Messerklingen härten mit Hilfe von frischen Rinds-Klauen

torel

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http://www.schwertkunst.de/Alte Schmiedekunst.htm

Vielleicht ist ja für den ein oder anderen eine Anregung dabei:confused:

Ein kleiner Auszug: "Man nimmt frische Rinds-Klauen, läßt die warm werden und schlägt mit dem Hammer auf der Seiten darauf, so springet das Marck heraus, das trocknet man auf einem Ofen, und legt es mit Messern schicht-weise, in einen darzu geformten Topff, doch daß allezeit zwey überschüssige darbey seyn, die man heraus nehmen, und darmit probieren kann, ob alles wohl zu Stahl worden; und wann man es noch einmal also machet, so werden sie recht hart."

Interessant wäre die Quelle dieser Ausführungen.
 
Ist 'ne alte Jacke: Zementieren mit Hilfe von Horn oder Leder. Ist sehr aufwendig, dauert lange und stinkt bestialisch. Da es mittlerweile Stahl mit genügend hohem C-Anteil zu kaufen gibt, kann man so was zwar mal als "historischen" Versuch in's Auge fassen, aber kaum jemand wird das dauernd machen (wollen).

Achim
 
Verkohltes Klauenmehl oder Lederkohle sind in der Tat geradezu klassische Mittel zum Aufkohlen. Gegenüber reiner Holzkohle haben sie den Vorteil, daß sie auch ganz leicht nitrieren und die Oberfläche aufnahmefähiger für das Eindringen des C machen. Dadurch verkürzt sich die Zeit deutlich und auch die Einsatztemperatur kann gesenkt werden- also etwa von 1 Woche Erhitzung auf über 1100 Grad C auf 10 Stunden bei 1000 Grad.
Experimente mit diesen einfachen Mitteln machen Freude, sind lehrreich und durchaus wirksam. Sie sind auch geeignet, Menschenkenntnis zu sammeln: Sind die Nachbarn wirklich so tolerant, wie sie sich geben ?
MfG U. Gerfin
 
Sind die Nachbarn wirklich so tolerant, wie sie sich geben ?
:D :D :D Der war gut! Aber der Geruch muss ja wirklich ziemlich uuuarrgh sein...

Kannst du das mit dem Nitrieren vielleicht kurz näher erläutern? Nur so Interessehalber, hat ja bestimmt was mit Stickstoff zu tun, oder? (Schreib grad meine Diplomarbeit, die ziemlich viel mit N zu tun hat, aber gaaanz anderes Gebiet.)

Ciao, Basti
 
linker-blinker schau mal im Web unter Carbonitrieren nach. Da sind genug leicht verständliche Quellen aufzufinden.

Ulrich, ich habe ein paar Freunde in Frankreich, die diese alten Verfahren, vor Allem unter Verwendung von Leder und Lehmmantel und immer mit Rennofenmaterial, in allen möglichen Varianten nachvollzogen haben. Wie Du schon sagst, das ist lehrreich und wirksam und kann viel Spaß machen.

Achim
 
Verkohltes Klauenmehl oder Lederkohle sind in der Tat geradezu klassische Mittel zum Aufkohlen. Gegenüber reiner Holzkohle haben sie den Vorteil, daß sie auch ganz leicht nitrieren und die Oberfläche aufnahmefähiger für das Eindringen des C machen. .....
Diese einfachen Eiweiße enthalten nicht unerhebliche Mengen Schwefel. Da würde es mich interessieren, ob dieser nicht auch einen Einfluss auf den Stahl hat - vermutlich keinen positiven.

Gruß

sanjuro
 
Schwefel im Stahl wäre natürlich äußerst unerwünscht, insbesondere wegen der damit verbundenen "Rotbrüchigkeit" und allgemeinen Zähigkeitsminderung. Man fügt ja schwefel den sogenannten "Automatenstählen" bewußt zu, damit sie sich schneller und leichter drehen lassen, wobei der Span kurz und bröckelig wird.
Ich habe mir vorgestellt, daß der Schwefel durch das Verkohlen unschädlich gemacht wird- bzw abgeführt wird- der unangenehme Geruch beim Verkohlen von Leder und Horn beruht doch auf schwefelverbindungen ???-Das müßte sanjuro eigentlich am besten wissen.
MfG U. Gerfin
 
....Ich habe mir vorgestellt, daß der Schwefel durch das Verkohlen unschädlich gemacht wird - bzw abgeführt wird - der unangenehme Geruch beim Verkohlen von Leder und Horn beruht doch auf Schwefelverbindungen ???.....
Genau, Ulrich!

Aber ich habe meine Frage nicht korrekt formuliert: wenn Schmiedekohle vor dem Einsatz abrauchen soll, um unerwünschten Schwefel zu entfernen, müsste dann bei der Verwendung von (frischen) Rindsklauen nicht ähnlich vorgegangen werden?

Dann könnte man aber nicht mehr nach der Vorschrift verfahren, und damit wäre das ganze Verfahren in Frage gestellt.

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist ja witzig...

Ich hatte vor einigen Tagen ein Gespräch mit einem alten türkischen Schmied, der mir zur Feststellung der Härtetemperatur empfahl, geriebenes Ziegenhorn auf die Klinge zu streuen.
Sobald dieses schmilzt und Blasen schlägt, soll die empfohlene Temperatur erreicht sein.
Eventuell stammt diese Methode ja aus der gleichen Ecke (traditionell, nicht geographisch).

Grüße,

Christoph.

edit: Wirklich witzig... auf der Recherche zu einem aktuellen Projekt bin ich auf folgende Seite gestossen:

http://members.aol.com/illinewek/faqs/case.htm

Ich habe nach Möglichkeiten einer Bunthärtung gesucht, da ich diese gerne auf einem Parierstück anwenden möchte.
Auch hier wird die Verwendung von Leder- und Hornkohle empfohlen, da der Effekt besser sei als bei einfacher Holzkohle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kurz eine Spezialinfo für sanjuro: Haedicke beschreibt in dem Kapitel über die Anfertigung von Nähnadeln um 1900 zwei Vorgehensweisen. Zum zweiten Verfahren,bei dem die Nadeln nicht aus Stahldraht gefertigt werden, schreibt er:" Handelt es sich indessen um Eisendraht, so ist zunächst die Umwandlung desselben in Stahl erforderlich. Dies geschieht durch Zementieren. Die Nadeln werden mit gemahlenem Klauenpulver, mit oder ohne Holzkohle, in eiserne eckige oder cylindrische Gefäße gepackt und in einem hierfür geeigneten Ofen, in der Regel in größerer Zahl, etwa 12 Stunden lang geglüht. Hierbei wandert der Kohlenstoff des Packungsmaterials in das Eisen und wandelt dieses zu Stahl um ".
Die lange Zeit, die es für das Aufkohlen mit diesem Mittel braucht, hat mich doch etwas erstaunt. Auch mit modernen Mitteln zum Aufkohlen- klassisch ist die Zugabe von Bariumkarbonat als Katalysator- braucht das Verfahren seine Zeit, aber eine Nadel wäre in einer guten Stunde so ziemlich durchgekohlt.
MfG U. Gerfin
 
..... Handelt es sich indessen um Eisendraht, so ist zunächst die Umwandlung desselben in Stahl erforderlich. Dies geschieht durch Zementieren. Die Nadeln werden mit gemahlenem Klauenpulver, mit oder ohne Holzkohle, in eiserne eckige oder cylindrische Gefäße gepackt und in einem hierfür geeigneten Ofen, in der Regel in größerer Zahl, etwa 12 Stunden lang geglüht. Hierbei wandert der Kohlenstoff des Packungsmaterials in das Eisen und wandelt dieses zu Stahl um ".....
Vielen Dank, Ulrich, für diese interessante Information!

Bei dem Energieaufwand müssen ja Nadeln wirklich recht teuer gewesen sein!

Gruß

sanjuro
 
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