Probleme beim Feilen der Schneide

artus03

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Moin, kurz zu mir: ich bin gänzlich unerfahren was den Messerbau angeht, aber jetzt schon hell auf begeistertert! Arbeite gerade an meinem ersten Stück- ein kleines Outdoormesser aus M390 soll es werden.

Beim Feilen der Schneide mit einem üblichen "filing jig" hatte ich wiederholt schwierigkeiten: ab und an entstehen Stellen, an denen die Feile nicht mehr zu greifen scheint. Diese sehen fast wie poliert aus. Ob das an dem flachen Winkel liegt?

IMG_5017.jpg


Meine Feile ist eine nagelneue Dick Präzisionsfeile mit Hieb 2. Ich habe aber das gefühl, dass sie nach nicht einmal einer Seite der Klinge schon etwas stumpf geworden ist- vielleicht nur ein Gefühl...

Nun also zu den eigentlichen Fragen:
1. Ist die Feile für M390 und vergleichbare Stähle zu weich/ lohnt es sich gleich auf eine Glardon/Vallorbe Valtitan aufzurüsten?
2. Könnte ein gröberer, oder vielleicht gerade ein feinerer Hieb das Problem mit dem "Nicht-Greifen" beheben?
Oder liegt das vielleicht an der falschen Technik?
3. lässt sich mit Hieb 1 oder gar 0 (Schweizer 000) noch gut generell, aber vor allem bei dem flachen Winkel arbeiten?

Ich freue mich auf Antworten, Anregungen, Erfahrungen und allgemeine Tipps:giggle:

Bleibt Gesund
Artus
 
Hallo Artus

Wenn deine Feile stumpf ist siehst du daran, wenn sie an den Zähnen anfängt zu glänzen.
Was auch oft der Fall ist, wenn man mit den Fingern auf die Fläche fasst, das Fett reicht schon aus dass die Feile nicht mehr greift.
An deiner glänzende Stelle kannst du die Oberfläche wieder aufreißen in dem du die Feile ein paar mal Quer drüberziehst.
Die sollte dann wieder greifen. Meine Schruppfeile war nach einem Messer aus M390 auch stumpf.
Zum Schlichten kannst du mit etwas Schulkreide(Straßenmalkreide ) die Feile einreiben dann setzen sich keine Späne mehr fest,
und bekommst keine großen Riefen in die Fläche.
Vielleicht konnte ich dir ein wenig helfen.

Grüße
Hermann
 
Hallo Artus,

herzlich willkommen im Forum!

Man spürt deine Begeisterung für´s Messermachen. Du gehst da auch sehr ambitioniert dran. M390 Stahl ist für jemand der noch nicht viel Erfahrung hat eine echte Herausforderung. Das Feilen ist eigentlich noch einigermaßen machbar, aber das Finishen nach der Wärmebehandlung ist wirklich anstrengend und Du wirst feststellen, dass Du Unmengen von Schleifleinen verbrauchen wirst. Aus diesem Grund empfehle ich dir, so sauber wie möglich vor der Wärmebehandlung zu arbeiten. Größere Veränderungen an der Klinge sind im gehärteten Zustand extrem schwierig.

Zum Einstieg und zum Üben ist M390 mMn nicht der richtige Stahl (auch zu teuer). Meine Empfehlung wäre gewesen, mit einem ein niedrig legierten rostenden Stahl, oder soll es ein rostträger Stahl sein, mit z. B. dem 1.4034 zu beginnen. Aber kein Problem, Du hast dich gleich für etwas Schwierigeres entschieden. :D

Nun aber zu deinen Fragen:

zu 1. Die Feile ist nicht zu weich! In weichgeglühtem Zustand lässt sich auch der M390 mit einer normalen Feile feilen, allerdings setzt dieser Stahl der Feile ordentlich zu. Ich kann die Aussage von Hermann bestätigen, noch einer gefeilten Klinge aus M390 ist die Feile stumpf. Ich nutze zwischenzeitlich ausschließlich Dick Werkstattfeilen, die ich für sehr präzise halte. Die Feilen verschleißen zwar schnell sind aber nicht sehr teuer. Die Präzisionsfeilen halten zwar etwas länger aber nicht so lange wie sie eigentlich bei den entsprechenden Preisen halten sollten. Noch auffälliger ist das bei den Glardon/Vallorbe Valtitan Feilen, die mindestens das 4-fache einer Werkstattfeile kosten aber auch nur ungefähr doppelt so lange scharf bleiben. Ich möchte nichts gegen diese Feilen sagen, es sind tolle Feilen, super präzise und sehr gut verarbeitet und man kann toll damit arbeiten, aber ich halte das Preis-/Leistungsverhältnis nicht für angemessen.

zu 2. Der gewählte Hieb hat mit dem "Greifen" grundsätzlich nichts zu tun. Das "Nicht-Greifen" kann mehrere Ursachen haben: Die Feile ist stumpf, der Stahl ist zu hart (trifft in deinem Fall nicht zu) oder der Stahl ist fettig (z. B. mit den Fingern auf den Stahl gegriffen. Der von dir gewählte Hieb 2 ist mMn richtig. Mit mehr Erfahrung kann man natürlich auch mit Hieb 1 beginnen aber hier besteht das Risiko, dass man sich bei einem falschen Feilenstrich tiefe Riefen in Bereiche feilt, wo man sie eigentlich nicht haben will und diese dann wieder mit viel Mühe entfernen muss. Mit Hieb 0 würde ich keinen Klingenschliff machen, diesen Hieb würde ich nur zum Abtragen von viel Material einsetzen. Nach dem Feilen mit Hieb 2 empfehle ich mit Hieb 3 das Feilen abzuschließen und dann mit Schleifleinen weiterzuarbeiten.
Eine falsche Feiltechnik kann natürlich auch zum "abrutschen" führen.

zu 3. Man kann mit jedem Hieb gut arbeiten, je grober der Hieb ist, desto besser muss man aufpassen keine Fehler zu machen.

Richtig gut zu feilen lernt man nur durch viel feilen - also üben, üben, üben! Gute Feilen kann man günstig hier kaufen.

Ich freue mich schon darauf dein fertiges Messer zu sehen. Ich wünsche dir noch viel Freude beim Messerbau!

Gruß
Matthias
 
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Ich habe zum feilen von Böhler M390 Stahl erfolgreich Feilen von Pferd verwendet.
Ich habe Hieb 1 und Hieb 3 verwendet in 250 mm Länge, bei Flachstumpf-Feilen und 200 mm Länge bei Dreikanfeilen.
Die kann man relativ günstig bei Amazon oder so bestellen.
Immer wieder mal mit der Feilenbürste sauber machen könnte auch helfen.
 
Die Feilen von Pferd halte ich auch für sehr gut, ich habe sie früher oft genutzt. Sie haben mMn sogar eine etwas höhere Standzeit als die Dick Feilen, sind aber nicht ganz so gut verarbeitet und präzise wie die Dick Feilen. Auch die Feilen von Hase sind nicht schlecht. Meine Beobachtung ist, dass die heutigen Feilen, egal von welchem Hersteller, nicht mehr die Qualität der früheren Feilen erreichen. Sollte man die Gelegenheit bekommen, ältere unbenutzte Feilen der bekannten Hersteller zu erwerben, sollte man zugreifen.
 
Vielen Dank für die schnellen Antworten!
Fett auf der Klinge klingt sehr plausiebel, da habe ich so gar nicht drauf geachtet:rolleyes:

Noch eine Frage zum Bohren der Pin-Löcher. Habe mit etwa 2mm vor gebohrt, ging ganz gut. Mein neuer 6mm HSS-Bohrer hat dann leider vor dem M390 nachgegeben😬 War dabei allerdings auch sehr schlampig und hatte eine zu hohe Drehzahl. Soll ich es einfach mit einem neuen HSS-Bohrer versuchen oder lohnt sich ein VHM-Bohrer beim Messerbau sowieso?
 
Ich habe bis jetzt noch nie einen VHM-Bohrer gebraucht. Es gibt aber sicher Situationen, bei denen man einen gut gebrauchen kann (vergessen Bohrungen vor der Wärmebehandlung anzubringen oder zusätzliche Bohrungen die man anbringen möchte). Die hohe Drehzahl die beim VHM-Bohrer erforderlich ist, ist beim Bohren mit HSS-Bohrern in weichgeglühtem Stahl, wie dir ja bekannt ist, sehr ungünstig. Ob Du jetzt einfach nochmal mit einem 6 mm Bohrer bei langsamer Drehzahl zum Erfolg kommst, musst Du ausprobieren. Ich kann dir nicht sagen wie sich das Gefüge des M390 nach deiner "schnellen" Bohraktion verändert hat. Ich empfehle dir auch, in diesem Fall, beim Bohren mit irgendeinem Öl zu kühlen (das muss kein spezielles Öl sein, WD 40 geht auch). Bei langsamer Drehzahl und bei nicht zu dicker Klinge muss man bei 6 mm auch nicht vorbohren. Ich hatte kein Problem beim Bohren eines 6 mm Lochs in M390 (4 mm). Grundsätzlich sollte man hochwertige Bohrer verwenden. Diese "Sonderangebote" 186 Bohrer in der Kiste für 19,95 € taugen meistens nichts. Man ärgert sich nur.
 
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Du könntest noch mit dem neuen Bohrer versuchen von der Gegenseite zu bohren, dann kommst du nicht gleich auf die eventuell harte Stelle.
 
Feilen: Mühlsägefeile (Schärffeilen) werden auch gerne genommen, sollten etwas härter sein. Crinox Feilen für Edelstahl wäre eine Idee, hab ich allerdings auch noch nicht ausprobiert.

VHM-Bohrer benötigen einen guten Rundlauf und ein fest eingespanntes Werkstück. Die mögen halt kein Wackeln und keine Biegebeanspruchung.
HSS-E Bohrer (heute IHMO HSS-Co) sind für VA gedacht und meiner Meinung nach auf jeden Fall den Aufpreis wert.

Kühlen sollte man auf jeden Fall. Bohr- und Schneidöl gibt es auch in einer Sprühdose...

 
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Mit einem HSS-Co Bohrer und Öl hat es bestens geklappt!

Aus diesem Grund empfehle ich dir, so sauber wie möglich vor der Wärmebehandlung zu arbeiten. Größere Veränderungen an der Klinge sind im gehärteten Zustand extrem schwierig.
Eigentlich habe ich geplant 0,5mm in der Mitte der Schneide vor dem Härten stehen zu lassen. Sollte ich dann mehr abnehmen? Ich habe im Forum mal gelesen, dass sich Edelstahl beim härten weniger verzieht...
Werde das Messer bei Jürgen Schanz härten lassen. Habt ihr eine Empfehlung welche Härte sich bei M390 für ein Outdoor-Messer (3,5mm Dicke, 10,5cm Klingenlänge) gut eignet?
 
Da Du das Messer als Outdoor-Messer geplant hast, sind die geplanten 0,5 mm gut. M390 ist zwar ein sehr verschleißfester Stahl aber er ist nicht sonderlich zäh. Ich würde deswegen keine zu feine Klingengeometrie wählen. Bei einem Outdoor-Messer halte ich eine Härte von 58° - 60° HRc zweckmäßig. Wäre das Messer kein Outdoormesser und wäre somit nicht so großen Belastungen ausgesetzt, würde ich ihn im Bereich von 60° - 62° HRc härten lassen, um dem Potential des Stahls besser gerecht zu werden. Hier findest Du einen Test von zwei meiner Outdoor-Messer und einige Anmerkungen zum Thema Outdoor-Messer.
 
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Ich habe im Forum mal gelesen, dass sich Edelstahl beim härten weniger verzieht...
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Schön wär es. Ob sich die Klinge verzieht hängt von mehreren Faktoren ab.
Symmetrie und Spannungen in der Klinge, gleichmäßige Temperatur im Ofen und sogar wie man die Klinge herausnimmt und abschreckt.
Allerdings richtet Jürgen IHMO alle Klingen direkt nach dem Härten. Ggf. zur Sicherheit einfach in die Bestellung schreiben.

K390 ist relativ Dimensionsstabil d.h. die Abmessungen ändert sich durch das Härten nur minimal.
Es Ist jedoch bei einem Fixed relativ uninteressant ob die Klinge 1/10 länger oder kürzer ist... ;)
 
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