Messer Selbstbau - Fragen

Christoph2

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Hallo!

Ich habe vor, mein erstes Messer aus N690 Stahl zu bauen. Es soll ein Outdoor/Bushcraftmesser mit 10 cm Klingenlänge werden. Der Schwerpunkt liegt aber an guter Schneidfähigkeit, weniger auf Robustheit (robuste Messer habe ich eh). Darum wird die Klinge nur 3,5mm dick, mit einem Flachschliff bei einer Klingelbreite von 3cm.
Ich habe schon einiges gelesen, aber ein paar Fragen habe ich noch, auch ob die Reihenfolge soweit stimmt. Wäre super wenn ihr mir helfen könntet.

Ich werde den Umriss mit einer CNC Fräse ausfräsen, und die Schneide mit Bandschleifer und Feile machen. An der Schneide lasse ich etwa 0,4mm (?) stehen, und gebe es dann zur Härtung.
Nach dem Härten schleife ich es nochmal kurz mit Schleifpapier ab, damit es wieder silber ist. Ich hätte auch gern ein "Stonewashed Finish". Auf youtube habe ich schon videos gesehen, in denen Leute fertige Klingen in einer Dose mit Steinen im Wäschetrockener geschleudert haben. So würde ich es auch machen, nach dem härten.

Und dann kommt glaube ich der schwierigste Teil...
Wie bekomme ich es scharf? Das geht nach dem Härten wahrscheinlich nur noch mit Schleifsteinen, und dauert sicher sehr lang. Welche Körnungen/Steine empfehlt ihr? (Möglichst billig bitte, bin Student).
Um einen kompletten Flachschliff zu bekommen, müsste ich ja auf jeder Seite der Schneide auf der gesamten Fläche 0,2mm wegnehmen. Das wird aber nach dem Härten zu aufwändig sein, weil es zu hart ist, oder? Nimmt man nach dem Härten überhaupt noch was von der gesamten Fläche weg, oder schleift man nur auf den 2mm ganz an der Schneide einen stumpferen Winkel?

Ich hoffe das waren nicht zu viele Fragen.

lg
Christoph
 
Ich würde mir einen günstigen Kombistein 120/240 aus dem Baumarkt holen. Gibt es oft schon für 5 Euro.
Und dann noch einen guten Kombistein (z.B. von Leo) in den Körnungen 1000/3000 oder 1000/6000.
Dauert zwar dann etwas mit dem großen Sprung von 240 auf 1000, aber das geht schon mit etwas Zeit.

Ich würde eine extra Schneidphase mit ca. 30° anlegen. Da brauchst du nicht soooo viel wegnehmen.
Auch würde ich vor dem Härten auf nur 2/10 runter gehen. Das sollte reichen. Dann hast du danach auch weniger Arbeit, bzw. grundlegend eine noch bessere Geometrie.

Grüße,

Marco
 
Moin Christoph,

Wenn es dir auf eine sehr gute Schneidfähigkeit und gleichzeitig lange Standzeit der Schneide ankommt, würde ich ganz klassisch Wolframstähle empfehlen.
Sowas wie einen guten 1.2442, 1.2516 oder 1.2419.

Das sind vorzügliche Stähle, lassen sich gut bearbeiten, einfach härten und besitzen (eine richtige WB vorausgesetzt) hervorragende Eigenschaften für Messer, besonders für feinschneidende Messer die trotzdem was abkönnen und die Schärfe lange halten. Nachteil ist, dass sie nicht rostfrei sind - aber das kann man verkraften.

Schärfen kann man auch z.B. an einem Bandschleifer mit feinem Band (400er) wenn man danach noch an einer Polierscheibe abzieht. Man soll sich wundern, wie scharf das wird! Ansonsten empfehle ich dir Diamantplatten zum schärfen.

Gruß,
Marius
 
Ich hab jetzt nicht so die Erfahrung mit N690 aber ich laß immer deutlich mehr Material an der Schneide stehen damit sich die Schneide beim Härten nicht wellt. Kann nämlich durchaus passieren daß sich die Schneide, weil weniger Material vorhanden ist, deutlich schneller erwärmt und ausdehnt als der Rest des Messers und sich dadurch verzieht bzw. in Wellen legt und sowas läßt sich fast nicht mehr richten.
Ich mach zwar mehr Kochmesser (und da nicht viele) und härte auch nicht selber aber zur Sicherheit dünne ich immer nach dem Härten aus. Ist zwar eine Schweinearbeit und man muß extrem aufpassen daß die Klinge nicht zu heiß wird aber bevor sie komplett zu verwerfen ist mach ich es lieber so. Als Stahl hab ich nur 1.2510 in Verwendung der bei deutlich niedrigeren Temperaturen gehärtet wird, also nochmal ein Argument nicht zu dünn auszuschleifen vor dem Härten.
Um eine Schneide anzubringen mußt Du nicht die ganze Fläche abtragen, eine schmale Schneidfase sollte reichen. Alternativ könntest Du aber auch keinen kompletten Scandi-Schliff machen, bei 3,5mm durchaus noch brauchbar.

Grüße,
Günther
 
Hi!!!

Nimm ruhig den N690. Alternativ geht auch der RWL 34. Beide sind rostträge Stahlsorten, lassen sich relativ einfach bearbeiten und verziehen sich beim Härten nur sehr wenig, meist garnicht. Und sie werden für den Hausgebrauch schön scharf.

Spare Dir die CNC für den Klingenumriss, bohre statt dessen den Umriss aus und schleife die Feinkontur am Bandschleifer.
Lass an der Schneidkante 0,5 ... 07mm stehen und schick das ganze zu Stefan Steigerwald zum Härten.

Zum Schärfen kannst Du Dir ein Lansky-Set mit Diamant-Schleifkörper
und einen zusätzlichen gelben Schleifkörper mit der extrafeinen Schleifkeramik holen. Die habe ich seit Jahren in gebrauch.
Das ist bei langen Klingen zwar etwas mühsam, aber damit kannst Du sehr einfach den Schleifwinkel einhalten.
Nimm aber nicht das Schleiföl, das gibt eine große Sauerei. Mit Wasser funktioniert es auch, zur Not tut es auch Spucke.

Wenn Du am Bandschleifer schärfen willst, muss Du eine Drehzahlregelung haben, damit die Schneide nicht ausglüht und wieder weich wird.

Schönen Tag

BMW_Buddy
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

danke für die vielen Antworten!
Eigentlich wollte ich eh einen rostenden Stahl. Ich hab den N690 aber dann bei einem Messermacher in Wien gekauft, bei dem ich oft vorbeigehe. Der hat nur rostträge Stähle in der Dicke gehabt, drum hab ich den N690 genommen.
Ich habe heute versucht, die Kontur des Messers auszufräsen. Das Ergebnis seht ihr auf dem Bild - Man könnte es eher "anzeichnen" nennen...

q58fpzur.jpg


Für 1,3mm Tiefe habe ich zwei Fräser gebraucht. Den Rest werd ich mit der Flex und der Feile machen.
Bandschleifer hab ich leider keinen gescheiten, nur so ein Hofer (Aldi) Ding. Darum wollte ich eher mit Feilen und Schleifsteinen arbeiten.
Die nächsten Tage schau ich mal in einen Baumarkt, was die so haben.

lg
Christoph
 
Spar Dir das Geld für den Bandschleifer, im Baumarkt bekommst eh wahrscheinlich nicht das was Du brauchst oder möchtest.
Schau mal hier: http://www.messerforum.net/showthread.php?122017-First-Knife-Kit-Messer-Bausatz
Christian von Oak Valley Knifes hat hier ein wenig die Arbeiten an seinem Anfängerkit beschrieben. Ich hab ihm damals bei der Beschreibung der Arbeitsschritte ein wenig geholfen und die ist sehr umfangreich. Der Bausatz wird komplett nur mit Feilen und Schleifleinen bearbeitet wodurch sich der finanzielle Aufwand für Maschinen in Grenzen hält.
Wenn Du einen Handbandschleifer von Aldi hast dann kannst den auch mit dem Schleifband nach oben auf die Werkbank spannen und den so verwenden, so hab ich angefangen. Geht auch ganz gut aber die Bandgeschwindigkeit ist etwas zu niedrig weil eher für Holz gedacht.

Grüße,
Günther
 
N690 kannst Du ruhig bis 0,2 oder 0,3 mm ausschleifen, die Härterei von Steigerwald schafft das ohne Verzug mit 60 HRC.
Ich schleife diesen Stahl bis Korn 400 vor dem Härten. Manchmal war die Schneide schon fast scharf, Verzug hatte ich nie, Stahldicke roh zwischen 1,5 mm und 5,5 mm.
Nur bei einem nicht rostträgen Stahl (z.B. 1.2842) würde ich etwa 0,8 oder 1 mm stehen lassen (Auskunft von Wolf Borger, er ruhe in Frieden).
Gruß polarbaer
 
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