Messermacher-Workshop in der Böker Manufaktur in Solingen

painless potter

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Am 3. und 4. November dieses Jahres fand in den Werkshallen der Firma Böker in Solingen ein Messerbauseminar mit den beiden renommierten Messermachern Armin Stütz und Thomas Künzi statt. Der Kurs richtete sich ausdrücklich auch an Teilnehmer ohne Vorkenntnisse und so war es für einige wohl das erste Mal, ein Messer selbst zu bauen. Mein Ergebnis hatte ich bereits in der Galerie gezeigt mit erfreulich großem Anklang.
Nun möchte ich euch anhand einiger Bilder gern den Ablauf demonstrieren. Für mich als relativ neu-infizierter vom Messerbauvirus lag der Reiz darin, zum einen ein handgefertigtes Custommesser zu machen, zum anderen aber das Ganze unter Zuhilfenahme professioneller Industriemaschinen, die man im normalen Bastleralltag nie zu Gesicht bekäme, zu bewerkstelligen.

Zu Beginn wurden die 10 Teilnehmer in zwei Gruppen geteilt, so dass jeder der Seminarleiter jeweils fünf angehende Messerbauer zu betreuen hatte. Bernd Schlemper vom Vertrieb der Firma Böker zog die Fäden im Hintergrund und vier Mitarbeiter aus der Produktion standen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite:

Kazim Dilbas, Leiter Montage,
Klaus Schürmann, Leiter Schalenabteilung
Michele Niro, Leiter Handpliesterei, Messerabzug
Aydin Uzun, Leiter der Schlosserei.

Ich war in der Gruppe von Armin, daher ist er auch öfter auf den Bildern zu sehen als Thomas.

Bild 1

Zunächst erfolgte die Auswahl der Rohlinge. Mehrere Modelle standen zur Auswahl, man hatte also die Qual der Wahl. Ich entschied mich für das Modell J.F.2, das es mir schon im Vorfeld angetan hatte. Obwohl alle Materialien gestellt wurden, hatte ich ein Stück Mammutelfenbein mitgebracht, da ich mit diesem Material gänzlich unerfahren bin und mir von den Profis dazu gute Ratschläge erhoffte. Dies stellte sich später als Glücksfall heraus, denn Klaus Schürmann aus der Schalenabteilung erwies sich als sehr erfahren im Umgang mit Mammut. (und nicht nur damit)

Die Rohlinge mussten nun plangeschliffen werden. Die erfolgte wahlweise am Bandschleifer oder die ganz Faulen ließen dies an der Planfräse erledigen. Wunde Finger vom Schmirgeln gab es später ja noch genug.

Bild 2

Nun hieß es, die Ratterspuren des keramischen Schleifsteins zu beseitigen.

Bild 3

Das ist mühsamer als man glaubt. Zuerst mit 100er, dann 180, 320, 500… dann feststellen, dass zu viele Riefen übersehen wurden und also noch mal von vorne!

Bild 4 + 5

Als nächstes musste der Klingenschliff angezeichnet werden. Dafür färbte Armin die Schneide mit blauem Edding ein und der gewünschte Anschliff wurde angezeichnet. Hierzu zeigte Armin ein selbstgebautes Streichmaß, ein Stück Messing mit einer Reißnadel und verstellbarem Anschlag.

Bild 6, 7 + 8

Nun kam der eigentliche Klingenanschliff am Bandschleifer im gewählten Winkel. Ich entschied mich für einen durchgehenden geraden Schliff bis zu Klingenrücken. Da hätte ich mir das mühsame Planschleifen im Schneidenbereich schön sparen können, aber Lehrjahre sind ja bekanntlich keine Herrenjahre und das übt ja ungemein! Die eine Seite hat Armin mir gezeigt, bei der anderen musste ich selber ran.

Bild 9 + 10

Die Klinge wurde dazu in eine Vorrichtung mit einstellbarer Neigung gespannt, da der Freihandschliff wohl mehr etwas für Geübte ist. Die Gruppe um Thomas Künzi musste glaube ich frei Hand schleifen, der hatte eine härtere Handschrift, der Thomas…
 

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Teil 2

Und jetzt, man glaubt es kaum: wieder schmirgeln! 180, 320, 500… Mist, noch Riefen: 180, 320, 500… was ist DAS denn? Und so weiter. Irgendwann war man zufrieden oder hatte keine Lust mehr. Wie perfekt muss das erste selbstgebaute Messer sein?

Bild 11

Nun war der Klingenanschliff fertig. Armin achtete sehr darauf, dass die Schneide nicht zu dünn ausgeschliffen wurde, da nach dem Härten noch genug Material für den Anschliff verbleiben musste. Die Backen wurden angekörnt und die Pins aus demselben Material abgeschnitten und einseitig pilzförmig aufgetrieben für die Vernietung. Dann wurden alle notwendigen Bohrungen durchgeführt. Eine exakte Planung ist hilfreich, damit man nicht in die Verlegenheit kommt, später nach dem Härten noch bohren zu müssen.

Bild 12

Am Nachmittag des ersten Tages wurden die Klingen von Aydin gehärtet. Aus dem Ofen wurden die Rohlinge in Härtöl eingetaucht und geschwenkt. Das Anlassen geschah dann über Nacht.

Bild 13 bis 16

Am nächsten Tag ging es weiter mit der Griffmontage.

Bild 17

Nun konnte vernietet werden. Hier ist KEIN Kleber im Spiel. Armin erklärte uns, dass beim Nieten ohne Kleben kein Spalt mehr sichtbar ist, während bei Kleber immer eine Trennlinie zwischen den Materialien bleibt.

Bild 18

Zwischenzeitlich hatte Klaus aus meinem mitgebrachten Mammutstück die Filetstücke abgespalten und plangeschliffen. Nach langen Diskussionen, ob die Vernietung der Griffschalen sichtbar sein sollte oder nicht (es gab hier zwei kontroverse Lager), entschied ich mich für eine nicht sichtbare Fixierung, weil ich finde, dass die markante Oberfläche des Elfenbeins nicht durch zwei Punkte gestört werden sollte. Die Pins stecken in Sacklöchern und fixieren nur die Klebung.

Bild 19 + 20
 

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Teil 3

Mit 5 Minuten-Epoxydkleber geklebt und danach konnte es schnell weitergehen.

Bild 21

Das überschüssige Material wurde dann grob am Bandschleifer und fein per Hand abgenommen und die entgültigen Finishs angelegt bis zur Politur.

Bild 22

Um Missverständnissen vorzubeugen: Es sieht so aus, als ob die Messer von Armin und den Bökerleuten komplett gebaut wurden. Dem war natürlich nicht so. Sie haben die Schritte gezeigt und demonstriert, halfen wenn nötig, aber die meisten Arbeiten wurden von den Teilnehmern selbst durchgeführt, ausgenommen das Härten und der Endschliff. Letzteres wurde von Michele professionell und in sagenhafter Geschwindigkeit erledigt.

Bild 23, 24 +25

Zum Schluss noch abziehen am Lederrad…. Und es ist scharf!!!

Bild 26 + 27

Mein fertiges Messer nach dem Schärfen!
(Ihr könnt es auch nochmal von allen Seiten in der Galerie anschauen)

Bild 28
 

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Teil4

Hier noch einige Impressionen aus dem Kurs ohne Kommentar.

Ich möchte mich bei allen Beteiligten für den gelungenen Kurs bedanken. Besonders die Mitarbeiter der Firma Böker, die jederzeit ansprechbar waren und die Nutzung aller Ressourcen ermöglichten, zeigten großen Einsatz. Und natürlich Armin Stütz und Thomas Künzi, die mit großer Geduld und Fachkenntnis die tollen Ergebnisse erst möglich machten. Alle Teilnehmer werden dieses Wochenende in angenehmer Erinnerung behalten.

Wie ich erfuhr, soll der Böker Messermacher-Workshop aufgrund des großen Erfolgs nächstes Jahr im April und im November wieder stattfinden. Nähere Informationen bekommt man bestimmt bei Böker direkt.


Für Fragen stehe ich gern auch per PN zur Verfügung. Sucht mich nicht auf dem letzten Bild, der freundliche Herr mit Bart verdeckt mich leider ;-)

Painless Potter
 

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