Outdoor Messer, 14C28N und Micarta

Taperedtang

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Hallo,

jetzt ist auch der „Zwilling“ zum Outdoor Messer 12C27 und Padouk fertig.

Womöglich hat er ja die „besseren“ Anlagen der Beiden – mal schauen. Zum Sandvik Stahl 14C28N habe ich ja schon einiges bei der Vorstellung des Fixed, 14C28N und Chakte Viga geschrieben.

Wie das bei „Zwillingen“ so ist, sind sich die beiden sehr ähnlich. Sie unterscheiden sich nur durch den unterschiedlichen Stahl und das Griffmaterial. Die Abmessungen und die Geometrie sind identisch.

Zur Erinnerung noch einmal die Zusammensetzung der Stähle 14C28N und 12C27:

14C28N:

C: 0,62, Si: 0,2, Mn: 0,6, P: max. 0,025, S: max. 0,010, Cr: 14 N: 0,11

12C27:

C: 0,6, Si: 0,4; Mn: 0,4, P: max. 0,030, S: max. 0,010, Cr: 13,5


Die Legierungen ähneln sich sehr, der wesentliche Unterschied ist der Anteil an Stickstoff beim 14C28N, der dem 12C27 fehlt. Stickstoff verbessert u. a. die Korrosionsbeständigkeit.

Für ein Outdoor Messer habe ich bewusst eine etwas größere Klingenstärke gewählt. Wobei die 4 mm für ein Outdoor Messer nicht zwingend erforderlich sind. Je nach Stahl, halte ich auch deutlich geringere Klingenstärken bei Outdoor Messern für geeignet. Mit den 4 mm ist man mMn auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Damit sollten auch härtere Aufgaben, wie Batoning, Äste abschlagen, eine Kiste aufhebeln, Dose öffnen, etc…kein Problem sein. Sofern man nicht feinste Gurken- oder Karottenscheibchen schneiden möchte, kommt man damit auch sicherlich in der Camp Küche klar.

Aus meiner Sicht muss ein Outdoor Messer robust, belastbar, leicht schärfbar und vielseitig einsetzbar sein. Der 14C28N ist zäh, gut schnitthaltig, nimmt eine sehr gute Schärfe an, ist leicht schärfbar und dazu noch sehr rostträge. Das sind alles Attribute, die diesen Stahl für ein Outdoor Messer geeignet erscheinen lassen.

Mein Wunsch zur Härte des Stahls lag bei 60° HRc, um einerseits das Potential des Stahls zu nutzen und andererseits ein Schärfen unter „Feldbedingungen“ leicht durchführen zu können. Aus der Härterei zurückbekommen habe ich die Klinge mit 59° HRc. Das liegt in meinem Toleranzbereich. Zur Bearbeitung des Stahls habe ich bereits bei der Vorstellung des Fixed, 14C28N und Chakte Viga einiges geschrieben.

Die Griffschalen aus Micarta sind sehr robust, leicht zu reinigen, wasserfest und haben eine sehr angenehme Haptik. Da der grüne Griff im Gelände schlecht erkennbar ist, habe ich die Griffschalen mit rotem Vulcanfiber unterlegt, um zumindest einen kleinen Kontrast zu erzielen. Micarta lässt sich ähnlich gut wie Kirinite bearbeiten. Es ist etwas härter lässt sich aber trotzdem sehr gut schleifen, feilen und bohren. Bitte unbedingt mit Staubschutzmaske arbeiten, die Staubentwicklung kann enorm sein und der Schleifstaub ist stark gesundheitsschädlich.

Die Lederscheide vom 12C27 passt natürlich auch beim 14C28N gut (siehe Bild). Ich bin noch am überlegen, ob ich die Lederscheide für das 14C28N braun oder schwarz einfärben soll.

Wie mit meinen „Zwillingen“ aus D2 und 1.2695 geschehen, habe ich natürlich auch vor die „Zwillinge“ 12C27 und 14C28N zu testen. Wann das passiert muss ich sehen. Auf jeden Fall bin ich schon mal gespannt, ob im praktischen Gebrauch Unterschiede zwischen den beiden Stählen festzustellen sind. Das „Testszenario“ wird natürlich ein völlig anderes sein. Eines, dass sich natürlich auf Outdoor Tätigkeiten ausrichten wird.


Zu den Daten:

Gesamtlänge: 23,9 cm

Klingenlänge: 11,5 cm

Klingenbreite: max. 30 mm

Klingenstärke: 4 mm

Stahl: 14C28N 59° HRc

Griff: Micarta mit 1 mm Liner aus rotem Vulcanfiber mit 3 x 6 mm V2A Pins befestigt

Gewicht: 205 g

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Grüße
Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
mal wieder eine Augenweide! Bin auf die Praxistests gespannt.
Auch dieses Messer ist sehr gelungen, und ich denke mal, dass man damit nicht gut arbeiten kann, sondern vor allem auch gern, allein schon aus Ästhetik-Gründen.
 
"Fluid Design" - gefällt mir :super:

Nur die 3 fetten Stifte erinnern mich immer an ein Küchenmesser ... aber das ist mein Problem ;)
 
@recurveman, @herbert

Vielen Dank!

@Virgil4

Danke für deine positive Kritik! Ja, ich stimme dir zu, die 6 mm V2A Stifte sind echt fett. Genau das war das Ziel. Bei einem Outdoormesser war mir wichtig, dass es kompromislos stabil ist. In diesem Fall war mir Funktion wichtiger als Optik. Diese Griffschalen werden sich, unter halbwegs normalen Bedingungen, nicht mehr lösen. Ich habe die Griffschalen nicht nur mit 2K-Kleber verklebt, sondern die Löcher für die Stifte sind leicht untermaßig, d.h. ich habe die Stifte mit einigem Druck einschlagen müssen. Die Griffschalen sitzen somit "bombenfest".

Gruß
Matthias
 
Naja, es ist das mit den Stiften imho eher Geschmackssache ... 2 mm Stifte würden technisch gesehen auch reichen.

"Kompromisslos stabil" wäre dann wohl etwas in Richtung des GEK von Eickhorn. :hehe:

Das mit "Stifte mit einigem Druck einschlagen" kann auch nach hinten losgehen mit manchen Griffschalenmaterialien, die zum Reißen neigen.
 
Mag sein, dass 2 mm Stifte auch reichen aber ich denke mit 6 mm Stiften macht man bezüglich der Stabilität keinen Fehler. ;)

Ich stimme dir zu, dass bei einigen Griffmaterialien, insbesondere bei Holz, das Risiko groß ist, dass die Griffschalen reißen. Bei Micarta passiert das, sofern die Löcher zentrisch gebohrt sind, eher nicht.
 
Es geht nicht um Fehler sondern nur um Geschmack - deswegen hab ich das ja auch als mein Problem dargestellt - s. o. ;)
 
Corby bolts wären tatsächlich ein Schritt weiter in Richtung "bombenfest", da hier, im Gegensatz zu Stiften, die Schalen zusammengepresst werden.

Funktional besser, optisch gleich :hehe:
 
Gut, dass wir darüber geschrieben haben. Ich hatte ganz vergessen, was in der Tiefe meiner Materialkiste verborgen war. 😊

Für das nächste Outdoor Messer weiß ich was zu tun ist.

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Gruß
Matthias
 
Am Wochenende habe ich einige Lederscheiden gebaut u. a. auch diese. Wie ich schon berichtet habe, ist die Lederscheidenfertigung nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber so langsam macht mir auch das Spaß. Eine Lederscheide muss nicht immer ein Kunstwerk sein. Für mich ist wichtig, dass sie stabil und langlebig ist, gut am Gürtel zu tragen ist und das Messer verlustsicher aufnimmt. Die Lederscheide ist aus 4 mm starkem Rindsleder und wurde von mir schwarz gefärbt und gefettet.

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Gruß
Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Sieht doch klasse aus! Wenn das ungeliebte Arbeit ist, bin ich mal darauf gespannt, wenn Du Dich damit richtig angefreundet hast.
 
@Virgil4
Danke für dein Lob!

@Dachfalter
Freut mich, dass dir die Lederscheide gefällt. Da Stahl so ein faszinierendes Material ist, gefällt mir das Messermachen einfach besser als das Lederscheidenmachen. Einen Vorteil hat das Bauen der Lederscheiden aber - es geht viel, viel schneller als das Messermachen! 😀

Gruß
Matthias
 
Wow, tolles Messer und tolle Scheide. Würdest du ein Messer für mich bauen hätte ich sogar 8mm Pins gewählt. Aber, Gott-sei-Dank sind Geschmäcker verschieden. Siehe mein Beaver-Knife.

Zwecks Festigkeit sollte der 2k Epoxidkleber genügen da braucht man keine Pins mehr.

Gruß
Isuas
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, für deinen positiven Kommentar!

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Meinst Du, dass man Griffschalen ohne Pins nur mit 2K-Kleber sicher befestigen kann?

Das würde ich nicht riskieren, da die Gefahr sehr groß ist, dass sich die Griffschalen bei Belastung (z. B. wenn das Messer mit dem Griffende auf harten Boden fällt) lösen könnten.

Wenn man außer dicken Pins lieber gar keine möchte, würde ich mit "versteckten" Pins arbeiten, die sieht man nicht und die Griffschalen sind sicherer befestigt als ganz ohne Pins.

Gruß
Matthias
 
Messer und Scheide eine Einheit, und gut gelungen. Das freut das Auge, und ist wirklich sehr gut geworden.
 
Meinst Du, dass man Griffschalen ohne Pins nur mit 2K-Kleber sicher befestigen kann?
Klar. Flugzeuge sind geklebt und nicht mehr vernietet. Der Kopf vom ICE ist aufgeklebt... Beim Kleben hat man einen ganzflächigen Kraftschluß währenđ dieser beim Nieten und Schrauben nur punktuell ist.

Für mich sind die Pins aber ein tolles Designelement.

Gruß
Isuas
 
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