukri Machete mit PVC Handle (die Billigversion für 20 Euro)
-Junglee Short Sword, Kraton Handle (für 80 Euro erworben, Normalpreis ca. 120 Euro)
-Cas Iberia Tausog Barong, Ingim Handle (100 Euro)
-Cold Steel Moro Barong (für 175 Euro erworben, zur Zeit auch für 150 Euro erhältlich)

Leider habe ich es versäumt, die Cold Steel Light Kukri mit Kraton-Griff und besserem Stahl zu testen, die ungefähr 150 Euro kostet. Ich hatte sie zu Hause an der Wand vergessen :(

Zum Test...
Ich gehe jetz einfach jedes Objekt durch, anstatt wie üblich die einzelnen Kriterien durchzugehen.
Der Test sah recht simpel aus.
Ein Holzstamm auf dem ich zunächst frei Schnitt, Stich und Hacktechniken durchführte, ähnlich wie beim Kali-Training. Dann hackte ich nur noch diagonal, so wie man sonst einen Baum fällt.
Jedenfalls glaube ich, dass man so ungefähr einen Baum fällt :D
Hier meine subjektive Meinung:

Cold Steel Kukri Klingenläge ca. 32cm, 3mm dick
Die Scheide ist leicht, irgendein Corduramaterial.
Der Tragekomfort ist gut, wegen dem geringen Gewicht.
Nachteilig ist das Ziehen dieser Machete. Ich musste sie mit viel Aufwand aus der Scheide ziehen, die sehr labberig ist. Dafür benötigte ich beide Hände, weil ich die Scheide festhalten musste. Es gibt auch nicht die Möglichkeit, sie mit einer Schnur am Oberschenkel zu befestigen.
Die Klinge war von Anfang an sehr stumpf und teilweise nicht entgratet.
Ich war zu faul, um sie zu schärfen.
Ich schnitt munter drauf los...
Das Führen war gut, wegen dem geringen Gewicht.
Trotzdem übte sie eine hohe Schlagkraft durch die Klingenform aus.
Ich musste aber dabei beachten, dass ich genau mit dem "Bauch" treffe.
Besser noch die Stelle, wo die Klinge wieder zum Griff schmaler wird.
Hackte ich zu weit mit der Spitze, ging die Schlagkraft durch die Klingenform direkt auf mein Handgelenk.
Hackte ich zu nah am Griff, ging die Schlagkraft vorbei. Sozusagen um den Stamm herum ins Nichts.
Da ich sonst gerade Klingen gewohnt bin, verkantete ich auch anfangs sehr oft. Schnitttechniken mit schnellen Winkelwechseln sind auch nicht sonderlich gut möglich.
Der Vorteil dieser Klingenform machte sich beim Hacken nach unten bemerkbar.
Durch die Krümmung lässt sich wunderbar in Kniehöhe hacken, ohne dass man sich stark bücken muss. Gleichzeitig hat man durch den "Bauch" eine enorme Kraftübertragung.
Ich bin mir sicher, dass diese Klingenform auf jeden Fall dafür gedacht war, kleinere Bäume und Pflanzen knapp über der Erde zu hacken.
Negativ viel mir noch das PVC-Material auf.
Der Griff lag durch das Design gut in der Hand, aber war trotzdem rutschig.
Der Stahl machte keinen guten Eindruck.
Er war anfangs stumpf und wurde auch nach langem Herumgehacke nicht schärfer :D
Im Ernst, es gab viele kleinere "Ausbrüche", eine Mineatursägezahnung sozusagen.
Fazit: Für den Preis von 20 Euro ein gutes Arbeitsmesser, welches aber stark auf bestimmte Arbeiten (Hacken nach unten) spezialisiert ist.
In einer besseren Variante, mit anderem Stahl und Kraton-Griff würde ich diese Machete durchaus empfehlen.

Junglee Short Sword Klingenlänge 38cm, 3mm dick
Die Scheide ist aus Kydex oder etwas ähnlichem.
Sie schlackert ein wenig herum, wird aber mit einem Riemen und Druckknopf sicher gehalten.
Gut an der Scheide ist, dass man sie links tragen und leicht wie ein Schwert ziehen kann.
Das geringe Gewicht belastet die Hüfte nicht.
Die Klinge war sehr scharf. (Aus-8 Stahl)
Hier viel mir dann beim Holzgemetzel sofort das bessere Griffmaterial auf.
Kraton.
Im Vergleich zu... Eigentlich gibt es keinen Vergleich. Zwischen Kraton und PVC liegen Welten.
Im Gegensatz zu der krummen Kukri-Klinge ließ sich dieses Kurzschwert besser führen. Die Spitze erschien mir etwas dünn und ich hackte dann Rückhände oder verkantete mit Absicht. Sie hielt.
Nachteilig war die Schlaggewalt. Dem Baumstamm störten meine Anstrengungen wenig. Das geringe Gewicht durch die ca. 3mm dicke Klinge hat zwar den Vorteil wild herumwirbeln zu können, aber zum Hacken dicken Materials ist es wenig geeignet.
Am Griffdesign gefiel mir die Daumenauflage in der Dolchposition.
Es besteht auch keinerlei Gefahr mit der Hand nach vorne zu rutschen.
Irgendwann hatte ich ein labberiges Gefühl in der Hand.
Etwas stimmte nicht.
Die Klinge rutschte im Griff hin und her.
Sie hatte sich gelöst.
Also: Komplett durchgefallen.
Der Stahl macht einen guten Eindruck. Auch nach dem Gehacke schneidet er noch durch Papier.
Fazit: Gutes Material, absolut scheiße verarbeitet.
80 euro für Schrott ausgegeben.
Meine Empfehlung: Finger weg!!!

Cas Iberia Tausog Barong mit Ingim Handle Klingenlänge ca. 31cm, 3mm dick
Die Scheide konnte ich nicht an meinem Gürtel befestigen, da mein Gürtel zu breit ist.
Die Klinge war anfangs papierscharf und nach wenigen Minuten mit dem Spyderco-Triangle-Sharper konnte ich mich rasieren.
Das Führen der Klinge viel sehr leicht durch das geringe Gewicht (3mm Klinge) und das gute Griffdesign.
Das Holz ist zwar im Gegensatz zu dem Kraton sehr rutschig, was aber durch die Form problemlos kompensiert wird.
Sofort viel mir auf, dass kein "Dampf" hinter den Hieben sitzt. Für Schnitte und Stiche war das Gewicht ideal, aber zum Hacken fehlte es.
Ich hackte munter drauf los und dann pasierte es:
Die Klinge flog mir um die Ohren!!!
Ich hatte nur noch den Griff in der Hand und war froh, dass mich die selbstgeschärfte Klinge nicht traf.
Den Test also nicht unbedingt nachmachen...
Was eindeutig fehlt, sind 2 Nieten.
Der Stahl war nicht mehr rasiermesserscharf, aber durch Papier gleitete er noch.
Fazit: Absolut schlechte Verarbeitung.
Als Arbeitsmachete oder auch Trainingsmachete in keinster Weise zu gebrauchen. Wandschmuck ist ein anderes Thema...
Meine Empfehlung: Finger weg, um nicht verletzt zu werden.

Cold Steel Moro Barong Klingenlänge ca.44cm, am Griff 5,5mm dick, zur Spitze hin 1,5mm
Die Scheide sieht hübsch aus, lässt sich aber nirgens befestigen.
Die Klinge rutscht auch ca. 6-7cm heraus, wenn man das Ganze umdreht.
Es besteht dadurch Verletzungsgefahr. (Wer in Amiland lebt, kann ja gleich mal Cold Steel verklagen, vielleicht lohnt es sich :D )
Die Klinge war von Anfang an nicht sonderlich scharf.
Der Schliff ist "konkav" und geht nur mühsählich durch Papier.
Ich hackte zu.
Jetzt war ich für eine Sekunde geschockt.
Die Relation zu den anderen "Messerchen" war atemberaubend.
Der allererste Hieb hatte so viel Power, dass ich es kaum glauben konnte.
Nach kurzem Schockzustand machte ich weiter.
Die Klingenform in der Größe hat wirklich Vorteile.
Der "bauchige" Bereich ist sehr groß und man trifft irgendwie immer richtig.
Die Spitze testete ich, indem ich nur mit den ersten 2cm zuschlug oder auch mit Absicht verkantete. Sie hielt stand.
Hier mus ich erwähnen, dass das Nachmachen dieses Tests gefährlich ist...
Wenn man mit einem Stock von unten diagonal nach oben auf einen Boxsack schlägt, oder mit Partner trainiert, ist das kein Problem, da die Kraft absorbiert wird. Von einem Baumstamm prallt man leicht ab.
Also: Helmpflicht :D
Kurzgefasst war das Gemetzel mit der Moro Barong ein Heidenspaß.
Auch mein Vater amüsierte sich beim Zuschauen aus sicherer Entfernung.
Bemerkenswert ist noch das Griffdesign.
Auch hier ist das Holz zwar rutschig im Vergleich zu Kraton, aber was optisch "künstlerisch" aussieht, hat mehr als Sinn.
Besonders beim Hacken nach vorne befindet sich der Griff in einer anderen Position, als wenn man das Messer nur hält.
Die Wucht nach vorne reißt sozusagen die Machete aus der Hand.
Gleichzeitig ist die Position der Hand anders.
Der ballige Bereich muss dann weiter hinten liegen.
Anfangs gefiel mir bei den Barongs der Griff nicht, da mir der ballige Bereich zu weit hinten ist. Ich habe ihn gerne beim Mittelfinger und Ringfinger.
Bei den Barongs ist er bei Ringfinger und dem kleinen Finger.
Ich stellte dann aber fest, welcher Sinn dahinter steht.
Beispielweise lag dieser Griff beim Hacken erheblich besser in der Hand, als der Griff der Kukri.
Wenn man sie auf Fotos betrachtet, ist vielleicht verständlich, was ich beschreiben will.
Hinzu komt noch der "Widerhaken". Auch er machte sich beim Hacken positiv bemerkbar.
Ich wundere mich, warum sich dieses Griffdesign noch nicht bei "westlichen" Haumessern durchgesetzt hat.
(Vielleicht ließt Busse mit und denkt mal drüber nach :) )
Wer so einen Griff im Einsatz hatte, will nichts anderes mehr.
Jedenfalls vom Design her.
Nachteilig war das Material.
Das Ding schepperte teilweise sehr auf das Handgelenk, weil die Kraft nicht durch das Holz absorbiert wurde.
Vor Ewigkeiten hatte ich mal ein Magazin über Tennisschläger in der Hand, wo die Materialien des Griffstücks erklärt wurden. Das ist richtiges Hightech-Zeugs.
Schade, dass es sowas nicht bei Messern oder Macheten gibt.
Ich würde also einen Kratongriff vorziehen.
Fazit: Die Moro Barong von Cold Steel ist beeindruckend und auf jeden Fall praxistauglich. An der Stabilität gab es auch nichts zu Zweifeln.
Mich stört, dass ich die Klinge nicht vorher geschärft habe, um den Stahl zu testen. Aber es handelt sich wohl eher um "Hackwerkzeug".

Der Test war sehr klein gehalten, aber wegen dem Spaßfaktor werde ich ihn bei einer größeren Sammlung wiederholen.
Teuer war er auch, denn 180 Euro wurden "weggehackt".
Von Junglee und Cas Iberia Produkten halte ich in Zukunft weiten Abstand.
Auch Messer, die im Griff nicht vernietet sind, werde ich meiden.
Einige lachen jetzt wahrscheinlich, weil sowas klar sein müsste, aber ich werde wohl erst durch schlechte Erfahrungen schlau.
Ob ich von Junglee und Cas Iberia eine Entschädigung ergattern kann, ist fraglich...
 
Zuletzt bearbeitet:
Reklamation Cas Iberia ist in Arbeit (zum Glück bei einem Forumianer erworben).
Das Junglee-Teil habe ich auf einer Messe "Jagd und Pferd" in Hannover gekauft. Ich glaube, dass war ein Böker-Stand?
Kann mir wer ne Adresse geben?
 
Danke für den Test!

Dieses Junglee Short Sword hab ich mir schon mal überlegt zu kaufen.
Aber wenn man so was lesen muss, das sich die klinge löst, lässt man lieber die Finger davon. :staun:

Für den nächsten Test würd ich dir unbedingt mal das Ka- Bar Cutlass empfehlen.
Meins hat bis jetzt die übelsten Misshandlungen ohne irgendwelche Schäden oder Macken überstanden. :hehe:
 
aik juramentado schrieb:
Jedenfalls glaube ich, dass man so ungefähr einen Baum fällt :D
Baumfällen liegt dann vor, wenn der Baum fällt. :cool:

Nee, ernsthaft: Was Baumfällen weltweit, an sich, im Großen und Ganzen betrifft, dürfte die Motorisierung - von der Kettensäge aufwärts - bei weitem die Mehrheit umfassen. Insbesondere Stihl liefert Stückzahlen in die Einschlaggebiete, dass man schon zur Roten Liste greifen möchte ...

Bei Äxten hat man das Problem, dass man breit genug in das Material hineinarbeiten muß, dass irgendwann Werkzeug plus Ungenauigkeit beim Draufsemmeln hineinpaßt. Dabei entsteht dann aus praktischer Notwendigkeit ein keilförmiger Ausschnitt (feste Position) oder ein Doppelkegel (rundum arbeiten) und Schneide und Schwung folgen der Anschrägung.

Bei Macheten u.ä. würde ich erst einmal genauso arbeiten (und mir eine Axt herbeiwünschen ...), um sicher zu sein, dass ich die Arbeit auch zu Ende bringen kann. (Man erfindet ganz neue Vokabeln, wenn man irgendwann feststellt, dass man sich einen Ausschnitt produziert hat, in dem man das Werkzeug nicht mehr geeignet ansetzen kann. :glgl: ) Was aber nicht heißt, dass es nicht vielleicht doch noch eine andere Methodik gibt ...
 
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