Mercator Messer, in welchem Buch wird es als "Wehrmachtsausrüstung" bezeichnet?

Quetschkopf

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Hallo zusammen,

das berühmte Mercator Messer, welches seit einiger Zeit von der Firma Otter wieder recht erfolgreich vermarktet wird soll, so sagt es zumindest Wikipedia, in einigen Büchern fälschlicherweise als ein offizieller Wehrmacht Ausrüstungsgegenstand bezeichnet worden sein.

Weis eventuell jemand in welchen Buch/Büchern dass der Fall gewesen sein soll oder hat sogar ein Bild aus dem Buch?

Vielleicht weis ja der ein oder Andere hier noch ein paar andere interessante Geschichten über das Messer?
 
Hallo Quetschkopf,
Also habe gerade mal beim Wikipedia Artikel nachgelesen. Es steht so wie ich das lese nur da, dass fälschlicherweise angenommen wurde, dass das Mercator ein offizieller Ausrüstungsgegenstand war, nicht jedoch, dass dies fälschlicherweise in einem Buch stand. Diese Aussage lässt viel Interpretationsspielraum, wer dies wann und wie behauptet hat. Als direkt Verweis steht an der entsprechenden Stelle aber noch folgendes Buch vermerkt: Wolfgang Peter Michel: Grabendolche: Militärische Kampfmesser des Ersten Weltkriegs, 2017, ISBN 978-3-8423-7719-6, S. 61.. Da ich dieses Werk nicht besitze kann ich dazu aber nichts genaueres sagen. Die Überlegung, dass es offizieller Ausrüstungsgegenstand gewesen sei, was es ja nicht war, ist aber dennoch nachvollziehbar, aus meiner Sicht.
Ich hoffe ich konnte damit etwas weiterhelfen.
Gruß Schattenklinge
 
Hallo,
ich besitze dieses Buch. Zuerst einmal ist der Titel des Threads falsch. Mit der Wehrmacht hat das nichts zu tun. Das Buch behandelt den ersten Weltkrieg und die Soldaten der Reichswehr. Die Wehrmacht gab es erst ab 1935!

In dem Buch sind auf Seite 13 drei Mercator Messer abgebildet. Zweimal das normale und einmal das "Multitool" mit zusätzlich Korkenzieher, Dosenöffner und Pricker. Es wird im Text niemals behauptet, dass das Mercator-Messer offizieller Ausrüstungsgegenstand war. Die Bilder sind im Kapitel "Taschenmesser" und behandeln die vielen verschiedenen Taschenmesser, die die Soldaten privat ins Feld mitgeführt haben für allerlei Zwecke und welche sie oft, versehen mit patriotischen Gravuren, von ihren Angehörigen geschenkt bekamen. Das Hartkopf "Militär-Taschenmesser" ist ein ebenfalls in dem Buch vorgestellter typischer Vertreter solcher privat geführten Messer im ersten Weltkrieg.
Ähnliches behandelt das Buch im nächsten Kapitel, in dem es um privat gekaufte Nicker und Dolche geht, bevor dann die offiziellen Grabendolche behandelt werden.

Das Buch ist an der Stelle meines Erachtens schlecht recherchiert bezüglich des Mercators Multi: Es heißt dazu "... während das dritte über einen Korkenzieher und einen Pricker verfügt".
Dabei wird der sehr wichtige Dosenöffner unterschlagen. Damals war fast alles in Dosen an der Front: Corned Beef, Suppen, Kondensmilch, Kekse usw. und für die tatsächlich als Verpflegung ausgegebenen Weinflaschen brauchte man den Korkenzieher. Daher hatte jeder ein privates 6-Teiler-Taschenmesser dabei.
Außerdem meine ich, dass es das Mercator Multi zu Beginn des ersten Weltkrieges gar nicht zu kaufen gab sondern von diesem Modell lediglich nach dem ersten Weltkrieg Prototypen angefertigt worden sind. Otter hat dieses Modell dann vor einigen Jahrzehnten wieder aufgegriffen.

Viele Grüße

Sandokan
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Buch beleuchtet auch die immense Bedeutung, die die offiziellen Grabendolche (der Nachbau von Böker ist schon ziemlich gelungen) und vorher auch die offiziell geduldeten am Koppel getragenen Jagd-Nicker und zivilen Dolche für die Soldaten hatten. Der Grund ist interessant:
Mit dem Befehl Nr. 2732/12 16 A2 vom 8. Januar 1917 wurde der Degen abgeschafft. Danach durften Offiziere und alle Unteroffiziere keinen Degen mehr führen, an dem ja seit Jahrhunderten prestigebewusst der Troddel, mit denen man sich als "Jäger", Offizier, Feldwebeldienstgrad oder auch als Verwaltungsbeamter in der Etappe zu erkennen gab befestigt war. Nun trugen sehr schnell alle einen zivilen (es gab bei weitem anfangs nicht genug dienstliche Grabendolche für alle) Dolch oder Nicker mit dem Troddel daran. Es gab also sehr viel mehr Grabendolche mit Troddeln am Gürtel der Soldaten als dann tatsächlich im vordersten Graben im Nahkampf zum Einsatz kamen... Der Grabendolch war oftmals nur ein weit abseits der Front zur Schau getragenes Stück.

Das Buch zeigt faszinierende, großformatige Portraits von Soldaten aller Dienstgrade und Einsatzräume mit einer immensen Vielzahl von Messer, Dolchen oder anderen Stichwaffen welche stolz getragen wurden. Daher ist das Buch für mich immer auch bedrückend, denn man fragt sich bei jedem der Menschen auf den Fotos, was aus ihnen wurde und ob die den Krieg überlebt haben.

Zurück zum Thread: Ja!!! In dem Buch ist neben den bekannten GrabenDOLCHEN tatsächlich ein einziges deutsches DienstMESSER, das offiziell ausgegeben wurde abgebildet: Das Dienstmesser der Marine! Das gab es im ersten Weltkrieg schon, ein ganz interessantes Messer - über das auch im Buch steht, dass fast nichts dazu bekannt ist.

Im Graben gegenüber gab es übrigens bereits Dienstmesser: Die Britische Armee gab das British Army Knife aus, ein ganz tolles Sammlergebiet. Ich besitze zwei davon und schaue immer auf Auktionen nach diesen tollen praxistauglichen Stücken mit hohem Nutzerwert heute. Diese wurden vom ersten Weltkrieg bis heute in Sheffield produziert und haben eine faszinierende Entwicklung der Materialien und Klingen und Toolklingen durchlaufen.... es muss nicht immer ein hyperteures altes Victorinox mit dem berühmten Schraubendreher für das Infanteriegewehr Modell 1889 sein. Das war tatsächlich schon 1891 ein offiziellen Dienstmesser der Schweizer Armee.

Sandokan
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,
im Buch 'Gentleman-Taschenmesser' von Stefan Schmalhans, Wieland-Verlag, ISBN 978-3-938711-72-9,
wird das Messer auch gezeigt, dort ist der Name 'Kaiser-Wilhelm-Messer' genannt. Anekdotisch wird erwähnt,
dass der Kaiser ab und zu bei angetretenen Offizieren die Hosenträger durchgeschnitten haben soll, ob er dazu
tatsächlich ein Mercator benutzt hat, ist aber nicht überliefert.
Rudi
 
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