Das Buch beleuchtet auch die immense Bedeutung, die die offiziellen Grabendolche (der Nachbau von Böker ist schon ziemlich gelungen) und vorher auch die offiziell geduldeten am Koppel getragenen Jagd-Nicker und zivilen Dolche für die Soldaten hatten. Der Grund ist interessant:
Mit dem Befehl Nr. 2732/12 16 A2 vom 8. Januar 1917 wurde der Degen abgeschafft. Danach durften Offiziere und alle Unteroffiziere keinen Degen mehr führen, an dem ja seit Jahrhunderten prestigebewusst der Troddel, mit denen man sich als "Jäger", Offizier, Feldwebeldienstgrad oder auch als Verwaltungsbeamter in der Etappe zu erkennen gab befestigt war. Nun trugen sehr schnell alle einen zivilen (es gab bei weitem anfangs nicht genug dienstliche Grabendolche für alle) Dolch oder Nicker mit dem Troddel daran. Es gab also sehr viel mehr Grabendolche mit Troddeln am Gürtel der Soldaten als dann tatsächlich im vordersten Graben im Nahkampf zum Einsatz kamen... Der Grabendolch war oftmals nur ein weit abseits der Front zur Schau getragenes Stück.
Das Buch zeigt faszinierende, großformatige Portraits von Soldaten aller Dienstgrade und Einsatzräume mit einer immensen Vielzahl von Messer, Dolchen oder anderen Stichwaffen welche stolz getragen wurden. Daher ist das Buch für mich immer auch bedrückend, denn man fragt sich bei jedem der Menschen auf den Fotos, was aus ihnen wurde und ob die den Krieg überlebt haben.
Zurück zum Thread: Ja!!! In dem Buch ist neben den bekannten GrabenDOLCHEN tatsächlich ein einziges deutsches DienstMESSER, das offiziell ausgegeben wurde abgebildet: Das Dienstmesser der Marine! Das gab es im ersten Weltkrieg schon, ein ganz interessantes Messer - über das auch im Buch steht, dass fast nichts dazu bekannt ist.
Im Graben gegenüber gab es übrigens bereits Dienstmesser: Die Britische Armee gab das British Army Knife aus, ein ganz tolles Sammlergebiet. Ich besitze zwei davon und schaue immer auf Auktionen nach diesen tollen praxistauglichen Stücken mit hohem Nutzerwert heute. Diese wurden vom ersten Weltkrieg bis heute in Sheffield produziert und haben eine faszinierende Entwicklung der Materialien und Klingen und Toolklingen durchlaufen.... es muss nicht immer ein hyperteures altes Victorinox mit dem berühmten Schraubendreher für das Infanteriegewehr Modell 1889 sein. Das war tatsächlich schon 1891 ein offiziellen Dienstmesser der Schweizer Armee.
Sandokan