Rock'n'Roll
MF Ehrenmitglied
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Boa noite,
Carbon - schlank ballig auf Null, möglichst nagelgängig - und wir können nicht widerstehen. Allerdings haben wir noch ein anderes „Leiden“. Der Doktor meint: Haslauer-Syndrom in Verbindung mit Tough Metal Desease . Und so schwingt das Pendel hin und her. Wir gehen hinsichtlich unserer Vorlieben - was Messer angeht - sozusagen durch dick und dünn. Es war wieder mal so weit …
Als er hier im Forum - so gut wie neu - auftauchte, dachten wir: Schon wieder so’n opulenter grauer Titan-Framelock? Nee, nicht wirklich, haben wir ja schon! Haben dann aber nochmal genau hingesehen. Und die bestechenden Qualitäten des 100 % handgemachten vollfett bemuskelten Boliden mit konvexer 4,5-mm-Klinge aus CPM 3V erkannt! Ein Pitbull …
Der ehemalige Airline-Pilot Jeremy Robertson begann 2008 hobbyweise mit dem Bau von Messern. Seit 2010 betreibt er diese Obsession als One Man Show in seiner Calavera Cutlery LLC in San Diego County California als Fulltime Job. Jeremy kleckert nicht. Er klotzt!! Und baut das, was gern auch als „proudly overbuilt“ bezeichnet wird. Bezogen auf ALLE Details.
Die beiden 4,1 mm starken Titanschalen, der Stoppin und zwei Stand Offs mit einem Durchmesser von jeweils 6,35 mm nebst Klinge bringen es auf satte 188 Gramm (Haslauer-Shiro-SBH = 139 Gramm und Les George VECP 2.0 = 163 Gramm). Wobei der eigentliche Rocker - ist ja ein Messer - die Klinge ist: 4,5 mm CPM 3V Full Hight Convex Grind. Das motzt bei einem Folder. Und ist definitiv übertrieben bzw. mehr als wirklich erforderlich. Denn der superb toughe CPM 3V wäre bei einer Klingenlänge von 9,5 cm nicht zwingend gewesen. Eröffnet uns aber fabelhafte Perspektiven, wie wir im Folgenden sehen werden …
Wer den Patron in die Hand nimmt, stellt fest: Eine Bank! Quasi ein Fixed. Ein Klapp-Gunny oder F1 für die Hosentasche. Hier bewegt sich definitiv beim besten Willen nichts!! Ein Gunny Hunter bringt 153 Gramm (249 gr. mit Original-Scheide) auf die Waage, ein Fällkniven F1 147 Gramm (199 gr. mit Zytel-Scheide). Die Klingenform ist am besten mit der eines F1 vergleichbar. Auch dessen Klinge mißt 4,4 mm (Gunny 3,9 mm). Die Gesamtlängen der drei Messer sind annähernd identisch: Patron = 21,6 cm, F1 = 21,3 cm, Gunny Hunter = 21 cm.
Die Ausfräsung des Liners ist an der dünnsten Stelle noch 1,4 mm stark und insgesamt nur 9 mm breit. Bei Rick Hinderers XM-18 zum Vergleich ist es nur 1 mm, beim Large Sebenza sind es 1,3 mm - bei beiden beträgt die Breite der Ausfräsung 1,5 mm). Was sich im Ergebnis beim El Patron drastisch stabilitätsfördernd auswirkt. Ein echtes Männermesser! Ein Lock Bar Stabilizer aka Over Travel Stop ist absolut entbehrlich. Überdehnen ist ohne Zuhilfenahme eines Werkzeugs nicht zu schaffen. An schlechten Tagen kann man froh sein, wenn man die Klinge überhaupt entriegelt bekommt .
Stand der Dinge bis hierher: Überzeugend!!!
Zur Sache Schätzchen …
Nach all der Vermessung, Abwägung und Begeisterung haben wir den ‚Pitbull‘ seiner ureigentlichen Bestimmung zugeführt - und geschnitten. Papier ging, Rasur eher nicht. Ein paar leichte Züge über den Sinter haben dem abgeholfen. Und dann kam Holz. Dickes, dünnes, hartes und härteres. Ein paar Tage lang. Dann war das mit dem Papier nicht mehr so dolle. Und wir haben uns mal grundsätzliche Gedanken zum Schärfen gemacht.
Ballige Klinge? Also im Prinzip Leder mit Paste bzw. Micro Mesh auf Mousepad. Und nicht Sinter. Ballig gehört ballig! Wenn, ja wenn es die Klingengeometrie denn zuläßt. Und wie wir mittlerweile wissen - aus guter und auch schlechter Erfahrung - geht das nur problemlos, wenn der Schneidenwinkel flach genug ist und hinter der Wate nicht der fette Speck lauert. Mit anderen Worten, wenn wir keine Dull Edge mit Fat Bevel Geometry vorfinden. Im schlimmsten Fall sehen wir - wie Dr. Wako aka virtuovice es nennt , eine „fat bevel geometry AND a large angle micro bevel“.
Beim El Patron handelt es sich um den schlimmsten Fall … Ein Abziehen auf Schleifleinen führt zu keinem befriedigenden Ergebnis. Man eiert auf der Wulst herum, die zwischen Primary Bevel (slack ground) und Secondary Bevel steht. Um zu verdeutlichen, was genau wir meinen, verweisen wir auf folgende Grafik von L.T.Wright. Das unterste Bild zeigt eine solche konvexe Klinge (slack-ground with a secondary convex edge), wie ihn auch der Patron im Originalzustand aufweist:
Ebenfalls HIER hat Jeremy Robertson - wie auch Mike Stewart und BRKT das in der Regel tun - auf absolute Stabilität und hohe Standzeit gesetzt. Der Knackpunkt ist der “Wulst“ beim Übergang vom „slack ground“ zum „secondary bevel“. Der konvexe Bogen der Klinge verläuft nicht von oben herab gleichmäßig flach bzw. gestreckt Richtung Null.
Wir wissen - und das aus guter Erfahrung - daß CPM 3V ein superb tougher Stahl ist, der ordentlich was abkann. Und einen ‚moderateren‘ Verlauf der Klinge erlaubt. Nicht umsonst hat Mike Stewart den BRKT Ultra Lite Bushcrafter (CPM 3V) mit den Worten beschrieben: „You can horse this knife!“.
Und unser BRKT Kephart hat trotz seiner schlanken Klinge aus CPM 3V von nur knapp über 2 mm bisher fabelhaftes Stehvermögen bewiesen - obwohl wir es (wegen fat bevel …) an der Schneide einer kleinen „Reha“ via Sandpapier unterzogen haben.
Der Piranha-Mod …
Dies im Hinterkopf, haben wir überlegt, ob wir dem Übel an den Bevel gehen sollten. Uns war allerdings klar, daß es kein Sonntagsspaziergang werden und nicht mit einem minimalinvasiven Eingriff getan sein würde. Denn CPM 3V in dieser opulenten Ausführung sollte uns einiges abverlangen. War es beim Kephart nur eine „Kleinigkeit“ gewesen, sah die Sache hier ganz anders aus. Bestärkt durch die guten Ergebnisse beim Benchmade-710-Mod mit seiner D2-Klinge haben wir schließlich gedacht: Ok, Rock’n‘Roll …
Wir haben uns in diesem Fall - wir wollten auf gar keinen Fall etwas versauen - gegen die Shapton Glasstones entschieden und stattdessen - wie schon beim Kephart - für Naßschleifpapier 1200 und 2000. Dieses trocken - mit angefeuchteter Unterseite auf die Vorderkante des Küchentresens gepappt - eingesetzt. Und zwar deswegen, weil bei feuchter Verwendung bzw. Einsatz der Shaptons der Schleifschlamm eine genaue Kontrolle des Verarbeitungsfortschritts beeinträchtigt hätte. Trocken verwendet sieht man dagegen ganz ausgezeichnet die Spuren des Abtrags und kann sich so - feinjustierend - sehr gut der Schneide entlang an das gewünschte Ergebnis herantasten.
Wobei Herantasten die Angelegenheit insgesamt sehr gut beschreibt. Es hat gedauert!!! Drei Bogen 1200er …. Wechsel zu 2000er und zurück. Abzug mit Micro Mesh, um zu sehen, ob es reicht. Zurück auf 1200er … Um es abzukürzen - die eher „gemächliche“ Vorgehensweise hat sich mehr als ausgezahlt, das Ergebnis ist absolut fabelhaft. Der muskelstrotzende 'Pitbull'-Folder hat jetzt einen gestreckt konvexen Klingenverlauf und das „Gebiß“ eines Piranhas. Full Hight Convex Grind Down to Zero oder Convex to Sharp :excitement:!!! Und die Klinge hält, was wir uns im Vorfeld versprochen haben. CPM 3V verträgt eine solche Geometrie. Auch nach mehrtägig robustem Einsatz keine Serrations. Ruckelfreier Lauf über den Daumennagel. Gute Standzeit. Einfaches Scharfhalten mit Micro Mesh auf Mousepad …
Beim Finish der Klinge hat sich im Verlauf der Bearbeitung eher beiläufig ein uns sehr zusagender „Rat-Style“ ergeben. Der ureigentliche Acid Stonewash geht gleitend in den glänzend polierten Teil der Klinge über. Im Gesamtergebnis nimmt das dem Messer das Langweilige. Denn ein komplettes Einheitsgrau aus Griff und Klinge ist nicht so unsere Sache. Beim „Gray“ von Gerd Haslauer „lebt“ das Messer durch die Patina der Shirogami-Klinge. Welche von Gerd bereits in traumhaftem Zustand bei uns eintraf. Convex as convex can …
Das Schneidverhalten von El Patron hat sich durch den Eingriff entscheidend verbessert. Es kommt eben schlicht und ergreifend darauf an, was an der Schneide und direkt hinter der Wate los ist.
Abschließend nochmal ein kurzer Blick auf den CPM 3V …
Wenn es um Belastung im Bushcraft-Bereich geht - also auch mal einen Ast abschlagen, Einsatz als Haumesser - wird die Zähigkeit (Kerbschlagzähigkeit) essentiell, will man nicht Ausbrüche an der Schneide riskieren. Man kann vermittels der Geometrie nachhelfen: Dickere Klinge, stumpferer Schneidenwinkel :miserable:. Besser durch die richtige Stahlwahl. Hier kommt CPM 3V ins Spiel.
CPM 3V: C: 0,8 Cr: 7,5 Mo: 1,3 V: 2,75
Der pulvermetallurgische CPM 3V ist enorm tough!! Und das spielt für die Stabilität und Belastbarkeit einer Klinge eine wesentliche Rolle. Bei den „Jerzeedevils“ finden sich ein paar nette Grafiken aus 2010 zum Thema. Die Toughness (Kerbschlagzähigkeit) von CPM 3V ist beeindruckend größer als die von A2 und insbesondere D2 (1.2379)!! Auch ist die Verschleißfestigkeit (Wear resistance) deutlich höher. Ebenfalls S30V und SV35VN werden bezüglich Zähigkeit klar in den Schatten gestellt.
Unter Einbeziehung dieser Tatsachen hatten wir keinerlei Bedenken, die Klinge des Patron zu verschlanken, ihm den „Angstbevel“ zu nehmen. Was im Ergebnis zu einem insgesamt enorm stabilen Folder mit fabelhaftem Beiß- und Stehvermögen geführt hat. Der dazu einfach zu schärfen und scharfzuhalten ist. So hat sich für uns Jeremy Robertsons Entscheidung, bezüglich der Stahlwahl ein letztlich übertrieben robustes Messer zu bauen, als sehr förderlich erwiesen. Er hätte uns allerdings die Arbeit erleichtern und die Klinge gleich selbst ‚convex to sharp‘ schleifen können …
Was uns allerdings erstens um den Spaß und zweitens um das Erfolgserlebnis gebracht hätte. Und drittens um das in dieser Art einzigartige Rat-Finish. Wir sind im übrigen erneut nachhaltig beeindruckt vom Potential schlicht auf den Küchentresen gepappten Sandpapiers und ein paar Lappen Micro Mesh …
Letzte Meldungen …
Auch, wenn ein Gunny oder ein F1 auf lange Sicht etwas bequemer in der Hand liegt - um diesen Vergleich noch einmal zu strapazieren - läßt sich mit dem Patron gut dauerhaft arbeiten, ohne daß man den Zwang verspürt, ihn abzulegen. Die Ergos stimmen, die Haptik ist angenehm. Das Messer ist fabelhaft ausbalanciert. Ein Spaßgerät und absolut zuverlässiges Handwerkzeug!
Durch den Deep Carry Clip schauen eingeclipt max. 1,5 cm aus der Tasche. Wir haben ihn eine Weile in der hinteren linken Hosentasche getragen. Kann man machen … Das gesamte Verarbeitungsniveau ist tadellos, die Klinge (61 HRC) steht mittig, der - absolut smooth entriegelnde - Lock im ersten Drittel. Ein gut abgestimmter Detent hält die Klinge sicher fest im geschlossenen Zustand. Sie läuft auf Phosphor-Bronze-Washern.
Stand der Dinge: Wahnsinns-Gerät :distracted::love-struck::drunk:!!!
Jeremy Robertson El Patron Gen. 2 CPM 3V
CPM 3V: C: 0,8 Cr: 7,5 Mo: 1,3 V: 2,75
Gesamtlänge: 216 mm
Länge geschlossen: 121 mm
Klingenlänge: 95 mm (scharf 95 mm, die Schneidfase entlang gemessen)
Klinge: 4,5 mm CPM 3V (61 HRC) - Full Hight Convex Grind - Handground - Dark Acid Stonewash Finish
2 Phosphor-Bronze-Washer
Right Hand Thumbstud
6AL4V Titan-Framelock
Griffmaterial: 4,1 mm starke Titan-Griffschalen im Stonewash Finish, innenliegende Liner-Ausfräsung
Griffstärke: 1,35 cm (1,73 cm inkl. Clip)
Griffhöhe: zwischen 3,2 (Klingenachse) und 2,2 cm (Zeigefingermulde)
Stoppin und 2 Stand Offs à 6,35 mm Durchmesser
Titan-3-Loch-Pocket-Clip (Tip up right hand)
Lanyard Hole (4 mm)
Gewicht: 188 Gramm
100 % Handmade USA
Die Blade Show …
Gut abgehangener Stoff aus der Jukebox von Steppenwolf - "The Pusher" [VINYL]
Frühling in Monte Gordo …
Johnny & Rock‘n’Roll
Carbon - schlank ballig auf Null, möglichst nagelgängig - und wir können nicht widerstehen. Allerdings haben wir noch ein anderes „Leiden“. Der Doktor meint: Haslauer-Syndrom in Verbindung mit Tough Metal Desease . Und so schwingt das Pendel hin und her. Wir gehen hinsichtlich unserer Vorlieben - was Messer angeht - sozusagen durch dick und dünn. Es war wieder mal so weit …
Als er hier im Forum - so gut wie neu - auftauchte, dachten wir: Schon wieder so’n opulenter grauer Titan-Framelock? Nee, nicht wirklich, haben wir ja schon! Haben dann aber nochmal genau hingesehen. Und die bestechenden Qualitäten des 100 % handgemachten vollfett bemuskelten Boliden mit konvexer 4,5-mm-Klinge aus CPM 3V erkannt! Ein Pitbull …
Der ehemalige Airline-Pilot Jeremy Robertson begann 2008 hobbyweise mit dem Bau von Messern. Seit 2010 betreibt er diese Obsession als One Man Show in seiner Calavera Cutlery LLC in San Diego County California als Fulltime Job. Jeremy kleckert nicht. Er klotzt!! Und baut das, was gern auch als „proudly overbuilt“ bezeichnet wird. Bezogen auf ALLE Details.
Die beiden 4,1 mm starken Titanschalen, der Stoppin und zwei Stand Offs mit einem Durchmesser von jeweils 6,35 mm nebst Klinge bringen es auf satte 188 Gramm (Haslauer-Shiro-SBH = 139 Gramm und Les George VECP 2.0 = 163 Gramm). Wobei der eigentliche Rocker - ist ja ein Messer - die Klinge ist: 4,5 mm CPM 3V Full Hight Convex Grind. Das motzt bei einem Folder. Und ist definitiv übertrieben bzw. mehr als wirklich erforderlich. Denn der superb toughe CPM 3V wäre bei einer Klingenlänge von 9,5 cm nicht zwingend gewesen. Eröffnet uns aber fabelhafte Perspektiven, wie wir im Folgenden sehen werden …
Wer den Patron in die Hand nimmt, stellt fest: Eine Bank! Quasi ein Fixed. Ein Klapp-Gunny oder F1 für die Hosentasche. Hier bewegt sich definitiv beim besten Willen nichts!! Ein Gunny Hunter bringt 153 Gramm (249 gr. mit Original-Scheide) auf die Waage, ein Fällkniven F1 147 Gramm (199 gr. mit Zytel-Scheide). Die Klingenform ist am besten mit der eines F1 vergleichbar. Auch dessen Klinge mißt 4,4 mm (Gunny 3,9 mm). Die Gesamtlängen der drei Messer sind annähernd identisch: Patron = 21,6 cm, F1 = 21,3 cm, Gunny Hunter = 21 cm.
Die Ausfräsung des Liners ist an der dünnsten Stelle noch 1,4 mm stark und insgesamt nur 9 mm breit. Bei Rick Hinderers XM-18 zum Vergleich ist es nur 1 mm, beim Large Sebenza sind es 1,3 mm - bei beiden beträgt die Breite der Ausfräsung 1,5 mm). Was sich im Ergebnis beim El Patron drastisch stabilitätsfördernd auswirkt. Ein echtes Männermesser! Ein Lock Bar Stabilizer aka Over Travel Stop ist absolut entbehrlich. Überdehnen ist ohne Zuhilfenahme eines Werkzeugs nicht zu schaffen. An schlechten Tagen kann man froh sein, wenn man die Klinge überhaupt entriegelt bekommt .
Stand der Dinge bis hierher: Überzeugend!!!
Zur Sache Schätzchen …
Nach all der Vermessung, Abwägung und Begeisterung haben wir den ‚Pitbull‘ seiner ureigentlichen Bestimmung zugeführt - und geschnitten. Papier ging, Rasur eher nicht. Ein paar leichte Züge über den Sinter haben dem abgeholfen. Und dann kam Holz. Dickes, dünnes, hartes und härteres. Ein paar Tage lang. Dann war das mit dem Papier nicht mehr so dolle. Und wir haben uns mal grundsätzliche Gedanken zum Schärfen gemacht.
Ballige Klinge? Also im Prinzip Leder mit Paste bzw. Micro Mesh auf Mousepad. Und nicht Sinter. Ballig gehört ballig! Wenn, ja wenn es die Klingengeometrie denn zuläßt. Und wie wir mittlerweile wissen - aus guter und auch schlechter Erfahrung - geht das nur problemlos, wenn der Schneidenwinkel flach genug ist und hinter der Wate nicht der fette Speck lauert. Mit anderen Worten, wenn wir keine Dull Edge mit Fat Bevel Geometry vorfinden. Im schlimmsten Fall sehen wir - wie Dr. Wako aka virtuovice es nennt , eine „fat bevel geometry AND a large angle micro bevel“.
Beim El Patron handelt es sich um den schlimmsten Fall … Ein Abziehen auf Schleifleinen führt zu keinem befriedigenden Ergebnis. Man eiert auf der Wulst herum, die zwischen Primary Bevel (slack ground) und Secondary Bevel steht. Um zu verdeutlichen, was genau wir meinen, verweisen wir auf folgende Grafik von L.T.Wright. Das unterste Bild zeigt eine solche konvexe Klinge (slack-ground with a secondary convex edge), wie ihn auch der Patron im Originalzustand aufweist:
Ebenfalls HIER hat Jeremy Robertson - wie auch Mike Stewart und BRKT das in der Regel tun - auf absolute Stabilität und hohe Standzeit gesetzt. Der Knackpunkt ist der “Wulst“ beim Übergang vom „slack ground“ zum „secondary bevel“. Der konvexe Bogen der Klinge verläuft nicht von oben herab gleichmäßig flach bzw. gestreckt Richtung Null.
Wir wissen - und das aus guter Erfahrung - daß CPM 3V ein superb tougher Stahl ist, der ordentlich was abkann. Und einen ‚moderateren‘ Verlauf der Klinge erlaubt. Nicht umsonst hat Mike Stewart den BRKT Ultra Lite Bushcrafter (CPM 3V) mit den Worten beschrieben: „You can horse this knife!“.
Und unser BRKT Kephart hat trotz seiner schlanken Klinge aus CPM 3V von nur knapp über 2 mm bisher fabelhaftes Stehvermögen bewiesen - obwohl wir es (wegen fat bevel …) an der Schneide einer kleinen „Reha“ via Sandpapier unterzogen haben.
Der Piranha-Mod …
Dies im Hinterkopf, haben wir überlegt, ob wir dem Übel an den Bevel gehen sollten. Uns war allerdings klar, daß es kein Sonntagsspaziergang werden und nicht mit einem minimalinvasiven Eingriff getan sein würde. Denn CPM 3V in dieser opulenten Ausführung sollte uns einiges abverlangen. War es beim Kephart nur eine „Kleinigkeit“ gewesen, sah die Sache hier ganz anders aus. Bestärkt durch die guten Ergebnisse beim Benchmade-710-Mod mit seiner D2-Klinge haben wir schließlich gedacht: Ok, Rock’n‘Roll …
Wir haben uns in diesem Fall - wir wollten auf gar keinen Fall etwas versauen - gegen die Shapton Glasstones entschieden und stattdessen - wie schon beim Kephart - für Naßschleifpapier 1200 und 2000. Dieses trocken - mit angefeuchteter Unterseite auf die Vorderkante des Küchentresens gepappt - eingesetzt. Und zwar deswegen, weil bei feuchter Verwendung bzw. Einsatz der Shaptons der Schleifschlamm eine genaue Kontrolle des Verarbeitungsfortschritts beeinträchtigt hätte. Trocken verwendet sieht man dagegen ganz ausgezeichnet die Spuren des Abtrags und kann sich so - feinjustierend - sehr gut der Schneide entlang an das gewünschte Ergebnis herantasten.
Wobei Herantasten die Angelegenheit insgesamt sehr gut beschreibt. Es hat gedauert!!! Drei Bogen 1200er …. Wechsel zu 2000er und zurück. Abzug mit Micro Mesh, um zu sehen, ob es reicht. Zurück auf 1200er … Um es abzukürzen - die eher „gemächliche“ Vorgehensweise hat sich mehr als ausgezahlt, das Ergebnis ist absolut fabelhaft. Der muskelstrotzende 'Pitbull'-Folder hat jetzt einen gestreckt konvexen Klingenverlauf und das „Gebiß“ eines Piranhas. Full Hight Convex Grind Down to Zero oder Convex to Sharp :excitement:!!! Und die Klinge hält, was wir uns im Vorfeld versprochen haben. CPM 3V verträgt eine solche Geometrie. Auch nach mehrtägig robustem Einsatz keine Serrations. Ruckelfreier Lauf über den Daumennagel. Gute Standzeit. Einfaches Scharfhalten mit Micro Mesh auf Mousepad …
Beim Finish der Klinge hat sich im Verlauf der Bearbeitung eher beiläufig ein uns sehr zusagender „Rat-Style“ ergeben. Der ureigentliche Acid Stonewash geht gleitend in den glänzend polierten Teil der Klinge über. Im Gesamtergebnis nimmt das dem Messer das Langweilige. Denn ein komplettes Einheitsgrau aus Griff und Klinge ist nicht so unsere Sache. Beim „Gray“ von Gerd Haslauer „lebt“ das Messer durch die Patina der Shirogami-Klinge. Welche von Gerd bereits in traumhaftem Zustand bei uns eintraf. Convex as convex can …
Das Schneidverhalten von El Patron hat sich durch den Eingriff entscheidend verbessert. Es kommt eben schlicht und ergreifend darauf an, was an der Schneide und direkt hinter der Wate los ist.
Abschließend nochmal ein kurzer Blick auf den CPM 3V …
Wenn es um Belastung im Bushcraft-Bereich geht - also auch mal einen Ast abschlagen, Einsatz als Haumesser - wird die Zähigkeit (Kerbschlagzähigkeit) essentiell, will man nicht Ausbrüche an der Schneide riskieren. Man kann vermittels der Geometrie nachhelfen: Dickere Klinge, stumpferer Schneidenwinkel :miserable:. Besser durch die richtige Stahlwahl. Hier kommt CPM 3V ins Spiel.
CPM 3V: C: 0,8 Cr: 7,5 Mo: 1,3 V: 2,75
Der pulvermetallurgische CPM 3V ist enorm tough!! Und das spielt für die Stabilität und Belastbarkeit einer Klinge eine wesentliche Rolle. Bei den „Jerzeedevils“ finden sich ein paar nette Grafiken aus 2010 zum Thema. Die Toughness (Kerbschlagzähigkeit) von CPM 3V ist beeindruckend größer als die von A2 und insbesondere D2 (1.2379)!! Auch ist die Verschleißfestigkeit (Wear resistance) deutlich höher. Ebenfalls S30V und SV35VN werden bezüglich Zähigkeit klar in den Schatten gestellt.
Unter Einbeziehung dieser Tatsachen hatten wir keinerlei Bedenken, die Klinge des Patron zu verschlanken, ihm den „Angstbevel“ zu nehmen. Was im Ergebnis zu einem insgesamt enorm stabilen Folder mit fabelhaftem Beiß- und Stehvermögen geführt hat. Der dazu einfach zu schärfen und scharfzuhalten ist. So hat sich für uns Jeremy Robertsons Entscheidung, bezüglich der Stahlwahl ein letztlich übertrieben robustes Messer zu bauen, als sehr förderlich erwiesen. Er hätte uns allerdings die Arbeit erleichtern und die Klinge gleich selbst ‚convex to sharp‘ schleifen können …
Was uns allerdings erstens um den Spaß und zweitens um das Erfolgserlebnis gebracht hätte. Und drittens um das in dieser Art einzigartige Rat-Finish. Wir sind im übrigen erneut nachhaltig beeindruckt vom Potential schlicht auf den Küchentresen gepappten Sandpapiers und ein paar Lappen Micro Mesh …
Letzte Meldungen …
Auch, wenn ein Gunny oder ein F1 auf lange Sicht etwas bequemer in der Hand liegt - um diesen Vergleich noch einmal zu strapazieren - läßt sich mit dem Patron gut dauerhaft arbeiten, ohne daß man den Zwang verspürt, ihn abzulegen. Die Ergos stimmen, die Haptik ist angenehm. Das Messer ist fabelhaft ausbalanciert. Ein Spaßgerät und absolut zuverlässiges Handwerkzeug!
Durch den Deep Carry Clip schauen eingeclipt max. 1,5 cm aus der Tasche. Wir haben ihn eine Weile in der hinteren linken Hosentasche getragen. Kann man machen … Das gesamte Verarbeitungsniveau ist tadellos, die Klinge (61 HRC) steht mittig, der - absolut smooth entriegelnde - Lock im ersten Drittel. Ein gut abgestimmter Detent hält die Klinge sicher fest im geschlossenen Zustand. Sie läuft auf Phosphor-Bronze-Washern.
Stand der Dinge: Wahnsinns-Gerät :distracted::love-struck::drunk:!!!
Jeremy Robertson El Patron Gen. 2 CPM 3V
CPM 3V: C: 0,8 Cr: 7,5 Mo: 1,3 V: 2,75
Gesamtlänge: 216 mm
Länge geschlossen: 121 mm
Klingenlänge: 95 mm (scharf 95 mm, die Schneidfase entlang gemessen)
Klinge: 4,5 mm CPM 3V (61 HRC) - Full Hight Convex Grind - Handground - Dark Acid Stonewash Finish
2 Phosphor-Bronze-Washer
Right Hand Thumbstud
6AL4V Titan-Framelock
Griffmaterial: 4,1 mm starke Titan-Griffschalen im Stonewash Finish, innenliegende Liner-Ausfräsung
Griffstärke: 1,35 cm (1,73 cm inkl. Clip)
Griffhöhe: zwischen 3,2 (Klingenachse) und 2,2 cm (Zeigefingermulde)
Stoppin und 2 Stand Offs à 6,35 mm Durchmesser
Titan-3-Loch-Pocket-Clip (Tip up right hand)
Lanyard Hole (4 mm)
Gewicht: 188 Gramm
100 % Handmade USA
Die Blade Show …
Gut abgehangener Stoff aus der Jukebox von Steppenwolf - "The Pusher" [VINYL]
Frühling in Monte Gordo …
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