Rock'n'Roll
MF Ehrenmitglied
- Beiträge
- 5.874
„Von rostfreien Sensen hat man allerdings auch noch nichts gehört.“
U.Gerfin
Boas,
On the hunt??? Ja sicher - doch wenn wir auf die Jagd gehen, dann nicht auf die Jagd mit sondern nach Messern. Solchen, die sich gut eignen zur befriedigenden Verrichtung unserer zur lieben Gewohnheit gewordenen täglichen Meditation. Und der restlichen Schneid-Bedürfnisse …
Ein ordentliches Holz schneiden, grobe Störfaktoren entfernen, es handfreundlich machen, die Rinde abschälen, am Ende das - je nach Konsistenz harte oder manchmal gern auch weiche - Material fein polieren. Einen weiteren Handschmeichler erzeugen. Zuweilen ein kurzer Blick auf’s Meer oder die jeweilige Umgebung. Die Gedanken fließen lassen, der Kopf wird frei …
Und wir erfahren alsbald eine Menge über die Verfassung eines Messers - die Handlage, den Stahl und sein Stehvermögen, die Geometrie. Schneidfähigkeit und empfundene Schneidfreude fassen es gut zusammen.
Wir sind ganz besonders neugierig auf die Stähle, über die wir im Lauf der Zeit immer wieder lesen. Vor etwa zwei Jahren hatten wir uns vorgenommen, 1.2442 und 1.2519 näher unter die Lupe zu nehmen. Als „Lieferanten“ hatten wir uns Daniel Jeremiah Boll und Uli Hennicke dazu ausgesucht. Und von Daniel bereits zwei wunderbare Messerchen mit Klingen aus 1.2442 erhalten, von Uli den Kleinen Taschen-Klapp-Jäger mit einer solchen aus 1.2519.
Wir haben mittlerweile enge „Freundschaft“ mit beiden Stählen geschlossen, denn sowohl das Stehvermögen als auch die empfundene Schneidfreude lassen unsererseits keine Wünsche offen. Während wir von Daniel ein großes und ein kleines Klappmesser mit Ausnahme-Geometrie (nagelgängige Klingen) erhalten haben, ist der Kleine Taschen-Klapp-Jäger etwas robuster ausgelegt. Und schneidet dennoch wie der Teufel.
Ausgewählt hatten wir diesen Klapper aufgrund eines threads, in dem von Ulis perfekten Paaren die Rede war. Da zum Paar ja immer zwei gehören, war es nur eine Frage der Zeit, bis unser Klapper Gesellschaft erhielt :lemo:. Bereits kurz nach seinem Eintreffen im Roadhouse haben wir bei Uli bezüglich eines Kleinen Jägers angefragt. Er hielt eine Lieferzeit von etwa zwei Monaten für realistisch. Vier Monate sind es dann geworden …
Die Entscheidung fiel wieder auf 1.2519 und Grenadill. Der perfekten Paarung wegen. Und weil wir von den Materialien überzeugt sind. Die positiven Eigenschaften von 1.2442 und 1.2519 liegen nach unserer Erfahrung nah beieinander. Von den Experten wird 1.2442 etwas „besser“ eingeschätzt. Aber diese Differenzen werden und können wir nicht ausloten. Wir belasten ein Messer nie bis an seine Leistungsgrenze und dreschen - einzelne begründete Ausnahmefälle mit 1.2510 und 1.2235 hat es gegeben - nicht auf Holz oder andere Materialien damit ein.
Dazu wäre es vermessen, einen solchen Versuch zu unternehmen, da kein Messer in unserem Bestand dem anderen gleicht. Wir haben eine diesbezüglich gut passende Textstelle hier im Forum gefunden, wo Roman Landes den essentiellen Zusammenhang in zwei Sätzen wie folgt zusammenfaßt:
„Und wie ich im Buch schon sagte, die WB macht ca. 1/3 des Leistungspotentials einer Klinge aus. 1/3 richtiger Winkel und 1/3 richtige Stahlwahl, alle 3 zusammengenommen ergeben 100 % Leistungspotential auf der Technikseite und die sind etwa 30 % vom Gesamtpotential - da ca.70 % wiederum beim Anwender liegen.“
Wie also sollten wir guten Gewissens zwei Stähle hinsichtlich ihrer letztendlichen Belastbarkeit anhand der uns zur Verfügung stehenden Messer von verschiedenen Machern mit jeweils individueller Geometrie, Wärmebehandlung …. seriös vergleichen?!
Was die Grenzleistungsfähigkeit der Stähle angeht, verlassen wir uns daher ganz auf das Urteil der zahlreichen Stahl-Experten und Messerbauer mit diesbezüglich langjähriger Erfahrung, deren Kenntnisse wir im Lauf der Zeit schätzen gelernt haben. Für Interessierte haben wir wieder etwas zusammengetragen:
Wolframlegierter Kaltarbeitsstahl 1.2519 - Die Expertenmeinung
1.2519 aka 110WCrV5: C: 1,1 Si: 0,15 Mn: 0,3 Cr: 1,2 V: 0,2 W: 1,3 %.
U. Gerfin in diesem Forum:
„Von den angesprochenen Stählen ist der M 4 ein pulvermetallurgisch hergestellter Schnellarbeitsstahl für äußerste Härte und Verschleißfestigkeit. Er kann bei einer Karbidkorngröße von ca. 3 my auf 1 -2 my ausgeschliffen werden und wäre damit noch recht scharf und einigermaßen stabil. Etwas darunter abgestumpft wäre er auch extrem verschleißfest. Er rostet schnell und gut, braucht also Pflege.
SB 1 ist ebenfalls ledeburitisch, im PM-Verfahren hergestellt, hinreichend rostträge, weniger verschleißfest als der M 4, leichter zu schärfen - insgesamt ein guter Kompromiss.
1.2519 ist übereutektoidisch, erlaubt eine feinere und stabilere Schneide als die beiden anderen Stähle, rostet und braucht Pflege. Das ist etwas für Schärfefreaks.“
UND
„Outdoor ? Für jemanden, der mit Messern umgehen kann und sowohl das große Potential des Stahles nutzen kann, wie auch ihm die erforderliche Pflege angedeihen lassen kann, eine vorzügliche Wahl.“
ABER
„1.2442 war mal der klassische Stahl für gute Bügelsägenblätter. Wenn man Glück hat, findet man solche Blätter noch. Sie sind am roten Funken zu erkennen. Von Schnellarbeitsstahlblättern kann man sie unterscheiden, weil bei denen der Funke noch roter ist und sie wegen der Sonderkarbide kaum Sternchen zeigen.
Wie viele gute alte Stähle ist auch dieser Stahl von vielseitigeren, billigeren und eben nur fast gleichwertigen ersetzt worden und deshalb heute selten zu finden.
Ich ziehe ihn dem 1.2519 deutlich vor. Er ist besser schweißbar, eben weil er kein Chrom enthält, die Verschleißfestigkeit wird wegen der härteren Wolframkarbide auch eher besser sein.
Weil es hier angesprochen worden ist: Vanadium verfeinert das Korn im Gussgefüge. Wie fein das Korn eines Stahls im gehärteten Zustand ist, hängt bei allen nicht ledeburitischen Werkzeugstählen weniger von der Legierung als von der Wärmebehandlung und Verformung ab.
MfG U. Gerfin“
Jeremiah Rostig :ghost::
“I use this steel for 17 years, and in my opinion it is simply one of the best, most fine grained tool steels with high wear resistance simultaneously on a very tough Edge, and very easy to sharpen and very easy to grind and to finish ………….
There are other steels that I strongly like to recommend : 2516 (120WV4) all the good things like 2519 but with very low Cr that it forges and welds like a dream.
2552 and 2550 with 0,8 and 0,6 in C content makes the toughest Hunting knifes and choppers. 2519 can only be topped with 2442 (115W8) in some minor aspects.
All this steels allow a very thin ground edge.
Best Edge holding ability is gained from 2562 (142WV13) 1,4% C and 3,3% Tungsteen, a blade made from that steel holds an edge, even longer than 2519 but is sensitive and only for really fine working blade.....and that stuff eats away your belts....very unpleasant to grind and to finish.”
Achim Wirtz zum 1.2442:
„Schnitthaltigkeit, feine Schneide und Zähigkeit sind besser als beim 1.2519."
Achim schmiedet Damast aus 1.2510 (O1), 1.2442 (115W8) und 75Ni8 (15N20). Und - wie es bei den hypefreeblades heißt - auch einen „super tungsten damascus“ aus 1.2519 + 1.2442 + O1 (1.2510) oder O2 (1.2842). Eine diesbezügliche Verifizierung konnten wir bisher trotz gründlicher Recherche allerdings nirgendwo auftreiben.
Bei dem Gedanken daran läuft uns das Wasser im Mund zusammen :chuncky: …
Was erwarten wir von einem Messer …
Im wesentlichen sind es drei Dinge:
Befriedigende Handlage, damit es Spaß macht, das Messer für längere Zeit in die Hand zu nehmen
Gutmütigkeit des Materials von Griff und Klinge: Bezogen auf den Griff sollte das Material unterschiedlichen Klima- und Witterungsbedingungen gut standhalten. Bezogen auf den Stahl legen wir in erster Linie Wert auf Zähigkeit (Toughness) und zum zweiten auf eine zufriedenstellende Verschleißfestigkeit. Wobei es uns im Prinzip ausreicht, wenn die Klinge einen „anstrengenden“ Arbeitstag ohne zwischenzeitliches Nachschärfen durchhält.
Performante Geometrie, wobei wir damit eine vorzugsweise schlanke ballige Klinge meinen, deren Gesamtschneidenwinkel höchstens 30 - gerne 20 - Grad betragen sollte. So, daß sie bereits bei bequem flacher Haltung beißt. Und - worauf wir mittlerweile großen Wert legen - auschließlich und zügig anhand der Micro-Mesh-Mousepad-Methode respektive Leder rasurscharf gehalten werden kann …
Auf den Punkt gebracht: Daß uns Handlage, Geometrie und Stehvermögen eines Messers zusagen - die beim Gebrauch empfundene Schneidfreude groß, der Schärfaufwand gering ist.
Bevor wieder jemand fragt - wir mögen auch robuste Klingen. Immer nur Filet wird langweilig auf die Dauer …
Der Kleine Jäger
Aufgemacht haben wir das Päckchen unter Zuhilfenahme des Kleinen Taschen-Klapp-Jägers. Womit auch sonst!? Und haben zuallererst mal gestaunt. Mann, war der schlicht, der Kleine Jäger. Hatten wir doch gerade noch die Wälder der Umgebung mit Daniel Winklers martialischem Blue Ridge Hunter unsicher gemacht.
Aber die Klinge ist ordentlich groß. Vor allem breit. Einen echten Tortenheber haben wir uns da eingekauft. Um es vorwegzunehmen - mittlerweile lautet unsere Einschätzung des Auftritts eher wie folgt: Der Kleine Jäger kommt unprätentiös daher und ist angenehm unaufgeregt. Kein Angeber …
Als nächstes fiel unser Augenmerk auf die schwarze Sattel-Lederscheide, die mit ihren rückseitig angebrachten Lederbändseln dem Ganzen einen leicht indianischen Touch verleiht. Sie ist sehr elegant, schlank angelegt und gewährt dem Jäger festen Sitz. Er verschwindet fast ganz darin. Dann war da noch das Zertifikat und - nicht zu vergessen - das Mammut. Vom Ricasso aus nach vorn blickend zeigt es seine mächtigen Zähne. Ein treffliches Symbol, wie wir noch feststellen werden …
Bereits beim ersten Griff wird deutlich, daß es sich um ein Wohlfühlmesser handelt. Die fein abgerundeten und polierten - 11,3 cm langen, verklebten und mit drei Messingpins je Seite versehenen - Grenadillschalen sind passend handfüllend und von sehr angenehmer Haptik.
„Grenadill wird oft mit Ebenholz verwechselt - es ist wie dieses nahezu schwarz und schwerer als Wasser, allerdings noch etwas dichter und fester, dabei etwas elastischer. Botanisch mit dem Palisander verwandt, kommt es jedoch nicht aus Südamerika wie die meisten Palisanderarten, sondern aus der afrikanischen Steppe.
Aufgrund seines hohen Harzgehaltes ist Grenadill relativ unempfindlich gegen Feuchtigkeit und verzieht sich kaum.“
Der Daumen ruht auf der Grenze zwischen Griff und Klinge über dem Mammut. Das Messer läßt sich bequem in jede gewünschte Greif-Position drehen und wenden. Mit „nackten“ 150 Gramm liegt das Gewicht in der von uns präferierten Klasse. Die schwarze Sattellederscheide wiegt 80 Gramm.
Bestellt hatten wir einen „Kleinen Jäger Grenadill“ mit Klinge aus 1.2519. Die kurze Rückfrage von Uli, ob drei Millimeter Klingenstärke in Ordnung gingen, hatten wir bestätigt. Geworden sind es 2,9 mm am Ricasso, 2,8 in der Klingenmitte und 1,5 einen Zentimeter vor der Spitze. Bei einer Gesamtlänge der Klinge von 10,2 cm bei einer Höhe von 3 cm - langsam abnehmend zur Spitze hin - haben wir eine ordentliche Kelle zur Hand.
Die sich im Gebrauch als ein herausragendes Arbeitsgerät herausgestellt hat. Von oben her vorbildlich schlank ballig zur Schneide hin ausgeschliffen, mündet sie dort in eine minimale Fase, bleibt aber durchgehend ballig mit einem flachen Gesamtschneidenwinkel von etwa 20 Grad .
Das heißt, es ist ein Vergnügen mit dem Jäger zu schneiden, da man die Klinge kaum anzuheben braucht, damit sie beißt. Sie kam im übrigen papierkurvenrasierscharf aus der Box. Die Schneide landet bei einem Schnitt durch ein 7fach gefaltetes Blatt einer Küchenrolle bereits nach der Hälfte der Klinge auf dem Brett. Und - wir hatten unsere diesbezügliche Vorliebe bereits mehrfach betont - sie ist im Bedarfsfall auf einfachste Art und Weise mit Mousepad und Micro Mesh biestig scharf zu bekommen bzw. zu halten.
Die Klinge ist zwar nicht nagelgängig dünn ausgeschliffen - hinter der Wate sehen wir 0,35 bis 0,4 mm, 1 cm oberhalb der Schneide etwa 1,3 mm - geht aber bei gleichzeitig fabelhafter Stabilität, die sie aus dieser Geometrie und dem verwendeten Stahl gewinnt, durch sperriges Schnittgut wie durch gute Butter. Die Geometrie des Kleinen Jägers ist insgesamt durchweg schlanker als die des Kleinen Taschen-Klapp-Jägers und liegt btw gar nicht so weit entfernt derselben von Ulis Kochmesser Ivo 1 :kiwi-fruit: …
Wir haben tagelang Hölzer verschiedenster Härtegrade in gewohnter Manier auf den Kleinen Jäger losgelassen. Geschnitten, abgelängt, geschnitzt, entrindet, fein poliert. Den Wald unsicher gemacht. Eine Freude!! Dann haben wir (es bot sich einfach an) - seit Eintreffen des Messers und nachdem wir den Blue Ridge Hunter von Daniel Winkler aus der Hand gelegt hatten - unsere Mahlzeiten damit zubereitet. In den vergangenen 10 Tagen seine Küchentauglichkeit ausgelotet.
Täglich einen Apfel geschält, geviertelt, mundgerecht für das Müsli geschnitten. Was der Patinabildung sehr entgegenkam. Wobei die Klinge bei Säurekontakt zunächst zwar etwas Geruch verbreitet, jedoch erfreulicherweise keinerlei Geschmack an den Apfel abgibt. Handgroße Kohlrabi lassen sich in mustergültig glatte Scheiben aufschneiden. Zu Weihnachten hatten wir von guten Freunden zwei Luftgetrocknete zugeschickt bekommen. Ein in jeder Hinsicht „gefundenes Fressen“ für uns und den Kleinen Jäger.
Die Klinge ist ein In- und Outdoor-Kaliber vom Feinsten. Über das, was wir dem Messer zugemutet haben, lacht der Stahl. Rundum stabil und dennoch sehr feinschneidend hält er die Schärfe tagelang ohne Notwendigkeit, ihn nachzuschärfen. Wir haben uns nichtsdestotrotz - nachdem wir diese Erkenntnis gewonnen hatten - angewöhnt, die Klinge, wie bei all unseren balligen Messer, täglich nach Gebrauch kurz auf Schleifleinen abzuziehen. Minimaler Aufwand für andauerndes Schneidvergnügen ...
Wenn wir mal vergleichen …
Zum Vergleich haben wir folgende Fixed etwa gleicher Größe herangezogen. Painless Potters Damast-'Aufschneider' „Steely Dan“, die BRKT-Brothers Gunny Hunter und Kephart, sowie Daniel Winklers Blue Ridge Hunter.
Kriterium für unseren Vergleich ist die Zuverlässigkeit und Belastbarkeit sowie insbesondere die Allround-Tauglichkeit. Was die Zuverlässigkeit und Belastbarkeit angeht, haben wir mit keinem der Messer ein Problem. Weder der Damast noch A2 und CPM 3V oder 80CrV2 haben bei unseren Schneidroutinen irgendeinen Grund zur Beanstandung hinterlassen.
Was wir mit Messern anstellen, das stecken alle aufgeführten Klingen locker weg. „Steely Dan“ ist etwas schwer mit seinen 178 Gramm, die Klinge mit 3,3 mm und ihrer eher robusten Geometrie nicht „apfelfreundlich“. Was auch für das Gunny gilt. Trotz moderatem Gewicht von 153 Gramm qualifiziert es sich mit einer Klinge von 3,9 mm eher für den Außendienst.
Diese Stellung nimmt auch das Winkler mit 5,4 mm ein, geht im Zusammenspiel mit dem 80CrV2 hier in Führung und disqualifiziert sich ansonsten durch seine Caswell-Beschichtung auch sonst für den Küchendienst.
Diesen könnte am ehesten von den konkurrierenden Kandidaten das Kephart vollziehen. 130 Gramm leicht hat es eine nur 2,3 mm starke - mittlerweile ballig auf Null verlaufende - Klinge aus fabelhaft widerstandsfähigem CPM 3V. Für eine gleichzeitig ausgezeichnete Außendienstfähigkeit …
Die Klinge des Kephart ist einen halben Zentimeter schmaler, der Griff aus „Plaste“ - was uns im Prinzip überhaupt nicht stört. Aber das Grenadill faßt sich einfach um Längen angenehmer an, ist edler und sieht besser aus. Wie der gesamte Kleine Jäger inklusive Lederscheide. Und die Klinge ist aus Carbonstahl!!
Auch wenn wir gegen z.B. SB1, CPM 3V oder 12C27 keine Einwände haben, bleibt für uns die Faszination feinschneidender rostfähiger Klingen mit schlank balligem Schliff ungebrochen … Damit liegt der Kleine Jäger unter Einbeziehung der mehr als guten Erfahrungen der letzten Tage für unsere Belange auf Platz 1 des angetretenen Ensembles.
Wir versteigen uns darüber hinaus zu der Aussage, daß er als Fixed in genau dieser Größe und Geometrie - so, wie er da liegt - mit seiner Allround-Eignung als Kandidat für DAS EINE Messer in Betracht käme. Wenn wir denn auf der Suche danach wären …
Kleiner Jäger Grenadill - Uli Hennicke Handmade
1.2519 / 110WCrV5: C: 1,1 Si: 0,15 Mn: 0,3 Cr: 1,2 V: 0,2 W: 1,3 %
Fixed
Gesamtlänge: 215 mm (245 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 102 mm (100 mm scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 31,6 mm max. vor dem Ricasso, langsam in gestrecktem Bogen auf Null auslaufend
Klinge: 2,9 mm 1.2519 (rostfähig), 61-62 HRC, leicht längssatiniert, konvex mit Mikrofase, Gesamtschneidenwinkel bei 20 Grad, Full Tang, die Klingenstärke beträgt in der Mitte noch 2,8 und 1 cm vor der Spitze 1,5 mm
Griff: Grenadill, verklebt und je Seite 3 Messing-Pins
Grifflänge: 113 mm
Griffdicke: Von vorn 14,5 mm über 16 mm in der Mitte nach hinten auf 16,5 mm gleichmäßig zunehmend
Griffhöhe: zwischen 27,5 und 28,5 mm; am Griffende auf 32,2 mm ansteigend
Kein Lanyardhole
Gewicht: 150 Gramm (mit Scheide 230 Gramm)
Schlanke schwarze Sattellederscheide mit Gürtelschlaufe, max. Breite 50 mm, max. Dicke inkl. Messer 25 mm (inkl.Gürtelschlaufe 40 mm)
Das Diensthabende ...
Zu meinem heutigen 64. Geburtstag die Jukebox mit den Beatles „When I'm Sixty-Four“
Von Beileidsbekundungen bitte ich Abstand zu nehmen …
Aus rainy Monte Gordo
Rock’n‘Roll & Johnny
U.Gerfin
Boas,
On the hunt??? Ja sicher - doch wenn wir auf die Jagd gehen, dann nicht auf die Jagd mit sondern nach Messern. Solchen, die sich gut eignen zur befriedigenden Verrichtung unserer zur lieben Gewohnheit gewordenen täglichen Meditation. Und der restlichen Schneid-Bedürfnisse …
Ein ordentliches Holz schneiden, grobe Störfaktoren entfernen, es handfreundlich machen, die Rinde abschälen, am Ende das - je nach Konsistenz harte oder manchmal gern auch weiche - Material fein polieren. Einen weiteren Handschmeichler erzeugen. Zuweilen ein kurzer Blick auf’s Meer oder die jeweilige Umgebung. Die Gedanken fließen lassen, der Kopf wird frei …
Und wir erfahren alsbald eine Menge über die Verfassung eines Messers - die Handlage, den Stahl und sein Stehvermögen, die Geometrie. Schneidfähigkeit und empfundene Schneidfreude fassen es gut zusammen.
Wir sind ganz besonders neugierig auf die Stähle, über die wir im Lauf der Zeit immer wieder lesen. Vor etwa zwei Jahren hatten wir uns vorgenommen, 1.2442 und 1.2519 näher unter die Lupe zu nehmen. Als „Lieferanten“ hatten wir uns Daniel Jeremiah Boll und Uli Hennicke dazu ausgesucht. Und von Daniel bereits zwei wunderbare Messerchen mit Klingen aus 1.2442 erhalten, von Uli den Kleinen Taschen-Klapp-Jäger mit einer solchen aus 1.2519.
Wir haben mittlerweile enge „Freundschaft“ mit beiden Stählen geschlossen, denn sowohl das Stehvermögen als auch die empfundene Schneidfreude lassen unsererseits keine Wünsche offen. Während wir von Daniel ein großes und ein kleines Klappmesser mit Ausnahme-Geometrie (nagelgängige Klingen) erhalten haben, ist der Kleine Taschen-Klapp-Jäger etwas robuster ausgelegt. Und schneidet dennoch wie der Teufel.
Ausgewählt hatten wir diesen Klapper aufgrund eines threads, in dem von Ulis perfekten Paaren die Rede war. Da zum Paar ja immer zwei gehören, war es nur eine Frage der Zeit, bis unser Klapper Gesellschaft erhielt :lemo:. Bereits kurz nach seinem Eintreffen im Roadhouse haben wir bei Uli bezüglich eines Kleinen Jägers angefragt. Er hielt eine Lieferzeit von etwa zwei Monaten für realistisch. Vier Monate sind es dann geworden …
Die Entscheidung fiel wieder auf 1.2519 und Grenadill. Der perfekten Paarung wegen. Und weil wir von den Materialien überzeugt sind. Die positiven Eigenschaften von 1.2442 und 1.2519 liegen nach unserer Erfahrung nah beieinander. Von den Experten wird 1.2442 etwas „besser“ eingeschätzt. Aber diese Differenzen werden und können wir nicht ausloten. Wir belasten ein Messer nie bis an seine Leistungsgrenze und dreschen - einzelne begründete Ausnahmefälle mit 1.2510 und 1.2235 hat es gegeben - nicht auf Holz oder andere Materialien damit ein.
Dazu wäre es vermessen, einen solchen Versuch zu unternehmen, da kein Messer in unserem Bestand dem anderen gleicht. Wir haben eine diesbezüglich gut passende Textstelle hier im Forum gefunden, wo Roman Landes den essentiellen Zusammenhang in zwei Sätzen wie folgt zusammenfaßt:
„Und wie ich im Buch schon sagte, die WB macht ca. 1/3 des Leistungspotentials einer Klinge aus. 1/3 richtiger Winkel und 1/3 richtige Stahlwahl, alle 3 zusammengenommen ergeben 100 % Leistungspotential auf der Technikseite und die sind etwa 30 % vom Gesamtpotential - da ca.70 % wiederum beim Anwender liegen.“
Wie also sollten wir guten Gewissens zwei Stähle hinsichtlich ihrer letztendlichen Belastbarkeit anhand der uns zur Verfügung stehenden Messer von verschiedenen Machern mit jeweils individueller Geometrie, Wärmebehandlung …. seriös vergleichen?!
Was die Grenzleistungsfähigkeit der Stähle angeht, verlassen wir uns daher ganz auf das Urteil der zahlreichen Stahl-Experten und Messerbauer mit diesbezüglich langjähriger Erfahrung, deren Kenntnisse wir im Lauf der Zeit schätzen gelernt haben. Für Interessierte haben wir wieder etwas zusammengetragen:
Wolframlegierter Kaltarbeitsstahl 1.2519 - Die Expertenmeinung
1.2519 aka 110WCrV5: C: 1,1 Si: 0,15 Mn: 0,3 Cr: 1,2 V: 0,2 W: 1,3 %.
U. Gerfin in diesem Forum:
„Von den angesprochenen Stählen ist der M 4 ein pulvermetallurgisch hergestellter Schnellarbeitsstahl für äußerste Härte und Verschleißfestigkeit. Er kann bei einer Karbidkorngröße von ca. 3 my auf 1 -2 my ausgeschliffen werden und wäre damit noch recht scharf und einigermaßen stabil. Etwas darunter abgestumpft wäre er auch extrem verschleißfest. Er rostet schnell und gut, braucht also Pflege.
SB 1 ist ebenfalls ledeburitisch, im PM-Verfahren hergestellt, hinreichend rostträge, weniger verschleißfest als der M 4, leichter zu schärfen - insgesamt ein guter Kompromiss.
1.2519 ist übereutektoidisch, erlaubt eine feinere und stabilere Schneide als die beiden anderen Stähle, rostet und braucht Pflege. Das ist etwas für Schärfefreaks.“
UND
„Outdoor ? Für jemanden, der mit Messern umgehen kann und sowohl das große Potential des Stahles nutzen kann, wie auch ihm die erforderliche Pflege angedeihen lassen kann, eine vorzügliche Wahl.“
ABER
„1.2442 war mal der klassische Stahl für gute Bügelsägenblätter. Wenn man Glück hat, findet man solche Blätter noch. Sie sind am roten Funken zu erkennen. Von Schnellarbeitsstahlblättern kann man sie unterscheiden, weil bei denen der Funke noch roter ist und sie wegen der Sonderkarbide kaum Sternchen zeigen.
Wie viele gute alte Stähle ist auch dieser Stahl von vielseitigeren, billigeren und eben nur fast gleichwertigen ersetzt worden und deshalb heute selten zu finden.
Ich ziehe ihn dem 1.2519 deutlich vor. Er ist besser schweißbar, eben weil er kein Chrom enthält, die Verschleißfestigkeit wird wegen der härteren Wolframkarbide auch eher besser sein.
Weil es hier angesprochen worden ist: Vanadium verfeinert das Korn im Gussgefüge. Wie fein das Korn eines Stahls im gehärteten Zustand ist, hängt bei allen nicht ledeburitischen Werkzeugstählen weniger von der Legierung als von der Wärmebehandlung und Verformung ab.
MfG U. Gerfin“
Jeremiah Rostig :ghost::
“I use this steel for 17 years, and in my opinion it is simply one of the best, most fine grained tool steels with high wear resistance simultaneously on a very tough Edge, and very easy to sharpen and very easy to grind and to finish ………….
There are other steels that I strongly like to recommend : 2516 (120WV4) all the good things like 2519 but with very low Cr that it forges and welds like a dream.
2552 and 2550 with 0,8 and 0,6 in C content makes the toughest Hunting knifes and choppers. 2519 can only be topped with 2442 (115W8) in some minor aspects.
All this steels allow a very thin ground edge.
Best Edge holding ability is gained from 2562 (142WV13) 1,4% C and 3,3% Tungsteen, a blade made from that steel holds an edge, even longer than 2519 but is sensitive and only for really fine working blade.....and that stuff eats away your belts....very unpleasant to grind and to finish.”
Achim Wirtz zum 1.2442:
„Schnitthaltigkeit, feine Schneide und Zähigkeit sind besser als beim 1.2519."
Achim schmiedet Damast aus 1.2510 (O1), 1.2442 (115W8) und 75Ni8 (15N20). Und - wie es bei den hypefreeblades heißt - auch einen „super tungsten damascus“ aus 1.2519 + 1.2442 + O1 (1.2510) oder O2 (1.2842). Eine diesbezügliche Verifizierung konnten wir bisher trotz gründlicher Recherche allerdings nirgendwo auftreiben.
Bei dem Gedanken daran läuft uns das Wasser im Mund zusammen :chuncky: …
Was erwarten wir von einem Messer …
Im wesentlichen sind es drei Dinge:
Befriedigende Handlage, damit es Spaß macht, das Messer für längere Zeit in die Hand zu nehmen
Gutmütigkeit des Materials von Griff und Klinge: Bezogen auf den Griff sollte das Material unterschiedlichen Klima- und Witterungsbedingungen gut standhalten. Bezogen auf den Stahl legen wir in erster Linie Wert auf Zähigkeit (Toughness) und zum zweiten auf eine zufriedenstellende Verschleißfestigkeit. Wobei es uns im Prinzip ausreicht, wenn die Klinge einen „anstrengenden“ Arbeitstag ohne zwischenzeitliches Nachschärfen durchhält.
Performante Geometrie, wobei wir damit eine vorzugsweise schlanke ballige Klinge meinen, deren Gesamtschneidenwinkel höchstens 30 - gerne 20 - Grad betragen sollte. So, daß sie bereits bei bequem flacher Haltung beißt. Und - worauf wir mittlerweile großen Wert legen - auschließlich und zügig anhand der Micro-Mesh-Mousepad-Methode respektive Leder rasurscharf gehalten werden kann …
Auf den Punkt gebracht: Daß uns Handlage, Geometrie und Stehvermögen eines Messers zusagen - die beim Gebrauch empfundene Schneidfreude groß, der Schärfaufwand gering ist.
Bevor wieder jemand fragt - wir mögen auch robuste Klingen. Immer nur Filet wird langweilig auf die Dauer …
Der Kleine Jäger
Aufgemacht haben wir das Päckchen unter Zuhilfenahme des Kleinen Taschen-Klapp-Jägers. Womit auch sonst!? Und haben zuallererst mal gestaunt. Mann, war der schlicht, der Kleine Jäger. Hatten wir doch gerade noch die Wälder der Umgebung mit Daniel Winklers martialischem Blue Ridge Hunter unsicher gemacht.
Aber die Klinge ist ordentlich groß. Vor allem breit. Einen echten Tortenheber haben wir uns da eingekauft. Um es vorwegzunehmen - mittlerweile lautet unsere Einschätzung des Auftritts eher wie folgt: Der Kleine Jäger kommt unprätentiös daher und ist angenehm unaufgeregt. Kein Angeber …
Als nächstes fiel unser Augenmerk auf die schwarze Sattel-Lederscheide, die mit ihren rückseitig angebrachten Lederbändseln dem Ganzen einen leicht indianischen Touch verleiht. Sie ist sehr elegant, schlank angelegt und gewährt dem Jäger festen Sitz. Er verschwindet fast ganz darin. Dann war da noch das Zertifikat und - nicht zu vergessen - das Mammut. Vom Ricasso aus nach vorn blickend zeigt es seine mächtigen Zähne. Ein treffliches Symbol, wie wir noch feststellen werden …
Bereits beim ersten Griff wird deutlich, daß es sich um ein Wohlfühlmesser handelt. Die fein abgerundeten und polierten - 11,3 cm langen, verklebten und mit drei Messingpins je Seite versehenen - Grenadillschalen sind passend handfüllend und von sehr angenehmer Haptik.
„Grenadill wird oft mit Ebenholz verwechselt - es ist wie dieses nahezu schwarz und schwerer als Wasser, allerdings noch etwas dichter und fester, dabei etwas elastischer. Botanisch mit dem Palisander verwandt, kommt es jedoch nicht aus Südamerika wie die meisten Palisanderarten, sondern aus der afrikanischen Steppe.
Aufgrund seines hohen Harzgehaltes ist Grenadill relativ unempfindlich gegen Feuchtigkeit und verzieht sich kaum.“
Der Daumen ruht auf der Grenze zwischen Griff und Klinge über dem Mammut. Das Messer läßt sich bequem in jede gewünschte Greif-Position drehen und wenden. Mit „nackten“ 150 Gramm liegt das Gewicht in der von uns präferierten Klasse. Die schwarze Sattellederscheide wiegt 80 Gramm.
Bestellt hatten wir einen „Kleinen Jäger Grenadill“ mit Klinge aus 1.2519. Die kurze Rückfrage von Uli, ob drei Millimeter Klingenstärke in Ordnung gingen, hatten wir bestätigt. Geworden sind es 2,9 mm am Ricasso, 2,8 in der Klingenmitte und 1,5 einen Zentimeter vor der Spitze. Bei einer Gesamtlänge der Klinge von 10,2 cm bei einer Höhe von 3 cm - langsam abnehmend zur Spitze hin - haben wir eine ordentliche Kelle zur Hand.
Die sich im Gebrauch als ein herausragendes Arbeitsgerät herausgestellt hat. Von oben her vorbildlich schlank ballig zur Schneide hin ausgeschliffen, mündet sie dort in eine minimale Fase, bleibt aber durchgehend ballig mit einem flachen Gesamtschneidenwinkel von etwa 20 Grad .
Das heißt, es ist ein Vergnügen mit dem Jäger zu schneiden, da man die Klinge kaum anzuheben braucht, damit sie beißt. Sie kam im übrigen papierkurvenrasierscharf aus der Box. Die Schneide landet bei einem Schnitt durch ein 7fach gefaltetes Blatt einer Küchenrolle bereits nach der Hälfte der Klinge auf dem Brett. Und - wir hatten unsere diesbezügliche Vorliebe bereits mehrfach betont - sie ist im Bedarfsfall auf einfachste Art und Weise mit Mousepad und Micro Mesh biestig scharf zu bekommen bzw. zu halten.
Die Klinge ist zwar nicht nagelgängig dünn ausgeschliffen - hinter der Wate sehen wir 0,35 bis 0,4 mm, 1 cm oberhalb der Schneide etwa 1,3 mm - geht aber bei gleichzeitig fabelhafter Stabilität, die sie aus dieser Geometrie und dem verwendeten Stahl gewinnt, durch sperriges Schnittgut wie durch gute Butter. Die Geometrie des Kleinen Jägers ist insgesamt durchweg schlanker als die des Kleinen Taschen-Klapp-Jägers und liegt btw gar nicht so weit entfernt derselben von Ulis Kochmesser Ivo 1 :kiwi-fruit: …
Wir haben tagelang Hölzer verschiedenster Härtegrade in gewohnter Manier auf den Kleinen Jäger losgelassen. Geschnitten, abgelängt, geschnitzt, entrindet, fein poliert. Den Wald unsicher gemacht. Eine Freude!! Dann haben wir (es bot sich einfach an) - seit Eintreffen des Messers und nachdem wir den Blue Ridge Hunter von Daniel Winkler aus der Hand gelegt hatten - unsere Mahlzeiten damit zubereitet. In den vergangenen 10 Tagen seine Küchentauglichkeit ausgelotet.
Täglich einen Apfel geschält, geviertelt, mundgerecht für das Müsli geschnitten. Was der Patinabildung sehr entgegenkam. Wobei die Klinge bei Säurekontakt zunächst zwar etwas Geruch verbreitet, jedoch erfreulicherweise keinerlei Geschmack an den Apfel abgibt. Handgroße Kohlrabi lassen sich in mustergültig glatte Scheiben aufschneiden. Zu Weihnachten hatten wir von guten Freunden zwei Luftgetrocknete zugeschickt bekommen. Ein in jeder Hinsicht „gefundenes Fressen“ für uns und den Kleinen Jäger.
Die Klinge ist ein In- und Outdoor-Kaliber vom Feinsten. Über das, was wir dem Messer zugemutet haben, lacht der Stahl. Rundum stabil und dennoch sehr feinschneidend hält er die Schärfe tagelang ohne Notwendigkeit, ihn nachzuschärfen. Wir haben uns nichtsdestotrotz - nachdem wir diese Erkenntnis gewonnen hatten - angewöhnt, die Klinge, wie bei all unseren balligen Messer, täglich nach Gebrauch kurz auf Schleifleinen abzuziehen. Minimaler Aufwand für andauerndes Schneidvergnügen ...
Wenn wir mal vergleichen …
Zum Vergleich haben wir folgende Fixed etwa gleicher Größe herangezogen. Painless Potters Damast-'Aufschneider' „Steely Dan“, die BRKT-Brothers Gunny Hunter und Kephart, sowie Daniel Winklers Blue Ridge Hunter.
Kriterium für unseren Vergleich ist die Zuverlässigkeit und Belastbarkeit sowie insbesondere die Allround-Tauglichkeit. Was die Zuverlässigkeit und Belastbarkeit angeht, haben wir mit keinem der Messer ein Problem. Weder der Damast noch A2 und CPM 3V oder 80CrV2 haben bei unseren Schneidroutinen irgendeinen Grund zur Beanstandung hinterlassen.
Was wir mit Messern anstellen, das stecken alle aufgeführten Klingen locker weg. „Steely Dan“ ist etwas schwer mit seinen 178 Gramm, die Klinge mit 3,3 mm und ihrer eher robusten Geometrie nicht „apfelfreundlich“. Was auch für das Gunny gilt. Trotz moderatem Gewicht von 153 Gramm qualifiziert es sich mit einer Klinge von 3,9 mm eher für den Außendienst.
Diese Stellung nimmt auch das Winkler mit 5,4 mm ein, geht im Zusammenspiel mit dem 80CrV2 hier in Führung und disqualifiziert sich ansonsten durch seine Caswell-Beschichtung auch sonst für den Küchendienst.
Diesen könnte am ehesten von den konkurrierenden Kandidaten das Kephart vollziehen. 130 Gramm leicht hat es eine nur 2,3 mm starke - mittlerweile ballig auf Null verlaufende - Klinge aus fabelhaft widerstandsfähigem CPM 3V. Für eine gleichzeitig ausgezeichnete Außendienstfähigkeit …
Die Klinge des Kephart ist einen halben Zentimeter schmaler, der Griff aus „Plaste“ - was uns im Prinzip überhaupt nicht stört. Aber das Grenadill faßt sich einfach um Längen angenehmer an, ist edler und sieht besser aus. Wie der gesamte Kleine Jäger inklusive Lederscheide. Und die Klinge ist aus Carbonstahl!!
Auch wenn wir gegen z.B. SB1, CPM 3V oder 12C27 keine Einwände haben, bleibt für uns die Faszination feinschneidender rostfähiger Klingen mit schlank balligem Schliff ungebrochen … Damit liegt der Kleine Jäger unter Einbeziehung der mehr als guten Erfahrungen der letzten Tage für unsere Belange auf Platz 1 des angetretenen Ensembles.
Wir versteigen uns darüber hinaus zu der Aussage, daß er als Fixed in genau dieser Größe und Geometrie - so, wie er da liegt - mit seiner Allround-Eignung als Kandidat für DAS EINE Messer in Betracht käme. Wenn wir denn auf der Suche danach wären …
Kleiner Jäger Grenadill - Uli Hennicke Handmade
1.2519 / 110WCrV5: C: 1,1 Si: 0,15 Mn: 0,3 Cr: 1,2 V: 0,2 W: 1,3 %
Fixed
Gesamtlänge: 215 mm (245 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 102 mm (100 mm scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 31,6 mm max. vor dem Ricasso, langsam in gestrecktem Bogen auf Null auslaufend
Klinge: 2,9 mm 1.2519 (rostfähig), 61-62 HRC, leicht längssatiniert, konvex mit Mikrofase, Gesamtschneidenwinkel bei 20 Grad, Full Tang, die Klingenstärke beträgt in der Mitte noch 2,8 und 1 cm vor der Spitze 1,5 mm
Griff: Grenadill, verklebt und je Seite 3 Messing-Pins
Grifflänge: 113 mm
Griffdicke: Von vorn 14,5 mm über 16 mm in der Mitte nach hinten auf 16,5 mm gleichmäßig zunehmend
Griffhöhe: zwischen 27,5 und 28,5 mm; am Griffende auf 32,2 mm ansteigend
Kein Lanyardhole
Gewicht: 150 Gramm (mit Scheide 230 Gramm)
Schlanke schwarze Sattellederscheide mit Gürtelschlaufe, max. Breite 50 mm, max. Dicke inkl. Messer 25 mm (inkl.Gürtelschlaufe 40 mm)
Das Diensthabende ...
Zu meinem heutigen 64. Geburtstag die Jukebox mit den Beatles „When I'm Sixty-Four“
Von Beileidsbekundungen bitte ich Abstand zu nehmen …
Aus rainy Monte Gordo
Rock’n‘Roll & Johnny
Zuletzt bearbeitet: