AW: polieren mal ganz anders?
@rumag
Danke für die Präzisierungen.
Mir scheint ich muß mir angewöhnen genauer und mehr zu schreiben.
Zu den Scheiben:
Zum Pließten verwendet man sowohl Filz- wie Lederscheiben. Beide gibt es in verschiedenen Härtegraden. In der Regel sind die Filzscheiben weicher als die Lederscheiben, obwohl es natürlich harte Filzscheiben gibt, die härter sind als weiche Lederscheiben. Bei den Lederscheiben werden Lederstücke hochkannt (radial) auf/in einen Holzkern eingesetzt. Die Härte hängt dabei im wesentlichen von drei Faktoren ab:
1.Wie lang die einzelnen Lederstücke sind. Eine Scheibe, deren Lederschicht nur 1cm dick ist, ist härter als eine, wo sie 6-7cm beträgt. Vorausgesetzt natürlich das Punkt 2. und 3. gleich sind.
2. Wie dicht die einzelnen Lederstücke aneinander liegen. Wenn bei gleichem Umfang der Scheibe und gleicher Dicke der Lederstücke mehr Lederstücke eingesetzt werden, wird die Scheibe härter.
3. Die Härte des Leders. Natürlich gibt es verschieden harte Sorten von Leder. (Mein Meister meinte Walroßleder wäre das weichste und beste was man kriegen kann. Kann ich nicht beurteilen, bin weder Sattler noch Kürschner oder Gerber

) Genau da liegt das Problem. Es ist heute so ziemlich unmöglich wirklich richtig gutes weiches Leder zu bekommen. Als wir vor Jahren unsere beste und weicheste Lederscheibe soweit abgenutzt hatten, dass sie nicht mehr zu beleimen war, sondern neues Leder brauchte, schickten wir sie nach Solingen. Die Firma war ersten sehr überrascht, das es überhaupt noch so weiche Lederscheiben gibt. Zweitens teilte sie uns mit, dass es so weiches Leder nicht mehr gibt und belegten die Scheibe mit dem weichesten Leder das sie kriegen konnten. Das Ergebnis war schon recht gut, aber eben nicht ganz so weich wie die Scheibe vorher.
Zum Beleimen:
Dabei gibt es zwei Arten eine Scheibe neu mit Schmirgel zu beleimen. Bei der einen wird die Scheibe mit Leim bestrichen und in dem trockenen Schmirgel gerollt, so dass dieser an der Scheibe haftet. Bei der anderen Methode wird der Schmirgel in den Leim eingerührt (dabei muß man darauf achten, immer wieder zu rühren, damit sich der Schmirgel nicht absetzt) und direkt auf die Scheibe gestrichen. Bei stark saugenden, weichen Filzscheiben wird manchmal auch vor dem Beleimen mit Schmirgel eine dünne Schicht nur Leim aufgetragen. Sozusagen ein Voranstrich.
Zum Leim:
Meist verwendet man heute einen Kaltleim, den oben genannten Rotleim, auch schon als fertiges Gemisch mit Schmirgel z.B. Rotafix.
Wir haben früher in der Werkstatt noch mit Warmleim (Perl-, Haut- oder Knochenleim) gearbeitet. Geht ganz genauso, ist halt nur viel aufwendiger.
Zum Schliffbild:
Wenn die Scheiben frisch beleimt waren nannte mein Meister die Feuerscheiben. Darauf wurden dann Äxte, Beile und ähnich grobes Zeug poliert. (Ja, ich weiß das auch eine Axt besser schneidet/hackt wenn die Oberfläche glatter ist, aber für einfache Gartengeräte reichte es dem Otto Normalverbraucher durchaus auch so.) Dabei wurde einfaches weißes Fett verwendet, kann man so als Pließtfett kaufen. Dabei wird nicht nur Fett auf die Oberfläche der Scheibe aufgebracht, sondern die sonst geschlossene und harte Leim-Schmirgelschicht wird aufgebrochen und in kleinere flexiblere Segmente unterteilt. Hier kann man auch mal, je nach Härte der Scheibe und Dicke der Schicht, mit einem Hammer nachhelfen, in dem man einmal ringsum auf der Scheibe rumschlägt. Wenn das Schliffbild ein bestimmte Oberfläche erreicht hat (ist je nach Anwendung verschieden) wird nur noch mit einem Gemisch aus Fett und Schmirgel gearbeitet. Dieses Gemisch wird zwar in Blöcken aufgetragen, kauft man aber als Pließtpaste. Ist ein wenig irreführend, hört sich irgendwie breiig an, das Zeug ist aber fest.
Sowohl den Schmirgel zum Beleimen als auch den Schmirgel in der Polierpaste gibt es in unterschiedlichen Körnungen. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass es bezüglich des Schliffbildes auch beim Pließten die Strichqualitäten "grau" (nicht ganz so fein) und "blau" (feiner) gibt.
Man kann Fette oder Öle nicht in eine metallische Oberfläche einarbeiten - es sei denn, man hat vorher Löcher hineingebohrt.
Sorry, mein Fehler. War mal wieder zu ungenau. Es ging mir um den schon oben angesprochen Unterschied zwischen "mathematischer" Oberfläche und die reel erzeugte Fläche, die je nach Rauhtiefe ja erheblich variieren kann. Ich meinte mit einarbeiten, dass sich das Fett in die Riefen verteilt, gerade nachdem sie entstehen. Die neu erzeugte Oberfläche also sofort erstmal physikalisch versiegeln. Denn auch das Pließten ist ja eine spanende Bearbeitung, bei der dort wo ein Schmirgelkorn zu Einsatz kommt eine Riefe entsteht. Ist zwar kein Löcher bohren, aber natürlich erzeugt man dabei immer wieder eine neue Oberfläche. Natürlich nicht die "mathematische" (ich weiß, der Begriff ist ungenau, aber ich hoffe es ist verständlich) sondern die reelle.