Practical Dagger - Ein wolframlegiertes Walroßzähnchen von „Dr.“ Froberg

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Zapperlot, Beitrag 3.000 - und er ist fertig, der Bericht :p

Der Griff

Zweikommafünf Millimeter Titan als Basis. Edler Walroßzahn als Auflage. Im Auftritt ganz der Zwillingsbruder zu meinem ersten Walroßzahn von Thomas. Das Material ist von der Anmutung her außergewöhnlich. Optisch - und insbesondere haptisch. Es schmeichelt der Hand wie nichts sonst, was ich verfügbar habe.

Es ist eine große Freude, festzustellen, daß Thomas es hinbekommen hat, die Griffschalen genauso aussehen zu lassen, wie bei meinem ersten Walroßzahn - halb strukturiert und halb annähernd durchsichtig. Er hat die Schalen wieder bis auf 1.500 geschliffen, dann mit feiner Stahlwolle poliert und leicht gefettet. Ein seidiger Glanz liegt auf ihnen.

Als ich ihn gefragt habe, was ich am sinnvollsten zur Pflege unternehmen könne, hat er gemeint, ich möge gelegentlich etwas Öl nehmen. Olivenöl beispielsweise. Bewährt habe sich auch „Nasenfett“, mit dessen Hilfe Generationen von Pfeifenrauchern ihre edlen Gerätschaften gepflegt haben und wohl heute noch pflegen.

Der Befestigung dienen die üblichen acht Schrauben. Vier für die Titanplatinen und weitere vier für die Walroßzahn-Schalen. Feines Detail der Torx-T9-Schrauben - sie sind hitzekoloriert, aber wieder überschliffen, die Flachköpfe also metallisch blank. Nur aus dem Inneren glimmert je nach Blickwinkel noch die Kolorierung - zweimal orange-rötlich, zweimal lichtblau. Allerliebst …

Der Griff ist Froberg-typisch handfüllend, hat keine störenden Ecken und Kanten und schmiegt sich mit seinen 102 Millimetern genau passend für einen soliden Vierfinger-Griff in meine Hand. Drehen und Wenden geht geschmeidig vonstatten. Das Zusammenspiel von Hecklastigkeit, Griffdicke und dem Gewicht von 123 Gramm verleiht dem Messer das Gefühl einer sicheren Handhabung seiner 89 Millimeter langen, breit ausladenden Klinge.


Die Klinge

Womit wir in medias res angelangt sind. Was haben wir? Einen „Tortenheber“ aus 1.2552 aka 80WCrV8. Der sich wie folgt zusammensetzt: C: 0.75-0.85 Si: 0.40-0.60 Mn: 0.30-0.50 Cr: 1.00-1.20 W: 1.80-2.10 V: 0.25-0.35

Zum Vergleich 1.2442 aka 115 W 8: C: 1,15 Si: 0,25 Mn: 0,35 Cr: 0,2 W: 1,8-2,1

1.2552 ist nicht beliebig verfügbar. Nicht in kleinen Mengen und wenn überhaupt, dann in der Regel als Rollenware. Thomas hatte noch etwas Flachstahl liegen. Und mag ihn sehr. Daniel Boll schwört auf ihn: „Weniger C bei gleichviel W“. Ein obertoughes Zeug jedenfalls :)!!!

Die mittelspitze, breit ausladende Klinge ist ein Froberg-Klassiker - und auch hier im Forum nicht unbekannt. Thomas mag die Konturen eines Dolchs. Ich habe dem Messer den Titel „Practical Dagger“ verpaßt. Ein Pocket-Dagger, an dessen Praktikabilität nicht der geringste Zweifel besteht, wie sich alsbald herausstellen sollte …

Am 17. Juli ist das Walroßzähnchen in Monte Gordo eingetroffen. Ein Schnitt in Papier und Du pfeifst durch die Zähne. Ein Zug über den Unterarm und die Haare fliegen. Gnadenlos, wie Thomas seine Klingen ausliefert. Cinema Scope, Metro-Goldwyn-Mayer, 20th Century Fox :joyous: …

2,82 Millimeter maximal am Ricasso flach von so gut wie oben runter auf 3/10 und dann ballig auf Null. Allerhochfeinstens abgezogen. Der Klingenspiegel sehr dezent (fast spiegelpoliert scheinend) längssatiniert. Bei bestimmtem Lichteinfall macht die Klinge den Eindruck, sie sei aus Glas. Im Dunkeln beispielsweise, wenn das Licht vom Laptop oder Fernseher schräg auf sie fällt. Dabei wird deutlich, wie eben und makellos sie gearbeitet ist.

Ich war so fasziniert von ihrem Anblick, daß ich erst am 26. Juli erstmalig mit Säuren auf sie los bin. Vorher habe ich das Messer so gut wie nur bespielt und einmal, am zweiten Tag, etwas Kork geschnitten. Was die Klinge - wir kommen der Hauptsache näher - auf das Sauberste erledigt hat.


Schneiden und patinieren …


Ein besonderes Vergnügen war es mir, die jungfräulich scheinende Klinge letztendlich zu „entweihen“, ihr eine erste Patina zuzufügen und sie ihrem eigentlichen Gebrauch vorbehaltlos zuzuführen.

Ort der Tat - Mein Kork- und Eukalyptus-Wäldchen am Flugplatz Faro. Dort, wo ich Daniels Damast-Klappspaten „eingeschnitten“ habe. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich der Dagger mit seiner Klinge aus 2552 unter gleichen Bedingungen schlägt. Ich war mehrmals tätig. Und habe letztenendes 2,4 cm Eukalyptus der Länge 2,50 Meter vom Baum geschnitten, die Verästelungen abgeschlagen und die Stange in rucksackgerechte Stücke abgelängt ;) ….

Der Schneidvorgang verlief ohne gefühlten Unterschied zum Klappspaten. Die Klinge geht bei jedem einzelnen - schräg zur Mitte hin ausgerichteten - Schnitt auch in das sperrige Eukalyptus-Holz schnurstracks und ohne Tendenz zur Abweichung geradeaus.

Was nicht selbstverständlich ist. Ich habe noch diverse Vergleiche mit anderen Messern im Anschluß durchgeführt (Large Regular Sebenza, Froberg-Walroßzahn 1, Fällkniven F1, Kleiner Jäger Uli Hennicke). Außer beim Kleinen Jäger, der sich sehr ähnlich verhält, kommt es bei den anderen Messern zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Tendenz, abzulenken von der exakten Schnittrichtung. Natürlich ist auch der erforderliche Druck unterschiedlich groß.

Ich habe festgestellt, daß das Ablängen der Eukalyptus-Stangen - immer an derselben verglichen - zwar mit allen zum Vergleich herangezogenen Messern ordentlich machbar ist. Am saubersten geradeaus und mit dem insgesamt geringsten Widerstand bzw. Kraftaufwand aber schneiden der Practical Dagger und Daniels Damast-Klappspaten (der leicht in Führung liegt).

Generell kommt der fabelhaften Schneidfähigkeit das ausladende Blatt zugute. Was sich in der Klingenmitte bei etwa 4 cm am Auffälligsten - z.B. im Vergleich zu Walroßzahn 1 - zeigt.

Während bei beiden Klingen hinter der Wate 3/10 Material stehen, beträgt die Stärke meines Walroßzahns Nr. 1 ebendort einen Zentimeter oberhalb der Schneide 1,6 mm, beim Practical Dagger 1,45 mm. Und auf den ersten Zentimeter kommt es beim Schnitt wesentlich an. Minimal hilfreich ist dazu noch die um 0,06 mm geringere maximale Stärke am Klingenrücken.

Daniels Klappspaten zeigt hier sogar nur 1,3 mm. Die Klingen von Dagger und Klappspaten sind sich grundsätzlich sehr ähnlich. Exakt gleichlang mit 89 mm, so gut wie gleiche maximale Höhe mit 26,7 respektive 26 mm. Etwas schlanker der Klappspaten allerdings mit seinen gnadenlosen 0,2 mm hinter der Wate.

Bemerkenswert ist die Tatsache, daß der Dagger bei exakt gleicher Klingenlänge mit 102 mm Länge im geschlossenen Zustand, um ganze 2,1 Zentimeter kürzer ist als Daniels Messer (123 mm). Was beim Dagger zu einem beeindruckenden GKV = Griff-Klingen-Verhältnis von 1,146 führt. So unterschiedlich kann man Klingen verpacken. Ganz sicher auch eine Geschmacksache für den User …

Besonders erwähnenswert ist die Geschwindigkeit und die Art und Weise, mit der die Klinge aus 2552 Patina annimmt. Im Handumdrehen entstand ein Klingengemälde in Gestalt einer wilden Strichzeichnung. Keine flächendeckende Verfärbung. Ein kleines Stück frischer Eukalyptusrinde, das ein kurze Weile auf der Klinge gelegen hatte, führte zu einem tiefschwarzen Flecken. Eukalyptisch :beguiled: …

Bestens bemerkbar macht sich die Klingengeometrie btw auch beim Apfelschälen. Hauchdünn!! Wobei die Patina kaum zulegt. Papierkurven sind der reine Spaß. Man kann gar nicht aufhören. Schilfrohr habe ich probiert. Da habe ich mittlerweile reichlich Vergleiche. Die Klinge geht auch hier in der vorgegebenen Richtung ohne jegliche Ablenkungsbestrebungen schnurstracks geradeaus durch. Und hinterläßt ein schön sauberes Schnittbild.


Und ...

Der 2552 hat sich im Ergebnis beim Eukalyptusschneiden genauso verhalten, wie der Wolframdamast. Null Regung!! Rasiert, kurvt durch Papier, kein Ruckler auf dem Daumennagel, nix !! Wolframstahl ist eine Offenbarung :super:

Bevor ich es vergesse - die Klinge ist perfekt zentriert, der Klingengang smooth, der Klingenheber aus geätztem Puddeleisen schön griffig, die gesamte Verarbeitung absolut perfekt bis ins kleinste Detail. Schor nicht zu vergessen. Und den Sonnenschliff - Feder inklusive …

Ich bin - wieder mal - schwer beeindruckt von einem Froberg-Messerchen, mag die sehr individuelle Gestalt des Daggers und weiß seine mittelspitze Klinge - insbesondere bei der Holzbearbeitung - zu schätzen. Neuer Dauergast im Gürtelholster …


Practical Dagger - Wolframlegiertes Walroßzähnchen von „Dr.“ Froberg

1.2552 aka 80WCrV8: C: 0.75-0.85 Si: 0.40-0.60 Mn: 0.30-0.50 Cr: 1.00-1.20 W: 1.80-2.10 V: 0.25-0.35

Länge geöffnet: 191 mm
Länge geschlossen: 102 mm
Klinge: 1.2552, angelassen auf 60-61 HRC (Finish: dezent längssatiniert), mittelspitz, leichter Schor
Klingenlänge: 89 mm (86 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 22,8 mm am Ricasso, max. 26,7 mm etwas vor der Klingenmitte
Klingenstärke: 2,82 mm an der Wurzel, erst im vorderen Drittel auf Null zulaufend
Klingenschliff: beidseitig sehr schön gleichmäßig flach von fast oben, auf 3/10 mm ausgeschliffen und von da an schlank ballig auf NULL, Gesamt-Schneidenwinkel etwa 20 Grad, extrem scharf
Klingenheber aus geätztem Puddeleisen
Bronzewasher
Alle Schrauben aus VA-Stahl, bronzefarben hitzekoloriert und wieder überpoliert, die Kolorierung scheint noch leicht aus den Tiefen der Torx
Alle Kleinteile aus VA-Stahl
Die Titanplatinen (2,5 mm) inkl. separat verschraubten Griffschalen (4 x Torx T09) ruhen auf 1 Stand-Off (Abstandhalter), dem Stoppin und der Achshülse (Achse und Stand-Off je 4 mm, Stoppin 3 mm)
Arretierung: Auswechselbare Verschlußfeder 1,2 mm mit integriertem (ebenfalls wechselbaren) Detent
Titanplatinen aus federhartem 6AL4V (Grade 5) mit gewölber, fein abgerundeter und polierter Auflage aus Walroß-Zahn
Griffstärke: von 18,15 mm am Griffanfang über 19,5 mm max. in der Griffmitte auf wieder 18,15 mm am Griffende
Griffhöhe: 24,8 mm max. am Ricasso, abnehmend auf 20,7 mm und langsam wieder ansteigend auf 21 mm in der Mitte, abnehmend auf 19,15 und wieder ansteigend auf 27 mm am Griffende
GKV = Griff-Klingen-Verhältnis 1,146
Gewicht: 123 Gramm
Kein Klemmer, kein Lanyardhole
Sonnenschliff auf der Innenseite der Titanplatinen und auf beiden Seiten der Verschlußfeder


Ein zähes Luder ...


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Die Jukebox mit den Flamin‘ Groovies - „Doctor Boogie:cool:


Aus hot & sunny Monte Gordo

R’n‘R
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus - der schlägt ja wieder mal alles! Feinstes Gerät würde ich sagen - obwohl ich die Form schon kannte, finde ich die Griff-/Klingen-Größenverhältnisse immer wieder imposant - da ist das letzte Zehntel rausgeholt, das man in diesem Griff unterbringen kann!:hehe:

Ich halte dir die Daumen, dass sich das Walross so ruhig verhält wie es optisch rüberkommt - sehr edles Messer!

Gruß, Claus
 
Voll und ganz nach meinem Geschmack!

Die Form ist ein Froberg Klassiker. Dieses Modell gibt es - so meine ich - in zahlreichen Größen, bis hin zum "Taschengladius".

Neulich war ich bei Thomas in der Werkstatt und musste an dich und deinen edlen Walrosszahn denken, als ich auf Thomas Werkbank drei komplett tief dunkelblaue Mammutgriffschalenpaare liegen sah, und gedacht habe, die hätten R'n'R gefallen!

Viel Spass mit deinem neuen Froberg wünscht Dir


The Lem
 
Servus,

ich mag Messer mit viel Liebe zum Detail! Das die Schrauben hitzekoloriert sind, ist ja an sich schon toll, das dann aber die Kopffläche nochmal überschliffen wird und nur der Torxansatz bunt changiert, dass ist cool!

So kann man auch über Schräublein plaudern, wenn an einem Messer alles bis in den letzten Winkel passt!

Auf einem Bild, dass die perfekt zentrierte Klinge zeigt, könnte man meinen, dass die Spitze der Klinge einen Hauch übersteht und wenn man am Messerende geschlossen den Daumen mit etwas Druck auflegt ein zartes Pieksen vernimmt?

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Gruß, güNef
 
Moin zusammen,

@enrico

Dies Knochengedöns hat in der Tat ein ordentliches Eigenleben. Gerade und besonders hier in Monte Gordo. Hitze bis 45 Grad, Luftfeuchtigkeit bis 90 Prozent. Bestenfalls beides zur gleichen Zeit. Da bewegt sich was. Ich mußte bei allen drei Froberg bereits tätig werden. Die sehr paßgenauen Aufnahmen der inneren Schrauben und die Schraubenlöcher in den Knochen-Schalen etwas ausweiten, weil die Spannung sie zu zerbrechen drohte.

Gemerkt habe ich es daran, daß die Klingen auf einmal schwergängig wurden. Die Knochen hatten sich ausgedehnt und verklemmten sich mit den Schrauben der Titanschalen. Nach der Reha ist aber alles im grünen Bereich. Nix passiert.


@TheLem

Der Kaufreiz ist genau deswegen entstanden. Habe schon alle Größen irgendwo gesehen. Vor einiger Zeit mal nette Kleine bei Schickser, dann echte Monster. Sehr individuell. Und nun mußte es sein. Habe es nicht bereut. Du verstehst das ja sowieso :joyous: …


@güNef

Ja ja, aber nee :steirer:! Ist wieder so’n Perspektiveding. Minimal vornübergekippt beim Fotografieren. Paßt genau. Absolut Grenzbereich. Aber nix Pieksen. Ein Froberg :)!!!


R'n'R
 
Hi Peter,

ich kann mich noch sehr gut an unser Gespräch erinnern, dass zu diesem Messer geführt hat. Offenbar sind alle Gedanken aufgegangen. Mein Glückwunsch zu diesem Messer, und mein Glückwunsch zu diesem hübschen Froberg-Pärchen. Bild?

Herzliche Grüße, Jens
 
Ich sag bloß: "Vorsicht, wenn der Knochenmann unterwegs ist!" :black_eyed: Eines Tages wird der ganze Küstenstreifen gerodet sein! :D

Das Froberg schaut super aus und gefällt mir ausnehmend gut. Da gibt es nichts zu bemängeln. Gratuliere!
 
Guten Morgen klingler,

schön, daß Dir die Morgenlektüre zusagt :). Ist ja auch ein astreines Voll-Individuum!

Hallo Jens, wir hatten zwei Alternativen durchdiskutiert. Und waren uns am Ende einig. Bin sehr zufrieden, daß es nun genau so gekommen ist. Exklusiv für Dich als Sonderanfertigung das Päärchen. Frisch vom Frühstücksbrett :adoration: …


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LG aus MG, R’n‘R
 

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Boas,

ich hätte dann noch diese. Eine Woche nach Eintreffen des Messerchens bin ich in die alte Erzmine gefahren. Wegen der artgerechten Umgebung …

Wie man sieht, ist die Klinge vom lütten Taschen-Dagger nach wie vor im Auslieferungszustand. Ich befand mich noch im Zustand der reinen Anbetung :p

Wir haben zwei Walroßzähnchen und eine Seekuh, zweimal 1.2442 und einmal 1.2552.


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Aus very hot Monte Gordo

R’n‘R
 

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Moin zusammen,

ist ja schon obligatorisch bei Froberg-Messerchen. Also auseinander damit. Wie eineiige Drillinge ;)! Ein Dreher Torx T09 erledigt das Notwendige. Vier Schräubchen für die Walroß-Schalen, vier Schräubchen für die Titan-Platinen, abheben, Klinge abnehmen, fertig. Wie beim Legobaukasten. Kein Hebeln, Biegen oder Brechen. Achse, Stoppin und Backspacer habe ich stecken gelassen.

Bissi schmuddelig. Weil ich in der „Einarbeitungsphase“ etwas Ballistol an die Achse gegeben habe. Damit es die Bronzewasher und der Detent leichter haben beim Einlaufen. Ein Wisch - und alles wieder blank.

Vor dem Zusammenbau habe ich den Hauch einer Spur Vaseline auf den Washern aufgebracht. Klinge auf die Achse, zweite Platine aufgelegt, vier Schräubchen, fest anziehen, Walrösser, vier Schräubchen ….

Die Paßgenauigkeit aller Teile ist beeindruckend. Die Montage kann man angesoffen nachts im Dunkeln erledigen! Klingenspiel wieder as smooth as usual :)!


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R’n’R
 
Moin,

wie man sieht - am besten bei mildem seitlichem Lichteinfall - hat die Patina Fortschritte gemacht. Eukalyptus für das Basis-Tattoo. Überlagert mit etwas Apfel, Apfelsine und Tomate. Um dem Ganzen den richtigen Stallgeruch zu verabreichen, habe ich vorgestern noch ein wenig Knoblauch aufgetragen. Für’s Gemüsesüppchen :apple: …

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Lazy sunday

R’n‘R
 

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Vielen Dank für deinen wirklich ansprechenden und fundierten Bericht.
Deine Fotos und Berichte gehören von der Qualität her eigentlich ins Messer Magazin.
Ich hab´s ja schon mal gesagt und ich sag´s nochmal:
Du bist für dieses Forum eine Bereicherung und ein Glücksfall.

Die besten Wünsche

WhiteWarrior
 
Moin zusammen,

vorgestern hatte ich zum Dagger das Fällkniven F1 dabei. Ich mag das schlichte Werkzeug. Auch und gerade wegen des unverschnörkelten, gummierten Griffs. Mit seinen balligen 4,45 cm ein solides Arbeitsgerät.

Ich wollte lediglich - ohne besondere Absichten - abwechslungshalber etwas Eukalyptus damit schneiden. Zwei Meter der Stärke 1,5 cm habe ich vom Baum geschnitten und die Zweige abgeschlagen. Dann kam mir ein Gedanke.

Und ich hab‘ den lütten Dagger aus dem Holster genommen. Dessen Klinge ermangelt es nämlich im Bereich des Ricassos noch an Patina. Weil man da eher wenig bis gar nicht schneidet. Und ich dachte mir, man könnte ja etwas nachhelfen.

Das Abschälen der frischen Rinde mit vielen kleinen, schnellen Schnitten führte dazu, daß die Klinge des Messerchens alsbald komplett zugesaut war :drunk:! Und die - wie ich ja schon herausgefunden hatte - relativ aggressive eukalyptische Säure konnte sich entfalten.

Ich habe dann den Stab abgelängt. Einen Teil mit dem Dagger, den anderen mit dem F1. Jeweils ohne besonderen Druck auszuüben. Um nochmal nachzuspüren, wie sich die Klingen verhalten. Dabei ist nochmal sehr klar geworden, wie unterschiedlich die Geometrien arbeiten.

Während die Schnitte des Daggers genau geradeaus in die angepeilte Schnittrichtung schräg zur Holzmitte hin laufen, weicht jeder einzelne Schnitt mit dem F1 nach außen ab. Ich habe bewußt nicht kraftvoll dagegengehalten, sondern der Klinge mit ihrem dicken Bauch ihren Lauf gelassen.

Im Ergebnis benötigt man mit dem F1 deutlich mehr Schnitte, um zum Ziel zu kommen. Auf den Bildern ist gut erkennbar, daß ein Holz nach erfolgtem Abschnitt mit dem F1 viel aufgefächerter aussieht. Die Holzspäne sind erheblich dünner bei größerer Anzahl.

Nach der Schmiererei wollte ich die Klingen nicht in ihrem Zustand belassen und habe sie mit einem Papiertuch und etwas Wasser abgewischt. Das Tuch hat sich sofort schwarz verfärbt. Mission accomplished …


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R’n‘R
 
Ein spätes Dankeschön für die Bilder.
Wirklich ein beeindruckendes Pääärchen zusammen mit Deiner Seekuh.
Tatsächlich ist mir diese alte Froberg-Form nie so richtig reingelaufen. Der Practical Dagger hat meine Wahrnehmung völlig gewandelt.
Hossa, was für ein geiles Messer.

Herzliche Grüße, Jens
 
Moin,

für den Vergleich meine Sammlung an Boll- und Froberg-Klappern der Größe nach auf Eukalyptus. Von links:

Boll - Thai Breaker (Ceylon Eisenholz, 2442)
Froberg - Practical Dagger (Walroßzahn, 2552)
Boll - Fischhaut-Klapper (Wüsteneisenholz, 2721)
Froberg - Walroßzahn No.1 (Walroßzahn, 2442)
Boll - Redrocka (Padouk, 2442)
Boll - Klappspaten (Ceylon Eisenholz, Wirtz Wolframdamast)
Froberg - Seekuh-Klapper (Stellersche Seekuh, 2442)

Abschließend noch drei Bildchen aus den ersten Tagen des Taschen-Klapp-Daggers. Aus der alten Erzmine. Zweimal Dagger mit Klappspaten, einmal Dagger mit Thai Braker.


Sieben auf einen Streich :distracted::distracted:…

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Die Jukebox rockt das Haus: AC/DC - “Whole Lotta Rosie” (from Live at River Plate)


R’n‘R
 
Moin zusammen,

für eine bessere Orientierung noch diese Gegenüberstellung. Der Dagger liegt größenmäßig zwischen kleinem und großem Sebenza.

Er ist mit seinen handfüllenden 19,5 mm in der Griffmitte allerdings fast doppelt so dick wie das Small Sebenza mit 10 mm (Large Sebenza 11,5 mm).

Am nächsten liegen größenmäßig Dagger und Gerd Haslauers SBH Mid beieinander (12 mm dick).


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R'n'R
 
Moin,

als ich gestern den Größen-Vergleich mit den Sebies und Gerds Copperhead hier eingestellt habe, dachte ich: Was ist schon schiere Größe :p. Und habe den Kupferstecher in den Rucksack gepackt.

Im Eukalyptuswäldchen am Flugplatz Faro dann einen guten Meter Frisches vom Durchmesser etwa 1 Zentimeter abgeschnitten. Und dann Scheibchen davor her. Immer im Wechsel zwischen Dagger und SBH Mid. Das Ergebnis ist noch besser als erwartet.

Die Geometrie, die Gerd hier auf meinen Wunsch hin mit der schlank balligen Klinge aus 2442 hingelegt hat, muß sich hinter der des Dagger nicht verstecken. Die Schnitte verlaufen sauberst geradeaus. Erst bei zunehmender Stärke des Zweigleins - so ab dem vollen Zentimeter - verspürt man den etwas größeren Widerstand. Was der Rückenstärke von 3,4 mm geschuldet ist. Und der Klingenstärke von 1,9 mm einen Zentimeter oberhalb der Wate.

Das Ablängen verläuft annähernd identisch bei beiden Messern. Der Kupferstecher schlägt das Fällkniven F1 in dieser Disziplin klar nach Punkten. Rinde abschälen ist dasselbe Vergnügen, wie beim Dagger. Sehen wir doch auch bei Gerds Messerchen hinter der Wate exzellente 0,3 mm und einen Gesamt-Schneidenwinkel von 20 Grad.

Die Handlage des Dagger ist aus ersichtlichen Gründen bequemer. Kantenlos, runder insgesamt und ohne Clip ist der Griff halt ein echter Schmuser. Gesamtsieger bleibt er auch. Aber der Kupferstecher zeigt im konkreten Vergleich, daß Gerd es drauf hat :super:

Sehr schön die Sauerei auf den Klingen, die die Eukalyptus-Brühe des frischen Hölzchens gleich wieder mit einem ordentlichen Patina-Zuwachs quittiert hat. So muß das …


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R’n‘R
 
Moin,

der kleine Contest vom letzten Mal hat mir gut gefallen. Da hab‘ ich mir gestern den Rucksack vollgepackt. Mit Messerchen, die ich schätze. Habe dabei spontan zugegriffen. Was in greifbarer Nähe lag.

Neben Gerds Kupferstecher (2442) habe ich auch zum Dorian Gray (Shirogami) gegriffen. Und zu Attilas Buffalo Tom (2442). Mit dem Dagger (2552) die schlank ballige Fraktion. Dann als Kontrastprogramm zwei Hohlschliffe - Schanz DPPK2 Old School Custom (SB1) und Spyderco Gayle Bradley I (M4). Der Flachschliff wird repräsentiert durch das Spyderco Para Millie 2 (M4).

Bin ins Wäldchen der Erkenntnis, habe dort einige frische Eukalypten geschnitten und mich mit den Messerchen daran ausgelassen. Verästelungen abgeschlagen, Scheiben davor her. Von sehr dünnen über dünne und stärkere der Güte bis 1,5 Zentimeter.

Über eine Stunde hat es gedauert bis zu einem echten Erkenntnisgewinn. Nachdem jedes Messer viele Male dieselben Schnitte hat machen müssen, lag er vor. Es hat sich gezeigt, daß das scheibchenweise Abschneiden nicht die Sache hohlgeschliffener Klingen ist. Sie halten keinen geraden Schnitt, neigen immer wieder dazu, wegzudrehen. Es gibt überwiegend keine saubere Schnittfläche. Das gleiche Ergebnis brachte letztens schon ein Schneideversuch mit Chris Reeves Umnumzaan.

Der Flachschliff des Para Millie 2 hat dieses Problem ebensowenig, wie die vier balligen Messerchen. Allerdings geht der Schnitt mit dem Para Millie 2 schwerer vonstatten. Man spürt einen deutlich stärkeren Widerstand.

Alle vier Balligen liegen hier sehr nah beieinander. Der Schnitt mit Gerds Dorian Gray geht noch leichter vonstatten als der mit dem Kupferstecher. Liegt gefühlt etwa gleichauf mit dem Dagger.

Stöckchen anspitzen klappt bei allen Messerchen gut. Abschälen von Rinde führt zu so gut wie keinem Unterschied. Die Königsdisziplin des Contests ist am Ende das Ablängen eines Kalibers 1,5 cm. Jedes Messer schneidet ein 10 Zentimeter-Stück von der Stange. Ein Schnitt jeweils schräg zur Mitte hin angesetzt, Stange drehen and so on.

Die notwendige Kraft und die Anzahl Schnitte sind deutlich unterschiedlich. Und es läßt sich eine Rangfolge bestimmen. Bild 17 gibt Auskunft: In Führung der Dagger. Es folgen nach links Gerds SBH Dorian Gray, SBH Mid Kupferstecher, Attilas Buffalo Tom, Schanz DPPK2 Old School Custom, Spyderco Gayle Bradley, Spyderco Para Millie 2 (M4).

Mit der Führung der balligen Fraktion hatte ich aus langer guter Erfahrung fest gerechnet. Bei den anderen Messerchen war ich mir nicht so sicher. Mit jedem für sich genommen habe ich durchaus gute Erfahrungen. Auch mit dem Para Millie, das hier als Verlierer vom Platz geht. Es stellt dem Eukalyptus den größten Widerstand entgegen. Im direkten Vergleich mit der Konkurrenz werden deutliche Unterschiede ersichtlich.

Wenn wir einen Blick auf die Geometrien werfen, wird manches klar. Schauen wir hinter die Wate, auf einen Zentimeter darüber in der Klingenmitte und auf die Rückenstärke ebendort:

Froberg Practical Dagger: 0,3 & 1,45 & 2,82
Haslauer SBH Dorian Gray: 0,3 & 2,1 & 4
Haslauer SBH Mid Copperhead: 0,3 & 1,9 & 3,38
Attila Buffalo Tom: 0,3 & 1,3 & 2,15
Schanz DPPK2 Old School Custom: 0,3 & 1,15 & 2,7
Spyderco Gayle Bradley: I 0,4 & 0,94 & 3
Spyderco Para Millie 2 (M4): 0,55 & 1,45 & 2,8

Attilas Buffalo Tom kann seine im Prinzip überlegene Geometrie als Slipjoint nicht ausspielen. Neigt er doch bei den kräftigen Schnitten beim Ablängen wiederholt zum Einklappen (trotz strammer Feder). Weil sich die Klingen im sperrigen Holz verklemmen bei jedem Schnitt und zurückgezogen werden müssen. Das kostet Zeit und ist nicht der richtige Deal für einen Slipjoint.

Das DPPK2 würde mit seiner exzellenten Geometrie bei balliger Klinge besser abschneiden, wenn es irgendwo tief rein geht. Die Hohlschliffe schneiden zunächst leicht ein, werden dann aber stark ausgebremst. Im Ergebnis sind deutlich mehr Schnitte erforderlich.

Ganz grundsätzlich fällt auf, daß die Profi-Messermacher hinter der Wate auf 0,3 mm als soliden Kompromiß zwischen guter Schneidfähigkeit und Stabilität setzen. Daniel Bolls Messer zählen hier auch alle dazu, beim Klappspaten hat er ja sogar 0,2 mm angesetzt. Außerdem sehen wir bei diesen Qualitäts-Schneidwerkzeugen einen Gesamtschneidenwinkel von roundabout 20 Grad.

Einen Einfluß auf das gefühlte Ergebnis haben auch die Art und Größe des Griffs und das Gesamtgewicht des Messers (hierdurch mag die vordere Platzierung des Dorian Gray mitbegründet sein). Auch der Stahl selbst spielt eine Rolle. Wie fein ist die Schneide, die er annimmt. Auch hier steht der Dorian Gray sehr gut da mit der Klinge aus Shirogami (der Schliff ist dazu - wie beim Kupferstecher - ein absolutes Gedicht). Dafür ist die Schnitthaltigkeit geringer.

Die wesentliche Erkenntnis läßt sich aus der direkten Gegenüberstellung der Klingen-Geometrien allgemein (siehe oben) und ganz speziell derer von Dagger und Para Millie gewinnen: Wie essentiell wichtig die Stärke einer Klinge hinter der Wate ist. Sowohl das Para als auch der Dagger haben ja zunächst einmal flachgeschliffene Klingen.

Das Para mit Fase, der Dagger mit balligem Ausgang. Beide Gesamt-Schneidenwinkel liegen bei 20 Grad. Die Rückenstärken sind (in der Klingenmitte gemessen) identisch. Einen Zentimeter über der Schneide sehen wir dort exakt den gleichen Wert. Aber der Dagger zeigt hinter der Wate 0,3 mm, das Para Millie 0,55. Wobei das noch der beste Wert meiner Paras ist. Bei den anderen drei mit Klingen aus S30V, S110V und CRUWEAR sehen wir dort 0,6 mm.

Schlank ballig auf Null rulez! Gern aus Wolframstahl :black_eyed:!!!


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R’n‘R
 
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Servus,

Das Para mit Fase, der Dagger mit balligem Ausgang. Beide Gesamt-Schneidenwinkel liegen bei 20 Grad.

nur zum Verständnis: Mit 20° Gesamt-Schneidenwinkel meinst du 10° Schleifwinkel pro Seite?

Das wäre ein sehr spitzer Schleifwinkel. Als Relation nehme ich ein Takamura R2 mit 9° Schleifwinkel. Da hier keine Substanz hinter der Wate ist hat so gut wie jeder Nutzer, wenn er keine MF mit 36° angeschliffen hat, also den Scheifwinkel doppelt so stabil gesetzt hat, Ausbrüche zu beklagen. Das ist die Rückmeldung von gut einem Dutzend Nutzern über die Jahre! Auch ist bei ähnlich spitzem Schleifwinkel und ähnlicher Geometrie bei weicherem Stahl zumindest mit einem umlegen der Schneide zu rechnen.

Ich bin immer wieder beeindruckt wie diese Messer mit spitzem Winkel und 0,2mm an der Wate so widerstandsfähig gegenüber Ausbrüchen sind. Es wird ja gehebelt und verkeilt. Ich tippe immer wieder auf den Winkel mit dem du ins Holz einschneidest, also geschätzt so um die 45°, oft darunter. Bei einem Küchenmesser trifft die Schneide immer mit 90° auf Schnittgut und Brett. Kein Shirogami dieser Welt bleibt da bei unter 0,2mm an der Wate heile, wenn der Schleifwinkel bei 10° liegt ( korrekter Zugschnitt ohne Impact und verkanten ausgenommen ). Da kannst du entweder die Schneide vom Brett kehren, oder du kommst mit Schärfen nicht nach! ;)

Schön auch der Vergleich an Watendicke zu den Serienmessern, bei 0.5-0,6mm an der Wate. Da muss der Winkel sogar spitz sein, sonst schneidet das gar nichts mehr, wenn der noch bei 40°-50° Schneidenwinkel liegt, hast du ein super stabiles Messer, dass keinen Apfel ohne Sauerei schälen kann. :haemisch:

Was ist deiner Meinung nach das Stabilitätsgeheimnis all deiner dünnen balligen Klingen. Der ballige Schliff, die WB, der Schneidwinkel ins Holz, die Hebelwirkung?

Gruß, güNef
 
Moin güNef,

Was ist deiner Meinung nach das Stabilitätsgeheimnis all deiner dünnen balligen Klingen. Der ballige Schliff, die WB, der Schneidwinkel ins Holz, die Hebelwirkung?

Es ist in der Tat faszinierend, welche Leistungsfähigkeit die „dünnen“ Klingen zeigen. Beschränke ich mich mal konkret auf meine Messerchen aus Wolframstahl aus den Häusern Boll, Froberg, Attila, weil ich da die definitiv meiste Erfahrung mit habe im „dünnen“ Bereich. Es sind mittlerweile 11 an der Zahl. Klingenstärken alle sowas zwischen 2 und 3 Millimeter.

Und sind auf 3/10 ausgeschliffen, zeigen also hinter der Wate 0,3 Millimeter. Der Klappspaten von Daniel lediglich 0,2. Das Sonderexemplar „Karpaten-Opinel“ von Attila lasse ich mal außen vor. Hier sehen wir ganze 0,16 mm. Die Klinge ist btw auch noch vollkommen unbeschadet ;)

Also - 0,3 mm hinter der Wate und Gesamtschneidenwinkel von 20 Grad - 10 Grad je Seite! Wie ich meine Messer benutze, ist ja kein Geheimnis. Kein Biegen und Brechen. Also kein Mißbrauch. Aber schneiden von Hölzern der unterschiedlichsten Konsistenz und Güte. Eukalyptus frisch vom Baum, Eukalyptus knüppelhart und von der Sonne gedörrt. Mit Kruste wie kross gebackenes Paderborner Brot. Es kracht und splittert, wenn die runter muß.

Schilfrohr frisch geschnitten. Schilfrohr knüppelhart. Kiefernknüppel bis zu mehreren Zentimetern Durchmesser. Anspitzen, Rinde runter … Und - nicht zu unterschätzen - Abschlagen von kleinen Ästen. Das ist bei trockenem Eukalyptus vergleichbar mit Brettkontakt. Ach ja, in der Küche habe ich sie auch alle eingesetzt. Knoblauch, Möhren, Apfel, Paprika. Zugschnitt, Druckschnitt, choppen …

Bei noch keiner Klinge - ich schwöre, bei KEINER - hat es bisher einen Ausbruch gegeben. Und woran liegt das?? Es liegt ganz klar am Stahl, am Macher, seiner Fähigkeit zu optimaler Wärmebehandlung, der balligen Klinge, zumindest Schneide. Denn Froberg-Messer sind ja zunächst flach auf 3/10 geschliffen und haben dann den balligen Ausgang.

Mike Stewart schreibt in einem Forum - hab‘ ich schon mal zitiert irgendwo - der Stabilitätsvorteil einer balligen Schneide gegenüber einer V-Fase liegt bei 400 Prozent. Chris Reeves Messer (Sebies) haben bei Hohlschliff eine ballige Fase. Roman Landes schreibt in seinem Buch "Messerklingen und Stahl", die stabile Schneide ist ballig.

Ich hatte schon mehrfach Gespräche mit Daniel Boll und Thomas Froberg zu dem Thema. Thomas macht seit 30 Jahren seine Klingen so. Er selbst hat für den eigenen Werkstattgebrauch ein Messerchen mit selbiger Geometrie und Klinge aus 2552 im jahrelangen Einsatz. Er liebt den Stahl. Und das Messer :eek:

Auch Attila hat die Wärmebehandlung im Griff. Er hat mir erzählt, daß er bei Daniel in die Schule gegangen ist :)

Ein rostträger Stahl, dem ich auch sehr viel zugemutet habe bei dünner Geometrie, ist der SB1. Das Schanzsche DPPK2 Old School Custom - siehe meinen Bericht dazu - mußte schon mächtig was aushalten. Keine Ausbrüche. Eckhard Schmoll habe ich noch nicht erwähnt. Ein Messer mit Klinge aus SB1, eins mit Leo-Damast, eins mit Wirtz-Damast. Sehr dünn auf besonderen Wunsch. Ohne Ausbrüche.

Achim hat ja letztens im Bericht vom Klappspaten zu seinem Wolframdamast den Kommentar abgegeben: „Die Ergebnisse kann ich aber vollkommen nachvollziehen.“ Es wundert ihn also absolut nichts.

Meisterlicher Stahl von Meistern zu schlank balligen Messerchen verarbeitet - da geht die Sonne auf. Ich denke, es wird Zeit. Für ein Boll oder Froberg beispielsweise. Ceylon Eisenholz oder Knochen mit 2442 oder 2552. Schön schlank ballig auf Null. Weihnachten und Geburtstag zusammen vielleicht :black_eyed: …


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LG aus MG, R’n‘R
 

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