Neues aus England - Crackdown on Knife Crime in London

Naja, das war zu erwarten. Nachdem gesetzliche Regelungen von Gesetzlosen nicht beachtet werden, werden jetzt alle Bürger unter Generalverdacht gestellt und auf offener Straße ohne hinreichenden Verdacht Massendurchsuchungen unterworfen. Orwell war ein Optimist.

Wenn ich nicht schon ohnehin (glücklicherweise) in einem anderen Land leben würde, dann wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich entweder dort zu verdrücken oder, besser, sich an ein Zitat von Thomas Jefferson zu halten: "The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants!".

Achim
 
Der Verwurf, dass die Medien das Thema dramatisieren würden, ist natürlich /vollkommen/ an den Haaren herbeigezogen. Der Standard hatte nur 79 Vorfälle, also schnell überlegt. Man nehme dann die Fälle, wo die Details ein wenig "sketchy" sind und schon kommt man auf publikumswirksame 100 Vorfälle...ja nee, is klar.

Der Ansatz, die Ursachen der Gewalt zu bekämpfen, ist wohl unbekannt, wie auch unpopulär, da die Auswirkungen nicht sofort sichtbar sind. Du bist nichts, Londons Image ist alles!

Gruß
Carsten
 
Ich finde den Artikel ganz interessant und unter einigen Aspekten sogar positiv, sieht man hier dochmal wieder ziemlich deutlich, dass Restriktionen im (Messer)-Gesetzen nicht auf die Ursache wirken.
Momentan bezweifle ich sogar, dass der Einsatz von Metalldetektoren (oder härtere Kontrollen) die Anzahl der Vorfälle wird mindern können: Ich möchte nur zu gerne wissen, wie viele Taten Abends / Nachts begangen wurden oder in Bereichen Londons, wo auch mit Sicherheit nicht jetzt kontrolliert wird. Das (eine, traurige) Beispiel des Mannes in der Oxford Street erachte ich jetzt mal als "Ausnahme" (bei uns gibt es auch mal Messerstechereien am helllichten Tag...).
 
Zu den beiden links von Morales:

im 1. schreibt der Reporter von nahezu 200 beschlagnahmten Messern, im 2. Bericht sind es nur noch 130 beschlagnahmte Messer. :staun:

Wenn solche primitiven Dinge, wie die Anzahl der beschlagnahmten Messer schon eine derart große Diskrepanz aufweisen, wie ist es denn dann um den Wahrheitsgehalt der anderen Aussagen bestimmt?

Da kommt mir der Spruch mit den Statistiken in den Sinn: Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe... :teuflisch

Und die Sache mit den vielen Küchenmessern ist doch imho leicht zu erklären: es gibt keine Messer mehr zu kaufen (also dies bösen EINHANDKAMPFMESSER), da muss der "Nachwuchs" in den Gangs auf verfügbares ausweichen! Irgendwann werden wohl auch verstärkt Schraubendreher zum Einsatz kommen.

Diese Operation hat auch richtig Geld gekostet: 1 Million £ :steirer:
 
Na ja - es ist zumindest gut, dass die Küchenmesser explizit erwähnt werden. So kommen die Entscheider vielleicht langsam darauf, dass nicht die Messer als solche das Problem sind.

Wenn allerdings nicht, dann kommt nach dem "Schraubendreher-Verbot", das "Kleine-harte-Gegenstände-Verbot" und schließlich - nachdem sich die Kids mit angefeilten Fingernägeln gekillt haben - die "Fäustlings-Trage-Pflicht". Glück für die, die dann aus psychologischen Gründen (Fingernägelzwangskauen) eine Sondergenehmigung bekommen haben... :D
 
Na ja - es ist zumindest gut, dass die Küchenmesser explizit erwähnt werden. So kommen die Entscheider vielleicht langsam darauf, dass nicht die Messer als solche das Problem sind.

Wenn allerdings nicht, dann kommt nach dem "Schraubendreher-Verbot", das "Kleine-harte-Gegenstände-Verbot" und schließlich - nachdem sich die Kids mit angefeilten Fingernägeln gekillt haben - die "Fäustlings-Trage-Pflicht". Glück für die, die dann aus psychologischen Gründen (Fingernägelzwangskauen) eine Sondergenehmigung bekommen haben... :D

Das ist das Problem man kann nicht alles verbieten Steine Bäume und Glas. Die Gesellschaft muß sich ändern nicht die Gesetze

Cornelius
 
Die Süddeutsche hat heute auch unter dem TItel "Königreich der Furcht" über die Gewalt in GB berichtet.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/930/177393/

Daraus einige interessante Zitate:

Sueddeutsche schrieb:
Das 'Centre for Crime and Justice' am King’s College in London hielt in einer Studie schonungslos fest: "Alle Ausgaben und Aktionen zur Reduzierung der Jugendkriminalität haben keine messbare Auswirkung gehabt." [...] Experten betonen, dass Kinder und Jugendliche Angst voreinander haben - und sich deshalb mit Messern und zunehmend auch mit Schusswaffen aufrüsten. [...]
Der Kriminologe David Wilson von der Birmingham City University vertritt die Meinung, dass sich Teenager zu schützen versuchen. "Sie reagieren auf eine Welt, in der die ältere Generation Jugendliche generell als Ruhestörer dämonisiert und in der Jugendliche Erwachsenen nicht mehr zutrauen, sie zu beschützen", erklärte er. Hartes Durchgreifen der Polizei bringe nichts. "Wir brauchen langfristige Lösungen: Wie gehen wir mit einer Generation um, die Erwachsenen nicht traut?" Gespräche mit Jugendlichen, die der Guardian unlängst führte, bestätigten die These des Akademikers.

"Da draußen ist eine große, böse Welt", sagte der 17-jährige Duwayne. "Ich sehe nicht ein, was falsch daran sein sollte, ein Messer zu haben. Es gibt mir Macht und Schutz." Shabs, der das Haus nie ohne ein Springmesser mit Zwölf-Zentimeter-Klinge verlässt, stimmt zu: "Da draußen passieren viele fürchterliche Dinge, je mehr du hörst, desto mehr musst du dich schützen."

Über das Argument des Selbstschutzes ließe sich nun trefflich diskutieren, wenn man es denn hier diskutieren dürfte. Relevant für die hiesige Diskussion scheint mit auch der Aspekt, dass eine alternde Gesellschaft den Jugendlichen nicht mehr traut, denen sie gleichzeitig für die Zukunft enorme Lasten aufbürdet. Mit Blick auf die angebliche Verderbtheit bestimmter Jugendmilieus wurde ja das Waffenrecht novelliert. Es kündigt sich auf beiden Seiten des Kanals eine Gerontokratie an, die ebenso ängstlich wie bigott ist.

Gruß
Michael
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kriminalisiert alle Jugendlichen, anstatt für Schutz zu sorgen wird bedroht und das sorgt wiederum für eine stärkere "Bewaffnung" der Jugendlichen. Ich hatte an meiner Schule noch nie Stress weil ich ein Messer trage, ich brauche es ja auch oft genug (Brotzeit ....) und die Lehrer finden das echt okay, wenn ich ihnen die Gründe dafür mal darstelle.Und ich wohne ja nicht auf dem Land wo man ja eher ein normaleres Verhältnis zu Werkzeugen pflegt. Dass ich ein Messer nicht dabei habe um Mitschüler zu bedrohen oder um mich damit zu verteidigen sollte klar sein. Wie die Situation in London zustande gekommen ist kann ich mir nicht so recht erklären, ich würde da aber die Schuld falschen Lehrern, unfähigen Polizisten und einer mangelnden Erziehung zuschieben.
Ob es richtig ist einem Schüler der auf der Suche nach einer Waffe zur SV
ist, zu zeigen wie übel ein Messer verletzen kann ist eine ganz andere Sache.
Auch hier gibts manchmal Schlägereien, und sicher auch mal eine Messerstecherei, das Ausmaß das die die ganze Sache auf der Insel erreicht hat ist hier aber nicht erreicht.
mfg
Moritz
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier der Link zu einer neuen Aufklärungskampagne von der Insel:

http://www.bebo.com/itdoesnthavetohappen

Aktuell gibt´s dort ein Plakat sowie zwei Filme zu sehen. In einem Film sieht man eine Schlägerei mit Messereinsatz, im anderen einen Teil einer Vorlesung über Stichwunden. Die Bilder aus dem zweiten Video sind trotz pixeliger Qualität erschreckend und sprechen für sich. Ich wünsche jedem, dass er nicht mal solche Sachen am eigenen leib erlebt. Allerdings ist auch bezeichnend, dass nirgends die ach so bösen Spring-, Butterfly- oder Einhandmesser auftauchen. Die verwendeten Messer sind, soweit erkennbar, ein SAK, ein Küchenmesser und ein einfaches Fixed. Das entspricht voll meinem Verständnis, dass gewaltbereite Jugendliche, die ihren Angriff aus dem Hinterhalt planen, genügend Zeit haben, auch ihren Zweihandfolder einsatzbereit zu machen. Es wäre sehr interessant, wenn jemand mal eine Statstik über die verwendeten Messertypen bei Messerattacken hätte.
 
Ich finde den Ansatz, der mit dem zweiten Video verfolgt wird aber schon mal gut. Da wird konkret Hilfe gegeben, und es lässt jemanden, der offensiv mit einem Messer vorgehen will genauso nachdenken ob das nötig ist wie jemanden, der sich mit einem Messer verteidigt. Messer sind und bleiben für mich hauptsächlich Werkzeuge, man sollte sich allerdings schon im klaren sein, dass diese Waffen sein können.
mfg
Moritz
 
Ich finde den Ansatz, der mit dem zweiten Video verfolgt wird aber schon mal gut. Da wird konkret Hilfe gegeben, und es lässt jemanden, der offensiv mit einem Messer vorgehen will genauso nachdenken ob das nötig ist
Das ist korrekt. Doch leider wird damit nur ein Teil erreicht. Denjenigen, die noch ungehemmt zutreten wenn ihr Opfer längst am Boden liegt, sind auch solche krassen Bilder egal. Lebensgefährliche oder tödliche Verletzungen dürften eher das gewünschte Ergebnis sein.

wie jemanden, der sich mit einem Messer verteidigt.
Ich fürchte die, die SV bezwecken erreicht man auch nicht. Dummerweise gibt eine Waffe ein falsches Sicherheitsgefühl. Das nur Dabeihaben und ggf. Einsetzen nichts nützt will kaum jemand wissen. Wenn schon, dann muß man auch den Umgang damit intensiv trainieren. So wie das Sicherheitsdienst und Militär auch tun.

Besser man würde denen einen Attrappe in die Hand drücken und sie dann gegen einen trainierten Gegner antreten lassen. Der nimmt denen ruckzuck ihre Waffe ab nutzt sie selber. Und dann kommen die Bilder zum Einsatz, die zeigen wie man jetzt aussähe.

Deshalb bin ich froh das hier im Forum SV ein Tabuthema ist.

Gruß, Bernhard
 
Zu den beiden links von Morales:

im 1. schreibt der Reporter von nahezu 200 beschlagnahmten Messern, im 2. Bericht sind es nur noch 130 beschlagnahmte Messer. :staun:

Wenn solche primitiven Dinge, wie die Anzahl der beschlagnahmten Messer schon eine derart große Diskrepanz aufweisen, wie ist es denn dann um den Wahrheitsgehalt der anderen Aussagen bestimmt?

Da kommt mir der Spruch mit den Statistiken in den Sinn: Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe... :teuflisch

Und die Sache mit den vielen Küchenmessern ist doch imho leicht zu erklären: es gibt keine Messer mehr zu kaufen (also dies bösen EINHANDKAMPFMESSER), da muss der "Nachwuchs" in den Gangs auf verfügbares ausweichen! Irgendwann werden wohl auch verstärkt Schraubendreher zum Einsatz kommen.

Diese Operation hat auch richtig Geld gekostet: 1 Million £ :steirer:

Jo, wenn man bedenkt, dass die sich für 1.000.000 Pfund 130 Messer besorgt haben...
:glgl: Dafür kriegt man schon 130 ganz nette Customs! :neid:
 
Röhrer schrieb:
Man kriminalisiert alle Jugendlichen, anstatt für Schutz zu sorgen wird bedroht und das sorgt wiederum für eine stärkere "Bewaffnung" der Jugendlichen
Das läuft auf der Insel anders:
Schutz wird dadurch "verkauft", dass man schnitt- und stichhemmende Bekleidung auf den Markt bringt, sowohl für die Freizeit, als auch für die Schule.
Davon abgesehen werden sie dort nicht mehr kriminalisiert, als hier, nur dass dort wesentlich mehr Jugendlichen in kriminelle Aktivitäten verwickelt sind, bzw. dass dort häufiger mit tödlichen Folgen zugestochen wird.

ich würde da aber die Schuld falschen Lehrern, unfähigen Polizisten und einer mangelnden Erziehung zuschieben
Und ich gebe die Schuld der Politik - Lehrer, Polizei und Eltern stehen in dieser "Ursache-Wirkung-Hierarchie" ganz weit hinten. Immerhin ist die Insel immer noch ein runtergewirtschafteter Industriestaat mit genug alten ungelösten Problemen.
Und auf kleinerem Raum als in den USA ein Sammelpunkt aus allen Kontinenten, Religionen und verschiedensten Mentalitäten, da kann man die "Schuld" nicht so einfach an drei Teilgruppen festmachen, das ist die Folge vieler Fehleinschätzungen und Fehlentwicklungen, und die werden nicht von Polizei, Lehrern und Eltern verursacht, sondern von der Politik - die drei Teilgruppen sind jeweil gezwungen, auf politisch gewollte Entwicklungen und Zwänge zu reagieren.

...
In einem Film sieht man eine Schlägerei mit Messereinsatz, im anderen einen Teil einer Vorlesung über Stichwunden. Die Bilder aus dem zweiten Video sind trotz pixeliger Qualität erschreckend und sprechen für sich.

Es wäre sehr interessant, wenn jemand mal eine Statstik über die verwendeten Messertypen bei Messerattacken hätte.
Der eine Film ist mit Schauspielern nachgestellt worden - die "pixelige Qualität" soll wohl die Qualität der Überwachungskameras simulieren, also so, wie es ein Mitarbeiter in einer Zentral sieht. Das war der mit der Schägerei, bei der ein Dritter ein Messer aufnimmt, und zusticht.
Dass es nachgestellte Szenen sind, wurde in den Nachrichten erklärt.

Statistiken ?
In der gleichen Nachrichtensendung kam ein leitender Polizeibamter zu Wort, der eindeutig festgestellt hat, dass die Verbote nichts gebracht hätten, weil genug Küchenmesser verfügbar sind...

Gruß Andreas
 
...
Der eine Film ist mit Schauspielern nachgestellt worden - die "pixelige Qualität" soll wohl die Qualität der Überwachungskameras simulieren, also so, wie es ein Mitarbeiter in einer Zentrale sieht.
...

... wenn die Videos denn überhaupt angesehen werden!

"... in neun von zehn Fällen werden die Bilder überhaupt nicht ausgewertet, und die echten Kriminellen wissen natürlich, dass der Anteil an aufgeklärten Verbrechen jedes Jahr sinkt. Eine britische Langzeitstudie von 13 Videoüberwachungssystemen in Gebieten mit hohen Kriminalitätsraten zeigte übrigens, dass nur in einem Fall die Straftaten deutlich zurückgegangen sind – und das zu einem hohen Preis: Das Verhindern eines Autodiebstahls durch Überwachungskameras kostet ungefähr 2000 Euro."

Auszug aus diesem Artikel: http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b...cle/fc26279b-2dbe-4d41-8c61-9aef169da487.aspx
Artikelübersicht: http://www.nzzfolio.ch/www/61554707...let/f3b9b366-cc16-443b-b999-13977d7c5bfe.aspx


Gruss
Usagi Y.
 
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