Opinel Konstruktion

pandreas

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Hi,

seit März 2015 gibt es bei Opinel das Patent EP3067169A1, von dem man nicht so recht zu wissen scheint wozu es überhaupt da ist:

Knife locks part 3 - European Blades (https://www.europeanblades.com/knife-locks-part-3/)

Ich glaube ich habe eine Ahnung wozu es da ist: Es verbessert die Festigkeit der Verriegelung beim geschlossenen Messer. Die Wulst des Viroblockrings gleitet ja relativ leicht über den Hauptbolzen drüber, aber es krallt sich mittels des Pins (zwischen No ... und Made in France) in dem Schlitz fest.

Man könnte diesen Schlitz und Pin auch noch wofür anderes hernehmen:

Zumindest bei meinen gibt es bisher keinen richtigen Anschlag des Viroblockrings. Beim Entriegeln dreht man ihn leicht zu weit. Wäre der Schlitz (17) in Fig 3 von Patent EP3067169A1 (Der Schlitz im unteren Ring ("Zwinge")) um die 2.5 mm kürzer, dann sollte der Viroblockring nicht weiter gedreht werden können als nötig. Keine Ahnung, was die davon abhält, das so zu machen.

Ach ja, wegen des Patents wäre davon abzuraten, den Viroblockring auszubauen, indem man einfach das verriegelte Messer aufmacht. Dabei kann der Pin abreissen, oder sogar einer der Ringe verbiegen. Wenn man die Methode nimmt, dann trotzdem gleichzeitig zum Griff hin mit einem Schlitzschraubenzieher leicht auseinanderbiegen.
 
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Interessant, meine No.8 haben alle den Cam No. 18. Ein paar Anmerkungen zu dem verlinkten Dokument. Die Firma Opinel hat das Virobloc System nicht 1955 erfunden, sondern dann zum Patent angemeldet. Christian Lemasson hat in seinem Buch 'Couteaux de France' (Französische Ausgabe, gibt es jetzt auch auf Deutsch) auf Seite 175 ein Facsimile eines Briefs aus dem Jahr 1874 abgebildet, mit dem nachgewiesen wird, dass Opinel, J. (La Main Couronnée) mindestens seit 1874 Messer mit Virobloc verkauft hat, wenn nicht schon vorher. Es gab damals zwei Firmen Opinel, Joseph und Jean. Jeans Messer hatten das 'Croix de Savoie' als Markenzeichen. 1986 fanden die beiden Familienstämme wieder zueinander, und die Produktion von Messern mit dem Croix de Savoie wurde eingestellt, als man in eine gemeinsame, neue, Fabrik umzog.
Das System der 'Virole tournante' existierte in Frankreich schon lange vor dem Opinel, in Nontron im Périgord. Im dortigen Museum gibt es Messer aus Nontron, die wahrscheinlich um die Französische Revolution (!789) schon eine Virole tournante hatten. Es gab damals eine ganze Reihe Couteliers in Nontron, wahrscheinlich wurde nie ein Patent angemeldet. Im Bild ein aktuelles Nontron No.25, Queue de Carpe. Die Virole des Nontron blockiert nur die aufgeklappte Klinge. Am Virobloc des Opinel oben der Cam No18 aus der Patentschrift.
DSC00491.JPG


Die Herstellung und Montage der Virole in Nontron:
Les viroles, pièces maîtresses du couteau Nontron à cran d'arrêt (https://couteau-nontron-france.fr/viroles/)
Zur Herstellung des ganzen Messers gibt es auch ein kurzes Video auf Französisch:
Gruß, Rudi
 
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Ich glaube ich habe eine Ahnung wozu es da ist:

Ich verstehe nicht was es da zu ahnen gibt, der Artikel beschreibt das doch detailliert.

Auf deutsch übersetzt:
Der Verriegelungsring bekam eine kleine Nocken auf der Innenseite, die in einen horizontalen Schlitz in der Ferrule in der Nähe des Griffes fällt. Dies hat zwei Funktionen: Die Nocken dienen als zusätzliche stütze und begrenzen die Drehbewegung des Verriegelungsrings.
 
Ich darf den Artikel zitieren: "Whether that is useful is another matter." (Ob das nützlich ist ist eine andere Frage.)

Im Detail:

Zusätzliche Stütze für was? Antwort: Für die Verriegelung im geschlossenen Zustand.

Begrenzung der Drehbewegung: Vielleicht habe ich ja zwei Exemplare mit Produktionsfehler. Bei mir ist es jedoch so, dass die Drehbewegung in Richtung "Verriegelung geöffnet" viel zu spät begrenzt wird; beim geschlossenen Messer wirkt sie gar nicht. Der Schlitz müsste bei meinen in dieser Richtung ca. 2,5-3mm kürzer sein.
 
Die Nontron Messer kannte ich bisher nicht. Die scheinen ja noch immer mit sehr viel Handarbeit hergestellt zu werden. Funktioniert der Ring wie bei Opinel mit einer Anschrägung oder ist der Ring nur gerade?



Christian Lemasson hat in seinem Buch 'Couteaux de France' (Französische Ausgabe, gibt es jetzt auch auf Deutsch) auf Seite 175 ein Facsimile eines Briefs aus dem Jahr 1874 abgebildet, mit dem nachgewiesen wird, dass Opinel, J. (La Main Couronnée) mindestens seit 1874 Messer mit Virobloc verkauft hat, wenn nicht schon vorher.
Das war dann dieser Joseph, der das Opinel 1890 erfunden haben soll? Weiß man wie das Messer ausgesehen hat?

Der Viroblockring, wie 1953 zum Patent angemeldet, soll ja einfacher aufgebaut gewesen sein, als das was schon bekannt war. Weisst Du (oder das Buch...) welches Teil da eingespart worden ist, bzw. wie dieses "fixed bushing" ausgesehen hat? Das kann ich mir nämlich nicht gut vorstellen.

(Zitat: According to the description of Marc and Léon Opinel, the locking mechanism until then consisted of three main parts: the ferrule, which was fixed to the handle with the axis of the blade, a fixed bushing on the ferrule and the rotating ring. In the Virobloc, there are only two parts: the ferrule and the ring, both of which are also easier to produce.)
 
Die Geschichte der Coutellerie Opinel ist noch älter, Gründer war Victor-Amédée Opinel 1842. Er stellte auch Werkzeuge
für die Landwirtschaft her, wie Sensen und Sicheln, Ihm folgte Daniel. Daniel hatte zwei Söhne, einer war Joseph,1872-1960.
Joseph war es der die Marke 'Opinel, J.' mit der 'Main Couronnée' groß machte, sie wurde 1901 von ihm gegründet.
In dem Brief von 1874 steht wörtlich:
'Plus, vous m'enverrez 1 douzaine des couteaux a virolle tournante, des ordinaires'
'Schicken sie mir weiterhin 1 Dutzend Messer mit Drehring, die Einfachen'
Detailfotos von den Ringen gibt es im Buch von Christian Lemasson nicht. Die ehemalige Fabrik von Jean Opinel
beherbergt jetzt das Opinel-Firmenmuseum in Saint Jean de Maurienne, die wissen sicher mehr.

Die virolle aus Nontron ist gerade. Auch von den Nontrons gibt es ein Buch,
'Le Couteau de Nontron' von Bernard Giverneau.

Es gibt noch mindestens eine weitere mir bekannte Marke in Frankreich, die Messer mit virolle baut, Couteau Le Perigord.
Périgord à Virole- L'art & la manière de la tradition coutelière- La Coutellerie le Périgord- Couteaux Artisanaux : Périgord à Virole (https://www.couteau-leperigord.com/nos-produits-perigord-virole-c-22)
Es gibt sicher noch weitere.

Auch in Italien hat man die virolle entdeckt, Antonini aus Maniago vermarktet sie als 'Old Bear Knives'.
Antonini Knives - Maniago, Italy - Rescue, agriculture, gardening and pocket knives (https://www.antoniniknives.com/en/home.html)
 
Danke!

Welches Teil eingespart worden ist und wie das ausschaut, steht also nicht im Buch, oder?

Die Old Bear kenne ich. Ich hatte eins; heute zurückgeschickt. Die Spitze kann man ca 4mm rausziehen wenn es geschlossen verriegelt ist. Laut Antonini ein Fehler. Der Ring ist bei denen nur eine Art viertelrunde Feder, die nicht außen sondern innen läuft, also von der Konstruktion her nicht wirklich vergleichbar.

Hatten wir die schon die Cuteleria José da Cruz aus Portugal erwähnt? Leider sind die so modern, dass sie offenbar keine Internetseite haben, sondern nur Facebook.

Cutelaria José da Cruz | Palaçoulo (https://www.facebook.com/josedacruz.cutelaria/photos/)

Die Funktionsweise ist recht traditionell; das geschlossene Messer wird wohl nicht verriegelt. Von der Mechanik vielleicht das beste dieser Art, weil sich der Ring nicht aufs Holz stützt sondern nochmal ein Ring dazwischen ist.

Den Old Bear und José da Cruz Messern scheint gemeinsam zu sein, dass sie Dreh- bzw. Frästeile verwenden, deren Fertigung die letzten Jahrzehnte dank CNC viel billiger geworden ist. Das macht natürlich auch erstmal einen wertigeren Eindruck als die Opinel Blechteile, auch wenn es nicht unbedingt stabiler ist.
 
Ich finde den Drehverschluss der Messer von Jose da Cruz aus Portugal erwähnenswert. Dieser ist einfach konstruiert und sehr wirkungsvoll.
Eine schräge Rampe zieht beim Verdrehen zu.
Ich kann das allerdings nicht in Relation zu den französischen Teilen bringen.
JdCruz33.jpg
 
Das macht natürlich auch erstmal einen wertigeren Eindruck als die Opinel Blechteile, auch wenn es nicht unbedingt stabiler ist.

Also für mich ist das Anfassgefühl vom glatten Opinel Virobloc deutlich angenehmer als das der Frästeile. Dieser geriffelte Ring der José da Cruz Drehverschlüsse erinnert mich irgendwie an eine Feile und das Old Bear hat einen Hebel, der relativ scharfkantig ist. Für mich ist das nicht wertiger, es ist nur anders.
 
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