Hallo
Vielen Dank für die netten Worte! Das spornt an!
Von Beruf bin ich Heilerziehungspfleger. Leider macht mir die Behindertenarbeit, je älter ich werde, ziemlich zu schaffen. Ich liebäugle so ein bischen mit ner Umschulung. Aber das ist Zukunftsmusik. Ich bin jetzt 36 Jahre alt, und wenn ich mir einen neuen Beruf vorstellen könnte, dann wohl nur einen "alten" Traditionsberuf der gerne auch eine ordentliche Portion Idealismus und Schweiß bedarf.
Hab mir in den letzten Jahren ne kleine Baumarktniveau-Kellerwerkstatt eingerichtet. Kleine Uhrmacherdrehbank, 350kg Bohrfräse, Tischbohrmaschine etc............ . Hab auch so einen kleinen 300Watt Bandschleifer-Schleifbock. Damit hab ich die Klinge ausgeschliffen. Macht aber als Dauerlösung wenig Sinn. Dauert alles zu lange damit. Außerdem musste ich den Schleifer ständig modifizieren. Das ergab sich aber erst beim schleifen der Klinge. Ich musste also die Arbeit ständig unterbrechen, den Schleifer auseinanderbauen...verändern, zusammenbauen, usw. . Aber jetzt gehts soweit ganz gut. Und wenn die Ergebnisse unter diesen Arbeitsbedingungen schon ordentlich werden, werden sie vielleicht später mit besseren Maschinen noch ordentlicher.
Im Grunde hab ich mir alles im Netz angelesen und arbeite so wie die meisten. Form vorgezeichnet, aufs Metall übertragen, Mit Tischbohrmaschine an der Kontur Bohrungen gesetzt, Mit Bügelsäge ausgesägt, Mit Flex und Fächerscheibe die endgültige Form ausgeflext. Dann halt die Klinge ausgeschliffen. Das Ricasso ist überraschend symmetrisch geworden. Habs einfach mit dem Bandschleifer geschliffen. Keine Schleifhilfen oder so. Allerdings ne Planschleifauflage, welche das führen der Klinge natürlich einfacher macht. Wie man das an nem großen Bandschleifer ohne Auflage schafft ist mir ein Rätsel. Habs vor kurzem so bei Youtube gesehen und war echt erstaunt.
Vor dem härten noch bis 600er Körnug geschliffen.
Gehärtet habe ich einfach im Kohlenfeuer mit Magneten. Das ging Prima. Im Öl abgeschreckt und dann 2 mal angelassen bei ca 200 Grad im Backofen. Und ne Wurst hab ich mir danach auch noch gegönnt.
Danach immer in abwechselnde Richtung mit immer feiner werdendem Schleifpapier feingeschliffen. Bis zu 1200er Körnung.
Nach dem Bohren des Loches für den Erl ins Griffholz hab ich noch als Hilfsmittel nen Stechbeitel benutzt und das Loch vorsichtig ausgeschabt. So lange bis es passte halt.
Das Parierelement ist aus Kupfer, was ich erstmal nicht wieder mache. Kupfer is so elendig zäh und setzt die Feile schnell zu. Das nächste wird aus Edelstahl. Mal schauen ob das angenehmer zu bearbeiten ist. Für das Parierelement hab ich dann alles benutzt- Bandschleifer, Feilen, Schleifpapier usw. . Hab mich halt mit viel Ruhe an die endgültige Form herangearbeitet.
Tja-dann halt alles verklebt mit 2K Kleber, schön zusammengepresst und anschliessend den Griff grob in Form gefeilt. Hab mir dann Schleifleinen in lange Stücke zerteilt und den Griff fein ausgeschliffen. Ich hab den Griff immer wieder mit ner Sprühflasche leicht gewässert, damit sich die Fasern aufstellen, und weitergeschliffen. Das Finish hab ich dann mit Leinölfirnis gemacht. Ich werde das aber die tage nochmal wiederholen.
Das war jetzt nur ein grober Ablauf. Natürlich musste ich immer mal ne Feile in die Hand nehmen und was nacharbeiten. Fehler ausbügeln, Bohren, schleifen usw.usw. .
Ich denke du hast Recht, JostS, Man kennt jeden Kratzer, jede Delle. Wenn ich mir dann diese tollen Fotos, von tollen Messern im Forum oder im Internet anschaue... will ich das auch so können. Das ist so ein bischen mein Fluch. Perfektionsdrang. Allerdings Gott sei Dank nur bei Dingen die ich baue, bastle etc. . Pedantisch bin ich noch nicht...glaube ich jedenfalls.
Allerdings muss ich mich immer wieder zwingen das Ende zu finden. Sonst bleibt irgendwann vor lauter schleifen mal nix mehr übrig vom Messergriff.
Ich liebe die Ruhe in meiner kleinen Werkstatt. Das arbeiten ohne Geschrei, Dauerlärm und ohne diesen Schnell-Schnell -Druck verhilft mir fast zu einem meditativen Zustand. Ich bin dann total ausgeglichen und- man glaubt es kaum- glücklich und zufrieden. Ich denke, das das Messer deshalb auch schon ganz schön geworden ist. Ich dachte immer wieder in aller Seelenruhe über das nach was ich erreichen wollte, saß manchmal einfach ne halbe Stunde da, hielt das Werkstück in der Hand, drehte und wendete es, peilte an, hab alles wieder und wieder überdacht.
Natürlich kostet das immens Zeit, aber es baute sich auch irgendwie eine Verbundenheit zum Messer auf. Es wurde mir wirklich wichtig und fast schon eine Herzensangelegenheit. Klingt jetzt wohl alles ein bischen kitschig- is aber so.
Ich freu mich schon aufs nächste Projekt. Und irgendwann will ich uuuunnnnnbedingt auch anfangen zu schmieden. Aber das wird noch etwas dauern denke ich. Vielleicht nächstes Jahr.
Bis dahin werd ich fleißig weiterüben.
Wenn noch Fragen sind-einfach fragen.
LG, Chris