Rock'n'Roll
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Zapperlot, Beitrag 3.000 - und er ist fertig, der Bericht …
Der Griff
Zweikommafünf Millimeter Titan als Basis. Edler Walroßzahn als Auflage. Im Auftritt ganz der Zwillingsbruder zu meinem ersten Walroßzahn von Thomas. Das Material ist von der Anmutung her außergewöhnlich. Optisch - und insbesondere haptisch. Es schmeichelt der Hand wie nichts sonst, was ich verfügbar habe.
Es ist eine große Freude, festzustellen, daß Thomas es hinbekommen hat, die Griffschalen genauso aussehen zu lassen, wie bei meinem ersten Walroßzahn - halb strukturiert und halb annähernd durchsichtig. Er hat die Schalen wieder bis auf 1.500 geschliffen, dann mit feiner Stahlwolle poliert und leicht gefettet. Ein seidiger Glanz liegt auf ihnen.
Als ich ihn gefragt habe, was ich am sinnvollsten zur Pflege unternehmen könne, hat er gemeint, ich möge gelegentlich etwas Öl nehmen. Olivenöl beispielsweise. Bewährt habe sich auch „Nasenfett“, mit dessen Hilfe Generationen von Pfeifenrauchern ihre edlen Gerätschaften gepflegt haben und wohl heute noch pflegen.
Der Befestigung dienen die üblichen acht Schrauben. Vier für die Titanplatinen und weitere vier für die Walroßzahn-Schalen. Feines Detail der Torx-T9-Schrauben - sie sind hitzekoloriert, aber wieder überschliffen, die Flachköpfe also metallisch blank. Nur aus dem Inneren glimmert je nach Blickwinkel noch die Kolorierung - zweimal orange-rötlich, zweimal lichtblau. Allerliebst …
Der Griff ist Froberg-typisch handfüllend, hat keine störenden Ecken und Kanten und schmiegt sich mit seinen 102 Millimetern genau passend für einen soliden Vierfinger-Griff in meine Hand. Drehen und Wenden geht geschmeidig vonstatten. Das Zusammenspiel von Hecklastigkeit, Griffdicke und dem Gewicht von 123 Gramm verleiht dem Messer das Gefühl einer sicheren Handhabung seiner 89 Millimeter langen, breit ausladenden Klinge.
Die Klinge
Womit wir in medias res angelangt sind. Was haben wir? Einen „Tortenheber“ aus 1.2552 aka 80WCrV8. Der sich wie folgt zusammensetzt: C: 0.75-0.85 Si: 0.40-0.60 Mn: 0.30-0.50 Cr: 1.00-1.20 W: 1.80-2.10 V: 0.25-0.35
Zum Vergleich 1.2442 aka 115 W 8: C: 1,15 Si: 0,25 Mn: 0,35 Cr: 0,2 W: 1,8-2,1
1.2552 ist nicht beliebig verfügbar. Nicht in kleinen Mengen und wenn überhaupt, dann in der Regel als Rollenware. Thomas hatte noch etwas Flachstahl liegen. Und mag ihn sehr. Daniel Boll schwört auf ihn: „Weniger C bei gleichviel W“. Ein obertoughes Zeug jedenfalls !!!
Die mittelspitze, breit ausladende Klinge ist ein Froberg-Klassiker - und auch hier im Forum nicht unbekannt. Thomas mag die Konturen eines Dolchs. Ich habe dem Messer den Titel „Practical Dagger“ verpaßt. Ein Pocket-Dagger, an dessen Praktikabilität nicht der geringste Zweifel besteht, wie sich alsbald herausstellen sollte …
Am 17. Juli ist das Walroßzähnchen in Monte Gordo eingetroffen. Ein Schnitt in Papier und Du pfeifst durch die Zähne. Ein Zug über den Unterarm und die Haare fliegen. Gnadenlos, wie Thomas seine Klingen ausliefert. Cinema Scope, Metro-Goldwyn-Mayer, 20th Century Fox :joyous: …
2,82 Millimeter maximal am Ricasso flach von so gut wie oben runter auf 3/10 und dann ballig auf Null. Allerhochfeinstens abgezogen. Der Klingenspiegel sehr dezent (fast spiegelpoliert scheinend) längssatiniert. Bei bestimmtem Lichteinfall macht die Klinge den Eindruck, sie sei aus Glas. Im Dunkeln beispielsweise, wenn das Licht vom Laptop oder Fernseher schräg auf sie fällt. Dabei wird deutlich, wie eben und makellos sie gearbeitet ist.
Ich war so fasziniert von ihrem Anblick, daß ich erst am 26. Juli erstmalig mit Säuren auf sie los bin. Vorher habe ich das Messer so gut wie nur bespielt und einmal, am zweiten Tag, etwas Kork geschnitten. Was die Klinge - wir kommen der Hauptsache näher - auf das Sauberste erledigt hat.
Schneiden und patinieren …
Ein besonderes Vergnügen war es mir, die jungfräulich scheinende Klinge letztendlich zu „entweihen“, ihr eine erste Patina zuzufügen und sie ihrem eigentlichen Gebrauch vorbehaltlos zuzuführen.
Ort der Tat - Mein Kork- und Eukalyptus-Wäldchen am Flugplatz Faro. Dort, wo ich Daniels Damast-Klappspaten „eingeschnitten“ habe. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich der Dagger mit seiner Klinge aus 2552 unter gleichen Bedingungen schlägt. Ich war mehrmals tätig. Und habe letztenendes 2,4 cm Eukalyptus der Länge 2,50 Meter vom Baum geschnitten, die Verästelungen abgeschlagen und die Stange in rucksackgerechte Stücke abgelängt ….
Der Schneidvorgang verlief ohne gefühlten Unterschied zum Klappspaten. Die Klinge geht bei jedem einzelnen - schräg zur Mitte hin ausgerichteten - Schnitt auch in das sperrige Eukalyptus-Holz schnurstracks und ohne Tendenz zur Abweichung geradeaus.
Was nicht selbstverständlich ist. Ich habe noch diverse Vergleiche mit anderen Messern im Anschluß durchgeführt (Large Regular Sebenza, Froberg-Walroßzahn 1, Fällkniven F1, Kleiner Jäger Uli Hennicke). Außer beim Kleinen Jäger, der sich sehr ähnlich verhält, kommt es bei den anderen Messern zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Tendenz, abzulenken von der exakten Schnittrichtung. Natürlich ist auch der erforderliche Druck unterschiedlich groß.
Ich habe festgestellt, daß das Ablängen der Eukalyptus-Stangen - immer an derselben verglichen - zwar mit allen zum Vergleich herangezogenen Messern ordentlich machbar ist. Am saubersten geradeaus und mit dem insgesamt geringsten Widerstand bzw. Kraftaufwand aber schneiden der Practical Dagger und Daniels Damast-Klappspaten (der leicht in Führung liegt).
Generell kommt der fabelhaften Schneidfähigkeit das ausladende Blatt zugute. Was sich in der Klingenmitte bei etwa 4 cm am Auffälligsten - z.B. im Vergleich zu Walroßzahn 1 - zeigt.
Während bei beiden Klingen hinter der Wate 3/10 Material stehen, beträgt die Stärke meines Walroßzahns Nr. 1 ebendort einen Zentimeter oberhalb der Schneide 1,6 mm, beim Practical Dagger 1,45 mm. Und auf den ersten Zentimeter kommt es beim Schnitt wesentlich an. Minimal hilfreich ist dazu noch die um 0,06 mm geringere maximale Stärke am Klingenrücken.
Daniels Klappspaten zeigt hier sogar nur 1,3 mm. Die Klingen von Dagger und Klappspaten sind sich grundsätzlich sehr ähnlich. Exakt gleichlang mit 89 mm, so gut wie gleiche maximale Höhe mit 26,7 respektive 26 mm. Etwas schlanker der Klappspaten allerdings mit seinen gnadenlosen 0,2 mm hinter der Wate.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß der Dagger bei exakt gleicher Klingenlänge mit 102 mm Länge im geschlossenen Zustand, um ganze 2,1 Zentimeter kürzer ist als Daniels Messer (123 mm). Was beim Dagger zu einem beeindruckenden GKV = Griff-Klingen-Verhältnis von 1,146 führt. So unterschiedlich kann man Klingen verpacken. Ganz sicher auch eine Geschmacksache für den User …
Besonders erwähnenswert ist die Geschwindigkeit und die Art und Weise, mit der die Klinge aus 2552 Patina annimmt. Im Handumdrehen entstand ein Klingengemälde in Gestalt einer wilden Strichzeichnung. Keine flächendeckende Verfärbung. Ein kleines Stück frischer Eukalyptusrinde, das ein kurze Weile auf der Klinge gelegen hatte, führte zu einem tiefschwarzen Flecken. Eukalyptisch :beguiled: …
Bestens bemerkbar macht sich die Klingengeometrie btw auch beim Apfelschälen. Hauchdünn!! Wobei die Patina kaum zulegt. Papierkurven sind der reine Spaß. Man kann gar nicht aufhören. Schilfrohr habe ich probiert. Da habe ich mittlerweile reichlich Vergleiche. Die Klinge geht auch hier in der vorgegebenen Richtung ohne jegliche Ablenkungsbestrebungen schnurstracks geradeaus durch. Und hinterläßt ein schön sauberes Schnittbild.
Und ...
Der 2552 hat sich im Ergebnis beim Eukalyptusschneiden genauso verhalten, wie der Wolframdamast. Null Regung!! Rasiert, kurvt durch Papier, kein Ruckler auf dem Daumennagel, nix !! Wolframstahl ist eine Offenbarung …
Bevor ich es vergesse - die Klinge ist perfekt zentriert, der Klingengang smooth, der Klingenheber aus geätztem Puddeleisen schön griffig, die gesamte Verarbeitung absolut perfekt bis ins kleinste Detail. Schor nicht zu vergessen. Und den Sonnenschliff - Feder inklusive …
Ich bin - wieder mal - schwer beeindruckt von einem Froberg-Messerchen, mag die sehr individuelle Gestalt des Daggers und weiß seine mittelspitze Klinge - insbesondere bei der Holzbearbeitung - zu schätzen. Neuer Dauergast im Gürtelholster …
Practical Dagger - Wolframlegiertes Walroßzähnchen von „Dr.“ Froberg
1.2552 aka 80WCrV8: C: 0.75-0.85 Si: 0.40-0.60 Mn: 0.30-0.50 Cr: 1.00-1.20 W: 1.80-2.10 V: 0.25-0.35
Länge geöffnet: 191 mm
Länge geschlossen: 102 mm
Klinge: 1.2552, angelassen auf 60-61 HRC (Finish: dezent längssatiniert), mittelspitz, leichter Schor
Klingenlänge: 89 mm (86 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 22,8 mm am Ricasso, max. 26,7 mm etwas vor der Klingenmitte
Klingenstärke: 2,82 mm an der Wurzel, erst im vorderen Drittel auf Null zulaufend
Klingenschliff: beidseitig sehr schön gleichmäßig flach von fast oben, auf 3/10 mm ausgeschliffen und von da an schlank ballig auf NULL, Gesamt-Schneidenwinkel etwa 20 Grad, extrem scharf
Klingenheber aus geätztem Puddeleisen
Bronzewasher
Alle Schrauben aus VA-Stahl, bronzefarben hitzekoloriert und wieder überpoliert, die Kolorierung scheint noch leicht aus den Tiefen der Torx
Alle Kleinteile aus VA-Stahl
Die Titanplatinen (2,5 mm) inkl. separat verschraubten Griffschalen (4 x Torx T09) ruhen auf 1 Stand-Off (Abstandhalter), dem Stoppin und der Achshülse (Achse und Stand-Off je 4 mm, Stoppin 3 mm)
Arretierung: Auswechselbare Verschlußfeder 1,2 mm mit integriertem (ebenfalls wechselbaren) Detent
Titanplatinen aus federhartem 6AL4V (Grade 5) mit gewölber, fein abgerundeter und polierter Auflage aus Walroß-Zahn
Griffstärke: von 18,15 mm am Griffanfang über 19,5 mm max. in der Griffmitte auf wieder 18,15 mm am Griffende
Griffhöhe: 24,8 mm max. am Ricasso, abnehmend auf 20,7 mm und langsam wieder ansteigend auf 21 mm in der Mitte, abnehmend auf 19,15 und wieder ansteigend auf 27 mm am Griffende
GKV = Griff-Klingen-Verhältnis 1,146
Gewicht: 123 Gramm
Kein Klemmer, kein Lanyardhole
Sonnenschliff auf der Innenseite der Titanplatinen und auf beiden Seiten der Verschlußfeder
Ein zähes Luder ...
Die Jukebox mit den Flamin‘ Groovies - „Doctor Boogie“
Aus hot & sunny Monte Gordo
R’n‘R
Der Griff
Zweikommafünf Millimeter Titan als Basis. Edler Walroßzahn als Auflage. Im Auftritt ganz der Zwillingsbruder zu meinem ersten Walroßzahn von Thomas. Das Material ist von der Anmutung her außergewöhnlich. Optisch - und insbesondere haptisch. Es schmeichelt der Hand wie nichts sonst, was ich verfügbar habe.
Es ist eine große Freude, festzustellen, daß Thomas es hinbekommen hat, die Griffschalen genauso aussehen zu lassen, wie bei meinem ersten Walroßzahn - halb strukturiert und halb annähernd durchsichtig. Er hat die Schalen wieder bis auf 1.500 geschliffen, dann mit feiner Stahlwolle poliert und leicht gefettet. Ein seidiger Glanz liegt auf ihnen.
Als ich ihn gefragt habe, was ich am sinnvollsten zur Pflege unternehmen könne, hat er gemeint, ich möge gelegentlich etwas Öl nehmen. Olivenöl beispielsweise. Bewährt habe sich auch „Nasenfett“, mit dessen Hilfe Generationen von Pfeifenrauchern ihre edlen Gerätschaften gepflegt haben und wohl heute noch pflegen.
Der Befestigung dienen die üblichen acht Schrauben. Vier für die Titanplatinen und weitere vier für die Walroßzahn-Schalen. Feines Detail der Torx-T9-Schrauben - sie sind hitzekoloriert, aber wieder überschliffen, die Flachköpfe also metallisch blank. Nur aus dem Inneren glimmert je nach Blickwinkel noch die Kolorierung - zweimal orange-rötlich, zweimal lichtblau. Allerliebst …
Der Griff ist Froberg-typisch handfüllend, hat keine störenden Ecken und Kanten und schmiegt sich mit seinen 102 Millimetern genau passend für einen soliden Vierfinger-Griff in meine Hand. Drehen und Wenden geht geschmeidig vonstatten. Das Zusammenspiel von Hecklastigkeit, Griffdicke und dem Gewicht von 123 Gramm verleiht dem Messer das Gefühl einer sicheren Handhabung seiner 89 Millimeter langen, breit ausladenden Klinge.
Die Klinge
Womit wir in medias res angelangt sind. Was haben wir? Einen „Tortenheber“ aus 1.2552 aka 80WCrV8. Der sich wie folgt zusammensetzt: C: 0.75-0.85 Si: 0.40-0.60 Mn: 0.30-0.50 Cr: 1.00-1.20 W: 1.80-2.10 V: 0.25-0.35
Zum Vergleich 1.2442 aka 115 W 8: C: 1,15 Si: 0,25 Mn: 0,35 Cr: 0,2 W: 1,8-2,1
1.2552 ist nicht beliebig verfügbar. Nicht in kleinen Mengen und wenn überhaupt, dann in der Regel als Rollenware. Thomas hatte noch etwas Flachstahl liegen. Und mag ihn sehr. Daniel Boll schwört auf ihn: „Weniger C bei gleichviel W“. Ein obertoughes Zeug jedenfalls !!!
Die mittelspitze, breit ausladende Klinge ist ein Froberg-Klassiker - und auch hier im Forum nicht unbekannt. Thomas mag die Konturen eines Dolchs. Ich habe dem Messer den Titel „Practical Dagger“ verpaßt. Ein Pocket-Dagger, an dessen Praktikabilität nicht der geringste Zweifel besteht, wie sich alsbald herausstellen sollte …
Am 17. Juli ist das Walroßzähnchen in Monte Gordo eingetroffen. Ein Schnitt in Papier und Du pfeifst durch die Zähne. Ein Zug über den Unterarm und die Haare fliegen. Gnadenlos, wie Thomas seine Klingen ausliefert. Cinema Scope, Metro-Goldwyn-Mayer, 20th Century Fox :joyous: …
2,82 Millimeter maximal am Ricasso flach von so gut wie oben runter auf 3/10 und dann ballig auf Null. Allerhochfeinstens abgezogen. Der Klingenspiegel sehr dezent (fast spiegelpoliert scheinend) längssatiniert. Bei bestimmtem Lichteinfall macht die Klinge den Eindruck, sie sei aus Glas. Im Dunkeln beispielsweise, wenn das Licht vom Laptop oder Fernseher schräg auf sie fällt. Dabei wird deutlich, wie eben und makellos sie gearbeitet ist.
Ich war so fasziniert von ihrem Anblick, daß ich erst am 26. Juli erstmalig mit Säuren auf sie los bin. Vorher habe ich das Messer so gut wie nur bespielt und einmal, am zweiten Tag, etwas Kork geschnitten. Was die Klinge - wir kommen der Hauptsache näher - auf das Sauberste erledigt hat.
Schneiden und patinieren …
Ein besonderes Vergnügen war es mir, die jungfräulich scheinende Klinge letztendlich zu „entweihen“, ihr eine erste Patina zuzufügen und sie ihrem eigentlichen Gebrauch vorbehaltlos zuzuführen.
Ort der Tat - Mein Kork- und Eukalyptus-Wäldchen am Flugplatz Faro. Dort, wo ich Daniels Damast-Klappspaten „eingeschnitten“ habe. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich der Dagger mit seiner Klinge aus 2552 unter gleichen Bedingungen schlägt. Ich war mehrmals tätig. Und habe letztenendes 2,4 cm Eukalyptus der Länge 2,50 Meter vom Baum geschnitten, die Verästelungen abgeschlagen und die Stange in rucksackgerechte Stücke abgelängt ….
Der Schneidvorgang verlief ohne gefühlten Unterschied zum Klappspaten. Die Klinge geht bei jedem einzelnen - schräg zur Mitte hin ausgerichteten - Schnitt auch in das sperrige Eukalyptus-Holz schnurstracks und ohne Tendenz zur Abweichung geradeaus.
Was nicht selbstverständlich ist. Ich habe noch diverse Vergleiche mit anderen Messern im Anschluß durchgeführt (Large Regular Sebenza, Froberg-Walroßzahn 1, Fällkniven F1, Kleiner Jäger Uli Hennicke). Außer beim Kleinen Jäger, der sich sehr ähnlich verhält, kommt es bei den anderen Messern zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Tendenz, abzulenken von der exakten Schnittrichtung. Natürlich ist auch der erforderliche Druck unterschiedlich groß.
Ich habe festgestellt, daß das Ablängen der Eukalyptus-Stangen - immer an derselben verglichen - zwar mit allen zum Vergleich herangezogenen Messern ordentlich machbar ist. Am saubersten geradeaus und mit dem insgesamt geringsten Widerstand bzw. Kraftaufwand aber schneiden der Practical Dagger und Daniels Damast-Klappspaten (der leicht in Führung liegt).
Generell kommt der fabelhaften Schneidfähigkeit das ausladende Blatt zugute. Was sich in der Klingenmitte bei etwa 4 cm am Auffälligsten - z.B. im Vergleich zu Walroßzahn 1 - zeigt.
Während bei beiden Klingen hinter der Wate 3/10 Material stehen, beträgt die Stärke meines Walroßzahns Nr. 1 ebendort einen Zentimeter oberhalb der Schneide 1,6 mm, beim Practical Dagger 1,45 mm. Und auf den ersten Zentimeter kommt es beim Schnitt wesentlich an. Minimal hilfreich ist dazu noch die um 0,06 mm geringere maximale Stärke am Klingenrücken.
Daniels Klappspaten zeigt hier sogar nur 1,3 mm. Die Klingen von Dagger und Klappspaten sind sich grundsätzlich sehr ähnlich. Exakt gleichlang mit 89 mm, so gut wie gleiche maximale Höhe mit 26,7 respektive 26 mm. Etwas schlanker der Klappspaten allerdings mit seinen gnadenlosen 0,2 mm hinter der Wate.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß der Dagger bei exakt gleicher Klingenlänge mit 102 mm Länge im geschlossenen Zustand, um ganze 2,1 Zentimeter kürzer ist als Daniels Messer (123 mm). Was beim Dagger zu einem beeindruckenden GKV = Griff-Klingen-Verhältnis von 1,146 führt. So unterschiedlich kann man Klingen verpacken. Ganz sicher auch eine Geschmacksache für den User …
Besonders erwähnenswert ist die Geschwindigkeit und die Art und Weise, mit der die Klinge aus 2552 Patina annimmt. Im Handumdrehen entstand ein Klingengemälde in Gestalt einer wilden Strichzeichnung. Keine flächendeckende Verfärbung. Ein kleines Stück frischer Eukalyptusrinde, das ein kurze Weile auf der Klinge gelegen hatte, führte zu einem tiefschwarzen Flecken. Eukalyptisch :beguiled: …
Bestens bemerkbar macht sich die Klingengeometrie btw auch beim Apfelschälen. Hauchdünn!! Wobei die Patina kaum zulegt. Papierkurven sind der reine Spaß. Man kann gar nicht aufhören. Schilfrohr habe ich probiert. Da habe ich mittlerweile reichlich Vergleiche. Die Klinge geht auch hier in der vorgegebenen Richtung ohne jegliche Ablenkungsbestrebungen schnurstracks geradeaus durch. Und hinterläßt ein schön sauberes Schnittbild.
Und ...
Der 2552 hat sich im Ergebnis beim Eukalyptusschneiden genauso verhalten, wie der Wolframdamast. Null Regung!! Rasiert, kurvt durch Papier, kein Ruckler auf dem Daumennagel, nix !! Wolframstahl ist eine Offenbarung …
Bevor ich es vergesse - die Klinge ist perfekt zentriert, der Klingengang smooth, der Klingenheber aus geätztem Puddeleisen schön griffig, die gesamte Verarbeitung absolut perfekt bis ins kleinste Detail. Schor nicht zu vergessen. Und den Sonnenschliff - Feder inklusive …
Ich bin - wieder mal - schwer beeindruckt von einem Froberg-Messerchen, mag die sehr individuelle Gestalt des Daggers und weiß seine mittelspitze Klinge - insbesondere bei der Holzbearbeitung - zu schätzen. Neuer Dauergast im Gürtelholster …
Practical Dagger - Wolframlegiertes Walroßzähnchen von „Dr.“ Froberg
1.2552 aka 80WCrV8: C: 0.75-0.85 Si: 0.40-0.60 Mn: 0.30-0.50 Cr: 1.00-1.20 W: 1.80-2.10 V: 0.25-0.35
Länge geöffnet: 191 mm
Länge geschlossen: 102 mm
Klinge: 1.2552, angelassen auf 60-61 HRC (Finish: dezent längssatiniert), mittelspitz, leichter Schor
Klingenlänge: 89 mm (86 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 22,8 mm am Ricasso, max. 26,7 mm etwas vor der Klingenmitte
Klingenstärke: 2,82 mm an der Wurzel, erst im vorderen Drittel auf Null zulaufend
Klingenschliff: beidseitig sehr schön gleichmäßig flach von fast oben, auf 3/10 mm ausgeschliffen und von da an schlank ballig auf NULL, Gesamt-Schneidenwinkel etwa 20 Grad, extrem scharf
Klingenheber aus geätztem Puddeleisen
Bronzewasher
Alle Schrauben aus VA-Stahl, bronzefarben hitzekoloriert und wieder überpoliert, die Kolorierung scheint noch leicht aus den Tiefen der Torx
Alle Kleinteile aus VA-Stahl
Die Titanplatinen (2,5 mm) inkl. separat verschraubten Griffschalen (4 x Torx T09) ruhen auf 1 Stand-Off (Abstandhalter), dem Stoppin und der Achshülse (Achse und Stand-Off je 4 mm, Stoppin 3 mm)
Arretierung: Auswechselbare Verschlußfeder 1,2 mm mit integriertem (ebenfalls wechselbaren) Detent
Titanplatinen aus federhartem 6AL4V (Grade 5) mit gewölber, fein abgerundeter und polierter Auflage aus Walroß-Zahn
Griffstärke: von 18,15 mm am Griffanfang über 19,5 mm max. in der Griffmitte auf wieder 18,15 mm am Griffende
Griffhöhe: 24,8 mm max. am Ricasso, abnehmend auf 20,7 mm und langsam wieder ansteigend auf 21 mm in der Mitte, abnehmend auf 19,15 und wieder ansteigend auf 27 mm am Griffende
GKV = Griff-Klingen-Verhältnis 1,146
Gewicht: 123 Gramm
Kein Klemmer, kein Lanyardhole
Sonnenschliff auf der Innenseite der Titanplatinen und auf beiden Seiten der Verschlußfeder
Ein zähes Luder ...
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Aus hot & sunny Monte Gordo
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