Passaround-Berichte Knife-art.de Prototypen – Gyuto und Petty

ScottyC

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Hallo zusammen,

zu Beginn erstmal ein herzliches Dankeschön an Lukas Winkel und seinen Online-Shop www.knife-art.de; er versorgt uns hier mittlerweile regelmäßig mit interessanten Messern und dem dazugehörigen Passarounds. Dieser Passaround, der nun mit beginnt, ist einer der ganz besonderen Art. Lukas arbeitet gerade an eigenen Messern. Die ersten Prototypen hat Lukas hier in diesen Passaround gegeben und bittet uns um Rückmeldung was man noch verbessern könnte. Das Besondere:
Wir, die Tester, wissen von den Messern nichts bis sehr wenig.

Ich möchte meinen Bericht in zwei Teilen anlegen:
Der erste ist für Lukas; hier habe ich bewusst auf Bilder und Maße verzichtet – er kennt seine eigenen Entwürfe sicher sehr gut. Den zweiten Teil hänge ich für alle Forenmitglieder an, da ich zusätzlich zu dem Feedback für Lukas, euch gerne einen Eindruck von den Messern rüberbringen möchte.

Teil 1:

Bevor ich meinen ersten Schnitt mit dem Gyuto machte, habe ich erstmal geschärft. Ich habe im vorderen Drittel einen größeren Ausbruch bemerkt und so wollte ich nicht starten. Geschärft habe ich auf zwei Suehiro Debados (1000 und 4000) – bin immer noch sehr froh, dass @knifeaddict diese großen Teile hier vorgestellt hat. Geschliffen wird bei mir mit System; angelegt habe ich einen primären Schleifwinkel von 15 Grad, mit einer Microfase obendrauf mit 18 Grad. Bis zum Weiterschicken der Messer habe ich nicht mehr geschliffen und das Gyuto ging weiterhin glatt durch Zeitungspapier.
Am Petty habe ich bewusst nicht geschliffen; die Wate war in gutem Zustand und ich sah hier keinen Grund etwas zu verändern.

Was würde ich – so wie die Messer heute sind – verändern:
Beim Gyuto sind es, wenn überhaupt, Nuancen. Das Messer hat eine richtig tolle Taper-Geometrie. Diese würde ich noch ein wenig ausgeprägter herausarbeiten. Also im hinteren Bereich etwa einen knappen Millimeter mehr und zur Spitze noch ein wenig mehr ausdünnen. Wie gesagt: Wenn überhaupt!
Hier kommt auch hinzu, dass ich nicht weiß für welche Zielgruppe das Messer ausgelegt ist. Geht es mehr richtig Robustheit, dann kann es so bleiben. Soll noch mehr in einem Messer abgebildet werden; also von ganz feinen Schnitten vorne bis zu robust hinten, dann kann man das noch umsetzen. Dass der Ring zwischen Zwinge und Griff nicht ganz glatt ist, wurde schon im Ankündigungsthread erwähnt. Ich gehe davon aus, dass das Messer im gehoberen Preissegment zu finden ist und da soll/muss das weg. Bei den Serienmessern kommt hoffentlich noch ein japanischer Schriftzug drauf, so etwas wie „von Lukas entworfen“ oder „Messer-Forum geprüft“ :D:: – können eh nur ganz wenige lesen und sieht toll aus.
Beim Petty hat mich der Griff irritiert; ist er doch nur ein wenig kürzer als beim Gyuto. Der Umfang/Durchmesser ist aber der gleiche. Mir ist der Griff für so eine Art von Messer zu wuchtig und ich würde mir diesen filigraner wünschen. Beide Messer ergänzen sich gut; ich finde aber, dass das Petty von der Klingenlänge zu nah am Gyuto dran ist. Ich weiß aber auch hier nicht, ob ggf. mehrere Längen – sowohl beim Gyuto und dem Petty – angeboten werden. Sollten es erstmal nur diese beiden sein, dann wie gesagt, sind sie mir zu nah aneinander dran.

Jetzt kommt die schwierigste Frage:
Wir sollen eine Einschätzung bezüglich des Preises geben. Wow … hier kann ich mich vermutlich richtig blamieren. Ich finde die Messer sind aus hochwertigen Materialien und sie sind sauber und aufwändig verarbeitet. Das kostet! Gerade bei Gyutos gibt es nicht so viele Klingen mit so einer aufwändigen Geometrie.
Also … meine Glaskugel sagt mir:
  • Gyuto zwischen 300 und 350 Euro
  • Petty zwischen 170 und 200 Euro
Würde ich das Messer kaufen?
Ja, auf alle Fälle. Das Gyuto juckt mich jetzt schon, obwohl ich wirklich ausreichend sehr gute Gyutos habe ;) Ich bin schon neugierig welche Änderungen zwischen diesem Proto und dem fertigen Produkt noch gemacht werden. Das Schneiden hat wirklich Spaß gemacht:
Von tollen Schubschnitten bei einem großen Weißkohl, bis hin zu feinen Zwiebelwürfeln.
Das Petty würde ich mir mit einem kleineren Griff kaufen, wenn es etwas kürzer wäre und ich noch keines besitzen würde. Gyutos kann man nie genug haben, Petties schon ;)

Teil 2:

Meine erste Koch-Session mit den Messern war ein 9-Litertopf Gemüsesuppe. Von feinen Schnitten bis zum groben Zerkleinern war alles dabei. Alle möglichen Schnittarbeiten habe ich durchprobiert. Besonders gut gefallen hat mir der Schubschnitt; gerade mit der Klingengeometrie waren Sellerieknolle und der Weißkohlkopf wirklich ein schönes Schneiderlebnis. Aber auch feine, dünne Schnitte durch eine Zwiebel waren problemlos möglich. Immer ein schöner Gradmesser ist – knackt die Karotte beim Schneiden. Nein, hier hat nix geknackt, schöne Schnitte sind dabei rausgekommen:

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Hier die jeweiligen Kehlshots zu den beiden Messern.
Gyuto:

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Petty:

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Hier sieht man sehr schön die Geometrie des Gyutos:

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Auch das Petty hat nicht nur gerade Flanken, sondern auch eine ähnliche Geometrie wie das Gyuto, nur eben deutlich schwächer ausgeprägt:

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Saubere Verbindung zwischen Klinge und Griff:

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Der Schwerpunkt des Gyutos liegt genau da, wo ich ihn am liebsten habe:

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So ... jetzt heisst es für mich erstmal warten:
Was schreiben die Tester nach mir und was verändert Lukas auf dem Weg von diesen Prototypen hin zu den Serienmessern.
Ich bin schon soooo neugierig :D::

Viele Grüße
Rainer
 
Vielen Dank, ich bin sehr neugierig, wie das am Ende auf den Markt kommen wird!
Auf dem lefzten Bild sieht es so aus, als würde die Schneide auf dem Finger buckeln, also mit Eigengewicht auf Finger nagelgängig sein. Stimmt das oder ist das ein täuschender Lichtreflex?
 
Hallo Jens,

das ist nur ein täuschender Lichtreflex. Auf dem Foto liegt das Hauptgewicht des Messers auf dem vorderen Teil meines Fingers; wenn das wenige Gewicht, mit dem die Schneide auf meinen Finger drückt zu einem Buckeln führen würde - das wäre schon krass :D::
Die Oberfläche der Klinge ist fast spiegelnd und sehr gleichmäßig; was beim Betrachten - wie ich finde - sehr schön aussieht, wird beim Fotografieren zur Herausforderung.

Viele Grüße
Rainer
 
Danke Dir @ScottyC für Dein ausführliches Feedback!
Nur, damit sich niemand wundert: Ich hülle mich in Schweigen, bis das PA durch ist, damit alle ein bisschen rätseln können ;)

Viele Grüße
Lukas
 
Moin an alle!

Ein herzliches Dankeschön an Lukas von knife-art.de, der dieses Passaround gestartet hat. Zwar hat er bei diesem speziellen Passaround sicherlich auch Hintergedanken gehabt, aber unsere Community lebt von solchen Aktionen. Vielen Dank!

Zu den Messern will ich technisch gar nicht viel sagen, @ScottyC hat das schon viel besser gemacht als ich es je könnte, und seine Bilder sind auch um einige Größenordnungen besser als meine :)

Zum Vergleich, hier meine Handy-Foto-Künste der Messer:

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Ich möchte aber doch lobend erwähnen, wie die Messer verpackt wurden von Lukas, und an Siegellack hat er auch nicht gespart!

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Jetzt zum Erfahrungsbericht meinerseits.

Die Messer kamen glücklicherweise vorm Wochenende an, am Freitag. Morgens beim Paketshop meines Vertrauens abgeholt und mir natürlich sofort angeschaut. @Benras hatte mir noch gesagt, dass er die Messer nicht geschärft hatte. Ich selber habe die Messer auch nicht geschärft. Ich wollte kein Risiko mit einem Wetzstab eingehen und für einen touchup auf meinem Naniwa Hayabusa, der hier in der Küche gerade rumliegt war ich zu faul. Und ich wollte den tollen geführten Schnitt von ScottyC nicht kaputt machen. Vielleicht traut sich ja der nächste in der Reihe dran!


== Erster Eindruck

Erster Eindruck: wundervoll! Schöne Messer, anscheinend rostfreier Stahl (mehr dazu später), die Griffe sehen etwas "einfach" aus, aber a) es sind Prototypen, und b), finde ich die auch wirklich hübsch. Nur am Metallring muss noch verbessert werden, der tritt unangenehm hervor. Wurde aber ja auch schon zu Anfang erwähnt. Finish ist ansonsten durchaus ansehnlich. Die Messer stecken sauber in den Griffen, nichts hat Spiel und alles ist einfach, aber sauber verarbeitet. Ich hab schon schlimmere Griffe an nicht-Prototypen Messer gesehen.

Das Gyuto liegt angenehm schwer in der Hand (ich bin groß, und habe große Hände, da mag ich lieber "was in der Hand zu haben"), und hat einen schönen Taper. Nicht zu viel Taper, aber deutlich zu sehen und in der Anwendung auch zu spüren. Zur Klinge hin gibt es einen Knick (quasi die Shinogi Linie). Die Spitze wird schön dünn, und doch wirkt das gesamte Messer stabil und robust. Ich hätte vom Gefühl her keine übermäßige Vorsicht mit dem Messer zu arbeiten -- aber ich kenne den Endpreis ja auch nicht :D Zur Wate hin dann ein schön konvexer Schliff. ScottyC hatte ja einen Grundschliff zumindest am Gyuto angelegt, wenn ich das richtig verstanden hatte. Ein Traum. Kann ich alle meine Messer bei dir mal vorbeibringen, ScottyC? :p:

Das Petty ist wie das Gyuto verarbeitet und liegt ähnlch in der Hand -- nur natürlich kleiner. Der von ScottyC kommentierte große Griff ist für mich dagegen ein Plus. Ja, das Petty ist dadurch eher ein sehr kleines Gyuto statt eines "Schnippelmessers", aber das mag ich. Schnippelmesser gibt es genug in der Schublade.


== Messer in Gebrauch

=== Petty

Also es war Freitag kurz vor Mittag und meine Freundin und ich hatten hunger, aber nichts vorbereitet im Home Office. Was tun? Was ich immer tue, Nudeln mit Tomatensosse, dafür habe ich immer alles im Haus. Dafür habe ich mir das Petty genommen. Zwiebeln schälen und schneiden, und sofort kam ein Grinsen auf mein Gesicht. Das gleitet ganz wunderbar durch die Zwiebeln! Klingenform, -winkel und Griff ergänzen sich wunderbar. Selten ein so gutes Petty benutzt, dass wie für mich und meine Zwiebelschneidemethode gemacht wurde! Zack-zack waren die Zwiebeln extra dünn und fein geschnitten. Olivenöl in den Topf und die Zwiebeln anschwitzen:

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Dann Speck. Einen Streifen vorher schon aus der Gefriertruhe geholt und antauen lassen wärend ich die Zwiebeln machte. Das Messer sieht mir robust genug aus, dass es auch den angetauten Speck schneiden müsste. Ging auch wunderbar. Vielleicht bekommt Lukas beim Lesen hiervon einen Herzinfarkt... ;)

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Zum Schluss noch was auch immer an Gemüse im Kühlschrank ist hervorkramen... diesmal leider nur ein paar alte ledrige Karotten. Auch die wurden durch das Petty schnell klein gemacht.

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Alles kurz anbraten lassen, eine halbe Flasche Grüner Veltliner rein (der Trick für eine gute Tomatensosse ist: mehr Wein, als man glaubt zu brauchen!). Wein reduzieren lassen, dann sind die kleinen Gemüsestücke auch schön bissfest gar in den paar Minuten, die das braucht. Dann 1-2 Dosen Tomaten dazu, Gewürze, Kräuter, alles warm werden lassen während die Nudeln kochen.

Den ersten Test hat das Petty mit Bravour überstanden.

=== Gyuto

Am Wochenende gab es mit Gemüsecurry, Wild, Melonen, und Mangos genug zu schnippeln für den großen Bruder. Auch hier muss ich sagen, ein feines Messer. Meine Vergleichsmöglichkeiten sind gering, aber ich sehe Paralellen zum Mazaki KU.

Es ist zwar längst nicht so schwer wie das Mazaki (ist ja auch kleiner), weniger wuchtig und hat einen weniger starker Taper. Dafür an der Klingt gefühlt etwas robuster und insgesamt für mich zumindest deutlich einfacher zu handhaben.

Ich ging davon aus dass der Stahl rostfrei ist, daher wurde ich weniger vorsichtig und liess das Messer auch mal liegen als meine Kinder um mich herum schwirrten. Nachdem ich dann zurück kam war eine leichte Reaktion zu sehen. Ich gehe jetzt also von einem sehr reaktionsarmen Stahl aus, statt komplett rostfrei. Tut mir leid. Naja, ich nenne es mal Kasumi an der Klinge ;)


== Was würde ich verändern?

Ah, die Frage der letzten 0.1% ;) Ganz ehrlich: mit einem etwas schönerem/besserem Griff wäre ich völlig zufrieden, je nach Preisklasse. Wird mehr Geld verlangt muss noch mehr "chi-chi" ans Messer ran, bei weniger Geld braucht es das nicht. Die von ScottyC erwähnten Ausbrüche müssen dann natürlich durch die QA erkannt und gebannt werden.


== Preisvorstellungen

Seit einiger Zeit gehen bei Messern ja die Preise amok, daher kann ich schlecht einschätzen was die Messer denn kosten würden/sollten. Von guten Messern für kleines Geld (siehe Culilux) zu völlig abgedrehten Preisen für Ali Expess Messer... meine Kristallkugeln sind milchig-trüb.

Ich drehe den Spiess mal um: ich biete mal meinen Kommentar pro Preisklasse (jeweils der Preis für das Gyuto alleine) an.
  • unter 100 Euro - In dieser Preisklasse ist das Messer der Kassenschlager und uneingeschränkt zu empfehlen für jeden, der ein Messer haben will, oder auch nicht. In der Preisklasse können wir das Kaufberatungsforum für Neueinsteiger dicht machen ;)
  • unter 150 Euro - Auch hier ist es noch uneingeschränkt die Empfehlung für alle, die hier ins Forum kommen und nach einem "guten Messer" suchen.
  • unter 200 Euro - Es wird langsam interessant. Zu 200 Euro würde ich die Messer immer noch sofort kaufen, und ich denke für viele ist es immer noch eine "guter" Messerwahl, aber zu dem Preis werden denke ich die ersten abspringen. Nur wegen des Preises in der Gesamtheit, nicht für das was man dafür bekommt.
  • unter 300 Euro - Zu diesem Preis ist das Messer für Kenner eine Wahl, sollte aber noch etwas "chi-chi" dazu packen.
  • unter 400 Euro - Wenn dieser Preis aufgerufen wird braucht das Messer noch einen deutlichen Nimbus dazu. Vielleicht wurde es von einem bekannten Schmied entworfen, oder ist eine Serie von diesem, vielleicht wird es nach alter Tradition im Mondschein aus Tamahagane geschmiedet... Das sind Preisklassen, da ruft man mehr als nur das Messer ab.
  • ab 400 Euro - ist für mich persönlich eh immer Schluss für ein Serienmesser. Einige Customs Schmiede fangen so um diesen Preis an, und warum sollte ich mir was von der Stange holen wenn ich für den selben Preis (okay, plus ein Jahr Wartezeit) mir etwas besonderes, eigenes machen kann? [/li]
Würde ich es kaufen? Ja, auf jeden Fall. Wenn jetzt kein grell-bunter Griff oder ähnliche Monströsitäten ran kommen ist meine Geldbörse schon bereit!
 
Hallo zusammen,
ich freue mich sehr, ein neuer Passaround von knife-art.de! Und diesmal mit ganz besonderen Messern.

Wie schon bei den anderen Tests, schreibe ich auch diesen Bericht ohne die vorherigen Tests gelesen zu haben. Ich möchte mich erstmal möglichst wenig beeinflussen lassen. Daher bin ich auch sehr gespannt wie die anderen Meinungen ausfallen werden.

Erster Eindruck

Zum Test standen zwei Messer von knife-art.de zur Verfügung. Dabei handelt es sich um sehr spannende Prototypen einer geplanten Eigenproduktion von Lukas. Diese gibt es also noch gar nicht am Markt zu kaufen, sondern sind echte Raritäten. Durch das Glück an diesem Passaround teilzunehmen durfte ich das knife-art.de Petty und das Gyuto testen. Lukas gab im Vorfeld sehr wenige Infos, sodass ich fast nichts über diese Messer wusste bis ich sie in Händen gehalten hatte.

Voller Vorfreunde habe ich das Paket entgegengenommen und geöffnet. „Wow, sind die schön!“, war meine erste Reaktion beim auspacken. Sehr schön gemasertes Holz, ansprechende Formen und, auf den ersten Blick, sehr gute Verarbeitung.

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Der Vergleich


Ein kleiner Vergleich mit anderen Kochmessern die mir gerade zur Verfügung standen, ein Felix Size S Olive 18 cm, ein Schanz Lucidus 21 cm und ein Tojiro Nakiri 16,5 cm.

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Was im direkten Vergleich sofort auffällt ist die Größe des Petty. Mit 16,5 cm Klingenlänge ist es echt beeindruckend groß.
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Für mich ist ein Petty allerding ein handliches Messer mit dem ich Gemüse putze, Obst schäle oder mit dem ich feine Schneidaufgaben erledigen. Dazu ist es mir aber tatsächlich etwas zu groß. Das ist jetzt natürlich sehr subjektiv, aber für mich verschwimmen hier etwas die Grenzen zwischen klein & handlich und schön groß. Auch der Griff ist nur wenig kleiner als beim Gyuto, was mir nicht ganz passend erscheint. Um konstruktives Feedback an Lukas zu geben, würde ich hier eher eine Größe von 130 mm empfehlen (oder wenn es größer sein soll max. 145 mm) und auch den Griff etwas verkleinern. Dies würde das Handling bestimmt positiv beeinflussen.

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Die Messer liegen sehr gut in der Hand (Handschuhgröße 9), die Griffe sind angenehm. Auffällig ist, dass das messingfarbene Inlay etwas absteht und nicht ganz plan mit dem Griff ist, wie Lukas bereits im Vorfeld erwähnt hatte. Die sonstige Verarbeitung ist sehr sauber und passend, es wackelt nichts und Spalten sind auch nicht zu sehen.

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Der Schwerpunkt beider Messer ist auf dem Foto gut zu erkennen. Beide Messer befinden sich dabei in Waage. Der Schwerpunkt des Gyuto ist für mich genau richtig und sehr passend!

Ein paar Details

Erstmal ein paar Maße:
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Petty
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Gyuto
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Die Geometrie im direkten Vergleich. Links das Gyuto (gefällt mir sehr gut :), rechts das Petty.
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Die Praxis

Fürs Protokoll: Zu Beginn des Praxistests habe ich die Messer einmal abgezogen, aber nicht geschärft.

In der Praxis machen die Messer richtig Spaß :) Das Säubern und zerkleinern von allerhand Gemüse geht gut von der Hand. Feine Würfel von der Zwiebel waren kein Problem. Die Möhren und Sellerie hatten nichts entgegenzusetzten, sie werden sauber geschnitten und nicht gebrochen. Von sehr harten Lebensmitteln wie Knochen o.ä. habe ich Abstand gehalten.

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Feine Scheiben beim obligatorische Tomatentests waren mit dem Gyuto problemlos möglich. Das Petty tat sich etwas schwerer, aber das ließe sich ja mit passenden Steinen oder Schärfzubehör gut beheben. Interessant wäre hier die Schärfe out oft he box bei den künftigen Serienmessern.

Ein Punkt der mir beim Gyuto aufgefallen ist, ist das doch eher schlechte Foodrelease. Die kleinen Würfel von der Möhre und Zwiebel kleben förmlich am Messer. Auch mit leichtem Schütteln nicht abzubekommen. Ich habe das mal versucht zu fotografieren. Ich kam damit ganz gut klar, aber ich kann mir vorstellen, dass es andere mehr stört.

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Der Stahl scheint halbwegs Rostfrei zu sein, zu mindestens ist bei mir mit Zwiebeln oder Tomaten nichts angelaufen. Da war ich schon erleichtert, denn beim Passaround zu den Fujiwara Kanefusa FKM & FKH sind die Messer direkt angelaufen, das war etwas schade. Da gefällt mir das Verhalten der Prototypen wesentlich besser (y)


Der Preis

Wir wurden von Lukas gebeten eine faire Preiseinschätzung zu geben. Bisher hat der Test sehr viel Spaß gemacht, aber jetzt wird es echt schwierig und ich kann vermutlich nur in Fettnäpfchen treten. Sorry falls ich wirklich daneben liege.
Der Fairness halber möchte ich es trotzdem versuchen. Dabei gehe ich davon aus, dass es Serienmesser werden und keine Einzelstücke. Die Würfel haben entschieden: beim Petty liegt meine Schätzung bei 150 € - 160 € (mit den angesprochenen Änderungen) und das Gyuto bei 200 € - 250 €.


Zum Schluss

Irgendwie hat es mir das Gyuto angetan, beim Gyuto könnte ich echt schwach werden sobald diese zum Verkauf stehen.

Vielen Dank an Lukas für den Passaround und die Möglichkeit die Prototypen testen zu können! Das Testen von Prototypen hat echt Spaß gemacht. Ich freue mich auf die Berichte meiner Mittester und hoffe Lukas etwas geholfen zu haben.
 
Hm, anscheinend bin ich der einzige, der richtig Freude am Petty mit dem großen Griff hat! @knife-art.de, ich weiss ja nich was du mit den Messern danach machst, aber wenn du (verständlicherweise) das Petty überarbeitest kaufe ich dir gerne das aktuelle ab! :)
 
Erstmal Danke an Lukas, für die einmalige Gelegenheit, einen Prototypen zu testen.

Da es mir die letzten Tage nicht so gut ging kommt mein Bericht etwas später.....

Wenn ich mir den Kehlshot des Messers ansehe, will es mir nicht in den Kopf gehen, dass ein Messer mit so einem Primärfasenwinkel knackfrei durch eine dicke Karotte gehen soll....
Doch, geht tatsächlich.

PA.jpg


Für mich sind beide Messer ungeeignet.
Mir sind die Klingen zu dick und zu schwer. Im Vergleich zu meinem 210er Gyuto mit 154 gr wiegt Deins 212 gr.
Das Petty ist definitiv zu groß und zu schwer. Mein Dayliworkhorse, ein 140er Ko-Bunka, wiegt nur 88 gr im Vergleich zu 126 gr.
Ich bin aber eh kein Freund von Pettys, ich arbeite lieber mit meinem Honesuki bei kleineren Sachen.
Beide Messer kamen stumpf bei mir an. Darum habe ich sie schnell auf 15° gehorlt.
Winkel.jpg


Zur Optik
Beide Messer gefallen mir sehr gut. Ich finde das schlichte Design mit den Monogriffen sehr gelungen. Das einzig Negative sind für mich die Zierringe in den Griffen. Da Holz stänig arbeitet, werden die Übergänge immer spürbar sein.
Zum Scheidverhalten
Beide Messer schneiden sehr gut und leicht durch alles, was ich auf dem Brett hatte. Auch Karotten knackfrei.
Zur Haptik
Beide Messer liegen sehr gut in der Hand. Die Gewichtsverteilung finde ich optimal. Nur das Gewicht stört mich.
Zum Preis
Das Gyuto würde ich bei 260 - 300 € ansetzen.
Das Petty bei 120 - 160 €.
Meine Verbesserungsvorschläge
Beim Petty die Klinge und den Griff etwas kürzer.
Bei beiden die Klinge dünner, die Griffe ohne Zierring und der Übergang der Kline zum Griff sauberer verarbeiten.

Ich bin gespannt auf die Weiterentwicklung.
 
Hallo miteinand,
hat doch deutlich länger bei mir gedauert als ich vorhatte. Laptop hat schon aus dem letzten Loch gepustet, hätte darauf hören sollen. Hab jetzt leider nicht so viele passende Bilder, die ich vorhatte.
Nun zu meinem Bericht. Wenn etwas vorher schon mehrmals erwähnt wurde, muss ich mich entschuldigen. Versuche immer unbeeinflusst daran zu gehen.

Review Knife Art Prototypen

Gyuto:
Specs:
Gesamtlänge: 36,1cm
Schneide: 21,4cm
Höhe: 52mm
Gewicht: 212g
Balancepunkt: 2,5cm vor Griff
Griff: 13,6cm
Breite: 21,6mm zu 17,2mm
Höhe: 25,4mm zu 22,0mm
Nackenlänge ca 1,3cm (Abstand Griff zu Kehlrundung)

Dicke:
Rückenstärke

Aus Griff: 3,76mm
Kehl: 3,58mm
Mitte: 2,66mm
Shinogiende: 1,90mm
2cm vor Spitze: 1,34mm
1cm vor Spitze: 0,86mm
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Knapp über Schneide: 0,23-0,31mm
Stärke nimmt zur Spitze etwas zu, stärkster Taper in den letzten 2,5cm

1cm über Schneide
Kehl: 1,55mm
5cm vorne: 1,53mm
10cm vorne: 1,50mm
5cm vor Spitze: 1,25mm
2cm vor Spitze: 1,11mm

Shinogi: (Schulter)
endet 3,2cm vor der Spitze
liegt 2,2cm über der Schneide, bewegt sich dann zwischen 2,1 und 2,0cm am Schluss
Dicke entlang Shinogi :2cm über der Schneide:
Kehl3,37mm3,02mm
5cm weiter vorne3,22mm2,97mm
10cm vorne2,94mm2,86mm

Fit and Finish:
Beim Griff hat der Erleinsatz eine größere Lücke, ist schlechter verklebt. Der Rücken ist leicht gerundet, mit den Kanten angerundet. Kehl ist genauso verrundet, die Kanten angerundet. Unter der Shinogi weniger rund. Das Messer hat einen Querfinish und scheint perlbestrahlt zu sein, was ihm eine schöne Optik gibt. Die Shinogi ist ziemlich sauber, gleichmäßig und bemerkbar ausgeschliffen.
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Griff:
Aus Ebenholz und Messingspacer
Der Griff war komplett trocken. Ich habe ihn 3 Tage hintereinander sehr gut geölt. Die Messingspacer waren davor etwas scharfkantig, danach immer noch spürbar. Er könnte für mich persönlich etwas in der Breite schmäler werden, ist aber auch so in Ordnung. Distanz zum Kehl würde ich auch etwas größer bevorzugen, so um die 17mm, auch wenn es ganz gut ausgewogen ist. Ich greife im Pinchgrip, sodass mein Daumen über den Griff greift, Daumen und Zeigefinger liegt auf den Seiten auf und Mittelfinger in der Kehlrundung und am Griff. Durch die Runding Nacken-Kehl trotzdem angenehm.

Profil:
Das Profil läuft echt schön rund. Die Ferse ist minimal abgesetzt, schlägt somit nicht aufs Brett auf. Balance und Gewichtsverteilung ist für mich nicht perfekt, aber noch sehr angenehm.

Schnitttechniken:
Choppen funktioniert nur bedingt. Am besten eine leichte Vor- oder Rückwärtsbewegung einfügen, sonst läuft man Gefahr, Akkordeonschnitten zu erhalten. Druckschnitt funktioniert gut und der Wiegeschnitt ebenso. Zugschnitt hingegen eher suboptimal. Dies ist nicht ganz aufs Profil zurückzuführen, sondern auch wegen dem Schliff bzw Finish. Dieser erzeugt dabei etwas Reibung, wodurch ein leichter Widerstand beim Zugschnitt resultiert. Beim Petty ist dies ebenso der Fall.

Geometrie:
Das Messer hat einen Widebevel Schliff mit stark ausgeprägten Schultern, Shinogi. Dabei sind sowhl der Rücken zur Shinogi, als auch Shinogi zu Schneide flach geschliffen.
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Petty:
Specs:
Gesamtlänge: 29,6cm
Schneide: 15,8cm
Griff: 13,1cm
Höhe: 34mm
Gewicht: 126g
Balancepunkt: Grifflastig, ca 0,7cm bevor Klinge anfängt

Dicke:
Rückenstärke
Aus Griff: 3,22mm
5cm: 3,00mm
5cm vor Spitze: 2,25mm
2cm vor Spitze: 1,40mm
1cm vor Spitze: 1,18mm
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deutlich kleinere Fase als Gyuto, wurde anscheinend aber nicht wirklich nachgeschliffen
knapp über Schneide: 0,16-0,14mm
1cm über Schneide
1,55/1,63/1,60/1,37/1,28mm

Griff:
Breite: 20,9 zu 16,8mm Höhe: 23,3 zu 21,0mm
Wie man sieht ist der Griff nur geringfügig kleiner. Er ist außerdem genauso wie beim Gyuto verklebt, rechte Seite etwas schlechter.Das Messer lässt sich hauptsächlich nur am Griff greifen, da die Balance zu weit hinten ist und Gewichtsverteilung nicht optimal, angenehm. Es lässt sich nicht so gut im abgewandelten Pinchgrip greifen. Für ein Petty ist der Griff zu groß und zu lang.

Profil:
Das Profil läuft schön rund. Bei den Schnittarten gleiche Problematik wie beim Gyuto.

Geometrie:
Schwach konvexer Schliff bestehend aus 2 Flachschliffen, wobei der Übergang konvex gehalten wurde. Übergang fängt so 1,5cm über der Schneide an. Schneide selbst ist leicht ballig geschliffen mit kleiner Fase. Vorne zur Spitze hin sehr schnell komplett Flachschliff laufend.
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Schnitteigenschaften:
Zwiebeln:

Gyuto: Es macht sich ein leichter Widerstand bei horizontalen Schnitten bemerkbar. Vertikale Schnitte hingegen funktionieren gut, Schichten werden nicht stark nach oben gezogen. Insgesamt relativ angenehmer Schnitt.
Petty: Ist etwas zu konvex und dick. Auch die Spitze könnte dünner sein. Hat Probleme mit horizontalen Schnitten, macht sich auch bei vertikalen bemerkbar. Pettys sollen ja auch gut für kleineres Schnittgut sein, bei Schlaotten ist es mir nicht fein, präzise genug.

Karotten:
Gyuto: Es schneidet einigermaßen leicht, in den letzten Millimetern bemerkt man eine leichte Keilwirkung und die Scheiben werden weggedrückt. Das Schnittbild der Karotte ist nicht sauber, glatt. Es ergeben sich teilweise leichte Bruchstellen im letzten Millimeter. Je dünner die Scheiben desto einfacher und sauberer der Schnitt. Auch bei Scheiben und Julienne ist eine leichte Keilwirkung zu festzustellen, aber da die Schieben dabei dünner sind, angenehmer als erwartet.
Petty: Kein leichter Schnitt, für Karotten nicht meine erste Wahl.

Lauch: Gyuto hat ordentliche Arbeit geleistet und ich habe kein Festsetzen bemerkt. Zum Beispiel beim Halbieren, nicht längsweise, setzen sich manchmal Messer dabei fest. Wenn si zu dünn sind, können sie zwischen den beiden Hälften eingeklemmt werden. Zu dick, besonders mit Flachschliff, führt auch zu Widerstand. Das Petty funktioniert bei Frühlingslauch ordentlich.

Sellerie: Das Gyuto hat beim Schälen ordentliche Arbeit geleistet, aber rund entlang zu schälen ist nicht so einfach wie bei einem Nicht-Widebevel oder leicht konvexem Messer. Sellerie funktioniert besser als gedacht, jedoch bemerkt man ca 1cm nach Eintauchen im Schnittgut einen Widerstand. Je kleiner der Sellerie wird, desto einfacher tut sich das Messer. Die Schnittgutfreisetzung war dabei gut, dicke Stifte und Würfel blieben ziemlich stehen. Das Petty hat sich gut zum Schälen geeignet.

Paprika: Die Messer hatten nicht super viel Biss, aber gingen noch ganz okay durch Paprika. Das rollende Entfernen des Kerngehäuses ging mit beiden Messern sehr gut.
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Zucchini: Bei Zucchini sieht man auch wieder den fehlenden Biss, was behebbar ist, aber auch dass es nicht ganz s leicht durchs Produkt geht. Es findet jedoch immer noch ein relativ leichter Schnitt statt.Bei Zucchinischeiben werden sie zur Seite gedrückt. Man merkt auch ein minimales Ziehen zur Seite. Schnittgutfreisetzung ist jedoch so gut wie nicht gegeben. Bei Scheiben noch gut und je weiter man die Zucchini zerkleinert, desto schlimmer wird es. Die Zucchiniwürfel kleben die ganze Klinge entlang und werden vom darauf kommenden , zur Seite und nach oben verdrängt. Sie fallen erst runter wenn sie den Rücken, das Ende der Klinge erreichen. Das Schlimmste für mich ist,wenn das Schnittgut auf die andere Seite fällt, der Richtung von dem noch zu schneidenden Produkt. Dies ist öfter passiert. Die anhaftenden Teile lassen sich jedoch noch gut genug abstreifen. Beim Petty ist der Foodrelease besser, gerade bei Scheiben ist dies zu sehen, aber auch bei Stiften. Bei Würfeln nur minimal besser.

Süßkartoffel: Damit hat sich das Gyuto sehr schwer getan. Beim Längshalbieren einer größeren Süßkartoffel genial gescheitert. Nach einigen Zentimetern hat es sich so festgesetzt, dass es weder nach vorne(unten) noch zurück ging. Es hatte sich komplett verkeilt. Zum Glück hält das Messer etwas aus und durch Druck auf den Rücken, konnte ich das Messer durchforcieren. Scheiben schneiden ging leichter, aber das Messer hat immer noch etwas gewedged. Je kleiner das Schnittgut wurde, umso leichter ging der Schnitt.
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Knoblauch: Das Gyuto hat beim feine Brunoise schneiden ordentlich funktioniert, aber ist nicht ganz präzise genug. Sehr feine Würfel waren dabei etwas schwieriger. Das Petty hat dabei absolut nicht brilliert.



Fazit: Beide Messer sind gut verarbeitet. Fit and Finish ist sehr ordentlich, keine scharfen Kanten und liegen insgesamt angenehm in der Hand. Jedoch muss der Griff sauber gefinisht, versiegelt werden. Gerade wegen dem Messingspacer muss das ordentlich sein. Optisch sind sie schon schön, vor allem das Ebenholz. Die Spitze beim Gyuto könnte dünner ausgeschliffen sein, beim Petty muss sie dies. Der Wide Bevel Schliff ist etwas zu ausgeprägt und die Messwerte sollten etwas kleiner ausfallen. Das Messer ist nicht optimal für mich ausbalanciert, aber immer noch in einem guten Rahmen. Der Stahl läuft etwas an, ist einigermaßen hart, aber doch stabil. Auch dadurch, dass das Messer nicht ganz so dünn ausgeschliffen ist, hält es etwas aus. Auf einen normalen Wetzstahl reagiert es nicht so gut. Wenn dann einen Feinzug benutzen, aber würde eher den Touchup auf Steinen machen. Das Messer könnte etwas leichter schneiden und Foodrelease ist nicht sehr gut. Beim Stahl bin ich mir unsicher. Von den Sandvik Stählen würde ich 14c28n und AEB-L ausschließen. 14C28n ist korrosionsbeständiger, AEB-L fühlt sich etwas anders an, zumindest die die ich kenne, vor allem beim Wetzen. Preislich würde ich beim Messer maximal 250€ anlegen und wie es jetzt ist eher fortgeschrittene Anfänger als Kundenschaft anvisieren. Dabei ist der Preis dann vielleicht schon wieder zu hoch.
Ich bin kein so ein Petty Benutzer, finde es aber ungenügend. Die Schneidenläge passt für mich. Ein Pariermesser sollte so 7-9cm Klingenlänhe haben. Ein Petty mindestens 13cm, besser so um die 15cm. Pettys sollen in der Hand etwas benutzbar sein, aber vor allem auch auf dem Brett für kleine Arbeiten. Jedoch bin ich mit dem Griff sehr unzufrieden. Er ist zu dick, zu groß und zu schwer. Der Messingring muss weg, führt zu mehr Länge und fügt Gewicht hinzu. Die Klinge ist zu dick, vor allem die Spitze. Es ist zu konvex hinter der Schneide. Die Maße finde ich in Ordnung. Ein Petty muss gerade bei sowas wie Schalotten nd Knoblauch seine Stärken zeigen, was hier nicht geschieht. Maximalpreis für mich 160-180€, aber nicht in diesem Zustand.
Insgesamt waren die Messer ordentlich, aber haben mich nicht vom Hocker gerissen. In der von mir deklarierten Preisklasse gibt es schon einiger Gutes, was schneidfreudiger ist. Ich sehe jedoch auch Potential.

Vielen Dank an Lukas, @knife-art.de, der so geduldig auf meinen Bericht gewartet und diese Messer zur Verfügung gestellt hat.

Grüße,
Julian
 
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Danke für eure Berichte! Echt spannend über Eure Erfahrungen zu lesen :)

@Doldini Etwas offtopic, aber darf ich fragen welches Schneidbrett du dort benutzt?

Vielen lieben Dank, Ceratos

Erstmal Danke an Lukas, für die einmalige Gelegenheit, einen Prototypen zu testen.

Da es mir die letzten Tage nicht so gut ging kommt mein Bericht etwas später.....


Doch, geht tatsächlich.

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Die guten Stücke zwischendurch ausgepackt.
Erster Eindruck war, die Griffe sehen in echt farblich besser aus, das Messing steht zwar über, stört aber nicht,
(würde ich trotzdem nicht so lassen ;) )
Das Klingen sahen irgendwie beschlagen aus.
Direkt gründlich gereinigt, das ist später jedoch nochmals aufgetaucht. So ganz kann ich mir das nicht erklären.

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Die ersten Tests.
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Das Petty
Das wichtigste zuerst: Der Möhrentest :rolleyes::
Es ist tatsächlich möglich Möhren knackfrei zu schneiden,
wenn Sie nicht zu dick sind und man nur mit dem vorderen Teil der Klinge arbeitet.
Gegen ein Windmühlen K4 hat es allerdings keine Schnitte, mit den Solingern gleich auf.
Das andere Gemüse bereitete keinerlei Schwierigkeiten.

Es ist halt nur deutlich größer als "normale" Petty's. Eher schon ein "Universalmesser"
Den Griff und die Balance halte ich für gut gelungen.
Der Griff macht das Messer besonders, die Klinge eher nicht.

Das Gyuto

Insgesamt ein recht schweres Messer.
Möhren schneidet es im vorderen drittel überraschenderweise auch knackfrei.
Insgesamt jedoch deutlich hinter dem Kochmesser von Wasserkraft und dem Herder K5.
Funfact: Der Wüsthoff Superslicer hatte mit abstand den besten "food release".

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Verarbeitung
Die Messer machten auf mich einen guten Eindruck.
Die Kanten waren ordentlich verrundet, die Übergänge sauber.
(Bis auf die Messingscheiben im Griff...)

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Die Schneide, WB und Werkstoff

Leider habe ich die Schneiden nicht direkt am Anfang kontrolliert.
Bei einer eher zufälligen Kontrolle sind mir Microausbrüche an beiden Messern aufgefallen.
Nichts dramatisches, aber es hat mich irritiert, da meine anderen Messer völlig unbeeindruckt waren.
Ich weiß nur so leider nicht ob ich die Messer schon so bekommen habe oder ob ich doch mehr Vorsicht hätte walten lassen müssen. Es liegt der Verdacht nahe das die Faktoren WB, Schneidenwinkel und Werkstoff nicht perfekt aufeinander abgestimmt sind.
Ich habe die Messer ohne sie nachzuschärfen oder abzuziehen weitergesendet.
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Fazit:
Leider überschatten die Mikroausbrüche das Gesamtbild negativ.
Die Griffe und Balance sind gut. Die Holz-Messing-Kombination ist sehr ansprechend.
Mit dem Petty könnte ich was anfangen, das Gyuto erschließt sich mir nicht richtig.
Preisschätzung: Petty 80, € Gyuto 120€
 

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Sportliche Preisschätzung. :unsure:

Wow, die Schneide sieht ja echt brutal aus. Gibt es eine Definition bis wann es Mikroausbrüche sind? Für mich ist Mikro immer, wenn ich auch ein Mikroskop (also Vergrößerung) brauche und das wären keine mehr.
 
Oh je ... was ist denn da passiert?
Hat sich das Messer in den Böker Outdoormesser-passaround verlaufen? :eek:
Oder wurde es zu einem Brotmesser umfunktioniert 😂

Spaß beiseite!
Da hat @Dirk_H absolut recht - wenn man auf dem Bild schon die Ausbrüche sieht ohne das Bild zu vergrößern, dann sind das keine Micro- sondern Makroausbrüche.
Die tatsächlichen Gründe für diesen Zustand würden mich sehr interessieren.

Viele Grüße
Rainer
 
Die Messer sind bei mir. Der Test hat sich wegen der Feiertage und einer Covid Erkrankung leider verzögert. Bin wieder fit und werde morgen ein paar Mikrobilder der beiden Messer machen und hier posten.
 
Die Mikroausbrüche wurden, wie der Name schon andeutet mit starker Vergrößerung aufgenommen.
Sie sind ohne Brille nicht zu erkennen, mit Brille soebend zu erahnen.;)
 
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