Rennofen im kleinen Maßstab

coccinelle

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Hallo,

ich schreibe gerade an meiner Examensarbeit, die sich mit der prähistorischen Eisengewinnung beschäftigt.
Für meinen praktischen Teil würde ich gerne einen Rennofen rekonstruieren. Da so ein Teil ja doch recht materialaufwändig ist, und es von Vorteil wäre, wenn man ihn auch mal im Unterricht einsetzen könnte, würde ich das ganze lieber in einem kleineren Maßstab machen.

Kann mir vielleicht jemand dafür Tips geben oder mir gar eine Anleitung zukommen lassen?
 
Da hast Du Dir einen sehr großen Stiefel angezogen.

Die Vorstellungen, die bisher so in der Literatur über die praehistorische Eisengewinnung verbreitet wurden, sind ziemlich unrealistisch- man stellt sich die Sache da viel zu einfach vor-wie das bei Theoretikern, die sich mit den Niederungen der Praxis nicht befassen, oft der Fall ist.

Du solltest Dich mit Romain Bohr (Luxemburg), Achim Wirtz oder Oliver (Mythbuster) in Verbindung setzen, die Dir absolut seriöse Informationen aus Theorie u n d Praxis geben können.

Für mich ist die Entwicklung der frühen Eisentechnologie ein großes Wunder, das dem Erfindungsgeist und der Beharrlichkeit der frühen Schmiede ein glänzendes Zeugnis ausstellt.

Nur mal als Gedankenanstoß: Das gü n s t i g s t e Ergebnis eines Rennfeuers ist ein morscher, poröser Klumpen, der durch vielfaches Schmieden von seinen Poren und Verunreinigungen gereinigt werden muß. Dem sieht man die spätere Brauchbarkeit des Materials noch lange nicht an.
Hat man die mühsame Arbeit des Reinigens und Verdichtens geleistet, so hat man ein weitgehend unlegiertes Eisenstück mit unbekanntem C-Gehalt.
Wenn man dieses Stück ausschmieden und in diesem Zustand verwenden wollte, so hätte man eben k e i n überlegenes Werkzeug, sondern etwas Butterweiches oder auch relativ Sprödes- im schlimmsten Fall beides.
Um zu einem wirklich brauchbaren-der bekannten Bronze deutlich überlegenen- Werkstück zu kommen, mußte man noch die Technik des Härtens u n d Anlassens entwickeln.
Im Nachhinein kann man leicht sagen, daß man das eben so entwickelt hat-sich vorausplanend diese erforderlichen Schritte auszudenken, finde ich genial.

Das Mini-Rennfeuer für den Unterricht ?-Auf dem Experimentiertisch in der Schulklasse wird das garantiert nichts. Im Freien ist das machbar.
Auch für ein kleines Rennfeuer braucht es aber Zeit und das Ergebnis ist für die Schüler sicher nicht eindrucksvoll-andererseits, welcher gesunde Bub zündelt nicht gern ?

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Die Herstellung eines Mini-Rennofens ist nicht unproblematisch. In der Regel sind die Öfen relativ hoch, damit das Erz über eine möglichst lange Strecke mit den reduzierenden Gasen im Ofen reagieren kann. Ein funktionierendes Ofenmodell einfach einige Nummern kleiner zu bauen, wird daher nicht zwangsläufig funktionieren!

Ein Stichwort für dich wäre evtl. "katalanisches Feuer". Kannst du auch mal hier im Forum suchen...

Gruß Jannis
 
.....ich schreibe gerade an meiner Examensarbeit, die sich mit der prähistorischen Eisengewinnung beschäftigt.
Für meinen praktischen Teil würde ich gerne einen Rennofen rekonstruieren. Da so ein Teil ja doch recht materialaufwändig ist, und es von Vorteil wäre, wenn man ihn auch mal im Unterricht einsetzen könnte, würde ich das ganze lieber in einem kleineren Maßstab machen.

Kann mir vielleicht jemand dafür Tips geben oder mir gar eine Anleitung zukommen lassen?
'So ein Teil' ist keineswegs materialaufwändig, aber Du brauchst Zeit.

Wir haben in Luxemburg an Pfingsten einen 'Hobbit'-Ofen erfolgreich eingesetzt, der nur ca. 1 m hoch war und ausgezeichnet funktioniert hat. Detaillierte Infos bekommst Du über die bereits von Ulrich Genannten, nämlich Romain Bohr (hier im Forum 'Unsel') und Dr. Oliver Metz (Mythbuster).

Um mit solchen Verfahren und Konstruktionen erfolgreich zu arbeiten, muss man Erfahrung haben oder von bereits gemachten Erfahrungen partizipieren. Es reicht nicht, das Ding anzuzünden und nach ein paar Stunden das Eisen herauszuholen! Andererseits ist es aber auch kein Hexenwerk, wenn man das geeignete Material hat und die technischen Parameter beachtet.

Viel Erfolg!

Gruß

sanjuro
 
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