Muster in Monostahl (1.3505)

MythBuster

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Hallo,

hab eine seltsame Entdeckung auf einem meiner Messer aus Kugellagerstahl gemacht. Der Stahl ist vermutlich 1.3505 (100Cr6). Der Stahl wurde ganz normal geschmiedet und wurde garantiert nie zu heiß, hab allerdings ziemlich lang dafür gebraucht (ca. 2Std.), da es relativ groß ist und ich es ziemlich genau auf Endmaß geschmiedet habe. Zum Schluß habe ich es wie immer naß geschmiedet und 3x in rauchenden Rapsöl differentiell gehärtet. Differentiell in der Art, daß ich nur den ersten Zentimeter der Schneide eingetaucht habe und wartete bis der Messerrücken keine Glühfarbe mehr zeigte, um ihn schließlich auch ganz ins Öl zu tauchen. Das mit dem rauchenden Rapsöl (T ca. 180°C) hat mir mal Jean Jose Tritz empfohlen um Verzug zu vermeiden, bis jetzt hat´s prima geklappt. Da die Ms Temperatur bei 100Cr6 bei 210°C liegt kann man dass wohl machen, die Messer, die ich bis jetzt nach der Prozedur gehärtet habe sind bis jetzt alle prima hart geworden (>60 gHRC = gefühlte Härte Rockwell C:steirer:).
Weiter gings wie üblich mit 3x Anlassen bei 180°C, mit zwischenzeitlichen Abschrecken. Habs dann mal auf Verdacht mit FeCl3 angeätzt, für den unwahrscheinlichen Fall, daß ein Hamon sichtbar ist. Dann hab ich auf der geschliffenen Schneide ein Muster entdeckt, das so ungefähr einem 1000 Lagen Damast entspricht und zwar oberhalb eines "gedachten" Hamons. Auf dem vorderen cm der Schneide ist das Muster zumindest so fein, dass es mit dem Auge nicht mehr sichtbar ist. Also nochmal auf K1000 geschliffen und nochmal geätzt (ganz kurz, ca. 1min) und mit der Micky Maus Kamera meiner Frau fotographiert.



Ich denke man kann´s so einigermassen erkennen (nein nicht das Muster im Hintergrund, das ist unser Vorhang)
So nun die Frage: Woher kommt das Muster?
Sind das Seigerungen in dem ach so homogenen Kugellagerstahl?
Hab ich ein Kugellager aus China erwischt?
Hat meine lange Schmiederei das provoziert, oder wars die nicht normgerechte Wärmebehandlung?
Ich meine mich auch daran zu erinnern, daß ich sowas hier auch schon mal gesehen hab, ich glaub es war ein Messer von Claymore.

Bin mal gespannt was Ihr denkt.

MythBuster
 
Hmm, bei Deinen Beispielen handelt es sich um hochlegierte Stähle, da sind Probleme mit Seigerungen ja bekannt, aber bei einem vergleichsweise niedrig legierten Kuglellagerstahl... sollten da die Karbide während des Schmiedens nicht in Lösung gehen?
Vielleicht liegt ja mein Fehler daran, daß ich 3x differentiell gehärtet habe und nicht 2x voll und erst das letzte Mal nur die Schneide. Vorne an der Schneide sieht man ja keine Struktur. Auch macht die auf Null ausgeschliffene Schneide nicht den schlechtesten Eindruck. Buckelt schön übern Schraubendreher ohne auszubrechen.

Gruß

MythBuster
 
da gibt es ein paar amerikanische Messermacher die haben mit Kugellager ähnliche "Erfolge" erziehlt (zB. Ed Fowler) die haben bewußt durch Termisches Pendeln solche Muster erziehlt und sie sind sehr Stolz drauf :hehe:
Ne also ich würde mich an deiner stelle freuen und sogar versuchen das ganze bewußt zu wiederholen. Was es ist wurde, glaube ich, schon in einem der links erklärt. Legierungsbänder also schon so ne Art Wootz nur eben nicht ganz.
Und es braucht keine Hochlegierung um solche Bänder zu erziehlen, sehr geringe "Verunreinigungen" an Vanadium und anderen reicht schon aus...
 
Hallo Myth Buster,

ich würde mir auch keine Gedanken machen. Die letzten Küchenmesser, die ich aus Kugellager geschmiedet habe , haben ähnlich ausgesehen. Mängel habe ich aber weder an der Schärfe, noch an der Standzeit oder Elastizität feststellen können.
Freue dich also über das Muster.

mfg
Ulrik
 
Nein, Hamurra-e versteh mich nicht falsch, ich will hier nicht rumjammern. Ich finde das Muster ganz toll und ich werde natürlich versuchen das demnächst zu reproduzieren. Nur hab ich eben bewußt einen Monostahl gewählt um eine möglichst homogene, feinkörnige Schneide mit optimaler Qualität zu erhalten. Jetzt ist eben ein für mich sehr unerwartetes Ergebnis eingetreten und ich will wissen woran es liegt. Wenn ich´s nicht rausfinde und es nicht reproduzierbar ist hab ich eben Alchemy betrieben und das wurmt mich, bin eben noch ein bisschen Naturwissenschaftler.
Mit dem von Dir zitiertenen Ed Fowler triffst Du den Nagel glaub ich ziemlich auf den Kopf. Hab mir soeben seine Art von Wärmebehandlung angesehen, da sind schon erstaunliche Parallelitäten zu sehen, wenn ich auch nicht die Mehrfachhärtung an 3 verschiedenen Tagen ausgeführt und dazwischen das Messer in die Tiefkühltruhe gelegt habe. Wenn ich mir die Sache so durchlese liegt´s wahrscheinlich schon an der Wärmebehandlung und ich bin nicht einem China-Kugellager aufgesessen.

Sehr spannende Sache.

MythBuster
 
Ihr habt's nicht verstanden. Es handelt sich schlicht und einfach um die normale Faserstruktur des Stahles, die man je nach Zustand des Materiales mehr oder weniger einfach herausätzen kann.

Mit dem, was Ed gemacht hat, hat das gar nichts zu tun.
 
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