Mein erstes Küchenmesser

Miroculix

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Ich habe mein erstes Küchenmesser fast fertig und möchte die Entstehungsgeschichte hier mal dokumentieren.
Eure Kritik ist sehr willkommen - denn man wird nur besser, wenn man gute Lehrmeister hat :hmpf:

Ich habe zwar schon ein paar Klingen und edle Hölzer hier rumliegen. Aber ich wollte zunächst den (guten!) Rat befolgen, das erste Messer erstmal nur als Übung zu betrachten. Also habe ich ein ausgedientes Küchenmesser genommen, Nieten und Griffschalen entfernt und die Angel mit einer Metallsäge in ihrer Form angepasst.

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Der Griff soll haupsächlich aus einem Stück bestehen, daher diese Form der Angel:

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Um das Griffholz zu schützen kommt als Abschluss eine Zwinge aus Kupfer drauf. Dazu habe ich ein 3mm Kupferblech erst vorgebohrt und dann mit einem Sägeblatt einer Stichsäge mit einem passenden Schlitz versehen.

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Die Zwinge wird ausgesägt und sieht erstmal so aus:

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Das Holz ist Bocote, zwischen Kupferzwinge und Holz habe ich 1 cm schwarzes Ebenholz eingesetzt.

Das Loch für die Angel in den Griff zu bekommen war am schwersten.
Zunächst musste ich erstmal einen Bohrer der Stärke 2mm finden, der die nötige Länge aufweist! Als ich dann endlich die Löcher drin hatte begann ich mit einem Stichsägeblatt, einem Sägeblatt einer Laubsäge und einer runden Schlüsselfeile dieses Loch aufzuweiten.
Irgendwann reichte es mir dann und ich griff zum Gasbrenner, erhitze die Angel (aber nur so weit, dass die Klinge noch mit der Hand zu halten war). Dann drückte ich die Angel in das bisherige Loch. Mit einer gewaltigen Rauchentwicklung (meine Frau dachte schon, es brennt im Keller!) glitt die Angel in das Holz als wäre dieses Butter. Aber der Effekt war grandios: Die Angel passt und hat fast kein Spiel - ganz im Gegenteil, wenn alles zusammengesteckt ist, muss man die Klinge vorsichtig mit einem Stück Holz wieder raushämmern.
Ich glaube, dass Einbrennen - oder wie ist der Fachausdruck? - wird meine favorisierte Methode werden.


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Hier nochmal die Bestandteile vom Griff.

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Die beiden Hölzer habe ich mit Holzleim über nacht zusammengeklebt.
Die klinge steckt erstmal nur lose im Griff, damit ich diesen mit der Raspel so bearbeiten kann, dass Griff und Klinge parallel geraten.
Die Klingenzwinge ist auch noch locker - wurde aber schonmal grob in Form gefeilt.

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Damit sich die Zwinge später nicht mal lockern kann - auch wenn dies bei einem Küchenmesser bestimmt nicht passieren wird - und ich ja noch nicht so große Erfahrungen im Kleben habe, will ich auf Nummer sicher gehen, und die Zwinge NOCH fester mit dem Griff verbinden: Ich bohre also Löcher für Nieten (d.h. verzinkte Nägel) zunächst in diese...

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... dann setze ich alles zusammen, um die Positionen zu markieren, wo ich die Löcher in den Griff bohren muss...

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... wie man hier sieht, passt das anschließend ziemlich genau.
(Die übrigen Löcher sind für den Leim - entsprechend viele sog. Sacklöcher habe ich auch auf der Rückseite der Kupferplatte. Ich verspreche mir davon bessere Klebwirkung.)

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Als nächstes kann auch die Kupferplatte verleimt werden. Diesmal aber mit Epoxydhardkleber.

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Was haltet ihr bis hierher davon?

Als nächstes wird die Kupferplatte samt der Nägel plan geschliffen und poliert. Dann wird der Griff mit dem Bandschleifer geschliffen. Mit Ammoniumsulfatlösung möchte ich das Kupfer oxidieren lassen, dass eine schützende Schicht entsteht. Das Holz soll mit Danish Oil behandelt werden.

Fortsetzung folgt...
 
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Miroculix schrieb:
1) Um das Griffholz zu schützen kommt als Abschluss eine Zwinge aus Kupfer drauf.

2) Das Loch für die Angel in den Griff zu bekommen war am schwersten.
Zunächst musste ich erstmal einen Bohrer der Stärke 2mm finden, der die nötige Länge aufweist!

3) Die beiden Hölzer habe ich mit Holzleim über nacht zusammengeklebt.

4) Damit sich die Zwinge später nicht mal lockern kann und die Zwinge NOCH fester mit dem Griff verbinden: Ich bohre also Löcher für Nieten (d.h. verzinkte Nägel) zunächst in diese...

5) Die übrigen Löcher sind für den Leim - entsprechend viele sog. Sacklöcher habe ich auch auf der Rückseite der Kupferplatte. Ich verspreche mir davon bessere Klebwirkung.)

6) Als nächstes kann auch die Kupferplatte verleimt werden. Diesmal aber mit Epoxydhardkleber.

7) Als nächstes wird die Kupferplatte samt der Nägel plan geschliffen und poliert.

Vielen Dank für die Bildreportage!
Das sieht schon sehr gut aus.

Dennoch fielen mir ein paar Dinge auf:

1) Ok. Beim Erl würde ich überlegen, einen Absatz anzubringen, an dem die Abschlussplatte anschlägt, weil Du sonst keine definierte Position hast.

2) Das glaube ich sofort!
Aber es wäre auch einfacher gegangen: Wenn Du eine Abdeckplatte verwendest, die die Erlbohrng abdeckt, kannst Du da sLoch auch grösser bohren: Nimm einen langen 4er Bohrer, dann tust Du Dich leichter - der Kleber erledigt den Rest.

3) Davon halte ich gar nichts: Du hast das Ebenholz auf die STIRNSEITE des Griffholzes geklebt, das macht kein Schreiner, weil das Stirnholz den Leim aufsaugt, da hält einfach nichts. Das ginge nur, wenn das Griffholz quer liegt, weil man dann auf die Längsfläche leimen könnte.
Ich würde Dir sogar empfehlen, die Leimfuge wieder zu aufzutrennen und dann und zukünftig immer Expoxy zu verwenden.

4) Halte ich für unnötig. Zink würde ich schon mal ganz vermeiden (Spannungskorrosion). Wenn schon, dann Edelstahl oder noch besser Kupfer! Aber eigentlich ist das unnötig.

5) Auch das halte ich für unnötig: Wenn das Kupfer fettfrei ist und aufgerauht, erledigt der Kleber den Rest.

6) Ok.

7) Ok.


8) Ich hoffe, Du nimmst mir die Kritik nicht übel!

Hans
 
hobby schrieb:
[...]
Ich hoffe, Du nimmst mir die Kritik nicht übel!
Hans

Nein, ganz im Gegenteil. Vielen Dank für die Ratschläge.
Das nächste Messer wird dann entsprechend umgesetzt! :super:


[EDIT 18 Uhr...]

Hier die Bilder vom aktuellen Stand:

Ich habe die Platte samt Nägel mit Expoxydharz festgeklebt.
Man sieht hier noch, dass ich zunächst eine Form gefeilt hatte, die in der Mitte schlanker ist als an den Enden.

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Nach 5 Stunden habe ich mich getraut, die Nägel plan zu schleifen.
Mit dem Bandschleifer hat sich dann doch eine Form ergeben mit paralleler Linienführung.

02_03.jpg


Der Griff ist auch mit Danish Oil behandelt. Allerdings habe ich es zu lange einwirken lassen. Die wächserne Schicht (zwar griffig, aber nicht so richtig der "Handschmeichler", wie ich mir den Griff vorgestellt hatte) musste ich mühsam mit einer Baumwollsocke runterpolieren...

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Die Klinge steckt noch lose (aber recht fest) im Griff. Sie wird erst eingeklebt, wenn ich den Kupferabschluss mit einer Oxidschicht konserviert habe. Das soll als nächstes passieren.

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[EDIT 20 Uhr]

Das mit dem Oxidieren lasse ich bei dem Messer doch. Ich teste das ganze erstmal an einem Reststück Kupfer.
Da ich keine große Geduld habe und das schließlich auch "nur" ein Messer für die Küche werden soll, habe ich flux die Klinge poliert und sie dann mit UHU 300 eingeklebt.
Hier also mein erstes fertiges Messer:

03_01.jpg


Poliert habe ich mit 320er, 400er, 600er, 800er und schließlich 1000er. Zum Schluss bin ich noch mit MicroMesh 3000er und 6000er drüber, bis eine schöne Spiegelfläche entstand.

03_02.jpg


Der Griff gefällt mir ganz gut, wird sich aber erst im praktischen Einsatz herausstellen, ob die runde Form auch wirklich praktisch ist.

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Zum Schärfen habe ich das erste Mal das Lansky-Schärfsystem eingesetzt. Die Schneide macht einen verdammt scharfen Eindruck. Bin gespannt auf das erste zu schneidende Gemüse! :lechz:
 
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