Messerfreund
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Da viele Messermacher ihre Holzgriffe ölen und wachsen und man verschiedene Öle und Wachse kaufen kann, aber manche nicht wissen wie man diese richtig anwendet um später eine schöne und gleichzeitig "geschützte" Holzoberfläche zu bekommen, dachte ich mir, man könnte ja mal eine Sammlung starten, die alle möglichen funktionierenden Gebräue und Tinkturen der einzelnen Anwender beherbergt. (Sofern sie natürlich bereit sind ihre Geheimnisse preis zu geben!) Dann ist das Ganze mal übersichtlich aufgelistet und man kann die Zeit, die man sonst in die doch eher spärlich ausfallende Forensuche investiert für angenehmere Dinge z.B. im Messerbau und in der Griffmontage einsetzen. Aber aufgepasst, ich übernehme keinerlei Garantie für eine einwandfreie Funktion, da es ausschließlich meine eigenen Erfahrungen sind, die ich hier schildere. Und erst Recht übernehme ich keinerlei Haftung für Unfälle oder Verletzungen, die durch das Nachkochen dieser Rezepturen passieren. Darüber hinaus möchte ich nochmal daran erinnern, dass Leinöl ein gefährlicher und ausgesprochen entzündungsfreudiger Stoff ist. Getränkte Lappen und Späne neigen zur Selbstentzündung. Beim erhitzen oder gar kochen eines solchen Stoffs ist höchste Vorsicht geboten. Man sollte immer einen Deckel zum ersticken einer eventuellen Flamme bereithalten, und auf keinen Fall auf die Idee kommen, diese mit Wasser zu löschen. Am besten arbeitet man im Freien auf einer Elektroherdplatte, oder wenn es nicht anders gehen sollte, auf einem Campingkocher. Unter keinen Umständen auf offenem Feuer mit der Erhitzung beginnen.
So, genug Prolog, tut mir Leid, aber kürzer konnte ich diesen "Sicherheitstext" nicht formulieren, wer ihn ignoriert und einfach los legt, wird garantiert Schiffbruch erleiden.
Nun aber endlich zum wesentlichen.
Ich mache den Anfang mit der simplen Herstellung eines Wachsöls auf Leinöl - Bienenwachsbasis.
Wer möchte kann gerne seine eigenen Rezepturen ergänzen.
Als erstes besorge man sich rohes Leinöl. Das bekommt man entweder bei Dick, Janet Fischer oder in einem Laden für Künstlerbedarf.
Es ist völlig egal ob es nun schwedisches, deutsches oder hinterindisches Öl ist. Wichtig ist nur, dass es sich um rohes Leinöl handelt, nicht um Leinölfirnis. Leinölfirnis ist Leinöl vermischt mit Terpentin und anderen Stoffen, die die Trocknung und das Eindringen in das Holz verbessern sollen. Ein Erhitzen von Leinölfirnis ist oft noch gefährlicher als von reinem Leinöl, da Terpentin und ähnliche Stoffe ebenfalls sehr entzündungsfreundlich sind und niedrige Entzündungstemperaturen haben.
Wenn man schon in den oben genannten Online-Shops verkehrt, kann man sich dort direkt noch Bienenwachs bestellen. In beiden gibt es eine üppige Auswahl an verschiedenen Ölen und Wachsen. Wir wollen uns aber jetzt nur mit Leinöl und Bienenwachs beschäftigen.
Möchte man nicht via Internet bestellen bekommt man Bienenwachs auch vom Imker gegen kleines Geld oder je nach dem wie freundlich man fragt auch Gratis.
Nun zu den Kochgeräten: Am besten nimmt man einen alten Topf, da Öl und Wachs sehr schöne Rückstände hinterlassen. Da freut sich die Frau.
Dann sollte man sich einen Löffel nehmen, der nicht ständig im Gebrauch ist, um später die Konsistenz des Gemischs zu prüfen. Zum Erhitzen eignet sich eine elektrische Kochplatte, die man bestenfalls im Freien verwendet.
Jetzt kann es auch schon losgehen. Als erstes gibt man etwas Leinöl in den Topf hinein. Dann nimmt man ein paar Stücke Bienenwachs und gibt sie dazu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Öl nicht unbedingt kochen muss. Eine Temperatur die zum Schmelzen des Wachses führt ist
durchaus ausreichend. Leinöl schäumt beim Kochen, und wenn etwas auf die Herdplatte kommt, ist das auch nicht unbedingt das gelbe vom Ei.
Daher bleibe ich immer bis kurz unter der Kochtemperatur, sprich ich erhitze so weit, bis sich noch kein Schaum gebildet hat.
Man wird nun beobachten, wie das Bienenwachs langsam schmilzt. Ein genaues Mischungsverhältnis befolge ich nicht. Als Faustregel kann man sagen: Je mehr Wachs, desto cremiger wird das Endprodukt, und je mehr
Öl, desto flüssiger wird es. Mit der Zeit hat man aber durchaus ein Gespür dafür entwickelt.
Ich lasse die Mischung zwischendurch immer wieder abkühlen, denn nur so kann man die Konstenz feststellen. Bienenwachs wird genauso flüssig wie Leinöl bei Schmelztemperatur. Es ist im übrigen völlig egal ob man Bienenwachswürfel, Pastillen oder Kerzenreste verwendet. Wichtig ist nur das all diese "Produkte" frei von Zusatzstoffen sind. Bei Kerzen sollte man aufpassen, da sie nicht immer aus reinem Bienenwachs bestehen.
Zu große Stücke sollte man auch nicht in das Öl geben, da man sonst dazu neigt die Temperatur zu erhöhen, was gerade bei Leinöl eine heikle Sache ist.
Es ist auch kein Problem die Mischung nach dem Abkühlen wieder zu erwärmen. Wenn einem die Konsistenz nicht zusagt, wird eben solange erwärmt bis sie ideal ist. Wenn man jetzt noch einen angenehmen Geruch erzeugen möchte kann man noch einen Schuss Orangenöl in die Mischung geben. (Bezugsquelle: Dick oder Apotheke.) Dies ist jedoch Geschmackssache und ist nur eine Option.
Wenn alles abgekühlt ist und die Konsistenz einwandfrei ist, kann man nun Holz mit der Mischung behandeln. Ein wichtiger Punkt, den ich zum Schluss noch ansprechen möchte ist die Trocknungszeit. Da wir reines Leinöl verwendet haben, müssen wir mit einer Wartezeit von mindestens einem Monat oder mehr rechnen. Wenn alles gut getrocknet ist, kann man auch noch über das Wachsöl polieren. Da ein gewisser Anteil Bienenwachs im Öl enthalten ist, wird der Griff eine schöne Politur annehmen. Die Polierpaste entfällt somit.
Man kann auch bei einigen Punkten anders arbeiten, z.B. kann man auch
im Wasserbad erwärmen o.ä. Wie bereits erwähnt schildere ich hier meine Methode und meine Arbeitsweise.
Diese Art der Oberflächenbehandlung ist nicht die schnellste Variante einen Schönen Griff zu bekommen, zugegeben. Doch wird man durch die Arbeit und die Geduld belohnt werden. Mit dem fertigen Wachsöl lassen sich auch außer Messergriffen noch Bögen, Schneidbretter und Holzspielzeug behandeln. Andererseits glaube ich kaum das sich die Kleinen mit einer so langen Wartezeit anfreunden können
.
Wem das alles zu lang dauert und wem die Zeit, alleine das Rezept zu lesen, schon zu lange ist, der ist mit Leinölfirnis und anderen schnelltrocknenden Baumarktartikeln besser bedient.
Jedoch haben wir hier ein völlig gesundheitlich unbedenkliches, chemiekalienfreies Mittel zur Oberflächenbehandlung von Holz erschaffen. Wer diesen Aufwand zu schätzen weiß und auch mit der Wartezeit einverstanden ist, wird sicher mit einer schönen, individuellen, natürlichen Holzoberfläche belohnt.
So, genug Prolog, tut mir Leid, aber kürzer konnte ich diesen "Sicherheitstext" nicht formulieren, wer ihn ignoriert und einfach los legt, wird garantiert Schiffbruch erleiden.
Nun aber endlich zum wesentlichen.
Ich mache den Anfang mit der simplen Herstellung eines Wachsöls auf Leinöl - Bienenwachsbasis.
Wer möchte kann gerne seine eigenen Rezepturen ergänzen.
Als erstes besorge man sich rohes Leinöl. Das bekommt man entweder bei Dick, Janet Fischer oder in einem Laden für Künstlerbedarf.
Es ist völlig egal ob es nun schwedisches, deutsches oder hinterindisches Öl ist. Wichtig ist nur, dass es sich um rohes Leinöl handelt, nicht um Leinölfirnis. Leinölfirnis ist Leinöl vermischt mit Terpentin und anderen Stoffen, die die Trocknung und das Eindringen in das Holz verbessern sollen. Ein Erhitzen von Leinölfirnis ist oft noch gefährlicher als von reinem Leinöl, da Terpentin und ähnliche Stoffe ebenfalls sehr entzündungsfreundlich sind und niedrige Entzündungstemperaturen haben.
Wenn man schon in den oben genannten Online-Shops verkehrt, kann man sich dort direkt noch Bienenwachs bestellen. In beiden gibt es eine üppige Auswahl an verschiedenen Ölen und Wachsen. Wir wollen uns aber jetzt nur mit Leinöl und Bienenwachs beschäftigen.
Möchte man nicht via Internet bestellen bekommt man Bienenwachs auch vom Imker gegen kleines Geld oder je nach dem wie freundlich man fragt auch Gratis.
Nun zu den Kochgeräten: Am besten nimmt man einen alten Topf, da Öl und Wachs sehr schöne Rückstände hinterlassen. Da freut sich die Frau.
Dann sollte man sich einen Löffel nehmen, der nicht ständig im Gebrauch ist, um später die Konsistenz des Gemischs zu prüfen. Zum Erhitzen eignet sich eine elektrische Kochplatte, die man bestenfalls im Freien verwendet.
Jetzt kann es auch schon losgehen. Als erstes gibt man etwas Leinöl in den Topf hinein. Dann nimmt man ein paar Stücke Bienenwachs und gibt sie dazu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Öl nicht unbedingt kochen muss. Eine Temperatur die zum Schmelzen des Wachses führt ist
durchaus ausreichend. Leinöl schäumt beim Kochen, und wenn etwas auf die Herdplatte kommt, ist das auch nicht unbedingt das gelbe vom Ei.
Daher bleibe ich immer bis kurz unter der Kochtemperatur, sprich ich erhitze so weit, bis sich noch kein Schaum gebildet hat.
Man wird nun beobachten, wie das Bienenwachs langsam schmilzt. Ein genaues Mischungsverhältnis befolge ich nicht. Als Faustregel kann man sagen: Je mehr Wachs, desto cremiger wird das Endprodukt, und je mehr
Öl, desto flüssiger wird es. Mit der Zeit hat man aber durchaus ein Gespür dafür entwickelt.
Ich lasse die Mischung zwischendurch immer wieder abkühlen, denn nur so kann man die Konstenz feststellen. Bienenwachs wird genauso flüssig wie Leinöl bei Schmelztemperatur. Es ist im übrigen völlig egal ob man Bienenwachswürfel, Pastillen oder Kerzenreste verwendet. Wichtig ist nur das all diese "Produkte" frei von Zusatzstoffen sind. Bei Kerzen sollte man aufpassen, da sie nicht immer aus reinem Bienenwachs bestehen.
Zu große Stücke sollte man auch nicht in das Öl geben, da man sonst dazu neigt die Temperatur zu erhöhen, was gerade bei Leinöl eine heikle Sache ist.
Es ist auch kein Problem die Mischung nach dem Abkühlen wieder zu erwärmen. Wenn einem die Konsistenz nicht zusagt, wird eben solange erwärmt bis sie ideal ist. Wenn man jetzt noch einen angenehmen Geruch erzeugen möchte kann man noch einen Schuss Orangenöl in die Mischung geben. (Bezugsquelle: Dick oder Apotheke.) Dies ist jedoch Geschmackssache und ist nur eine Option.
Wenn alles abgekühlt ist und die Konsistenz einwandfrei ist, kann man nun Holz mit der Mischung behandeln. Ein wichtiger Punkt, den ich zum Schluss noch ansprechen möchte ist die Trocknungszeit. Da wir reines Leinöl verwendet haben, müssen wir mit einer Wartezeit von mindestens einem Monat oder mehr rechnen. Wenn alles gut getrocknet ist, kann man auch noch über das Wachsöl polieren. Da ein gewisser Anteil Bienenwachs im Öl enthalten ist, wird der Griff eine schöne Politur annehmen. Die Polierpaste entfällt somit.
Man kann auch bei einigen Punkten anders arbeiten, z.B. kann man auch
im Wasserbad erwärmen o.ä. Wie bereits erwähnt schildere ich hier meine Methode und meine Arbeitsweise.
Diese Art der Oberflächenbehandlung ist nicht die schnellste Variante einen Schönen Griff zu bekommen, zugegeben. Doch wird man durch die Arbeit und die Geduld belohnt werden. Mit dem fertigen Wachsöl lassen sich auch außer Messergriffen noch Bögen, Schneidbretter und Holzspielzeug behandeln. Andererseits glaube ich kaum das sich die Kleinen mit einer so langen Wartezeit anfreunden können
Wem das alles zu lang dauert und wem die Zeit, alleine das Rezept zu lesen, schon zu lange ist, der ist mit Leinölfirnis und anderen schnelltrocknenden Baumarktartikeln besser bedient.
Jedoch haben wir hier ein völlig gesundheitlich unbedenkliches, chemiekalienfreies Mittel zur Oberflächenbehandlung von Holz erschaffen. Wer diesen Aufwand zu schätzen weiß und auch mit der Wartezeit einverstanden ist, wird sicher mit einer schönen, individuellen, natürlichen Holzoberfläche belohnt.