Nicht schon wieder- Stahlwahl

Ho0li4n

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Moin,

mein erster Post, im hoffentlich richtigem Forum.
Ich habe einiges gelesen und mit meinem Opa ein Messer aus ATS-34 gemacht (nicht eigenständig gehärtet). Jedoch benutze ich momentan am liebsten mein Mora Messer aus "Carbon steel". Ich weiß nicht was das für ein Stahl ist. Jedoch ist er wirklich sehr scharf und auch gut zum nachschärfen. Mit Rost hatte ich keine Probleme, es war nicht mehr glänzend aber das Essen hat nicht komisch geschmeckt und Stumpf war es auch nie.
Jetzt wollte ich mir gerne noch ein eigenes Messer bauen als EDC. Wegen der guten Erfahrungen am liebsten aus Kohlenstoffstahl. Ich habe hierzu vieles gelesen und die Suchfunktion bemüht. Am liebsten würde ich ein Vollintegral aus 1095 oder 1.2552 bauen. Griff aus Micarta (vllt mit dem coolen Leuchtmaterial vom Jürgen Schanz). Ich habe diese Klingenmaterialien nirgends zum Kauf gesehen (wenn da jemand eine Quelle hat, bitte melden).

Jetzt aber zu meiner eigentlichen Frage:
Ich möchte ein EDC/Outdoor Messer, das:
1) alles schneidet (Zug und Druck): Schnur, Schnitzarbeiten, Gemüse schneiden, aber auch mal "batoning"
2) einfach nachzuschärfen geht: ich habe egntl immer einen kleinen Wetzstein dabei, lieber schleife ich einmal mehr und habe dafür eine scharfe Klinge und eine Klinge die gegen Ausbrüche sicher ist
3) eine Klingenlänge von ca 14cm hat
4) schön scharf ist (rasieren reicht völlig aus). Meistens wird das Messer sorgfältig behandelt, nur kann ich es nicht leiden auf das Messer große Acht geben zu müssen sondern will es ohne schlechtes Gewissen zu allem einsetzen können.
5) auch mal unsanfte Behandlung mitmacht: auf den Boden fällt, gebogen wird, mit dem Feuerstahl behandelt wird, ...

Frage 1:Liege ich da mit meiner Auswahl (1095 und 1.2552) gut? Gibt es dafür bessere Materialien? Ist für meine Klingenlänge der 1.2552 schlecht? 1095 wird von vielen Amerikanern die im Outdoorbereich tätig sind verwendet (z.B. Dave Canterbury ist ein fan davon), sollte ich dann wegen Lieferproblemen auf den C90 zurückgreifen?
Frage 2: Ich habe vieles Gute über den SB1 gelesen. Dieser ist ein rostträger Stahl. Wenn er genausogut oder evntl auch noch besser die oben genannten Aufgaben erledigt, sage ich natürlich zu einem rostfreien Stahl nicht nein.

Ich bedanke mich bei euch allen schonmal, dass ihr einem Fremden diese Fragen beantwortet. Ich habe genug Zeit, das Mora Messer ist froh über jede Benutzung.
Beste Grüße,
Julian
 
kurze Gedankensammlung:

der einfacheren Argumentation gegenüber den Herren in grün => Klingenlänge 12cm

der einfacheren Pflege wegen (EDCs werden im Sommer auch mal gerne direkt am Körper getragen) rostfreien Stahl verwenden => z.B. den genannten SB1, auch ein 1.2379/D2 modert im Sommer in der Hosentasche getragen gerne mal lustig vor sich hin

Rohlinge für Integrale gibt es üblicherweise kaum fertig gefräst zu kaufen, da jeder Kunde Wünsche bezüglich der Maße hat => mal mit Hr. Schanz telefonieren, der hat den Stahl und die Maschinen Dir einen Rohling für passables Geld zu fräsen

Griffmaterial für unterwegs lieber in gedeckten und somit schmutzresistenten Farben halten. Wenn in der Dämmerung aufeinmal der Gürtel oder die Hosentasche anfängt zu leuchten, hast Du schnell lustige Blicke auf Deiner Seite
 
Also wenn es um solche Angelegenheiten geht würde ich Herrn Abel mal anschreiben:

http://www.messermacherbedarf.de/xtc3/index.php?cat=c25_Werkzeug-Kohlenstoffstahl.html

Ich selber habe auch einen Rohling in Auftrag gegeben da dieser von Hand einfach kaum noch zu schmieden war.
(Bild kommt noch die Tage:haemisch:)

Geeignete Stähle wie C60 / C105 / 1.2510 / 1.2519 / oder 75Cr1 hat er auch im Sortiment.

Der SB1 ist gut wenn es um rostfreie/rostträge Eigenschaften geht, ist aber nach dem Härten kaum noch von Hand zu bearbeiten.
Dafür aber rostträge rattenscharf zu bekommen und erstaunlich flexibel.
 
Zum EDC allgemein: Ich kann mir nicht vorstellen, wozu du im Alltag eine 14cm-Klinge brauchst. Wenn du das Messer wegen deiner Arbeit so brauchst, ist das natürlich ok. So fällts ja auch nicht unter die Tragebeschränkung, aber als "richtiges" EDC (immer-dabei-habe-messer) sehe ich da schon Probleme.

Wenn du es doch eher als Outdoorer benutzen willst, sind die 14cm zwar auch "legitimiert", ich persönlich finde aber, dass so 11cm vollkommen ausreichend sind. Für alles wo das nicht reicht, nimmt man halt ne Axt/Säge oder ähnliches.

Des Weiteren würde ich zunächst einen Flacherl vorziehen. Das ist zum einen vom Gewicht her leichter, zum anderen kannst du alles selbst machen, da du ja anscheinend keine Fräse hast. (nebenbei: Ich sehe keine Vorteile eines Vollintegrals gegenüber eines Halbintegrals-> Stabilität bleibt gleich und der Preis nimmt womöglich ab)

Und wegen deiner Ausgangsfrage: Die überragenden Schneideigenschaften von Moras sind nicht allein auf den Stahl zurückzuführen! Ich denke es ist ziemlich egal was du nimmst, wenn du auf 0 ausschleifst wird das einfach ein Schneidteufel (obwohl dann natürlich die weiteren Eigenschaften wie Schnitthaltigkeit, Schärfe, Ausbrüche und sonstiges auf den Stahl zurückfallen). Und welche Stähle besonders für feine Schneiden geeignet sind, dazu kannst du ja nochmal ein bisschen im Forum gucken, aber ich denke ein Kohlenstoffstahl wäre da schon erste Wahl;)

Ich hoffe, dass dir das ein bisschen weiterhilft.
Alex
 
Hallo Julian,
zunächst habe ich überlegt ob ich etwas konkretes zur Stahlauswahl beitragen kann. Das Nein!
Aber wenn ich so lese rasierscharf und batoning, dann suchst du das berühmte Rasierbeil das aus nichtrostendem Kohlenstoffstahl von der Firma Unverwüstlich mit Prämienzugabe verschenkt wird. Warum dann noch selber machen?
Ich bin derzeit dran das www nach einem Ferrari mit Ladefläche auf die ich mein alltagstaugliches 80 mm Geschütz montieren kann,zu durchsuchen.

Zynismus aus.

Ganz im ernst; nach deinem Profil bist du Pfadfinder, und als solchem haben sie dir bestimmt Grundzüge der Planung und Organisation beigebracht. Des weiteren daß Werkzeug entsprechend seiner Bestimmung eingesetzt wird und nicht gröblich mißbraucht wird, jedenfalls nicht ohne Not. Schnitzen geht an, Holzspalten siehe Rasierbeil!
Die Bereitschaft das Messer öfter nachzuschärfen mit der Vorgabe nicht ständig drauf übertrieben acht geben zu müssen, resultiert vermutlich daher das du das Messer auch mal ausleihst. Das ist ja sehr löblich und die entsprechenden Konsequenzen sind dir auch klar. Also kann auch in Hinblick der Verarbeitbarkeit (nicht zuletzt auch der Verfügbarkeit) des Stahles eigentlich nur ein preiswerter Stahl der auch eine einfachere Wärmebehandlung (Kosten in der Härterei) benötigt, deine Wahl sein. Das Messer robust ausgeführt (ballige Schneide - weniger Ausbrüche) und auch zum leichteren Nachschärfen nicht extrem auf 63 HRC gehärtet, wird zwar keine Rasiermesserqualität aufweisen, aber dein Gemüse und deine Holzspäne wirst du kleinbekommen. Da - nach oben - damit zu rechnen ist, das auch mal Wurfmesser- und dergl. -übungen damit gemacht werden, würde ich eher noch zu einem Federstahl neigen als zu einem reinen C-Stahl (verträgt das Biegen oder schockartige Belastungen nicht so gut).
Damit die Konfusion noch weiter ausgedehnt habend wünsche ich noch viel Freude beim weitermachen, und viel Erfolg beim Messerbau.
Stefan
 
Jetzt mal ganz ehrlich: du wirst doch danach eh nicht aufhören Messer anzufertigen.
Darüber hinaus ist ein Vollintegral doch relativ schwer zu fertigen und du bräuchtest (wahrscheinlich) Fremdleistung.
Machst du dann beim Schliff einen Fehler, wird es um so schwerer/teurer das Stück neu zu beginnen.
Zusätzlich wiegen Vollintegralmesser häufig mehr, da ein Großteil des Griffes aus Stahl besteht und sie sind vom Schwerpunkt her eher Grifflastig.

Kauf dir doch einfach einen geeigneten rostenden Stahl den es als Flachmaterial gibt, c105 ist dem 1095 am ähnlichsten, es gehen auch 1.2550 oder 100cr6 (als Flachmaterial verfügbar und hervorragend geeignet) und bau dir daraus ein ganz normales Survivalmesser, und plane als nächstes Projekt ein Vollintegral-EDC aus SB1. Wenn du leichter rankommst gehen natürlich auch (1.2842, 1.2510, ...).

Dann kannst du auch vernünftig vergleichen, welcher Stahltyp dir besser gefällt.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Vielen Dank für eure schnellen und hilfreichen Antworten.

Zum EDC allgemein: Ich kann mir nicht vorstellen, wozu du im Alltag eine 14cm-Klinge brauchst. Wenn du das Messer wegen deiner Arbeit so brauchst, ist das natürlich ok. So fällts ja auch nicht unter die Tragebeschränkung, aber als "richtiges" EDC (immer-dabei-habe-messer) sehe ich da schon Probleme.

Wenn du es doch eher als Outdoorer benutzen willst, sind die 14cm zwar auch "legitimiert", ich persönlich finde aber, dass so 11cm vollkommen ausreichend sind. Für alles wo das nicht reicht, nimmt man halt ne Axt/Säge oder ähnliches.
Daran werde ich mich halten 11cm klingen gut, danke!

Aber wenn ich so lese rasierscharf und batoning, dann suchst du das berühmte Rasierbeil das aus nichtrostendem Kohlenstoffstahl von der Firma Unverwüstlich mit Prämienzugabe verschenkt wird. Warum dann noch selber machen?
Jaja ist ja gut. Das letzte Mal als ich geschaut habe konnte ich mich mit dem Mora rasieren, und durch das Holz geht es auch gut. Also weiß ich nicht warum ich bei einem selbstgemachten Messer darauf verzichten muss. Klar ist ein Rasiermesser besser und auch schärfer doch es geht auch mit dem Mora. Und das Teil kostet 12€...

Und wegen deiner Ausgangsfrage: Die überragenden Schneideigenschaften von Moras sind nicht allein auf den Stahl zurückzuführen! Ich denke es ist ziemlich egal was du nimmst, wenn du auf 0 ausschleifst wird das einfach ein Schneidteufel (obwohl dann natürlich die weiteren Eigenschaften wie Schnitthaltigkeit, Schärfe, Ausbrüche und sonstiges auf den Stahl zurückfallen). Und welche Stähle besonders für feine Schneiden geeignet sind, dazu kannst du ja nochmal ein bisschen im Forum gucken, aber ich denke ein Kohlenstoffstahl wäre da schon erste Wahl
Vielen Dank, daran habe ich gar nicht so gedacht. Ja das werde ich beherzigen und ich denke ich werde meine Klinge auch so ausformen und so schleifen. Scandi grind nennen die Ammis das, heißt das bei uns auch so?

Das Messer robust ausgeführt (ballige Schneide - weniger Ausbrüche) und auch zum leichteren Nachschärfen nicht extrem auf 63 HRC gehärtet, wird zwar keine Rasiermesserqualität aufweisen, aber dein Gemüse und deine Holzspäne wirst du kleinbekommen. Da - nach oben - damit zu rechnen ist, das auch mal Wurfmesser- und dergl. -übungen damit gemacht werden, würde ich eher noch zu einem Federstahl neigen als zu einem reinen C-Stahl (verträgt das Biegen oder schockartige Belastungen nicht so gut).
Super, danke. Bei den Federstählen einfach irgendeinen? 55Si7, 1.0601, 1.0610 oder doch einen der 1.12xx Fraktion?

Jetzt mal ganz ehrlich: du wirst doch danach eh nicht aufhören Messer anzufertigen.
Darüber hinaus ist ein Vollintegral doch relativ schwer zu fertigen und du bräuchtest (wahrscheinlich) Fremdleistung.
Machst du dann beim Schliff einen Fehler, wird es um so schwerer/teurer das Stück neu zu beginnen.
Zusätzlich wiegen Vollintegralmesser häufig mehr, da ein Großteil des Griffes aus Stahl besteht und sie sind vom Schwerpunkt her eher Grifflastig.

Kauf dir doch einfach einen geeigneten rostenden Stahl den es als Flachmaterial gibt, c105 ist dem 1095 am ähnlichsten, es gehen auch 1.2550 oder 100cr6 (als Flachmaterial verfügbar und hervorragend geeignet) und bau dir daraus ein ganz normales Survivalmesser, und plane als nächstes Projekt ein Vollintegral-EDC aus SB1. Wenn du leichter rankommst gehen natürlich auch (1.2842, 1.2510, ...)
Ist ein gutes Survival-Messer nicht immer ein Vollintegral? Schon alleine wegen der Rubustheit? Ja ich werde wohl eher nicht nach diesem Messer aufhören, aber es muss mir daher auch nicht perfekt gelingen. Bei meinem ersten Messer habe ich folgendes gemacht: Es war ein Stahl mit ca 30cmx0,5cmx6cm. Darauf habe ich meine Vorlage aus Papier geklebt und darum herum mit einem HSS Bohrer viele kleine Löcher gebohrt. Irgendwann war das Material so geschwächt, dass ich mit dem Hammer die Ränder abhauen konnte. Ich habe dann alles sauber heruntergeschliffen und an der Klinge die Klingenform herausgearbeitet. Als ich alles poliert hatte und in den Griff die Löcher für die Griffschalen gebohrt hatte habe ich es zum härten geschickt. Danach wurde das schwarze abpoliert, der Griff montiert (genietet und geklebt) und die Klinge geschärft. So hätte ich auch ds 2. Messer gemacht...Natürlich war es nicht perfekt, aber dafür habe ich es selber gemacht ;)

Ich bedanke mich für all eure Antworten. Das hat einiges Geholfen. Die Klinge wird kürzer und ich überlege mir was zum Federstahl. Und natürlich muss die "moraklingenfrom" her ;)
-Julian
 
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