Qualitätskriterien und Fertigungstransparenz

roman

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Ich wollte schon immer mal wissen ob Ihr als Anwender eigendlich auch an nachvollziehbaren Qualitätskriterien und auch an der Fertigungstransparenz bei handgefertigten Messern Interessiert seit.

Spätestens seit meinem PDF zum Thema: "Qualitätskriterien bei Messerklingen und Stahl" habe ich viele verschiedene Meinungen zum Thema gehört.
Also was wären denn eure Vorstellungen wie man sich dem Thema nähern kann?

Mit Fertigungstransparenz meine ich speziell 2 Punkte.

1. Anteil der Maschienenarbeit inclusive dem Nutzen von Vorrichtungen bei der Fertigung.

2. Anteil der Fremdleistung gegenüber der Eigenleistung die von einem Macher erbracht wird.
 
Hallo Roman,

Interessante Gesichtspunkte, die auch im Qualitätsmanagement eine Rolle spielen.

Zu 1. Ist gerechtfertigt wenn dabei eine Qualitäts-, Prozess-, Fertigungsverbesserung bei gleichem oder niedrigerem Kostenaufwand realisierbar ist.

Zu 2. Ist gerechtfertigt wenn die Fremdarbeit Qualitativ gleich oder höherwertiger als die eigene ist zu gleichem oder geringem Kostenaufwand. Zudem wenn die Arbeiten nicht im eigenen Haus gefertigt werden können, weil Kow How, Maschienen und Arbeitskraft nicht vorhanden ist.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist auch das Zeit management!

Dies alles kann auch auf dieses Handwerk übertragen werden und wird mit sicherheit von einigen angewendet, das Kunsthandwerkliche solte dabei jedoch nicht auf der Stecke bleiben, den das verleiht einem Messer/Kunstwerk seinen Karakter.


Schöne Grüße, David
 
Hallo Roman

Ich finde ein Mensch kann nicht alles super machen.
Es geht auch schneller, wenn jeder eigene Arbeit macht. Die Preise werden deshalb auch niedriger.

Sicher muss jemand sein, der das Ganze kontrolliert und organisiert.

Heutzutage muss IMHO ein „Supermacher“ jede mögliche Ausrüstung haben.

Ein, der „nur Handarbeit“ leistet, kann auch „Superergebnisse“ zeigen. Das dauert aber relativ lange und kostet mehr.


Ein von wichtigen Qualitätskriterien ist für mich Bolsteranpassung.

Ich würde auch nie jemanden kontrolliere, ob er „nur Handarbeit“ leistet. Ich finde NUR Endergebnis interessant.

Klingengeometrie und Ergonomie würde ich hier nicht besprechen, weil das schon 1000 mal besprochen wurde.

Ps: ich finde Messermachen ist eine extrem schwierige Arbeit. Darum habe ich einen riesigen Respekt vor jedem, der das besser und auch schlechter macht.
 
Hallo Roman,

ich bin zwar auch Anwender, sehe die Sache aber eher aus der Sicht der Messermacher.

Mir persönlich ist es egal, wie der einzelne Messermacher seine Messer herstellt. Für mich zählt letzendlich das, was am Ende rauskommt. Allerdings ist für mich (mein Dank an Dich :super:) das Thema Wärmebehandlung und Stahl an erste Stelle gerückt. Design, Geometrie der Klinge, Symmetrie, allgemeine Güte der Verarbeitung usw. kann ich optisch beurteilen. Wie der Stahl wärmebehandelt wurde, kann ich leider nicht optisch beurteilen. Sowas macht sich nur im Einsatz bemerkbar.

Was den Herstellungsprozess des Messers an für sich betrifft, so denke ich, kann man hier keine allgemeinen Standards festlegen. Der eine macht hervoragende Messer nur mit ein paar Feilen und sonstigen wenigen Handwerkszeugen, der andere kann auf einen komplett ausgestatten Werkzeugbau zurückgreifen. Im Ergebnis sind beide Messer gleich. Nur hat der eine den Vorteil, daß er für daß gleiche Endergebnis nur halb so lange braucht.

Jeder nutzt die Möglichkeiten, die einem zur Verfügung stehen. Nur sollte der Messermacher so ehrlich sein und seine Fertigungsmethoden offenlegen und nicht erzählen, daß alles von Hand gefeilt ist.

Grundsätzlich ist es legetim und für denjenigen, der Messer unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten herstellt auch sinnvoll, sich Gedanken über die Optimierung seines Herstellprozesses zu machen und diesen durch Vorrichtungen usw. zu verbessern oder auch schneller zu machen.
 
Als nur Anwender habe ich da schon ein Interesse.

Der Anteil der Maschinenarbeit ist mir relativ schnurz. Dabei erinnere ich nur an die "Handemade" Diskussion, wo der Aspekt eingehend beleuchtet wurde.

Zumindest sehe ich keinen bedingungsmäßigen Zusammenhang zwischen Maschine und Qualität, nach dem Motto: "Mit der Hand immer besser!"

Der Anteil der Fremdleistungen ist mir wichtiger im Zusammenhang mit einer Erklärung zum selbstgesetzten Qualitätsstandard.

Selbstverständlich wünsche ich mir Aussagen zur Qualität, die über ein "Alles super!" hinaus gehen. Gerade weil wir im Forum an einem Punkt sind, sachlich über Materialeigenschaften zu sprechen und dergl. mehr, sehe ich keinen Grund da irgendwie geheimnisvoll zu tun. Unter den Zielen, die bei der Messerfertigung zu errechen sind, geht jeder Macher seinen Weg. Seine Schwerpunkte, Vorlieben und sonstigen Herangehensweisen sind für mich sehr wichtig.

Ich will wissen, ob jemand immer nur das gleiche Material nimmt oder ob er eine Bandbreite zur Verfügung hat und wie er mit den Anforderungen an die WB bzw. an das Messer mit seinem Zweck umgeht.

Klare Aussagen: "Nein, mit diesem Ferrari können Sie keinen Hänger ziehen!" an Stelle von: "Ja, eigentlich ist der Ferrari für seine Schnelligkeit beliebt, einen Hänger können Sie schon einmal damit ziehen..bei "normalen" Straßenverhältnissen natürlich..!"
 
Hi.

Als nachvollziehbare Qualitätskriterien stehen für mich folgende Punkte:

1. Das verwendete Material
2. weitere beteiligte Firmen / Personen, wie Härtereien, Graveuere,...
3. Montage und Finish, d.h. Maßhaltigkeit, Unregelmäßigkeiten in Politur
und anderen "Kleinigkeiten", die zwar die Funktion nicht stören, aber
dennoch zeigen, wie genau und sorgfältig der Macher gearbeitet hat
4. Eventuelle Garantie des Machers, wäre vor allem wichtig bei beweg-
lichen Teilen wie Arretierungen und Lagern

Klar natürlich, dass man nicht alles direkt am Messer nachvollziehen kann. Aber der jweilige Macher kann bei den anderen Punkten im Normalfall genau Auskunft geben.

P.S.:Man sollte aber hier nicht den Fehler machen und nur nach perfekten Messern suchen. Schließlich werden manche Messer ja irgendwann auch mal benutzt und haben dann ihre Perfektion schnell eingebüßt. Dann lieber ein Messer mit einem kleinen Fehler auswählen - natürlich kein Fehler, der die Funktion beeinträchtigt oder eine Gefahr darstellt - und es dann jeden Tag in Händen halten und seiner Bestimmung als Werkzeug zuführen. Wenn es obendrein auch noch schön anzusehen ist, umso besser. Und die perfekten Stücke bleiben dann zu Hause in der Vitrine, wo ihre - hier natürlich erwünschte - Perfektion erhalten bleibt.
 
Ich wollte schon immer mal wissen ob Ihr als Anwender eigendlich auch an nachvollziehbaren Qualitätskriterien und auch an der Fertigungstransparenz bei handgefertigten Messern Interessiert seit.

Anteil der Fremdleistung gegenüber der Eigenleistung die von einem Macher erbracht wird.


Du weisst aber schon, woran Du da rüttelst. So gerne ich da was schreiben möchte, ich halt mich da raus :rolleyes: Den Rest und die Antwort auf Deine Frage, kannst Du Dir denken ;)

Grüße
Pitter
 
ein messermacher sollte sich nicht mit fremden federn schmücken.

wenn ich eine klinge von einem schmied oder klingenmacher benutze sage ich das klar und deutlich. was ist dabei, wenn ich eine klinge von z.b. borger, rumag oder abel verwende? die können das und die qualität stimmt. der rest stammt von mir und da stimmt auch die qualität. endergebnis ist ein gutes messer (-:
allerdings verschweige ich auch nicht wenn das messer komplett von mir aus eisen gedengelt und handgefeilt ist.

beim fremd härten würde ich ein zugeständnis machen. das soll der spezialist machen, um ein erstklassiges ergebnis zu erzielen.

wo ich dann aber doch einen großen unterschied mache, ist zwischen reiner maschinenherstellung in massenfertigung und handarbeit von vorne bis hinten, wie das z.b. redcloud oder bullet macht. da mache ich dann doch den unterschied zwischen der idee und ausführung durch die hand des messermachers, anstelle einer anonymen fräßmaschine, die teil um teil auspuckt. und das noch annähernd zum fast gleichen verkaufspreis! da komme ich mir dann als käufer doch etwas veräppelt vor.
 
Eigentlich ist es doch ganz einfach:

Wer ein Custom haben will, interessiert sich in der Regel mehr für das Produkt als jemand der ein Serienmesser erwirbt.

Natürlich bin ich als Anwender an der Qualität interessiert und natürlich interessiert mich, wie der Messermacher das Messer hergestellt hat.

Ein Beispiel: Ich habe neulich ein wunderschönes Damast-Messer geschenkt bekommen. Ich kenne den Messermacher, ich weiß wir er das Paket verschmiedet hat und ich kenne die Härtung. - Eine Geschichte, die dem Messer eine Idendität und "Persönlichkeit" für mich verleiht.

Selbst bei Serienfoldern finde ich Detaills über die Produktion interessant.

Dass bei der Produktion auch Maschinen verwendet werden, finde ich prinzipiell nicht schlimm, aber interessant ist es doch, ob jemand das Messer gefeilt oder gefräst hat. Ob jemand den Damast von Hand verschmiedet oder am Lüftelhammer arbeitet...

MHO

Es wäre vielleicht interessant, dass Messermacher - ähnlich wie bei Nahrungsmitteln - offen über die "Inhaltsstoffe" sprechen und dem Kunden mehr über das Messer erzählen. - Mir jedenfalls geht es so: Ein Produkt, dessen Werdegang ich kenne, bekommt einen höheren Wert - für mich!


Viele Grüße Paco
 
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