bitzone
Kurator MF-Museum
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Hallo zusammen,
hier eine kleine Bildergeschichte zu eurer Unterhaltung.
Hin und wieder staune ich, was so alles geht und nicht geht.
Aber seht selbst.
Vor schon längerer Zeit kaufte ich mir ein gebrauchtes Lone Wolf T1:
Gute Handlage, gute Materialien, schönes Teil, alles bestens. Nach einer Weile allerdings, stimmte etwas mit der
Mechanik nicht. Die Klinge wackelte in alle Richtungen, der Liner verriegelte nicht richtig. Verbesserungsversuche
meinerseits waren dem T1 egal. Heute ist es mir ein Rätsel, wie das überhaupt eine Weile funktionieren konnte.
Ich gab das gute Stück an den Messerprofi des Messergeschäfts meines damaligen Vertrauens (im folgenden
MdMmdV genannt). Einige Zeit später bekam ich es mit der Auskunft „Problem behoben, kostet nichts -
gehört zum Service“ zurück. Und tatsächlich, drei- bis fünfmal funktionierte es.
Dann begann alles von vorn und ich legte es in die Schublade, in der es lag, bevor der besagte MdMmdV alles
repariert hatte. Schade eigentlich.
Ein gutes Stück später bot sich (erneut) Peter „smallmagnum“ Schroeter an, sich das Problem anzusehen.
Hier die Diagnose: Der Anschlagbolzen (Stoppin) für die Klinge erwies sich als einen halben Millimeter dünner, als
die zugehörigen Bohrungen in den Stahlplatinen.
Warum auch immer.
Vielleicht war gerade kein anderer da.
Der Bolzen hatte keine Spuren besonderer Abnutzung. Folglich war der Anschlagsweg länger, als er durfte.
Der Liner hatte keinen Kontakt mit der Rampe und verriegelte nicht. In geschlossenem Zustand hatte die Klinge
Spiel bis in den Spacer am Griffende.
Was diesem wiederum sichtlich missfiel.
Und geschliffen (nein, geschrubbt) worden war der Spacer auch noch:
Soweit so interessant.
Nun aber kommt wieder der MdMmdV ins Spiel. Schließlich hatte ich das Messer mit der Auskunft
„Problem behoben“ zurückerhalten.
Auseinander gebaut, offenbarte sich der ganze Einfallsreichtum dieses Fachmannes.
Da er erkannt hatte, dass der Liner zu kurz war, bohrte er ihn an und beulte ihn zur Liner-Rampe hin aus.
„Ich bring’ dich schon nach vorne, altes Eisen“, mag er sich gedacht haben und tat, was ein Mann tun muss.
Hier das Ergebnis:
Eine hübsche Delle im Liner, damit er wieder Kontakt zur Liner-Rampe bekommt.
Da bekommt „Liner recken“ einen ganz frischen Geschmack.
Und die andere Seite:
Jetzt war zwar das Material zum Verriegeln da, aber der Kontakt zur Liner-Rampe noch nicht perfekt.
Der Liner war nun etwas zu lang geraten.
Was liegt näher, als die Rampe so lange zu schleifen, bis es passt?
Ihr ahnt es: Nichts!
Oben schön zu sehen, wie viel da wohl weg musste.
Zweimal frisch mit der Schleifmaschine ran (unten, rote Kreise) und alles wird gut.
Hier Peters wunderbarer Originalkommentar dazu:
Man hat „... Pfusch 1 (zu kleiner Bolzen) durch gröberen Pfusch 2 (Liner vergewaltigt) ausgeglichen und die Folgen
des Ganzen durch Pfusch 3 (Spacer abgeknabbert) zu kaschieren versucht.
So entstand vermutlich einst das Sprichwort: Das ist Pfusch hoch drei.“
Der Rest ist Geschichte.
Hier seine Gegenmaßnahmen im Telegrammstil: Delle, so gut wie es geht, zurückgetrieben, geglättet und eine neue
Linerkante dran geschliffen. Der neue Stand des Liners ist im Bild oben zu sehen (gelber Kreis).
Ein neuer, passender Anschlagsbolzen – ein frischer Spacer – Bronzewasher für seidenweichen Klingengang –
Schleifkerbe – polierte, rattenscharfe Schneide – das volle Programm.
Hier zwei Fotos seiner Linerkorrektur:
und
Vielen Dank nochmals an Peter, natürlich kommen auch die Bilder wieder von ihm.
Das Messer läuft seither tipptop und nun mag ich es auch wieder nutzen und so schön finden, wie es eigentlich ist.
Euch einen schönen Tag - ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß.
Mit bestem Gruß,
Steffen
PS. Danke auch an den MdMmdV, ohne den ich sowas vermutlich nie gesehen hätte.
hier eine kleine Bildergeschichte zu eurer Unterhaltung.
Hin und wieder staune ich, was so alles geht und nicht geht.
Aber seht selbst.
Vor schon längerer Zeit kaufte ich mir ein gebrauchtes Lone Wolf T1:

Gute Handlage, gute Materialien, schönes Teil, alles bestens. Nach einer Weile allerdings, stimmte etwas mit der
Mechanik nicht. Die Klinge wackelte in alle Richtungen, der Liner verriegelte nicht richtig. Verbesserungsversuche
meinerseits waren dem T1 egal. Heute ist es mir ein Rätsel, wie das überhaupt eine Weile funktionieren konnte.
Ich gab das gute Stück an den Messerprofi des Messergeschäfts meines damaligen Vertrauens (im folgenden
MdMmdV genannt). Einige Zeit später bekam ich es mit der Auskunft „Problem behoben, kostet nichts -
gehört zum Service“ zurück. Und tatsächlich, drei- bis fünfmal funktionierte es.
Dann begann alles von vorn und ich legte es in die Schublade, in der es lag, bevor der besagte MdMmdV alles
repariert hatte. Schade eigentlich.
Ein gutes Stück später bot sich (erneut) Peter „smallmagnum“ Schroeter an, sich das Problem anzusehen.
Hier die Diagnose: Der Anschlagbolzen (Stoppin) für die Klinge erwies sich als einen halben Millimeter dünner, als
die zugehörigen Bohrungen in den Stahlplatinen.
Warum auch immer.
Vielleicht war gerade kein anderer da.
Der Bolzen hatte keine Spuren besonderer Abnutzung. Folglich war der Anschlagsweg länger, als er durfte.
Der Liner hatte keinen Kontakt mit der Rampe und verriegelte nicht. In geschlossenem Zustand hatte die Klinge
Spiel bis in den Spacer am Griffende.
Was diesem wiederum sichtlich missfiel.
Und geschliffen (nein, geschrubbt) worden war der Spacer auch noch:

Soweit so interessant.
Nun aber kommt wieder der MdMmdV ins Spiel. Schließlich hatte ich das Messer mit der Auskunft
„Problem behoben“ zurückerhalten.
Auseinander gebaut, offenbarte sich der ganze Einfallsreichtum dieses Fachmannes.
Da er erkannt hatte, dass der Liner zu kurz war, bohrte er ihn an und beulte ihn zur Liner-Rampe hin aus.
„Ich bring’ dich schon nach vorne, altes Eisen“, mag er sich gedacht haben und tat, was ein Mann tun muss.
Hier das Ergebnis:
Eine hübsche Delle im Liner, damit er wieder Kontakt zur Liner-Rampe bekommt.
Da bekommt „Liner recken“ einen ganz frischen Geschmack.


Und die andere Seite:

Jetzt war zwar das Material zum Verriegeln da, aber der Kontakt zur Liner-Rampe noch nicht perfekt.
Der Liner war nun etwas zu lang geraten.
Was liegt näher, als die Rampe so lange zu schleifen, bis es passt?
Ihr ahnt es: Nichts!

Oben schön zu sehen, wie viel da wohl weg musste.
Zweimal frisch mit der Schleifmaschine ran (unten, rote Kreise) und alles wird gut.

Hier Peters wunderbarer Originalkommentar dazu:
Man hat „... Pfusch 1 (zu kleiner Bolzen) durch gröberen Pfusch 2 (Liner vergewaltigt) ausgeglichen und die Folgen
des Ganzen durch Pfusch 3 (Spacer abgeknabbert) zu kaschieren versucht.
So entstand vermutlich einst das Sprichwort: Das ist Pfusch hoch drei.“
Der Rest ist Geschichte.
Hier seine Gegenmaßnahmen im Telegrammstil: Delle, so gut wie es geht, zurückgetrieben, geglättet und eine neue
Linerkante dran geschliffen. Der neue Stand des Liners ist im Bild oben zu sehen (gelber Kreis).
Ein neuer, passender Anschlagsbolzen – ein frischer Spacer – Bronzewasher für seidenweichen Klingengang –
Schleifkerbe – polierte, rattenscharfe Schneide – das volle Programm.
Hier zwei Fotos seiner Linerkorrektur:

und

Vielen Dank nochmals an Peter, natürlich kommen auch die Bilder wieder von ihm.
Das Messer läuft seither tipptop und nun mag ich es auch wieder nutzen und so schön finden, wie es eigentlich ist.
Euch einen schönen Tag - ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß.
Mit bestem Gruß,
Steffen
PS. Danke auch an den MdMmdV, ohne den ich sowas vermutlich nie gesehen hätte.
