Reparatur von Ausbrüchen

Besserbissen

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Ein paar Bilder meines Workflows:

Original:
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Ausbrüche:
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Atoma 400 zum Ausdünnen und rausschleifen der Ausbrüche:

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Dabei entdeckt man oft leichte Schleiffehler. Hier ist z. B. der Bereich vor der Spitze etwas zu stark ausgedünnt. Das korrigiere ich mit der Atoma ebenfalls etwas.

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Danach schleife ich die gröberen Kratzer mit Naniwa 800 raus und gehe dann auf Matador Schleifpapier für das Längsfinish.
Diesmal etwas feiner: 120-240-320-400

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Schneidfase mit 1K zum Test-Schnibbeln. Kleines Video folgt noch.

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Tolle Arbeit ! Der große Ausbruch ist schon ein ganz satter Zacken...
Beim Ausdünnen gleichzeitig die wirklich leichten Schleiffehler zu korrigieren,
bedeutet hohe Fachkompetenz ! Und tatsächliche Hingabe...
 
Sehr interessant, vielen Dank! Beim dritten Bild habe ich erst nicht erkannt, dass das Blaue Klebestreifen zum Schutz sind und ich wunderte mich, was das denn noch für riesige Brüche sind :)

Kannst du erklären, wie diese Ausbrüche entstanden und ob das situationsbedingt zu erwarten war? Oder deutet diese große Fehlstelle darauf hin, dass der Stahl dort nicht in Ordnung war?
 
Kannst du erklären, wie diese Ausbrüche entstanden und ob das situationsbedingt zu erwarten war? Oder deutet diese große Fehlstelle darauf hin, dass der Stahl dort nicht in Ordnung war?
Die Form der Ausbrüche deutet die Ursache an. Flache runde Ausbrüche findet man bei Überlastung. Eckige Ausbrüche können enstehen wenn die Bruchlinie auf Fehler im Gefüge oder Risse trifft.
 
Ich habe noch ein paar kleine Fragen:

Hast Du mit der Atoma 400 den kompletten Anschliff bearbeitet, also die gesamte breite Fase beim Schleifen flach aufgelegt?
Welchen Winkel hat der Anschliff des Messers in etwa, also der Keilwinkel zwischen den breiten Fasen?
Mit welchem Schleifwinkel hast Du die Schneidfase mit dem 1k Stein angelegt?

Viele Grüße
Mico
 
Hast Du mit der Atoma 400 den kompletten Anschliff bearbeitet, also die gesamte breite Fase beim Schleifen flach aufgelegt?
Nein, nur bis ca. 1 cm über der Schneide. Dabei mache ich eine ganz leicht konvexe Bewegung auf dem Stein. So lange, bis der Ausbruch entfernt und die Schneide auf 0 ist. Dann mache ich einen Schnibbel-Test ohne angelegte Schneid- bzw. Microfase. Wenn das Messer dabei gut läuft, kommt das Hand-Sanding und dann die letzte Korrektur des Schneidenverlaufs mit 1K-Stein.

Nicht jede breite Primärfase lässt sich einfach flach auflegen und gleichmäßig schleifen. Das Kurosaki hat z.B. einen ganz leichten Hohlschliff im hinteren Bereich.
Dem relativ grobem Querfinish nach zu urteilen (ca.160 Korn), verwenden sie einen Bandschleifer mit einem großen Kontaktrad. Ist aber nur eine Vermutung aufgrund des Schliffs.

Welchen Winkel hat der Anschliff des Messers in etwa, also der Keilwinkel zwischen den breiten Fasen?

Ich schätze ca. 5 Grad:
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Mit welchem Schleifwinkel hast Du die Schneidfase mit dem 1k Stein angelegt?
18,3 Grad je Seite (mit Nowi Pro).
 
Nach dem Ausdünnen lege ich eine kleine Schneidfase mit DMD 1000 an, um zu sehen, ob
1. Das Profil rund läuft (Wiegeschnitt) und im Push-Cut das Schnittgut sauber durchtrennt wird.
2. Wie die anderen Eigenschaften sind (FR und leichter Schnitt).

Wenn alles passt, kommt das Finish der Schneidfase - in diesem Fall bis DMD 12 K und Naturstein-Abschluss (letzterer ergibt kaum Sinn, ist aber authentischer für so einen Laser-Japaner ;).

Hier der Schnibbeltest:

 
Schöne Arbeit👌
Mich würde interessieren woran du merkst das es passt, oder eben nicht bzw woran genau du es fest machst und vor allem was du/wie du korregieren würdest?

Du hast doch in der Vorarbeit ballig auf 0 ausgedünnt. Was wären denn mögliche Änderungen? Das ganze nochmal nacharbeiten, nur noch etwas höher? Und somit noch ein wenig dünner? Was aber wenn es nicht ballig genug ist? Wie würde das nachgearbeitet werden? Dann müsstest du an der schneide "abtragen" um mehr Fleisch zu haben, welches du dann wieder ballig hoch ziehst? Somit verlierst du allerdings wieder ein wenig Gesamthöhe. Wir reden hier freilich nicht von centimetern aber immerhin...

Ich gehe davon aus das du bei der Bearbeitung einen gewissen Workflow hast und weißt wie es werden soll bzw wird, daher wirst du wahrscheinlich seltenst nacharbeiten müssen 👍 aber interessant wäre die Herangehensweise dennoch.

Gruß Fabian ✌️
 
Sieht aus als wäre das einen m^2 groß :D
Ja, das kommt fast hin ;). Das ist dieses:
Hackblock Thermobuche Stirnholz geölt 60 x 40 x 7 cm

Schöne Arbeit👌
Mich würde interessieren woran du merkst das es passt, oder eben nicht bzw woran genau du es fest machst und vor allem was du/wie du korregieren würdest?
Danke Fabian. Bei so dünnen Messern geht es beim Schneidtest vorwiegend darum, den Verlauf der Schneide zu checken. Man merkt ziemlich schnell, ob das Messer rund läuft. Manchmal arbeite ich den Bereich der Spitze oder am Kehl etwas nach. Oder man merkt irgendwo einen leichten Overgrind, dann muss man den gesamten Schneidenverlauf anpassen und eventuell auch wieder etwas ausdünnen.

Der ballige Schliff auf 0 ist bei diesem Messer nur minimal, die „Laser-Gene“ sollten ja schon erhalten bleiben. Es buckelt nach dem Ausdünnen auch wieder locker über den gesamten Schneidenverlauf.
 
Vielen Dank Torsten für das Ausbessern meines Messer. Ich bin absolut beeindruckt mit welcher Präzision du das Messer ausgebessert, getestet und gefinished hast und dabei sogar noch Schleiffehler finden und korrigieren konntest. Das ist ja jetzt besser als vor dem Ausbruch.

Ich bin jedenfalls hochgespannt, wie es jetzt schneidet.

Zudem kommt es nicht mehr an die Messerleiste, sondern in die Schublade, nicht dass meine Frau, Gäste oder sonstige Uneingeweihte das Messer wieder zum Brotschneiden zweckentfremden. ;)

Ich nehme an, dass ich zur Pflege/scharf halten mit einem Touchup mit 5k Shapton auf dem EP Klon mit 18 Grad nichts falsch mache?
 
Mein System war auf 18,3 Grad eingestellt, aber 18 Grad psst schon. Die Schneide ist ziemlich fein ;-)
 
Moin,

mich würde interessieren wie sich das Längsfinish im Gegensatz zum originalen Querfinish verhält. Konntes du dort Vorteile erzielen ?

Gruß Jörg
 
Moin Jörg,

nach meiner Erfahrung ist längs oder quer ziemlich egal bzgl. des FR. Lediglich die Körnung macht einen kleinen Unterschied (etwas gröber ist meist etwas besser).
Bei großen Messern geht ein Querfinish im zeitlich sinnvollen Rahmen nur mit Bandschleifer. Das ist mir bei fremden Messern aber zu riskant, vor allem wenn die Klinge so dünn ist.

Gruß Torsten
 
Hallo Torsten,

ich hätte evtl. mit einer Verschlechterung der Gleiteigenschaften gerechnet, dass aber nur als Vermutung. Hatte mal ein vom Kehlbild vielversprechendes Messer hier, welches aber auf Grund des Längsfinish nicht gehalten hat was es versprach.

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Gruß Jörg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hatte mal ein vom Kehlbild vielversprechendes Messer hier, welches aber auf Grund des Längsfinish nicht gehalten hat was es versprach.
Kommt darauf an, ob es wirklich am Längsfinish lag oder daran, dass ein Kehl-Bild nur Auskunft über einen sehr schmalen Bereich der Geometrie einer Klinge gibt. Man sieht eben nicht, wie die Geo der Klinge im Verlauf bis zur Spitze ist.

Dazu kommt, dass FR durch einen balligen Schliff nur erreicht wird, wenn sich die Klingendicke auf geringer Klingenhöhe verändert. Die Klinge also wenige mm über einer sehr dünnen Schneide schon eine verhältnismäßig große Materialstärke aufweist.
Anders gesagt: eine Klinge die einige mm hoch buckelt, hat in der Regel einen schlechten Food-Release. Da macht dann ein Quer- oder Längsfinish kaum Unterschiede.
 
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