Messer bei Unfällen

Da ist es aber sinnvoller wenn der Helfer als erstes den Notausschalter am Ende der Rolltreppe betätigt, und dann das Messer zum Losschneiden verwendet.
Stimmt. Aber man sollte die eigenen Koordinaten und jene des Knöpfchens berücksichtigen. So ein Schal kann sich schon recht flott aufwickeln und dann werden Zeit und Luft knapp.
Bitte genau hinschauen: Ich schrieb "der Helfer".

Und wenn es der Betroffene selber ist, dann rammt der auch lieber nicht sein Messer irgendwo in die Rolltreppe, sondern zerschneidet das eingeklemmte Kleidungstück.
 
Ähm... ich lese immer Notsituation, Stress, schnell handeln etc.

Mal realistisch (und bittebitte unabhängig von Gesetzesdiskussionen) betrachtet: ist es nicht viel wichtiger, ob das zur Rettung eingesetzte Messer eine abgerundete oder spitze Klinge hat als die Art des Öffnungsmechanismus?

Es hat ja durchaus seinen Grund, dass die Gurtschneiderklingen bei expliziten Rettungsmessern abgerundet sind.
Denn in einer Stressituation an einer Person, die möglicherweise unter Schock steht in Körpernähe mit einem spitzen Gegenstand rumzuwerkeln birgt ein gewisses Risiko. Angesichts dessen kommts auf die eine Sekunde mehr oder weniger beim Aufklappen wirklich nicht an.

Es kann mir dagegen kein Messerfreak erzählen, dass er - selbst in einer
Stressituation wie der Rettung eines Unfallopfers - seinen EDC-Zweihänder nicht aufbekommt.

Wenn es auf eine "braucht man?"-Diskussion hinausläuft, dann höchstens: "braucht man als Werkzeug im Rettungsdienst ein Messer mit abgerundeter Spitze - egal wie lang und wie zu öffnen?" - JA.
Als EDC? Nein. Da gelten andere Kriterien als ein doch recht unwahrscheinliches Szenario.

Übrigens: der Gurtschneider am Vic Rescue ist eine Zweihandklinge... :hehe:

Man kann eine an sich sinnvolle Argumentation (Messer auch zum Retten nützlich) auch schwächen, indem man - mit meiner Meinung nach fadenscheinigen Argumenten - vorgibt, das sei lediglich mit Einhändern (die komischerweise meist trotzdem spitz sind) möglich. Das schadet der Glaubwürdigkeit in sheeple-Kreisen und ist im Endeffekt kontraproduktiv.


Ich hätte übrigens in solch einem Fall mit großer Wahrscheinlichkeit mein Vic Soldier dabei - ein Zweihänder mit spitzer Klinge. Nicht ideal, aber besser als nix.
Ich bekäme es sicher auf, würde aber zusehen, nach Möglichkeit nicht zu nah an den Körper des zu Rettenden zu kommen.
 
Als mir vor einer Weile ein Schnürsenkel in einer Rolltreppe fest hing (nichts dramatisches, ich weiß), war das Spyderco Police so schnell geöffnet, der Schnürsenkel durchtrennt und das Messer wieder weggesteckt, dass der Mensch hinter mir das gar nicht mitbekommen hat. Im Nachhinein war ich von mir selber überrascht, wie gut solche Automatismen funktionieren - das Messer war in Sekundenbruchteilen gezogen und aufgeklappt, ohne dass ich überhaupt darüber nachgedacht hatte.

Nein, dass hätte nicht mit einem Schweizer Taschenmesser geklappt, dass ich erst aus den Tiefen der Hosentasche hätte fummeln müssen, um mir dann einen Nagel abzubrechen.

Und manchmal kann es eben darauf ankommen, Sekunden[bruchteile] schneller zu sein. YMMV; aber ich trage weiterhin /gesetzeskonform/ meine Einhandmesser.

Gruss, Keno
 
Naja- diese Schal-Story ist ja nun auch irgendwie an den Haaren herbeigezogen.
Man stelle sich mal vor was da für Gewalten herrschen. Der Schal schnürt sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit derart straff in den Hals, daß man schon Glück haben muss irgendwo ne zugängliche Stelle zu finden, wo man die Klinge ansetzen kann.

Ich finde die Diskussion müsig. Für mich ist eine Pistole als Gegenstand ebenso gewöhnlich, wie ein Küchenmesser. Dennoch muss ich damit leben, daß sie nur im Waffenschrank liegen darf.

Irgendwie wehre ich mich aber dagegen, daß manche Leute es ganz wichtig damit haben zwischen Waffen und Werkzeugen zu differenzieren.
Wenn vor mir jemand ein Reh anfährt, dann hätte ich auch gerne eine Pistole dabei um den Reh den Gnadenschuß zu geben.
Pistolen sind also irgendwie auch Werkzeuge... :rolleyes:
Ein Stemmeisen im PKW ebenso... :hehe:

Gerell frage ich mich wirklich langsam, warum wir (nicht kriminellen) uns alle so überaus bereitwillig auseinanderdividieren lassen.

Mir wird es langsam zu doof mich dem Druck ausgesetzt zu sehen mich rechtfertigen zu müssen, ob nun bestimmte Gegenstände Werkzeuge sind, oder nicht.
Wir diskutieren uns hier über so einen Schitkram nen Wolf und die Bösen Buben lachen über eine degenerierte Gesellschaft, in der die Mehrheit entmündigt und entwaffnet wird, während dem kriminelle Individuen immer mehr Freiräume haben ihre kriminelle Energie auszuleben...

An Gutmenschen-Diskussionen alla "was ist Werkzeug und was nicht" werde ich mich künftig wegen der imho völlig verkehrten Stoßrichtung solcher Betrachtungen auch nicht weiter beteiligen.
 
@Stang66

Es geht hier nicht um "ideale" Rettungsmesser sondern um Messer bei Rettungen.
Und da ist das beste Messer jenes, das einer dabei hat.
Ob das nun spitz, stumpf, abgerundet, tarnfarben oder aus dem Baumarkt ist spielt keine Rolle.

Und je mehr Hansel heulen, dass man "sowas" oder "jenes" nicht braucht und nach Verboten krähen und diese dann auch noch umgesetzt werden, umso mehr Leute lassen ihr Messerchen dann halt zu Hause.

Und wenn dann doch einmal der seltene Fall eintritt, dass es eben um Sekundenbruchteile geht, dann ist im nachhinein das Gejammer groß.

@Investigator
Man kann so einen Schal auch in Bereichen abschneiden, die nicht direkt am Hals anliegen. Abwickeln kann ihn dann der Verunfallte selber :)
 
Man kann so einen Schal auch in Bereichen abschneiden, die nicht direkt am Hals anliegen.
Im Falle einer Rolltreppe zieht es den Kopf genau an die Stelle, an der der Schal eingezogen wird. Da wird es in der Mehrzahl der Fälle kein frei zugängliches Stück Schal geben.

Unser Selbstverständnis im Umgang mit bestimmten Gegenständen muss als "degeneriert" bezweichnet werden.
Ich will mich nicht abens mit Rettungs-Phantisien in den Schlaf wiegen um mir eiun Messer in der Hosentasche zu "erlauben" ....
 
Musst Dir auch gar nichts einreden. Musst nur die Freiräume, die versprochen wurden einfordern.

Ich trage auch meine Einhänder. Legal.
 
Die Schal-Story ist durchaus realistisch, wenn auch nicht alltäglich. Ich habe mich selbst mal fast stranguliert, als beim frei hängenden Abseilen das (zu locker geknotete) Halstuch in einen (zu hoch sitzenden) Abseilachter geriet.
Leider war da das Einhandmesser noch gar nicht erfunden (Springer ausgenommen). Ich mußte ohne Luft zu kriegen mich mit einer Hand sichern (Prusiksicherung hatte ich nicht für nötig befunden, danach allerdings immer!), dann einhändig das Victorinox aus der Tasche friemeln, zwischen die Zähne nehmen, Klinge öffnen und blind am Hals herum das Halstuch kappen. Wie man sieht, ich lebe noch. Meine größte Angst damals war nicht, das Messer nicht aufzukriegen, sondern mir versehentlich in den Hals zu stechen.
Bei mehreren anderen Gelegenheiten mußte ich Kinder aus verhedderten Drachenschnüren oder im Baum hängend und mit den Haaren verheddert losschneiden.
Immer wäre mir eine Klinge mit abgerundeter Spitze das Liebste gewesen, egal wie sie geöffnet wird.
Ich habe oft ein Victorinox Parachutist als Rettungsgerät dabei, wegen der stumpfen Rettungsklinge. Leider ist diese nicht so flott mit Daumen und Zeigefinger zu öffnen wie die normale, spitze Klinge. Was ich übrigens auch beim Vixtorinox Rescue für einen echten Mangel halte. Victorinox sollte statt der spitzen lieber die Rettungsklinge mit stumpfer Spitze einhändig ausführen. Dann wäre dem Ding auch keinerlei Waffencharakter zuzuschreiben.
Bitte nicht mißverstehen, ich bin uneingeschränkt dafür, daß das realitätsferne Trageverbot aufgehoben wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Gedanken gingen mir auch durch den Kopf, als ich vor ein paar Tagen hörte, dass eine Frau von ihrem Schal, der sich in einer Rolltreppe verfangen hatte, erdrosselt wurde.

Da hätte man mit einem Messer sehr gut helfen können.

Dennoch bin ich nicht optimistisch, dass selbst eine Vielzahl von Fällen des positiven Einsatzes von Messern die aktuelle Gesetzeslage verändern würde.

Gruß

sanjuro

Problem kann in diesem speziellen Fall auch die schnell auftretende Bewußtlosigkeit sein, wenn die Blutbahnen Richtung Gehirn abgeklemmt werden ist man schnell handlungsunfähig....
Hier kann auch kein Messer helfen.
 
dass selbst eine Vielzahl von Fällen des positiven Einsatzes von Messern die aktuelle Gesetzeslage verändern würde.
Wo ist das Problem? Die aktuelle Gesetzeslage läßt das Tragen für und den Einsatz von Messern zu solch sozialadäquaten Zwecken doch zu.

Zweifelst Du etwa an der Weisheit unserer gewählten Volksvertreter und an dem Urteilsvermögen und gesundem Menschenverstand der Judikative & Exekutive?
Also wirklich! Ich bin entsetzt! Tststs...

Bis denne!
Frank
 
Wo ist das Problem? Die aktuelle Gesetzeslage läßt das Tragen für und den Einsatz von Messern zu solch sozialadäquaten Zwecken doch zu.

Normalerweise schon! Jedoch kannst du dich darauf verlassen, daß der kontrollierende Polizist das Gesetz auch kennt und genauso auslegt?

Zweifelst Du etwa an der Weisheit unserer gewählten Volksvertreter und an dem Urteilsvermögen und gesundem Menschenverstand der Judikative & Exekutive?
Also wirklich! Ich bin entsetzt! Tststs...

Diese Frage kann ich guten Gewissens mit "JA" beantworten. :haemisch:

Gruß
Gerhard
 
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