Naniwa Aotoishi und Standard/Traditional 2000

Valentinian II

Premium Mitglied
Beiträge
933
Der Naniwa Aotoishi (Green Brick of Joy) 2000 ist ein sehr beliebter Stein. Häufig wird erzählt, der Naniwa Standard/Traditional 2000 sei der gleiche Stein, nur eben dünner und günstiger.

Die Fläche ist, auch wenn es auf dem Bild anders aussieht, gleich (210 mm x 70 mm). Der Aotoishi ist aber mit 55 mm fast dreimal so groß wie der Standard 2000 mit 20 mm, man bekommt also für's doppelte Geld fast dreimal soviel Stein. Die Frage ist allerdings, wer soviel Stein braucht.

ao1.jpg


Ich weiß nicht, ob es auf dem Bild rüberkommt, aber der Aotoishi ist minimal satter grün als der Standard 2000. Das könnte aber noch in der Serienstreuung liegen, schließlich sind Schleifmittel und Bindemittel farblos, die Farbe kommt also nur vom Farbstoff/Pigment, das hinzugefügt wird.

ao2.jpg


Beide Steine trinken nix, absolut S&G. Ich weiß, dass es da auch andere Meinungen zu gibt, und einige Händler geben auch an, die Steine müssten gewässert werden, andere verkaufen sie als S&G, besonders den Aotoishi. Selbst Naniwa gibt an, dass die gesamte Traditional-/Standard-Serie zu wässern sei. Auf beiden Steinen bleibt aber das Wasser stehen, und wenn man sie wässert, ändert sich nichts am Schleifgefühl, und die Wasseraufnahme nach halbstündigem Wässern liegt unterhalb der Auflösung meiner Küchenwaage (5 g). Einen Unterschied zwischen den Steinen gibt es aber: Die Oberfläche ist beim Aotoishi schneller benetzt, sie wird bei Wasserkontakt sofort dunkel, während sie beim Standard für mehrere Minuten hell bleibt, sofern man nicht zu schleifen beginnt oder das Wasser mit dem Finger einreibt. Auswirkungen hat das nicht, Wasser muss man eigentlich nie nachgeben, sofern man nicht sehr lange schleift oder den Stein wegen der starken Schlammbildung abtupft.

Diese Schlammbildung liegt daran, dass beide Steine wirklich sehr weich gebunden sind. So weich, dass man recht leicht einschneiden kann. So weich, dass der Stein sich recht schnell hohl schleift. Wer damit mit System oder auch einseitig geschliffene Messer schleifen will, sollte wirklich nach jeder Nutzung abrichten. Das Schleifgefühl/Feedback ist allerdings wirklich gut, für einen S&G-Stein sogar sehr gut. Ich weiß übrigens nicht, wie Naniwa es schafft, dass sich ein so weich gebundener Stein so stark zusetzt:

ao3.jpg


Die ganzen schwarzen Punkte - alles Metall (links Aotoishi, rechts Standard). Und das ist bereits nach Waschen unter fließendem Wasser! Der Stein wird ohne zwischenzeitliches Abrichten immer langsamer. Mag zum Polieren okay sein, zum Schärfen ist es nervig. Mit Carbonstahl ist das nicht ganz so schlimm, aber der Unterschied im Zusetzverhalten zwischen Rostfrei und Carbonstahl ist nicht sooo stark ausgeprägt, wie man es vielleicht von anderen Steinen kennt.

Das Finish der Fase ist ununterscheidbar (falls das nicht so rüberkommt, liegt das nur an der unterschiedlichen Beleuchtung:

VC_L_STD.jpg


VC_R_GBJ.jpg


Dasselbe SAK, linke Klingenseite / oberes Bild: Standard 2000, rechte Klingenseite / unteres Bild: Aotoishi.

Falls es noch nicht klar geworden ist: Ich bin kein großer Fan der Steine. Wer's trotzdem ausprobieren will: Die derzeit günstigste Bezugsquelle für beide Steine ist Hiomakivi (74 € Aotoishi, 40 € Standard 2000). Wenn man die Versandkosten (ca. 12 Euro nach Deutschland, Zoll/Einfuhrumsatzsteuer fallen nicht an, da Finnland in der EU ist) scheut oder er dort ausverkauft ist, sind die nächstbesten Quellen Meesterslijpers für den Aotoishi (ca. 80 €) bzw. Feine Werkzeuge für den Standard 2000 (ca. 48 €, evtl. noch unter dem alten Namen "Traditional Stone").

Sind die beiden Steine jetzt die gleichen? Keine Ahnung, sie sind sich auf jeden Fall so ähnlich, dass man jenseits von Dicke und Preis keine weiteren Eigenschaften beim Kauf beachten muss.
 
Danke für die direkte Gegenüberstellung!

Ich gehe bei Deiner Beschreibung voll mit.
Die starke Polierwirkung, die man ihm nachsagt tritt nach meiner Erinnerung besonders bei Shirogami/Aogami oder vergleichbaren Stählen auf. Nicht so sehr im rosfreien Bereich.

Ich hatte den Stein vor Jahren mal, zusammen mit seinem gröberen Bruder dem Akamonzen (Akamonzen whetstone #1000 Medium fine (large) (https://www.japaneseknives.eu/a-62376415/sharpening-stones/akamonzen-whetstone-1000-medium-fine-large/#description)). Ich fand die Steine dann aber etwas unhandlich und habe sie verkauft, weil ich unbedingt zwei Naniwa Pro haben wollte …

Schön, dass der Stein in Europa wieder zu bekommen ist. Es ging mal das Gerücht um, dass ihn Naniwa nur noch in Japan vertreiben wollte.

Gruß, Andreas
 
Zurück