lacis
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Hier also der erste Erfahrungsbericht und alles was mir so aufgefallen ist:
Auf den ersten Blick hat mir das Messer sehr gut gefallen. Die geschwungen, aber insgesamt schlichten Formen und fließenden Linien ergeben ein stimmiges und ansprechendes Gesamtbild. Selbst die Pfoten im G10 – gleichzeitig das Logo von Tim Wegner –, die ich im Produktkatalog von Spyderco immer eher kitschig fand, waren in Natura gar nicht mehr so schlimm. Sie machen das Messer auch gleich noch etwas freundlicher.
Allerdings – Waldjäger hat es bereits in einem anderen Thread vermutet – neigen sie zur Verschmutzung. Nach nur einer Woche Hosentasche haben sich dort die typischen Fusseln angesammelt. Zum Reinigen hilft allenfalls Druckluft, denn die G10-Schalen sind vernietet und lassen sich nicht abnehmen. Das ist das erste Manko. Ich verstehe auch nicht ganz, warum Spyderco hier auf Schrauben verzichtet hat. Immerhin gibt es eine Achsschraube und die Platinen haben an 4 Stellen je 3 Gewindebohrungen für den umsetzbaren Clip. Zwei, drei Schrauben mehr hätte die Produktionskosten sicherlich auch nicht ins Unermessliche getrieben, zumal das Messer mit einem VKP zwischen 170 € und 200 € (je nach Händler) ohnehin nicht im »unteren« Segment angesiedelt ist
Wenn wir einmal beim Thema Schrauben sind. Die Achsschraube ist etwas locker eingestellt, so dass die Klinge merklich seitliches Spiel hatte und sich beim Bewegen der Klingenspitze ein deutlich sichtbarer Spalt zwischen Platinen und Hammer ergibt. Da ich leider keinen passenden Torx habe, konnte ich das nicht justieren.
Das Messer liegt sehr gut in der Hand. Allerdings nur in der »vorderen« Griffposition (siehe Bild). Hier geben die geriffelten Stellen zusätzlich Halt und Orientierung. Die geriffelt Zeigefingerauflage ist für Schnitte hilfreich, bei denen man die Spitze kontrolliert führen muss (siehe Bild). In den Rillen waren hier ein paar Rückstände, die auf den ersten Blick wie Rost aussahen (siehe Bild), wahrscheinlicher aber vom Lasern stammen könnten. Mit (m)einer ;-) Zahnbürste und etwas Polierpaste waren die schnell entfernt.
Während es z. B. beim Manix »normal« ist, hinten zu greifen und man für feinere Arbeiten zusätzlich nach vorne greifen kann, ist beim Ocelot meines Erachtens die vordere die »normale« Griffposition. In der hinteren liegt das Messer nicht besonders in der Hand und meiner Meinung gibt es auch keine Anwendungsmöglichkeit, bei der diese Griffposition besonderen Sinn machen würde. Trotzdem hat man einen relativ langen Griff, was zu einer ungünstigen Relation von Griff und Schneide führt. Am besten sieht man es am Vergleichbild mit dem UK Penknife. Das Ocelot bietet nur eine unwesentlich längere Schneide, hat aber dafür einen viel längeren Griff. Trotz der größeren Stabilität des Ocelots und dem Vorteil der Klingensicherung, bestände deshalb keine Gefahr, dass es mein UKPK als EDC verdrängen könnte. (Hier warte ich sehnsüchtig auf das Calypso mit G10).
Die Klinge des Ocelots ist – wie bei Spyderco gewohnt – äußerst scharf. Laut Keno war sie ab Werk sogar noch schärfer. Hier habe ich bei Spyderco auch noch keine Ausfälle erlebt. Von allen Serienmessern, die ich so hatte, hat Spyderco das konstant höchste Niveau bei der Schärfe ab Werk. (Werden die Messer eigentlich von Hand abgezogen oder wird die Schärfe maschinell erzeugt?)
Die Klinge ist mit einem Hohlschliff von relativ geringer Höhe versehen. Das ist zwar optisch attraktiv, wirkt sich aber auf die Schneideigenschaften negativ aus. Lieblingsveranschaulichungsbeispiel Apfel: hier spaltet das Ocelot mehr als es schneidet. Aber gut, man bekommt den Apfel klein ;-). Aber auch beim Schnitzen macht sich das bemerkbar. Zum Vergleich habe ich ein Microtech Amphibian herangezogen. Beide Messer rasierten vor und nach dem Schnitzen eines Holzstocks, an der Schärfe kann es also nicht gelegen haben. Aber trotzdem fuhr das Amphibian bei vergleichbarem Kraftaufwand mindestens doppelt so tief ins Holz. Mal abgesehen davon, dass das Amphibian geringfügig dünner ausgeschliffen ist, muss dieser Unterschied schon mit der Klingengeometrie insgesamt zu tun haben.
Das Ocelot wird beworben als Messer, dass im Anforderungsprofil zwischen Jagd und Freizeit flexibel eingesetzt werden kann. Allerdings weiß ich nicht genau, was das Ocelot speziell zu einem Jagdmesser machen soll (ohne dass ich selbst jemals gejagt habe). Als Skinner für kleineres Wild und Geflügel ist es sicher ganz gut zu gebrauchen. Aus meiner Sicht gibt es aber vielseitigere Klingenformen.
Das Ocelot ist zweifelsohne ein schönes Messer, aber für mich wiegen vor allem die letzten beiden der unten aufgeführte Nachteile zu schwer, als dass ich es mir selbst kaufen würde.
Plus
- stimmige, harmonische und ansprechende Optik
- freundliches, weniger »taktisches« Äußeres
- gute Handlage in der »vorderen« Griffposition
- sehr scharf ab Werk
Minus
- G10 nur genietet
- Achsschraube locker eingestellt
- ungünstige Griff-Schneide-Relation
- Hohlschliff mit geringer Höhe
EDIT: Eine Sache habe ich noch vergessen: Wenn man Kraft auf die Klinge ausübt, drückt sich der Hammer des Backlocks ein klein wenig hoch. In einem anderem Thread hatte ich gerade gelesen, dass das laut Spyderco kostruktionsbedingt und kein Mängel ist. Bei meinem Manix habe ich das allerdings noch nicht beobachten können.
Auf den ersten Blick hat mir das Messer sehr gut gefallen. Die geschwungen, aber insgesamt schlichten Formen und fließenden Linien ergeben ein stimmiges und ansprechendes Gesamtbild. Selbst die Pfoten im G10 – gleichzeitig das Logo von Tim Wegner –, die ich im Produktkatalog von Spyderco immer eher kitschig fand, waren in Natura gar nicht mehr so schlimm. Sie machen das Messer auch gleich noch etwas freundlicher.

Allerdings – Waldjäger hat es bereits in einem anderen Thread vermutet – neigen sie zur Verschmutzung. Nach nur einer Woche Hosentasche haben sich dort die typischen Fusseln angesammelt. Zum Reinigen hilft allenfalls Druckluft, denn die G10-Schalen sind vernietet und lassen sich nicht abnehmen. Das ist das erste Manko. Ich verstehe auch nicht ganz, warum Spyderco hier auf Schrauben verzichtet hat. Immerhin gibt es eine Achsschraube und die Platinen haben an 4 Stellen je 3 Gewindebohrungen für den umsetzbaren Clip. Zwei, drei Schrauben mehr hätte die Produktionskosten sicherlich auch nicht ins Unermessliche getrieben, zumal das Messer mit einem VKP zwischen 170 € und 200 € (je nach Händler) ohnehin nicht im »unteren« Segment angesiedelt ist
Wenn wir einmal beim Thema Schrauben sind. Die Achsschraube ist etwas locker eingestellt, so dass die Klinge merklich seitliches Spiel hatte und sich beim Bewegen der Klingenspitze ein deutlich sichtbarer Spalt zwischen Platinen und Hammer ergibt. Da ich leider keinen passenden Torx habe, konnte ich das nicht justieren.
Das Messer liegt sehr gut in der Hand. Allerdings nur in der »vorderen« Griffposition (siehe Bild). Hier geben die geriffelten Stellen zusätzlich Halt und Orientierung. Die geriffelt Zeigefingerauflage ist für Schnitte hilfreich, bei denen man die Spitze kontrolliert führen muss (siehe Bild). In den Rillen waren hier ein paar Rückstände, die auf den ersten Blick wie Rost aussahen (siehe Bild), wahrscheinlicher aber vom Lasern stammen könnten. Mit (m)einer ;-) Zahnbürste und etwas Polierpaste waren die schnell entfernt.



Während es z. B. beim Manix »normal« ist, hinten zu greifen und man für feinere Arbeiten zusätzlich nach vorne greifen kann, ist beim Ocelot meines Erachtens die vordere die »normale« Griffposition. In der hinteren liegt das Messer nicht besonders in der Hand und meiner Meinung gibt es auch keine Anwendungsmöglichkeit, bei der diese Griffposition besonderen Sinn machen würde. Trotzdem hat man einen relativ langen Griff, was zu einer ungünstigen Relation von Griff und Schneide führt. Am besten sieht man es am Vergleichbild mit dem UK Penknife. Das Ocelot bietet nur eine unwesentlich längere Schneide, hat aber dafür einen viel längeren Griff. Trotz der größeren Stabilität des Ocelots und dem Vorteil der Klingensicherung, bestände deshalb keine Gefahr, dass es mein UKPK als EDC verdrängen könnte. (Hier warte ich sehnsüchtig auf das Calypso mit G10).

Die Klinge des Ocelots ist – wie bei Spyderco gewohnt – äußerst scharf. Laut Keno war sie ab Werk sogar noch schärfer. Hier habe ich bei Spyderco auch noch keine Ausfälle erlebt. Von allen Serienmessern, die ich so hatte, hat Spyderco das konstant höchste Niveau bei der Schärfe ab Werk. (Werden die Messer eigentlich von Hand abgezogen oder wird die Schärfe maschinell erzeugt?)
Die Klinge ist mit einem Hohlschliff von relativ geringer Höhe versehen. Das ist zwar optisch attraktiv, wirkt sich aber auf die Schneideigenschaften negativ aus. Lieblingsveranschaulichungsbeispiel Apfel: hier spaltet das Ocelot mehr als es schneidet. Aber gut, man bekommt den Apfel klein ;-). Aber auch beim Schnitzen macht sich das bemerkbar. Zum Vergleich habe ich ein Microtech Amphibian herangezogen. Beide Messer rasierten vor und nach dem Schnitzen eines Holzstocks, an der Schärfe kann es also nicht gelegen haben. Aber trotzdem fuhr das Amphibian bei vergleichbarem Kraftaufwand mindestens doppelt so tief ins Holz. Mal abgesehen davon, dass das Amphibian geringfügig dünner ausgeschliffen ist, muss dieser Unterschied schon mit der Klingengeometrie insgesamt zu tun haben.
Das Ocelot wird beworben als Messer, dass im Anforderungsprofil zwischen Jagd und Freizeit flexibel eingesetzt werden kann. Allerdings weiß ich nicht genau, was das Ocelot speziell zu einem Jagdmesser machen soll (ohne dass ich selbst jemals gejagt habe). Als Skinner für kleineres Wild und Geflügel ist es sicher ganz gut zu gebrauchen. Aus meiner Sicht gibt es aber vielseitigere Klingenformen.
Das Ocelot ist zweifelsohne ein schönes Messer, aber für mich wiegen vor allem die letzten beiden der unten aufgeführte Nachteile zu schwer, als dass ich es mir selbst kaufen würde.
Plus
- stimmige, harmonische und ansprechende Optik
- freundliches, weniger »taktisches« Äußeres
- gute Handlage in der »vorderen« Griffposition
- sehr scharf ab Werk
Minus
- G10 nur genietet
- Achsschraube locker eingestellt
- ungünstige Griff-Schneide-Relation
- Hohlschliff mit geringer Höhe
EDIT: Eine Sache habe ich noch vergessen: Wenn man Kraft auf die Klinge ausübt, drückt sich der Hammer des Backlocks ein klein wenig hoch. In einem anderem Thread hatte ich gerade gelesen, dass das laut Spyderco kostruktionsbedingt und kein Mängel ist. Bei meinem Manix habe ich das allerdings noch nicht beobachten können.
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