Mammutelfenbein verarbeiten / Trocknungsrisse?

painless potter

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Hallo Freunde der scharfen Kunst!

Kann ich eine Mammutbacke so wie auf dem Bild verarbeiten, oder muss ich befürchten, daß es durch Trocknung zu Rissbildung im Anschlussbereich der Holzbschalen kommt?

Ich habe leider hier

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=51433

eine unschöne Spaltbildung nach wenigen Wochen bekommen! Das Stück Mammut ist ja nicht aus dem Randbereich (Schale) sonder aus dem Kern.

Würdet Ihr eine Zwischenlage machen, Fiber (läßt sich das überhaupt biegen? Ich habe es bisher noch nicht verwendet) oder etwas Flexibles?

Bin mir etwas unsicher, Bitte um Rat!

Viele Grüße

painless
 

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Hallo painless!
So wie es aussieht ist das zentrale Stück, also der Nervenkanal des Zahnes. Wann hast Du es den ausgeschnitten? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Wenn Du es schnell verarbeiten willst, auf der Heizung in paar Tage liegenlassen. Wenn es gleich reißt, brauchst Du nicht weitermachen. wenn nichts passiert, hast Du eine gute Chance das später auch nichts passiert. Ich schneide meine Stücke immer grob vor und lasse sie mindestens ein Jahr lang bei normaler Raumtemperatur liegen bzw. trocknen. wenn dann nichts mit Rissbildung passiert, verarbeite ich es weiter. Dein Stück ist natürlich wie Hirnholz auch, auf Rissbildung extrem gefährdet. Besser wäre immer ein Stück Elfenbein in Längsrichtung zu verarbeiten.
Gerd
 
Tut mir leid, kann ich bei diesem Foto nicht so genau erkennen. Müsste painless uns mal aufklären. Hier mal ein Foto von dem besagten Nerv:
 

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Hallo,

Danke für die promte Antwort!

Ja, das ist tatsächlich der Nervkanal! Ich fand die Idee so schön, ihn genau auf die Achse mit den zukünftigen Pins zu platzieren, die die Holzschalen bekommen werden. Ich stell mir das extrem schick vor.

Deine Antwort entmutigt mich natürlich, aber die Heizungsnummer teste ich auf jeden Fall mal an.

Gesägt ist es quasi eben gerade... Muss mich wohl in Geduld üben...

"Herr, schenk mir Geduld, SOFORT!"

PP
 
Ich kann mich da der Aussage von micha nur anschliessen: Super Idee mit der Heizung! :irre:

Warum nicht gleich der Backofen bei 250 Grad! Frei nach dem Motto: Was den Atomschlag nicht übersteht, ist eh zu weicheierig als Material.
 
"Warum nicht gleich der Backofen bei 250 Grad! Frei nach dem Motto: Was den Atomschlag nicht übersteht, ist eh zu weicheierig als Material."


Jo! sehr kompetente Antwort!
Ich hatte natürlich nicht gewusst das eure Heizungen mit 120 Grad laufen. Entschuldigung.:rolleyes:
Gerd
 
Ja Gerd, dann fangen wir mal mit kompetenten Antworten an.

Zum Thema Elfenbein und dessen Bearbeitung wurde in mehreren Beiträgen auch hier im Forum ausreichend Antworten gegeben, damit wirklich jeder der sich auch ausreichend informieren möchte, die Sache mit der Heizung sofort aus seinem Wissensschatz streichen kann.

Warum bitte soll denn Elfenbein nach einer etwas raueren Bearbeitung mit dem Bandschleifer erst einmal 2-3 Tage vor der Weiterverarbeitung ruhen?

Warum meinst Du wird beim scrimmen auf Warmlicht verzichtet?

Elfenbein kann bekanntlich bis zu 25 % Wasser aufnehmen und abgeben. Es neigt bei zu rascher Trocknung, hier auch Verweis auf Hölzer, zu Schrumpfungen und auf Grund der auftretenden unterschiedlichen Abgabe des Wassers zu Spannungen und damit zu Spannungsrissen.

Es gibt auch genug Hinweise zum Lagerung und Aufbewahrung von Messern mit Elfenbeingriffen/schalen. Hier nur einige:

nicht im Auto liegen lassen (Aufheizung durch Sonneneinstrahlung)

nicht zu trocken lagern, nicht direkt neben der Heizung usw.

extreme Temperaturschwankungen vermeiden

nach dem abwaschen gründlich trocknen

Steht alles hier im Forum und zur Not gibt es einige interessante Seiten von Leuten, welche Elfenbein verarbeiten. Oder frag doch einfach einmal einen der hier vertretenen Materialhändler.

Ich finde es nicht korrekt Halbinformationen weiterzugeben, auf deren Grundlage dann ein Anderer sein Werkstück verdirbt und das Nachsehen hat.

Also, bevor jemand auf solche Fragen antwortet, bitte erst selbst richtig informieren. Ich behaupte nicht, dass der Heizungstipp grundsätzlich nicht funktioniert, aber das Risiko ist einfach zu hoch und entspricht in keinster Weise einer professionellen Verarbeitung dieses Materials.

Viele Grüsse

Steffen

PS: Bei Bedarf werde ich in den nächsten Wochen auch gerne einen ausführlichen Beitrag über die Verarbeitung von Elfenbein an dieser Stelle veröffendlichen.
 
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Ich verneige mein Haupt vor so viel Kompetenz, und bedaure solche unfachlichen Ratschläge gegeben zu haben. Wird nicht wieder vorkommen!!
Gerd
 
Nee mal ehrlich: Elfenbein ist halt ein Material, welches unsachgemäßem Umgang nicht so ganz leicht verzeiht.

Es gibt hier im Forum einige Messermacher, welche ihre ganz eigenen Erfahrungen mit diesem Material sammeln durften oder mussten. Da gehöre ich selbst auch dazu.

Obwohl ich meine Scheide für das Elfenbeintanto ohne Maschineneinsatz und der damit verbundenen Gefahr des Überhitzens geschliffen habe, gab es einen leichten Verzug, weil ich das Teil unter ganz schwachen Halogenspots in einer nicht belüfteten Vitriene zur Messe in Solingen mehrere Stunden ausgestellt hatte.

Das Material war seid gut 80 Jahren unter Idealbedingungen gelagert und wurde in einer Kammmachermanufaktur, welche ausschliesslich Elfenbeinprodukte herstellt geschnitten. Das Stück Elfenbein war erste Qualität, welche für Musikinstrumente Verwendung findet.

Ich musste das Teil noch einmal überarbeiten. Du siehst, selbst solche eigentlich harmlosen Wärmeeinflüsse reichen manchmal schon aus.

Jürgen hatte bei einer Schwertscheide glaube ich ähnliche Probleme.

Ich möchte Dir ja auch nicht absprechen, dass du bei der Verarbeitung von Elfenbein Erfahrungen sammeln konntest, wahrscheinlich gehörten da nur noch keine Schlechten bei der Schnelltrocknung dazu. Und Häupter brauchen wir hier wohl kaum zu verneigen.

So, nun aber zurück zum Thema!!!

Steffen
 
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