Maschine vs. Handarbeit

NiMu

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Hallo zusammen,

Og. Frage für meinen Fall aktuell konkret:
Bandschleifer vs Feile.
Klar - der Bandschleifer ist bequemer. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit der Maschine niemals die Präzision bekomme wie mit einer guten Feile per Hand. Sowohl bei den Konturen als auch beim klingenschliff. Kleine Ecken und Kanten nal ausgenommen - dafür ist der Bandschleifer nicht gedacht.
Und mit einer guten scharfen Feile bin ich sogar noch schneller als mit dem Bandschleifer. Der Preis: mehr Blasen an den Fingern, hier und da ein Tröpfchen Blut und jede Menge Schweiss :haemisch:
Klar - für das ganz Grobe nehm ich auch die Flex.
Dass man so nicht gewerblich produzieren kann ist mir übrigens bewusst.

Wollte mal eure Meinung dazu hören.
 
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Das ist halt ne ethische Einstellung.
Wie du schon sagst, gewerblich macht das keinen Sinn.
Es sei denn, du hast den Namen, dass die Leute dir einen Monatslohn für ein Handgefeiltes Messer zahlen.
Für mich war bis vor kurzem ein Bandschleifer noch mein größter Wunsch.
Allerdings hab ich zwischenzeitlich den Reiz kennengelernt, ein Messer nur durch meine Kraft und Geduld entstehen zu lassen.
Einzig eine Bohrmaschine erlaub ich mir noch als Luxus, alles andere mach ich mit meinen Händen und Handwerkzeugen.
Vom Schmieden der Rohlinge übers Feilen und Definieren der Klingenform, Flankenschliff und Politur, bis hin zu den Griffen, Zwingen.
Feilen, Schleifleinen und Stechbeitel. Dazu ein Glas Islay Single Malt und gute Musik. Da spar ich mir jeden Urlaub dafür.

MfG
Peter
 
Der Reiz etwas mit seinen Händen und wenigen Hilfsmitteln herzustellen ist unheimlich groß.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Frage ist nur will ich damit Geld verdienen und meinen
Lebensunterhalt damit bestreiten. Aber man siehe es gibt Ausnahmen wie z.B. Jockl Greiss die
das schaffen. Wenn man sich einen Namen erarbeitet hat kann das sicher in wenigen Ausnahmen
möglich sein. Ich zolle diesen echten Handwerkern meinen größten Respekt!
 
Mein erstes Messer habe ich in Handarbeit mit Bügelsäge, Baumarktfeilen und Handbohrmaschine hergestellt. Hat Spaß gemacht, ging ganz gut von der Hand und am Ende kam ein ganz ansehnliches Messer dabei raus. Für die nächsten Messer habe ich einen Metabo Bandschleifer benutzt; war damit aber auch nicht wirklich viel schneller als mit der Feile.
Ich denke, wenns um die Präzision geht ist es mit der Feile als Anfänger einfacher als mit einer Maschine; die Feile lässt sich leichter kontrollieren bzw. beherrschen als ein Bandschleifer. Von daher finde ich den puristischen Ansatz sinnvoll und äußerst lobenswert.
Mit purer Muskelkraft und der nötigen Geduld lassen sich mit der Feile ohne Frage tolle Kunstwerke erstellen, und das zu einem Bruchteil der Werkzeugkosten die bei einem potenten Bandschleifer anfallen. Der Faktor Zeit fällt bei einem Hobbyist vermutlich auch nicht groß ins Gewicht, zusätzlich ist das Feilen vermutlich weitaus gesünder als das Schleifen per Maschine. Deswegen spricht erst mal nicht viel für die Anschaffung eines teuren Maschinenparks.

Ich persönlich habe ich mich trotzdem mittlerweile mit einem "professionellen" Bandschleifer beschenkt, auch wenn's ein schmerzliches Loch in die Finanzen gerissen hat.
Nicht weil ich es in Anbetracht der Handvoll Messer, die ich bisher gebaut habe, mit der Zeitersparnis rechtfertigen könnte. Auch nicht weil ich der Meinung wäre, bessere Resultate zu erzielen als mit handgeführten Werkzeugen.
Vermutlich kam's dazu weil ich mich für solche Maschinen einfach begeistern kann. Neben einer Ständerbohrmaschine steht ein Bandschleifer vermultich bei den meisten maschinen-affinen Bastlern auf der Wunschliste; für mich ist ein üppig ausgestatter Maschinenpark zumindest ein großer Wunschtraum. Ist wie bei Autos, auch da kann ich mich (wie viele andere Männer) für kaftvolle "Geräte" begeistern, auch wenn sie in Anbetracht der eigenen Fähigkeiten und dem geplanten Einsatz einfach hoffnungslos übermotorisiert sind.

Lange Rede kurzer Sinn: Man braucht keinen Maschinenpark, um tolle Messer zu bauen. Trotzdem ist's "nett zu haben". ;)

Noch ein Nachtrag, gestern Abend war es spät:

Das Thema heißt ja Maschine vs. Handarbeit. Wenn damit zur Debatte gestellt wird, ob die Arbeit mit dem Bandschleifer als "Handarbeit" zählen kann oder nicht, dann muss ich noch ein paar Worte loswerden.
Meiner Meinung nach ist der Umgang mit dem Bandschleifer eine Handwerksfähigkeit, die genau wie das Feilen erst mal gelernt sein muss. Ich bin sogar davon überzeugt, dass es mit dem BS für den Anfänger etwas kniffliger ist, vorzeigbare Ergebnisse zu produzieren. Ohne Übung ist es schwierig, die Zustellung (Anstellwinkel, Schleifdruck und Längsbewegung) am Bandschleifer über die gesamte Klingenlänge gleich zu halten und dann auch noch auf der zweiten Klingenseite identisch hin zu bekommen. Von daher habe ich ganz großen Respekt vor den Messermachern, die am Bandschleifer in kurzer Zeit saubere Arbeit abliefern. Diese Damen und Herren haben ihr Handwerk (teils sicherlich schmerzlich) gelernt.
Auch das Feilen erfordert Übung, durch den Materialabtrag Hieb für Hieb ist es mit der Feile meiner Meinung nach aber trotzdem einfacher (wenn auch ohne Zweifel körperlich anstrengender).
Nicht mehr zur Handarbeit zählt für mich die industrieuelle Klingenfertigung an Maschinen, die aus einem Rohling vollautotomatisch eine Klinge "zaubern". Außer den Ein- und Umspannvorgängen zwischen den Maschinen ist bei dieser industriellen Fertigung also keine handwerkliche Tätigkeit erkennbar wenn es um den reinen Klingenschliff geht. Oftmals sind für die Montage und für die letzten Handgriffe dennoch wieder Manpower nötig. Deshalb ist selbst beim klapprigsten China-Säbel ein nicht zu verachtender Anteil an Handarbeit drin. Ob jetzt so eine Messerfertigung "moralisch" ist oder nicht kann jeder für sich selbst entscheiden...
 
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Moin

Und mit einer guten scharfen Feile bin ich sogar noch schneller als mit dem Bandschleifer.

Das liegt dann daran, dass du entweder den falschen Bandschleifer hat oder damit nicht umgehen kannst.... oder beidem.

Das ist halt ne ethische Einstellung.

das hat mit Ethik wirklich nichts zu tun.

Wie du schon sagst, gewerblich macht das keinen Sinn.
Es sei denn, du hast den Namen, dass die Leute dir einen Monatslohn für ein Handgefeiltes Messer zahlen.

Also wenn wir hier von Arbeit und nicht von Meditation sprechen, dann ist so ziemlich jede gängige Klingenform in unter zwei Stunde gefeilt.
(Superspezial-Schnullikram mal außen vor). Wenn es länger dauert, dann sind die Feilen Murks, oder der Schraubstock oder die Technik.

Ob man mit handgemachten Messern Geld verdient, liegt nicht am Werkzeug, sondern an den Messern und dem eigenen Auftreten.

Gruß
chamenos
 
Schade, dass man in jede Tätigkeit impliziert, dass damit ein Geld verdient werden muss.
Mag bei dir so sein, mein ausdrückliches Mitgefühl dafür, ich lebe von einem Beruf und übe mein Hobby nach Feierabend zum Ausgleich dazu aus.

Gruß
Peter
 
Evtl ist das Thema nicht ganz unmissverständlich formuliert. Ein am Bandschleifer gefertigtes Messer ist für mich definitiv auch "handmade". Gar kein Zweifel. Als nicht mehr handmade sehe ich es, wenn cnc maschinen etc zum Einsatz kommen -sprich das Werkstück nicht mehr von Hand geführt wird.
Aber ein Bandschleifer ist eine Maschine und eine Feile eben nicht. Das war gemeint. So viel zur Semantik.

Ich habe zwei Mittelklasse Bandschleifer mit ordentlichem Papier drauf. Und ich hab schon die ein oder andere Stunde daran verbracht. Aber ich komme zu dem Schluss dass ich mit der Feile schneller und präziser bin. Diese Aussage hat natürlich keine Allgemeingültigkeit sondern gilt zunächst mal nur für mich. Wenn ich die Diskussion im oben begonnen en Stil fortführen würde müßte ich wohl mit etwas in der Art schließen: wenn du mit der Feile langsamer bist dann ist entweder deine feile stumpf oder du hast zu wenig Kraft/Ausdauer. Aber solche Sticheleien führen sowieso zu nichts gell? ;)
 
....wenn du mit der Feile langsamer bist dann ist entweder deine feile stumpf oder du hast zu wenig Kraft/Ausdauer. Aber solche Sticheleien führen sowieso zu nichts gell?

Das ist keine Stichelei. Wirklich nicht.

Der Sinn einer Maschine ist, dass sie eine Arbeit schneller verrichtet als ein Handwerkzeug.
Tut sie das nicht, dann wird sie falsch benutzt..... oder ist die falsche Maschine für die Arbeit .

Ich durfte schon dem ein oder anderen Messermacher am Bandschleifer zusehen.

Und wenn die Jungs das können, dann sieht das ziemlich genau so aus: Entrek Knives - How The Knives Are Made Part 2 - Blade Grinding Klingenanschliff passiert ab 5.20min

Bestimmte Schliffe gehen nicht mit der Feile .... ein Hohlschliff z.B.

Aber grundsätzlich gilt, dass man mit einem Bandschleifer nicht die besseren Messer macht.
Und ob man als Hobbymacher so ein Ding braucht ist eher zweifelhaft.

Die Teile sind laut, teuer, machen jede Menge Dreck und man versaut sich sie Arbeit auch relativ schnell.


Gruß
chamenos
 
@ farblos
Ich muss bitte nicht darauf hinweißen, dass in dem von dir zitierten Post durchaus und wortwörtlich das Geld verdienen erwähnt ist.
Nur halt nicht in der ersten Zeile.

Zum Thema selbst hab ich schon gesagt, wie ich die Sache für mich und nur für mich ganz allein betrachte. Hätte ich vielleicht dazu schreiben sollen.

Gruß
Peter
 
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Hahahaha! Ok - dem sein beltsander ist ja auch nur pervers!

Ich habe von mir und meinem Niveau - das ich als mittelmaß bezeichnen würde - gesprochen. Mittelklasse sander und in etwa gleich viel eErfahrung mit sander und Feile. Und für diese Konstellation trifft meine Aussage für mich zu. Das es leute und maschinen gibt, bei denen sich das anders verhält steht ausser frage. Aber um das zu erroieren habe ich ja diese Diskussion eröffnet. :super:
 
Hi Nimu,

meiner Meinung nach kommt es auf die eigenen Ansprüche an. Eine austauschbare Linerfeder kann nur "eingelegt" gemacht werden, wenn man auch eine Fräse hat...meines Wissens nach zumindest? Das ist auch fast die einzige Stelle, bei der ich für meine Klapper die Fräse als Fräse benutze...sonst nur als Bohrmaschine. Bei der Klinge schleife ich mit dem BS vor, die Endbearbeitung erfolgt immer von Hand. Ich denke mal, so muss jeder seinen (eigenen) Weg finden...ich habe Integral-Klapper mit Griff - Inlays gesehen, die sind ohne spezielle Fräse aus meiner Sicht in dieser Form nicht machbar (da mehrere Radien in einem Inlay).

Gruß Ralf
 
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