Mein erster Rennofen

Dank dir bin ich nun auch total fasziniert von der Vorstellung seinen eigenen Stahl herzustellen :cool:

An gutes Limonit komm ich ran (in Neuenbürg), nur Lehm und Holzkohle machen mir etwas Sorgen.

Was meint ihr, kann ich hier im Nordschwarzwald (2 km vom Gäu entfernt) Lehm im Wald finden? Ich meine mal welchen in einem Loch eines umgefallenen Baumes gefunden zu haben, es waren aber viele kleine Steinchen drin, reicht denn diese Qualität aus?

Und dann noch die Holzkohle: Ich habe heute mal im Kaufland danach gesucht, und 10 Kg Holzkohle nach "Din en 1860-2" für 6€ gesehen.
Die Din-Nummer steht für Holzkohle hoher Qualität. Meint ihr, das reicht, oder soll ich mir lieber Buchenholzkohle für 5€ / 3kg nehmen? Das würde aber fast meinen finanziellen Rahmen sprengen...
Wie viel Schwefel und andere "Stahlqualitätsminderer" :steirer: sind denn in der billigeren Holzkohle zu erwarten, und wie viel geht davon in den Stahl über?
 
Es freut mich zu hören, dass das Virus ansteckend ist:D
Ich bin inzwischen übrigens auch auf einen alten Limonit Abbau gestoßen. Werde es das nächste mal wohl damit versuchen.
Für interessierte aus Österreich: zu finden in Neusiedl nahe Spitz an der Donau. In Neusiedl links halten und bergab in die Sackgasse fahren bis der Asphalt aus ist. Nach ca 50 Metern kurz bevor der Wald beginnt einfach linkerhand zwischen den Bäumen ( mit Moos bedeckt) aufklauben (oder bei den Brocken wohl eher hieven:D).
Der Lehm darf ruhig Steine enthalten aber wenn du sicher gehen willst solltest du dir aus dem baumarkt einen sack schamottmörtel besorgen und diesen untermischen. Sand wirkt ebenfalls Wunder, gerade in bezug auf die Rissbildung. Zur zusätzlichen unterstüzung und stabilisierung würde ich Stroh beimengen und Birkenzweige einmauern.
Ich nehme zurzeit auch Holzkohle aus dem baumarkt (10 Kilo a 3,50 Euro = Reste Abverkauf). Wenn ich es überhaupt einmal schaffe Stahl herzustellen, werde ich mir Gedanken über die Qualitt der Kohle machen. Aber vorher ist es wohl nicht so wichtig.
Zurzeit plane ich einen komplett aus Schamott und normalen Ziegeln gemauerten Rennofen. Mal sehen wann der fertig wird....

mfg Ulrik
 
Nabend Rennofenbegeisterte.

Wir haben ja im August 2007 in Leverkusen ein kleines Rennfeuertreffen veranstaltet. Mitveranstalter R. Richarts hat mir gestern einen interessanten Link über Rennöfen geschickt den ich Euch nicht vorenthalten möchte.
http://iron.wlu.edu/IronLinks.htm

Besten Dank noch an R. Richarts von den Römer Online.

Gruß pit03.
 
Neues von der Rennofen Front!
Übermorgen ist es wieder so weit. Mit meinem neuen aus Schammott und Ziegeln gemauerten Rennofen wird ein neuer Versuch gestartet. Diesmal mit bedeutend geringerer temperatur welche mittels Messsonde in verschiedenen Zonen gemessen wird. Geplant ist ein Temperaturgefälle von um die 1250 Grad im Bereich des Lufteinlasses hin zu 300 Grad gastemperatur beim Austritt aus dem ofen. Dies sollte alle formen von Reduktion sowohl durch Co als auch Co2 und direkt durch die Kohle ermöglichen.
Passend hierzu schaffe ich es auch endlich die Bilder des letzten Versuches zu posten:D



mfg Ulrik
 
Sieht echt sehr zinkhaltig aus, der Rauch. Stahl (also ne Kohlenstoff-Eisen-Legierung) kommt bei Rennöfen immer raus, wenn du kein Gußeisen erzeugst. Bin auch gespannt, was aus dem Versuch jetz wird.
 
Nachdem mir letztes Wochenende etwas dazwischen gekommen ist bin ich heute endlich dazu gekommen meinen neunen rennofen zu heizen.
Nun was soll ich sagen?
ES HAT ENDLICH GEKLAPPT!!!!:D:D:D
Nach insgesammt 8 Stunden haben wir den ofen geöffnet und eine etwa Kindskopf große Luppe nebst kleinerer Metallschwämme geborgen. Teile der Luppe haben sich zwar als minderwertig erwiesen aber alles in allem haben wir wohl zwischen 1 und 2 Kilo Stahl erzeugt. Der Stahl scheint sehr kohlenstoffhaltig zu sein und hat beim flexen Funken gesprüht wie ein überdimensionaler Sternspritzer.:irre:
Im Moment habe ich eifach nur unglaubliche Kopfschmerzen (wahrscheinlich von einem dezenten Kohlenmonoxyd Überschuss in meinem Körper) aber das Schöne daran ist, es ist mir völlig egal weil ich einfach nur happy bin:)...
Bilder und genauere Angaben zum Ablauf folgen Morgen.

Mfg Ulrik
 
Wie versprochen die Bilder des gestrigen Freudentages:)



Ich hoffe sie gefallen euch.
mfg Ulrik

@Rafail: Danke. Was das Optimieren betrifft. Ich habe da schon ein paar Ideen wie man die ganze Sache noch besser hinkriegen könnte. Mir schwebt da eine Konstruktion mit mehreren Düsen vor. Diesmal hat die Luppe die Düse zugewachsen, deshalb wäre es wohl sinnvol, wenn man, sobald das passiert, auf eine andere Düse umsteigen könnte. Desweitere wird es in Zukunft sinnvoll sein den Ofen nach Ende der Erzgabe noch eine gute Weile auf Sintertemperatur zu halten um der Luppe Zeit zum verdichten zu geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Koraat!
Toll gemacht! Glückwunsch zu dem geglückten Experiment!
Ich verfolge dieses Thema und Deine Vorgehensweise ganz genau. Demnächst habe ich auch sowas vor.
Lass mal sehen, was aus der Luppe weiter wird.
mfG. Hartzahn
 
Danke Hartzahn! Sobald die Luppe ausgeschmiedet ist (und es überlebt hat) werde ich natürlich Bilder posten. Was die Vorgehensweise betrifft habe ich vorhin völlig vergessen ein paar Infos dazuzuschreiben.
Also. Der ofen war insgesammt einen guten Meter hoch. Die Brennkammer war aus Schamottziegeln gemauert und hatte einen Durchmesser von 35 cm. Darüber waren dann normale Ziegeln wobei ich jedesmal ein bis zwei Zentimeter pro Reihe nach innen gerückt bin. Oben habe ich dann ein Schamottrohr aufgesetzt um den Eigenzug des Ofens zu erhöhen und um den Reduktionsraum zu vergrößern. Die Düse befand sich in etwa 15 bis 20 Zentimeter über dem Ofenboden und war dabei immer noch etwas zu hoch (Ofenboden blieb zu kalt für einen Schlackeabstich)
Die Temperatur betrug an der Düse über 1300 Grad, auf gleicher höhe neben der Düse 1000, 20 cm darüber 900, weitere 20cm darüber 650 und schließlich an der Einfüllöffnung 300 Grad. Gebläse war wie auf den Fotos zu sehen ein Laubgebläse welches stufenlos regelbar ist. Durch mehr oder weniger genaues ausrichten auf die Düse konnte man die Luftmenge zusätzlich steuern.
Ich hoffe diese Infos helfen allen die selbst einmal einen Rennofenversuch machen wollen.

mfg Ulrik
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey, gratuliere:super:

Weiter so , hast du gut gemacht.
Bin ebenfalls dabei einen Rennofen zu errichten, zuguterletzt um den Lehm
zu testen für das Rennfeuertreffen, der Woche vom 12.5.2008. Denn ich organisiere ein Internationales Rennfeuertreffen hier in Luxemburg, bei dem Kost und Logis frei sind sowie Kohle, Holz, Lehm, Erz bedingt, für die Ofenbetreiber, und dessen Helfer. Werkzeug, Gebläse sollten mitgebracht werden.
Es wäre toll wenn du kommen könntest.
Ich werde die Tage einen Tread unter "Schmieden" reinsetzen.

Gruss unsel
 
Danke!
Das klingt toll. Wenn es mir möglich ist werde ich sicher kommen. Fix zusagen kann ich im Moment noch nicht, aber ich werde mein möglichstes tun damit es klappt. Vielleicht schaffe ich es ja bis dahin noch ein paar Versuche zu unternehmen um noch mehr Erfahrung zu sammeln. Ich kann mich dumpf erinnern, dass du zuletzt Probleme mit den Düsen hattest. Falls ich es schaffe zu kommen könnte ich durchaus einige im voraus brennen und mitnehmen. Auch Erz könnte ich (in transportierbaren Mengen) beitragen.
Viel Gück mit deinem nächsten Versuch. Berichte auf jeden Fall von den Ergebnissen.

mfg Ulrik
 
Richtig die Sache mit den Düsen war, bevor ich nach Leverkusen zum Rennfeuertreffen ging ein Thema, allerdings hatte ich davor einige Düsen aus bis zu 1800° Feuerfestem Mörtel gemacht ,mitgenommen, und im Einsatz.
Allerdings wurde ich bei diesem Treffen eines besseren belehrt, und zwar soll die Düse mit wachsender Luppe abschmelzen um dieser Platz zu machen. Also wird sie idealerweise ebenfalls aus Lehm gemacht.

Also lasst uns dranbleiben unsel
 
Hallo!
Nach langer Zeit in der Versenkung hole ich diesen Thread mal wieder ans Licht.
Monatelang habe ich mich nicht getraut die Luppe auszuschmieden.... und ehrlich gesagt habe ich das noch immer nicht....:irre:
Aber ich habe kleine Luppenstücke und Eisenstaub der im Ofen in rauen Mengen entstanden ist, in einer Box gesintert und anschließend raffiniert.
Der Stahl schaut nun, nach insgesamt 9 Schweißungen, aus wie ein Kontrastreiches Puddeleisen. Schlackeeinschlüsse gibt es noch, diese sind aber fein verteilt. Der Kohlenstoffgehalt liegt in etwa bei 0% :staun:
Ich habe dennoch bereits einen Klingenrohling daraus gemacht und werde diesen aufkohlen, mal sehen ob es klappt.
Irgendwann, wenn ich die Zeit dazu finde.... gibt es auch wieder ein neues Rennofenexperiment.
Ich befolge dabei die Tipps von Heinz Denig. Der hat beim Ferraculum in Ybbsitz einen sehr interessanten Vortrag über Rennfeuer und die Weiterverarbeitung des damit gewonnen Stahls gehalten und geduldig all meine Fragen beantwortet. :super:
Somit muss der nächste Versuch eigentlich ein voller Erfolg werden.

Bilder gibt es hier:
http://www.messerforum.net/fotoalbum/showphoto.php?photo=13890
http://www.messerforum.net/fotoalbum/showphoto.php?photo=13888
http://www.messerforum.net/fotoalbum/showphoto.php?photo=13889

mfg Ulrik
 
Ulrik, wenn Du es mit Aufkohlen versuchen willst, pack die Schneide in ein Stück Leder und den gesamten Kram in eine dicke Lehmpackung. Dann für ein paar Stunden in ein heißes Feuer und Du solltest eine ordentlich härtbare Schneide bekommen.
 
Hallo Achim,

danke für den Tipp. Ich werde es so versuchen und vom Ergebnis berichten.

mfg Ulrik
 
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