Messer in der Hand abgezogen?

volga

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Hallo allerseits,

eben lief bei 3sat (Kulturzeit) ein Bericht, der inhaltlich mit Sklaverei zu tun hatte. In diesem Bericht sah man gestellte (!!!) Szenen, in denen Sklaven die eh schon kurzen Haare zur Glatze geschoren wurden. Dies geschah mit einfachsten, kurzen Messern.
In einer nur wenige Sekunden kurzen Szene war zu erkennen, wie ein Mann ein Messer in der offenen Handfläche abgezogen hat; genau in der Art und Weise, wie man es vom klassischen Lederriemen beim Barbier kennt.

Also: Ist es denkbar, sich die Handinnenfläche mit einem "Schleifmittel" zu belegen (Feiner Sand, Asche, Gesteinsmehl, ... ) und auf diese Weise eine Klinge zumindest behelfsmäßig abzuziehen??

Hat jemand schonmal ähnliches gehört, gesehen, ausprobiert??

Bin mal gespannt ...

volga


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AW: Messer in der Hand abgezogen ?

Also gehört habe ich sowas noch nie, gesehen auch nicht!
Aber wenn man´s recht bedenkt ist Leder ja auch nur Haut von Tieren.
Wenn man also richtig Hornhaut hat, etwas Schleifmittel rein und abziehen, dann ist das Resultat sicherlich nicht so gut wie mit einem echtem Lederriemen, aber irgendwann ist das Messer sicher scharf.

Vielleicht kanns ja mal jemand ausprobieren und dann hier posten?:D

:irre:
 
AW: Messer in der Hand abgezogen ?

Hallo Volga,
ich habe zwar den Beitrag im TV nicht gesehen, kann mich aber noch gut erinnern wie mein Vater früher schnell sein Messer an der Handaußenseite abgezogen hat. Allerdings hat er sich immer nass mit dem Messer rasiert und daher bestimmt die Übung. Ob das mit der Hand eines Verwaltungsangestellten möglich ist wage ich zu bezweifeln. Außer er ist Hobbymesserschmied oder Gärtner im Nebenberuf.
Wie schon geschrieben, hatt unsere Haut ja auch eine Lederschicht.
 
Ein Abziehriemen beim Barbier ist ein Lederriemen, der nicht "mit Schleifmittel belegt" ist. Ein Abziehen der Klinge in der blanken Hand ist durchaus möglich.
 
Hallo zusammen,
von ein paar "Nassrasierern" hab ich gehört, dass es etwas bringen soll vor dem 2. Durchgang ein Rasiermesser auf dem Handrücken abzuziehen. So dünn wie ein Rasiermesser ausgeschliffen ist, kann ich mir vorstellen, dass es etwas bringt (,dass man einen umgebogenen Grat aufrichtet). Ich für mich kann sagen, dass es keinen Unterschied macht. Wobei nicht klar ist, ob es daran liegt, dass es keinen Effekt hat, oder ob ich einfach nicht feinfühlig genug bin.

Grüße
Christoph
 
Ich kann mich erinnern, dass in der Eröffnungsszene von "Mein Name ist Nobody" Henry Fondas Figur eine Rasur von einem (falschen) Barbier geben lässt.

Da der ihm eigentlich die Kehle durchschneiden will, sieht man schön in Nahaufnahme, wie der Killer das Rasiermesser auf der Handfläche abzieht, dann ansetzt und dann ... das Klicken eines gespannten Hahns ... :super:
 
Das mit dem Handabzug funktioniert bei Rasiermessern gut. Ich rasiere mich mit dem Messer, ach was, mit den Messern. Es sind mittlerweile mehr als 20, und bei allen, auch bei den alten englischen Wedges, geht das. Natürlich nicht auf alle Zeiten, aber auf Reisen nehme ich - wenn es nur ein paar Tage sind - keinen Riemen mit, sondern regele das Abziehen auf dem Ballen der Kleinfingerseite. Mach ich inzwischen auch instinktiv mit meinen "richtigen" Messern als letzten Arbeitsgang.
Objektiviert (also mit Mikroskop oder Lupe) hab ich das noch nicht, aber fürs Rasieren haut das ganz gut hin.

Auch nach dem Rasieren und Abtrocknen des Messers gehe ich über den Ballen bzw. die Handkante. Wenn ich auf Reisen nur ein Messer mitnehme, dann brauch ich noch nicht mal zu ölen. Handballen reicht.

Das alles setzt eine gute Grundschärfe voraus, da muß man vorher schon investieren.
 
Ich geh mal in `ne andere Richtung damit.

Mein Lehrmeister hat mir damals (1986-´89) in meiner Schreinerlehre ebenfalls diesen Kniff beigebracht, frisch geschärfte und auf dem Stein abgezogene Stechbeitel (Stemmeisen) zum Abschluß noch in der Handinnenfläche abzuziehen, was darauf hin eine "polierte" Schneide hervorbringt.

Und das wirkt in der Tat.
Nur die kleinste Unachtsamkeit dabei ließ da damals ein paar wenige Male die rote Tinte fließen.

Mit Messern, egal ob Klapper oder Fixed, funktioniert das meiner Ansicht nach allerdings nicht so gscheid, weil die Ziehrichtung der Schneide aus der Handfläche raus nicht im rechten Winkel verlaufen kann.

Aber womöglich mag da der eine oder andere durchaus seine eigene Technik eingeübt haben.
Nur das Ergebnis zählt, und solch eine abgezogene Schneide ist über jeden Zweifel erhaben.

In der heutigen Zeit, wo jeden Tag ein neues, immer besseres(!) Schleifmedium angepriesen wird, ist es allerdings traurig anzusehen, wie die alten handwerklichen, erfolgserprobten Tricks und Kniffe in Vergessenheit geraten, die vor Jahrzehnten, ja vor Jahrhunderten, schon beste, man möge behaupten auch heute noch unerreichte Ergebnisse brachten.

Nicht daß jetzt einer meint, ich möge ihm seine Schwabbelscheibe oder seinen Streichriemen madig reden.
Im Grunde gehen beide dem selben Zweck nach.

Nur, so weich wie meine Handfläche war noch keins von allen.

Wie gesagt, das Ergebnis spricht stets für sich.
 
Ich habe eigentlich immer schon meine Messer beim "letzten Schliff" über die Handinnenfläche "gezogen".
Mir war, bevor ich mich hier etwas eingelesen habe, nicht bewußt dass das Schärfen von Messern so eine "Wissenschaft" ist.

Jedenfalls, ich fahre mit meinen Messern regelmäßig ein paar mal über meine Handfläche und bilde mir schon ein das das etwas bringt.
 
Das mit dem Handabzug funktioniert bei Rasiermessern gut...
Also doch kein Mythos.
Mir wurde nämlich auch einst erzählt, dass mein Opa seine Rasierklingen am Handballen abgezogen hat.
Überliefert ist zudem, dass als Schleifmittel Zigarrenasche gedient haben soll. Wenn man gerade welche hatte, denn Zigarren waren in der Zeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg eben so selten wie neue Rasierklingen.
 
Warum soll das nicht gehen ?
Am geeignetsten- oder eigentlich allein geeignet- ist die Handinnenfläche auf der Kleinfingerseite, wie Herbert richtig beschrieben hat.
Ich rasiere mich -soweit ich das überhaupt tue- ausschließlich naß und zwar den unteren Bartrand vom Ansatz unterm Ohr über den Adamsapfel.
Über die Vorgehensweise denke ich schon gar nicht mehr nach.
Ich lasse heißes Wasser über das Rasiermesser laufen-einen wirklichen Grund könnte ich dafür nicht angeben- und fahre dann mit der Klinge ein paar mal flach über den Handballen.
Dabei kann an sich nicht viel an der Klinge passieren, die Rasur wird aber spürbar sanfter.
Wer es noch schärfer haben will-Ihr wisst ja, die Zunge wirkt noch sanfter.
 
Hallo Ulrich,
dass mit der Zunge ist herrlich, ich stelle es mir grade bildlich vor. So vorm Spiegel dass Gesicht eingeschäumt, das Rasiermesser auf der Zunge, die Tür geht auf und die Dame des Herzens steht in der Tür.

By the way was ist dann mit den Leuten die eine gespaltene Zungen haben?

Grüße und einen schönen Samstag Abend.
Christoph
 
Hat den keiner ein geeignetes Auflicht-Mikroskop?um den Vorgang genauer zu erforschen,die Angeschriebene"Politur" durfte wohl nicht zustande kommen.
 
Hallo Urgestein,
an Mikroskop und Kamera haperts nicht. Das Problem ist die Vergrößerung. Bei entsprechender Vergrößerung reden wir von entsprechend geringer Tiefenschärfe. Das wiederum hat zur Folge, dass ein entsprechend großer Gegenstand reproduzierbar positioniert werden muß. Meine Versuche sind bisher (aus Zeitmangel) gescheitert.
Das Ideale wäre allerdings ein REM......

Grüße
Christoph
 
Hallo Urgestein,
das Problem bei den Mikroskopen ist, dass es fast keine mit in der Neigung verstellbaren Tischen gibt.
Und wenn es so einfach wäre, hätte es bestimmt schon jemand gemacht.
 
Ich weiss nicht, ob die Keyence Mikroskope nicht ein wenig teuer sind. Wir hatten uns in der Firma mal eins angeschaut, aber leider nicht angeschafft. Das war ein normales Auflichtmikroskop, bei dem für eine ordentliche Tiefenschärfe der Fokus automatisch verfahren wurde, das Bild war dann aus den scharfen Bereichen der unterschiedlichen Fokusstufen zusammengesetzt, so dass ich auch bei der schrägliegenden Schneide (ichm usste natürlich gleich mein Messer ausprobieren ;-) ) eine gute durchgehende Schärfe bei ordentlicher Vergrößerung (ich glaube 800-fach) hatte. Leider sollte das Ding mit der Software ca. 30.000 Euro kosten, wenn ich mich recht entsinne, daher haben wir es dann doch nicht gekauft.

Es gibt kleine Taschenmikroskope, die 80 bis 100 fach vergrößern, bei denen man gut erkennen kann, wie die Schneide ausssieht, aber wenn man dadurch versucht Fotos zu machen, erkennt man deutlich weniger als beim Durchblicken mit dem eigenen Auge.
 
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