Messer mit Schildpatt - Zeigt her eure Exemplare

Quadrat

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Zum Thema "Schildpatt" im Bezug auf Messer gibt es hier im Forum leider noch kein Thema.
Es wäre doch spannend, was wir hier an schönen Antiquitäten vorzeigen können. 🐢

Ich bin sehr gespannt auf eure Exemplare, die ja vermutlich alle ziemlich alt sein sollten.

Jedenfalls finde ich dieses Naturmaterial für die Beschalung von Messergriffen sehr spannend.
Trotzdem ist es natürlich gut und richtig, dass der Handel mit Schildpatt seit 1975 hierzulande verboten ist.

Darum findet man Messer mit Schildpattbeschalung auch relativ selten, zumindest meiner Erfahrung nach.
Als passionierter Flohmarktwühler habe ich bis dato jedenfalls noch kein Exemplar ausfindig machen können.

Und wenn, dann handelte es sich um Schildpattimitate aus verschiedenen Kunststoffen.


Bei diesem kürzlich ergatterten Exemplar handelt es sich jedoch zweifelsfrei um richtiges Schildpatt.
Dies bestätigte mir die durchgeführte Glühprobe.

Unter der Betrachtung mit einer Lupe, kann man auch sehr schön die einzigartige Struktur des Schildpatts erkennen.
Die leuchtenden Farbpunkte und das fleckige Erscheinungsbild des Schildpatts kann man bei einiger Vergrößerung gut erkennen.

Leider ist dieses Exemplar nicht gemarkt, besticht jedoch durch eine exzellente Verarbeitung, die mich begeistert.

Hier wackelt nichts, es gibt kein Klingenspiel und alle Federn dieses dreilagigen Neunteilers arbeiten wunderbar stramm und weich.
Zudem sind die Neusilberliner schön gerändelt. Spaltmaße oder Unsauberheiten in der Verarbeitung suche ich hier vergebens.

Ein feines Detail ist auch der Zahnstocher, der wie die Beschalung aus Schildpatt besteht.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieser bei solchen Messern nicht selten abgebrochen ist. Hier ist er vollkommen intakt.

Sowieso ist das gute Stück in einem hervorragenden Zustand. Alle Werkzeuge wirken unbenutzt und ohne Krazter oder Beschädigungen.
Eine Altersbestimmung ist hier für mich ziemlich schwer, aber von der Bauart her würde ich schätzen, dass es mindestens 100 Jahre auf dem "Panzer" hat.

In jedem Fall für mich ein kleines Highlight. Es bekommt einen besonders guten Platz in meiner Vitrine. :cool::

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Und nun freue ich mich natürlich auf hoffentlich weitere, schöne Schildpattmesser.
 
Tolles Messer, tolle Fotos im passenden Setting!
Beim Alter würde ich auch grobe 100 Jahre schätzen.
Mag ein paar Tage dauern, dann hänge ich Bilder meiner Schildpatts dran. Ist ein ungewöhnlich schönes Material, das ein extra Thema verdient hat. Danke für den Anstoß dazu.

Abu
 
Gibt anscheinend nicht so ganz viele Messer mit Schildpatt. Einige von mir...

3x Böhmen; ein kleines Drasche zwischen zwei Frenzel, vor WK1 bis ca. 1920er.
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Die Franzosen hatten schon immer ein Faible für schöne Dinge.
Ungemarktes Nogent, Alter 1930er?
Eloi Perner, MOF, 1960er
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Pernet war Edelhersteller für Luxusmarken wie zB Hermes. Obstklinge und Platinen vergoldet.

Abu
 
Im Zusammenhang mit Aufzeichnungen Tuttlinger Messerschmiede bin ich auch auf die Verwendungen und Verarbeitung von Schildpatt gestoßen. Das passt hier ganz gut hinein, denke ich. Besonders auch mit Blick auf die Leuchtkraft.

Zitat:
„Schildpatt wird aus den Platten des Rückenschildes der in allen Weltmeeren lebenden Karette-Schildkröte gewonnen. Das Rückenschild liefert 13 Platten von 3-4 mm Dicke von gelbroter oder gelber Farbe mit schwarzbraunen Flecken und Flammen, durchscheinend oder durchsichtig. Diese Platten sind spaltbar, durch Hitze erweichbar, beliebig biegbar oder flach gepreßt im Schraubstock zwischen 2 Eisenplatten und anschließend in kaltem Wasser wieder zu erhärten. Schildpatt ist dichter und elastischer als Horn, blättert nicht ab und ist polierfähig.
Bei durchsichtigen Schildpattschalen wurde zwecks Erhöhung der Leuchtkraft ihre Unterseite mit „Goldschaum" (Blattgold) belegt. Goldschaum, gediegenes Gold aus Südafrika, wurde in Chromlederhüllen unter einem Federhammer auf 0,00014 mm Dicke reduziert.“

Abu
 
Bei durchsichtigen Schildpattschalen wurde zwecks Erhöhung der Leuchtkraft ihre Unterseite mit „Goldschaum" (Blattgold) belegt. Goldschaum, gediegenes Gold aus Südafrika, wurde in Chromlederhüllen unter einem Federhammer auf 0,00014 mm Dicke reduziert.“
Ein weiteres Zeichen dafür, daß echtes Schildpatt schon immer ein Material für die "besseren" Messer war - elegant, aufwändig, teuer ... und es dementsprechend gerne kopiert wurde. Danke @Abu für die zeitgeschichtliche Ergänzung - ich wußte bisher noch nicht, daß Schildpatt mit Blattgold unterlegt wurde. Man lernt ja nie aus.
 
... Aufzeichnungen Tuttlinger Messerschmiede ... Verarbeitung von Schildpatt
... gediegenes Gold aus Südafrika, wurde in Chromlederhüllen unter einem Federhammer auf 0,00014 mm Dicke reduziert.“

Ich kenne aus der Werkzeugindustrie "alte" händisch betriebene Federhämmer und die Anwendung z.B. zum Pätten von ausgestanzten Messerteilen.
Wenn ich richtig umrechne, entsprechen 0,000014 mm 14 Millionstel mm ... soch eine Maßhaltigkeit erscheint mir in der Messerindustrie weder machbar / erzielbar noch kann ich mir vorstellen, dass eine derartige dünne Goldschicht aus einer "Chromlederhülle" entfernt und auf die Platine eines Taschenmessergriffs aufgetragen werden konnte.

"Man lernt ja nie aus" ... aber Fake News oder Mißverständnisse gab es sicherlich auch bereits in der Vergangenheit.

cut
 
In der Tat, sehr schön 🤩 - und ungewöhnliche Lage des Korkenziehers!!! Hab ich bisher noch nicht so gesehen, oder nie beachtet.
Ist dir etwas über BÜHLER bekannt, Schweiz?

Abu
 
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