Mein Bollscher "Eisenbalg"

Abu

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Werte Messerfreunde,

es ist vmtl. einfacher eine Audienz beim Papst zu bekommen, als ein Messer von Daniel J. Boll. Besonders, wenn das ein bisschen Zierrat aufweisen und in der für mich perfekten Größe von rund 20 cm daherkommen soll. JETZT HABE ICH EINES, meinen "Eisenbalg".

Als Daniel ihn im letzten Dezember vorstellte, habe ich anscheinend unmittelbar darauf reagiert. Der Balg war eine freie Arbeit und verfügbar noch dazu. Preis hinterfragt, kurz überlegt, zugesagt - und dann uneeeeendlich bis zur MMM Solingen gewartet. Dann war er mein!

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Warum er das Messer "Eisenbalg" getauft hat - ich vergaß ihn zu fragen. Ein Balg ist gemeinhin ein lästiges Kind. Dieses scheint mir jedoch außerordentlich gut gelungen. Vielleicht liegt es ja an der Multi-Vaterschaft von Thomas Hauschild, Micha Schick, Daniel Boll, die hier in einer wahrhaft globalen Zusammenarbeit gewirkt haben. Stellvertretend dafür mag das Bild von drei ihrer Zwingen / Backen als "Wappen ihrer Gilde" stehen.

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Aber am besten, ich lasse Daniel einfach im O-Ton zu Wort kommen:

"....Die Klinge des Eisenbalgs besteht aus 120WV4 (1.2516), Backen aus Kupfer unterlegtem Shibuishi-Silber, vernietete Shibuishi Stifte und Schafhorn als Griffschalen. Die Klingenlänge beträgt 90 mm, die Gesamtlänge 200 mm.

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Die hier von mir verwendeten Materialien waren ohne die Hilfe von Freunden so ohne weiteres nicht verwendbar. Der Stahl 1.2516 ist eine alte Legierung die heute gelegentlich noch verfügbar ist, jedoch nur als Rundmaterial. Er muss erst warmgeformt (geschmiedet oder gewalzt), überschliffen und dementsprechend wärmebehandelt werden. Hier hatten Micha und Haui, mit auswalzen und überschleifen ihre helfenden Hände mit drin.

Im Vergleich zu 2442 und 2519 ist der 2516 etwas umständlicher weichzuglühen. Da hilft nur Pendelglühen und reduzierte Atmosphäre im Aschekasten beim Ablaufen lassen. Ein unpopulärer Stahl in der Messerszene, dessen Verwendung gut und gerne 100 Jahre auf dem Buckel hat. Genauso wie die anderen wolframlegierten Kaltarbeitsstähle ist er sehr zu empfehlen.

Micha hat auch das Shibuishi für mich gegossen........Shibuishi ist eine Kupfer-Silber-Legierung, bei der der Kupferteil überwiegt(?). Das Mischungsverhältnis hat mir Micha tausendmal gesagt, ich habs aber wieder vergessen. Die Stärke des Ausgangsmaterials betrug 3 mm, was für ausgeformte Backen etwas wenig ist. Hier habe ich mir mit 2 mm starkem Kupfer geholfen, welches ich untergelötet habe."

Was bei Daniel unter "kleines Messer" läuft, ist für mich der ultimative Glücksfall. Ganze 215 gr leicht (mit Scheide), passt es mit der schlanken Scheide prima in Hosen-, Lenkradtasche und Rucksack. Kann also immer dabei sein, fällt weder durch Form noch Größe kritisch auf. Höchstens durch Stil und Finesse.


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Was den meisten oberflächlichen Betrachtern jedoch verborgen bleiben dürfte, sind die feinen Details. Die gehämmerten Stifte, ja, und dann die überstehenden Griffschalen! Akzentuiertes Design tritt hier dem möglichen Risiko einer Schrumpfung entgegen - klasse!

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Der patinierte Übergang von der Klinge zu den fein gearbeiteten Backen mit den Zierrillen. Schmutzfänger des echten Lebens, na und? Schönheit will gepflegt sein, und die Pflege des Balgs hat mir Daniel mit seinem "gib ihm ordentlich Öl zu saufen!" gleich warm ans Herz gelegt.

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Muss ich noch etwas zur Klinge sagen? Das hieße "Eulen nach Athen tragen". Perfekt, so wie wir es schon in vielen Reviews über seine Arbeiten lesen konnten.


Der "Eisenbalg" brauchte natürlich das richtige Biotop für seine Präsentation. Ich musste ganz schön suchen, bis ich am Rand eines Kiesabbaus reichlich altes Eisengerät fand, vor dem er sich herumbalgen konnte. Ich hoffe, Messer und Bilder des still-life gefallen Euch. Aber Messer sollen ja Werkzeuge sein, mal schauen, wie der "Eisenbalg" sich da macht. Bericht folgt später, ich muss erst noch reichlich mit ihm schibbeln. Denn: für die Vitrine ist er viel zu schön!


Gruß
Abu
 
Moin Abu,

na da haben wir aber mal wieder ein Prachtexemplar von Daniel Jeremiah "Wolfram" Boll :black_eyed: ...

Glückwunsch. Wenn er den in Monte Gordo noch in der Tasche gehabt hätte, wäre er jetzt vermutlich hier :)!

Viel Vergnügen beim Einschneiden und Grüße


aus Monte Gordo

R'n'R
 
Sehr schönes Messer mit tollen Materialien.

Shibuichi ist eine Silberbronze, die einen (japanisch "ichi) Anteil Silber in vier (japanisch "shi") Gesamtteilen enthält. Also 25 % Silber und 75% Kupfer. Dem Namen nach. Tatsächlich gibt es das so etwa ab 15 bis 25 % Silber.
 
Mein Glückwunsch zu diesem üppigen Messer.
Satt in jeder Beziehung, Linie, Material, Verarbeitung.

Grüße, Jens
 
sehr schönes Messer , gefällt mir ausserordentlich gut . Tolle Arbeit von Daniel wie immer Glückwunsch zu dem Messer

Gruß Thomas
 
Werte "Bollerianer", (zu denen ich ja nun auch gehöre:super:)

war mir klar, dass das Messer Euch gefällt! Danke für die Glückwünsche etc.pp.

@R'n'R aka Peter
War von Daniel schon sehr weise, auf seinem Weg NACH Solingen nicht erst eine Zwischenlandung bei Dir gemacht zu haben. Inzwischen kennen wir ja Dein Überzeugungstalent, ihm eigentlich unverkäufliche Messer aus den Rippen zu leiern.:hehe:

@AchimW
Danke für Deinen Input zum Shibuichi. Messer + Macher + Drumherum, das macht für mich erst den Wert komplett!
Und Daniel könnte hier ja nun nachlesen, falls er das Mischungsverhältnis wieder vergisst.:ahaa:


Einfach nur schön!!!

Micha, ganz schön bescheiden. Bei Deiner Mit-Vaterschaft am schönen Balg! Ebenso schön Deine Zwinge im "Gilde-Wappen".



Mein Eisenbalg hat inzwischen auch schon ein bisschen arbeiten dürfen. Fläzt sich aber lieber im Schoß einer 3000-jährigen Mooreiche herum.

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Gruß
Abu / Burghard
 
Da hast du dir ein sehr schönes Werkzeug gegönnt. Klasse Design, tolles Material und makellose Ausführung.

Ein sehr schönes Boll.

Gruß

Uli
 
So, ich hab meinen "Eisenbalg" inzwischen schon ein bisschen an die Arbeit bringen können. Womit sich die Frage stellt, was er eigentlich können muss!

Tomaten schneiden - kann er.

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Möhren schneiden auch, aber eher "lass knacken".

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Äpfel schälen geht erstaunlich glatt, aber Spalten werden halt "gespalten".

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Das alles kann natürlich ein 10 €-Dünnschliff viel besser!!! Küchenarbeit ist für so einen Outdoor-Freigeist schon eine Strafarbeit. Und doch möglicherweise beim Camping eine ganz reale Anwendung.
Waidwerk könnte er sicher auch, die Klinge scheint prädestiniert, aber mit dem strukturierten Griff und den geformten Backen die "rote Sauerei"? Nee, würde ich nicht machen.

Bushcrafting evtl., aber Batoning? Den hübschen Kerl mit einem Knüppel auf den Rücken schlagen um einen anderen Knüppel längs zu spalten? Um aus den Spänen Zahnstocher zu schnitzen? Da hab ich eine klare Meinung:

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Dann lieber gleich ein kleineres Hölzchen suchen und in Späne und Spänchen zerlegen - das kann er super!

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Oder dickere Prügel zu schönen Wanderstöcken ausformen. Klar, mein Frost-Mora-Schnitzmesser ist da überlegen, aber will man das alles immer und überall dabei haben?

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Warum also so einen "Eisenbalg"? Ist mir klar, die Antworten kennt ihr ja selbst. Mir fällt zunächst das abgewandelte Motto der "Drei Musketiere" dazu ein: "Eines für alles - alles für eines!" Und dann wäre da noch der wichtigste Faktor: SPAß!!!

Am Wochenende war ich mit zwei meiner Enkel in einem Baumhotel mit herrlichem Outdoorbereich, Wald, Lagerfeuer, schnitzen usw. Und was wir für einen Spaß hatten!!!

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Genau dafür braucht man Messer wie meinen "Eisenbalg".

Gruß
Abu
 
Tolles Messer, Danke fürs Zeigen. Schön, dass Willi die Walze und ich ein klein wenig dazu beigetragen haben.

Viele Grüße Thomas
 
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