Nagelprobe

kdm

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Kann mir vielleicht mal jemand Erklären, woher der Begriff der Nagelprobe stammt?
Testen der Schneide am Fingernagel?
oder
Testen der Schneide an einem Eisennagel?
oder woher?
Hoffe auf Aufklärung

Gruß
kdm
 
Die Solinger Messerschleifer hatten sich einen Ring über den Daumen geschoben und darauf die Schneide mit Druck entlanggeführt.
Wenn die Klinge Wellen geworfen hat und diese wieder zurückgesprungen sind, hat sie genagelt.
So kann man prima die Flexibilität der Schneide testen.
Ich mache das bei meinen Klingen auch so.

Grüße Uli
 
Jo, das war mal in der Dokumentation über Herder bei "Abenteuer Leben".

Da hat man das genau gesehn, wie der Meister nach dem pliesten, die Klinge über den Daumen gezogen hat.

Wenn es keine Welle gegeben hat, hat er die Klinge wieder eingespannt und weitergeschliffen.

Aber eine Frage dazu. :confused:

Wie dünn muss die Klinge sein, das man die "Welle" sieht?
 
Hallo

also ich versteh das nicht genau !
was meint ihr mit wellen werfen und dann wieder zurückspringen ?
macht man das nach dem abziehen mit dem leder ?
hab auch noch nie was davon gehört . :glgl:

florian
 
"Wellen" ist vielleicht falsch ausgedrückt, es ist eine "Welle".
Auf die Schneide wird durch den Ring, oder einen anderen Gegenstand mit einem Radius, Druck ausgeübt. Die Schneide legt sich dabei um den Radius des Rings. Wird der Ring jetzt unter Druck die Schneide entlang geführt, "folgt" die Welle auf der Schneide dem Ring. D.h. die Schneide, die sich um den Ring gelegt hat, "geht" wieder in den Ursprungszustand wieder zurück (ist also hinterher wieder gerade), wenn der Druck durch den Rin nachläßt.
So ist's jedenfalls, wenn alles zusammen paßt.
 
Im Deutschen Klingenmuseum in Solingen erzählt man darüber, dass Säbel- u. Degenklingen als Test einen in Holz steckenden Nagel abschlagen mußten.
Deshalb "Nagelprobe".

Markus
 
In meiner Stammkneipe erzählte man mir, das sei die Probe ob man sein Glas auch vollständig geleert hat. Man kippt es auf den Daumennagel gestützt um und wenn der naß ist, war noch was drin im Glas.

Aber diese Nagelprobe sollte man tunlichst erst nach der messerspezifischen Nagelprobe machen. :D

Grüße Croco
 
Croco schrieb:
In meiner Stammkneipe erzählte man mir, das sei die Probe ob man sein Glas auch vollständig geleert hat. Man kippt es auf den Daumennagel gestützt um und wenn der naß ist, war noch was drin im Glas.
Um dem ganzen (der Vollständigkeit halber) noch einen drauf zu setzen:
Ursprünglich kommt die Redensart "eine Nagelprobe machen" aus dem Druckerhandwerk.
Dort versteht man darunter die manuell-mechanische Prüfung der Farbtrocknung: Mit dem Fingernagel wird über eine bedruckte Fläche gestrichen.
Die Druckfarbenfläche einer "nagelhart" getrockneten Druckfarbe darf danach nicht beschädigt sein.
 
Croco schrieb:
...Man kippt es auf den Daumennagel gestützt um und wenn der naß ist, war noch was drin im Glas...

Das war bis jetzt die einzige mir bekannte Bedeutung, die auch vom Duden (Redewendungen) gestützt wird, aber das Messerforum bildet und erweitert den Horizont :super:

Übrigens: Dwight D. Eisenhower, der amerikanische Präsident bzw. seine Familie soll ursprünglich Eisenhauer geheissen haben und der Name soll von der Prüfvorschrift kommen, dass man mit einem Eisenhauer (Säbel) einen Nagel durchschlagen können soll, ohne dass er eine Scharte zeigt.
 
Ich kannte auch die Version mit dem Ring zur Prüfung der Klinge. Das funktioniert aber nur bei dünn ausgeschliffenen Klingen - Solinger Dünnschliff z.B. Bei einem Busse wird man sich da schätzungsweise schwer tun. :glgl:

Eine alternative Deutung wäre auch die Prüfung der Schärfe: Man fährt in sehr spitzem Winkel vorsichtig den Daumennagel entlang, als ob man reinschneiden wollte. Vorsichtig!. Dabei macht man den Winkel langsam stumpfer und prüft, bei welchem Winkel sich das Messer in den Nagel "beisst". ("Don't try this at home, kids")

Ok, heutzutage würde ich da einen Plastik-Kugelscheiber als "Nagel" nehmen. ;)

-Walter
 
Danke für die Beiträge.
Es gibt Anscheinend mehrere Bedeutungen.
Mich würde Interessieren, welches die ursprüngliche Bedeutung ist.
Vielleicht sollte Ich mal ein Etymologisches Wörterbuch zu Rate ziehen.

Gruß
kdm
 
kdm schrieb:
Mich würde Interessieren, welches die ursprüngliche Bedeutung ist.
tja, dann gibts natürlich noch die wirklich üblen sachen während der hexenverfolgung... ( wahrscheinlich liegt da auch der ursprung )
da wurde mittels eines nagels, welcher in muttermale u.ä. gedrückt wurde, geschaut ob es blutet - wenn nicht, hatte man ein echtes problem und ein festen platz auf dem scheiterhaufen ( wenn es blutete hat man bei "bedarf" das blut einfach weggewischt und trotzdem verbrannt )
ist vielleicht doch nicht so schlecht, heute zu leben ....

grüße

thjorve
 
@ TomTom84

Das mit der Hexenverfolgung habe ich auch gelesen.
Allerdings wurde bei "Bedarf" wie Du es genannt hast nicht das Blut weggewischt, sondern es wurde eine andere Stelle und vor allem ein dünnerer Nagel genommen...

Es sind ganze Sets von solchen "Hexenprüfwerkzeugen" überliefert die aus sortierten, immer dünner werdenden Nadeln bestehen...

Irgendwann findet man dann schon eine Stelle die nicht blutet!

@ Markus

Ich habe in einem Buch gelesen (ich finde nur im Moment die Stelle nicht mehr...) das Verkäufer die von Ihnen gelieferten Klingen selber diesem Test bei der Übergabe der Ware unterziehen mußten, um die Stahlqualität ihrer Waffen zu untermauern.
Den bei Lieferungen an Garnisonen, die ja doch größere mengen an Klingen umfassten macht es mit Sicherheit einen großen Unterschied im Gewinn aus ob man billiges Eisen oder hochwertigen Stahl in den Waffen verarbeitet hat...

Greets...

Michael
 
Die Welle in der Schneide ist vielleicht gut mit der "La Ola" im Stadion zu vergleichen.

Meine Rasiermesser machen auch eine "La Ola", wenn ich sie über eine Keramikstange ziehe. Das kann man durch die sich ändernde Lichreflektion sehen.

Dicke Schneiden lassen sich tatsächlich nicht so prüfen. Dabei verweise ich auf die FGA hinsichtlich "Roman". :D
 
Was den Dünnschliff und das Nagelgehend anbetrifft, dann versteh ich dass so, dass es reicht die Klinge im Bereich der Schneide über den Daumennagel zu ziehen. Durch wenig Druck sollte sich dann schon eine Welle bilden. Mit den Herdermessern funktioniert das z.B. optimal. Das soll meiner meinung verdeutlichen wie sehr dünn diese Klingen ausgeschliffen sind.

Der sogenannte Flexstest, wie er z.B. mit einem Messingstab gemacht wird, soll doch aufzeigen, ob die Wärmebehandlung in so fern stimmt dass die Klinge im Schneidenbereich flexibel genug und nicht u spröde ist.

freagle
 
Also ich habe folgende Variante gehört:
Die Messerschneide wird langsam über den Daumennagel gezogen (also wie von Walter H beschrieben ), allerdings mit dem Ziel, eventuelle Unregelmäßigkeiten des Anschliffs zu fühlen, da unter dem Daumennagel sehr sensible Nerven sitzen.

Gruß

Hartmut
 
kdm schrieb:
Mich würde Interessieren, welches die ursprüngliche Bedeutung ist.
Vielleicht sollte Ich mal ein Etymologisches Wörterbuch zu Rate ziehen.
Nun ja ... auch das beste Wörterbuch hat Probleme, die wirklich absolut ursprünglichste Bedeutung festzunageln ;), wenn das Idiom einer Zeit entstammt, in der auch deutlich wichtigere Sachen noch nicht schriftlich festgehalten wurden ...
 
also ich kenn die Nagelprobe so: die Schneide mit dem Rücken voran über den Daumennagel ziehen. Wenn dabei Späne vom Nagel abgeschabt werden, ist noch ein Grat an der Schneide. -> weiter schärfen/abziehen.

aber interessant, was es noch so alles an Nagelproben gibt. :)

Seb
 
Hallo
Die 'Nagelprobe' ist ein alter Trinkbrauch.

Dabei wurde das Glas etc. auf das Wohl von jemanden geleert, nach dem Austrinken umgedreht und dann über den Daumennagel gehalten.
Tropfte es dann nicht aus dem Glas auf den Nagel, hatte man alles richtig gemacht.

Der Brauch ist schon in Sebastian Brants 'Narrenschiff' (1494) beschrieben.

Kann es sein,daß nicht jedes Sprichwort was mit scharfen Klingen zu tun hat?
Ich kannte die Erklärung schon länger. Googlen beschert nach kurzem Suchen übrigens auch dieses Ergebnis.
Gruß Stefan
Ach so, bei dieser Gelegenheit sei mir ein geklauter Kommentar erlaubt:
DON`T DRINK AND KNIFE ,sonst kanns blutig ausgehen beim `Nagelproben`.
 
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