propaghandi
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So... hier kommt nun mein Testbericht:
Schon seit einiger Zeit geraten die etwas größeren feststehenden (Outdoor-)Messer wieder in meinen Focus, so dass ich die Gelegenheit nutzte, mir einen Eindruck von dem Messer zu machen.
Erst einmal die nackten Zahlen:
Gesamtlänge: 22 cm
Klingenlänge: 10,8 cm
Klingenstärke: 3,1 mm
Stahl: 1095 (56-58 HRC)
Griff: Tan Canvas Micarta
Scheide: Nylonscheide (Molle-kompatibel) mit Durchstichschutz
Gewicht: 184 Gramm (mit Scheide: 303 Gramm)
Erster Eindruck:
Nun ja - eigentlich hatte ich ein etwas größeres Survival- und Outdoormesser erwartet - die Klinge ist "nur" 10,8 cm lang. Aber schließlich wird das Messer ja auch als "kompakt" beworben
Neben dem Messer, welches sicher in seiner Molle-kompatiblen Nylonscheide ruht, purzelt mir noch ganz viel anderes Zubehör aus dem Paket entgegen. Nach kurzer Sichtung (Kompass, Signalspiegel, Vergrößerungsfolie, Karabiner, Neonbändel, Signalpfeife), beschleicht mich der Eindruck, dass mir die Natur und ihre Widrigkeiten dank dieses "Survival-Pakets" nix mehr anhaben können!
Das ganze Paket fürs "Survival"!
Griff:
Die Fulltang Griffkonstruktion mit Canvas-Micarta Griffschalen ist clever konzipiert, sauber verarbeitet und liegt gut in der Hand. Die ausgeprägten Fingermulden sind genau da, wo sie sein sollen und das griffige Micarta verhindert im Zusammenspiel mit dem Fingerschutz zuverlässig ein Abrutschen der Finger in die Klinge. Die Micartaschalen sind schön griffig und haben keine störenden Kanten oder Spalten zum Griff. Die Hohlnieten erlauben zudem das Einädeln eines Paracordfangriemens - gefällt mir sehr!
Einziges Manko bei der Handlage: Die Riffelung der Daumenauflage ist viel zu spitz und es ist unbequem, den Daumen bei kräftigen Schnitten darauf abzustützen.
Die spitze Riffelung der Daumenauflage.
Druckschnitte machen so keinen Spaß - autsch!
Klinge:
Das TOPS Wilderness Guide 4.0 ist als Outdoor- und/oder Survivalmesser konzipiert, was sich auch z.B. in Geometrie und Anschliff der Klinge niederschlägt. So wurde der Klinge ein halbhoher Scandi-Schliff verpasst, der auch robustes Arbeiten erlauben soll. Warum man dem Messer jedoch "nur" knapp 3 mm Klingenstärke verpasst hat, vermag ich nicht zu sagen - etwas mehr (~0,5-1 mm) wären bestimmt nicht verkehrt gewesen, für ein Messer, welches als stabiles Outdoormesser beworben wird. Auch die pummelige Klingenspitze ist nicht so mein Fall - ich bevorzuge Klingen mit ausgeprägterer Spitze und damit breiterem Einsatzfeld.
1095er Klingenstahl mit Black-Traction Epoxy Polyester Beschichtung
Scheide:
Derjenige, der dieses Tragesystem konzipiert hat, hat sich echt Gedanken gemacht! Die Nylonscheide kann entweder per Schlaufe am Gürtel getragen oder an diversen Mollesystemen (Rucksack, Tasche, etc.) befestigt werden. Außerdem bietet sie in einem Beifach Platz fürs "Outdoorzubehör"(s.u.), einen abnehmbaren (Klettverschluss) "FLAP" und die Möglichkeit, einen Beinriemen (Paracord) zu befestigen. Gut - ordentlich auftragen tut sie dadurch schon, aber für den erdachten Einsatzzweck im Outdoorumfeld kann sich das Ding sehen lassen.
Voll Molle-kompatibel!
Der abnahmbare "FLAP".
unten: Durchstichschutz, darüber: Zusatzfach fürs Zubehör
Outdoorzubehör:
Wie oben schon beschrieben, sind Kompass, Signalspiegel, Vergrößerungsfolie, Karabiner, Neonbändel, Signalpfeife im Lieferumfang enthalten.
Meine Meinung dazu: Das ganze Gerödel hat für mich die Anmutung wie Survivalzubehör aus dem YPS-Heft* - Plastik, billig und unsinnig. :grumpy: Wenn ich mal in einer "Survival"situation bin, verlasse ich mich nicht auf einen Plastikspiegel, eine Vergrößerungsfolie und das andere Zeug, sondern auf mein Wissen und meine Erfahrung.
(Ich bin mal gespannt, ob jemand auf meinen rant einsteigt und hier eine Diskussion über Sinn & Sinnhaftigkeit von Survival im Allgemeinen und dieses Zubehörs im Besonderen entbrennt )
* Dies soll keine Herabwürdigung des YPS-Heftes darstellen, im Gegenteil! Das YPS-Heft war/ist toll, ein Quell von Inspiration und Abenteuer in meiner Kindheit und ich liebe es heiß und innig. Das YPS-Heft ist toll - dieses "Survival"zubehör aber nicht!
Fazit:
An-und-für-sich ein solides und schickes Messer für Wanderungen oder Outdooraktivitäten. Gerade das Tragesystem ist klug durchdacht und vielseitig einsetzbar. Das Marketing von wegen "Survival Messer mit Komplettausstattung", "Ausrüstungskonzept für alle Eventualitäten", "für alle Extremfälle geeignet", usw., unterstützt durch die netten aber IMHO nutzlosen Gadgets spricht mich hingegen weniger an.
Meine Suche nach einem neuen, großen und stabilen Outdoorbegleiter wird wohl weitergehen und bis dahin bleibe ich bei meinem Fällkniven F1 :encouragement:
Zum Schluß meinen besten Dank an Pitter und toolshop für die Möglichkeit das Messer zu testen.
Schon seit einiger Zeit geraten die etwas größeren feststehenden (Outdoor-)Messer wieder in meinen Focus, so dass ich die Gelegenheit nutzte, mir einen Eindruck von dem Messer zu machen.
Erst einmal die nackten Zahlen:
Gesamtlänge: 22 cm
Klingenlänge: 10,8 cm
Klingenstärke: 3,1 mm
Stahl: 1095 (56-58 HRC)
Griff: Tan Canvas Micarta
Scheide: Nylonscheide (Molle-kompatibel) mit Durchstichschutz
Gewicht: 184 Gramm (mit Scheide: 303 Gramm)
Erster Eindruck:
Nun ja - eigentlich hatte ich ein etwas größeres Survival- und Outdoormesser erwartet - die Klinge ist "nur" 10,8 cm lang. Aber schließlich wird das Messer ja auch als "kompakt" beworben
Neben dem Messer, welches sicher in seiner Molle-kompatiblen Nylonscheide ruht, purzelt mir noch ganz viel anderes Zubehör aus dem Paket entgegen. Nach kurzer Sichtung (Kompass, Signalspiegel, Vergrößerungsfolie, Karabiner, Neonbändel, Signalpfeife), beschleicht mich der Eindruck, dass mir die Natur und ihre Widrigkeiten dank dieses "Survival-Pakets" nix mehr anhaben können!
Das ganze Paket fürs "Survival"!
Griff:
Die Fulltang Griffkonstruktion mit Canvas-Micarta Griffschalen ist clever konzipiert, sauber verarbeitet und liegt gut in der Hand. Die ausgeprägten Fingermulden sind genau da, wo sie sein sollen und das griffige Micarta verhindert im Zusammenspiel mit dem Fingerschutz zuverlässig ein Abrutschen der Finger in die Klinge. Die Micartaschalen sind schön griffig und haben keine störenden Kanten oder Spalten zum Griff. Die Hohlnieten erlauben zudem das Einädeln eines Paracordfangriemens - gefällt mir sehr!
Einziges Manko bei der Handlage: Die Riffelung der Daumenauflage ist viel zu spitz und es ist unbequem, den Daumen bei kräftigen Schnitten darauf abzustützen.
Die spitze Riffelung der Daumenauflage.
Druckschnitte machen so keinen Spaß - autsch!
Klinge:
Das TOPS Wilderness Guide 4.0 ist als Outdoor- und/oder Survivalmesser konzipiert, was sich auch z.B. in Geometrie und Anschliff der Klinge niederschlägt. So wurde der Klinge ein halbhoher Scandi-Schliff verpasst, der auch robustes Arbeiten erlauben soll. Warum man dem Messer jedoch "nur" knapp 3 mm Klingenstärke verpasst hat, vermag ich nicht zu sagen - etwas mehr (~0,5-1 mm) wären bestimmt nicht verkehrt gewesen, für ein Messer, welches als stabiles Outdoormesser beworben wird. Auch die pummelige Klingenspitze ist nicht so mein Fall - ich bevorzuge Klingen mit ausgeprägterer Spitze und damit breiterem Einsatzfeld.
1095er Klingenstahl mit Black-Traction Epoxy Polyester Beschichtung
Scheide:
Derjenige, der dieses Tragesystem konzipiert hat, hat sich echt Gedanken gemacht! Die Nylonscheide kann entweder per Schlaufe am Gürtel getragen oder an diversen Mollesystemen (Rucksack, Tasche, etc.) befestigt werden. Außerdem bietet sie in einem Beifach Platz fürs "Outdoorzubehör"(s.u.), einen abnehmbaren (Klettverschluss) "FLAP" und die Möglichkeit, einen Beinriemen (Paracord) zu befestigen. Gut - ordentlich auftragen tut sie dadurch schon, aber für den erdachten Einsatzzweck im Outdoorumfeld kann sich das Ding sehen lassen.
Voll Molle-kompatibel!
Der abnahmbare "FLAP".
unten: Durchstichschutz, darüber: Zusatzfach fürs Zubehör
Outdoorzubehör:
Wie oben schon beschrieben, sind Kompass, Signalspiegel, Vergrößerungsfolie, Karabiner, Neonbändel, Signalpfeife im Lieferumfang enthalten.
Meine Meinung dazu: Das ganze Gerödel hat für mich die Anmutung wie Survivalzubehör aus dem YPS-Heft* - Plastik, billig und unsinnig. :grumpy: Wenn ich mal in einer "Survival"situation bin, verlasse ich mich nicht auf einen Plastikspiegel, eine Vergrößerungsfolie und das andere Zeug, sondern auf mein Wissen und meine Erfahrung.
(Ich bin mal gespannt, ob jemand auf meinen rant einsteigt und hier eine Diskussion über Sinn & Sinnhaftigkeit von Survival im Allgemeinen und dieses Zubehörs im Besonderen entbrennt )
* Dies soll keine Herabwürdigung des YPS-Heftes darstellen, im Gegenteil! Das YPS-Heft war/ist toll, ein Quell von Inspiration und Abenteuer in meiner Kindheit und ich liebe es heiß und innig. Das YPS-Heft ist toll - dieses "Survival"zubehör aber nicht!
Fazit:
An-und-für-sich ein solides und schickes Messer für Wanderungen oder Outdooraktivitäten. Gerade das Tragesystem ist klug durchdacht und vielseitig einsetzbar. Das Marketing von wegen "Survival Messer mit Komplettausstattung", "Ausrüstungskonzept für alle Eventualitäten", "für alle Extremfälle geeignet", usw., unterstützt durch die netten aber IMHO nutzlosen Gadgets spricht mich hingegen weniger an.
Meine Suche nach einem neuen, großen und stabilen Outdoorbegleiter wird wohl weitergehen und bis dahin bleibe ich bei meinem Fällkniven F1 :encouragement:
Zum Schluß meinen besten Dank an Pitter und toolshop für die Möglichkeit das Messer zu testen.