Review - Aoki Aogami Super (AS) Wa-Santoku 19,5cm

Gabriel

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Aoki Aogami Super (AS) Wa-Santoku 19,5cm


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Prolog

Disclaimer - das folgende Review ist relativ lang und enthält viel Text und viele Bilder und könnte bei nicht Küchenmesser-Verrückten zu Langeweile oder Desinteresse führen...!!! :D

Ein Nachteil daran Erfahrung mit zunehmend vielen hochklassigen Messern machen zu dürfen besteht meiner Meinung klar darin, dass man abstumpft... Es gehört einfach immer noch mehr dazu ein Lächeln oder gar ein begeistertes Grinsen auf das Gesicht zu zaubern. Waren da früher schon nahezu alle frisch und gut geschärften Karbonstahlmesser in der Lage, muss es inzwischen eben etwas besonderes sein. Viele Messer schaffen das nicht mehr…
Und um es gleich vorweg zu sagen, das Aoki hat es geschafft… und zwar ganz gewaltig… ;)

Meine Erfahrungen mit den Messern der Marke Aoki waren bislang stets positiv. Vor einiger Zeit hatte ich ja schon dank eines freundlichen Mitgliedes hier Gelegenheit ein spiegelpoliertes Santoku von Aoki in Shirogami 1 zu testen. Dass ich von dem Messer sehr angetan war, kann man in meinem Review (Link) nachlesen. Vor ein paar Monaten habe ich mir dann mein erstes eigenes Aoki zugelegt, ein Tokujho Warikomi Kurouchi Nakiri (Review hier).
Als ein Arbeitskollege und ambitionierter Hobbykoch ein neues Santoku gesucht hat und dabei auch auf Aoki gestoßen war, war ich direkt sehr gespannt, welches es werden wird. Es wurde dieses Santoku hier in Aogami Super, dass er mir freundlicherweise für eine verlängerte Testwoche zur Verfügung gestellt hat.


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Daten

Klingenlänge: 19,5cm (gemessen 198 mm)
Klingenhöhe: 45,5mm
Klingenstahl: Schneidlage Aogami Super mit ca. 65 HRC
Beidseitiger Anschliff
Griff: oktagonal aus Ebenholz mit Wasserbüffelhornzwinge
Gewicht: 182g (laut Händler)
„Hergestellt von "Dento-Kogei-shi"-Preisträgern: handgeschmiedet von Schmiedemeister Togashi, handgeschliffen von Schleifmeister Tosa.“


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Verarbeitung & Finish

Das Messer kam bei mir nach ein paar Wochen Benutzung und schon den ersten Gebrauchsspuren – aber dazu später mehr – an. Die Verarbeitung ist wie man es von Aoki kennt und es bei dem aufgerufenen Preis von über 400€ auch erwarten kann nahezu perfekt. Im Gegensatz zum hier vorgestellten Spiegel-Santoku (Link sh. Prolog), kam die Klinge des AS nicht spiegelpoliert, sondern sehr fein satiniert und schon mit deutlicher Patina. Ansonsten gibt’s sich das Messer in Punkto Verarbeitung eigentlich keine Blöße. Das Kasumi-Finish der Klinge steht ihm sehr gut, der oktagonale Ebenholz-Griff ist astrein verarbeitet, die Einpassung der Hornzwinge nahezu ohne spürbaren Übergang.


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Auch Kehl und Klingenrücken sind schön geschliffen (ok, der Kehl könnte noch etwas schöner sein...) wie es in der Preiskategorie wohl auch sein sollte. Die Klinge sitzt kerzengerade im Griff (auch nicht selbstverständlich).


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Die Zwinge ist schwarz bis dunkelbraun und hat – zumindest auf der einen Seite – eine schöne streifenförmige Maserung. Natürlich ist es Geschmackssache, ich hätte mir hier eher eine Cremefarbene Zwinge mit brauner Maserung gewünscht aber schön ist diese hier auch.
Makel? Hm… ich denke der Griffverschluss könnte etwas sauberer gemacht sein, hier ist eine leichte Vertiefung sichtbar. Helle Kleberreste sucht man hier aber vergeblich. Sonst fällt mir da nichts ein…


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Klingengeometrie

Aoki stellt (jedenfalls soweit ich weiß) keine Laser her, dafür traditionell gefertigte Messer mit IMHO guter ausgeglichener Geometrie, die wie ich zunehmend für mich feststelle durchaus in Sachen Schneidperformance mithalten können je nach Schnittgut und Schneidtechnik. Das AS Santoku ist – und das muss ich wirklich so sagen – dann doch erstaunlich dünn ausgeschliffen. Bei der hohen Härte (65 HRC) und dem als nicht unbedingt unkritischen Stahl hatte ich eher eine „normale“ Geometrie erwartet, vielleicht mit so 0,25-0,3mm hinter der Schneide.
Fehlanzeige…
…das Santoku ist extrem dünn ausgeschliffen. Ich möchte an dieser Stelle keine direkten Vergleiche ziehen, aber es ist sehr nagelgängig über die gesamte Klingenlänge. Ich denke nicht, dass es wirklich viel dünner geht, aber lassen wir doch (auf wiederholte Nachfrage) die Zahlen und Bilder sprechen (die Messwerte entstanden übrigens nach einem Neuschliff, der mit Sicherheit ein paar Zehntel in der Klingenhöhe reduziert hat):


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Die Abweichung der Kurve „10mm vor Spitze“ begründet sich dadurch, dass der Messwert am Klingenrücken, also etwas über 10mm Höhe, aufgenommen wurde.


Kehlaufnahme solo

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Kehlaufnahme im Vergleich zum Tokujho Warikomi Kurouchi Nakiri (links)

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Kehlaufnahme im Vergleich zum Suisin Inox Honyaki 240mm Wa-Gyuto (rechts)

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Natürlich musste das Messer auch den berüchtigten Möhrentest über sich ergehen lassen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es ein Messer gibt, was dort deutlich besser abschneiden kann. Food release ist anständig (wenn ich da auch ein paar Messer kenne, die das noch besser können), kein Knacken… saubere glatte Scheiben...

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Demnächst werde ich mal ein besonders schönes und extremes Exemplar des Kamo Santoku testen, dem „Möhrenkiller“. Einen subjektiven Eindruck im Vergleich werde ich nachreichen… ;)


Klingenprofil

Das Santoku ist mit seiner angegebenen Klingenlänge von 19,5cm etwas länger als die üblichen 18cm. Mir persönlich kommt dies sehr zu Gute. Insgesamt habe ich in der Woche sämtliche Schneidaufgaben (abgesehen von Brot und Schälarbeiten) mit dem Santoku erledigt und selten etwas vermisst. Das Profil ist relativ flach, hat aber doch genug Bauch um wenigstens ein wenig wiegen zu können. Zum Zug-/Druckschnitt und Choppen taugt diese Klingenform jedenfalls sehr gut.


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Hier im Vergleich zum 180mm Tokujho Warikomi Kurouchi Nakiri (oben) und 180mm Carbonext Santoku (unten):

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Der Stahl

Aogami Super hat bei Vielen den Ruf eines hervorragenden Klingenstahls, manche halten ihn grade zu für Divenhaft in seinem Verarbeitungs-, Schleif- und Ausbruchverhalten. Wie schon erwähnt hatte das Messer einige Gebrauchsspuren schon. Damit war leider nicht nur die übliche Patina gemeint, sondern insbesondere eine Reihe von mittelgroßen Ausbrüchen im mittleren Bereich der Klinge. Laut Aussage meines Kollegen ist er vorsichtig mit dem Messer umgegangen, hat nichts Kritisches geschnitten und ein Holzbrett verwendet. Meiner Meinung nach wurde es hier mit dem dünn ausschleifen etwas zu weit getrieben im Auslieferungszustand und eventuell auch nicht hoch genug „poliert“ (Stichwort Kerbwirkung)…

Hier ein Bild vorher:

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Schnitthaltigkeit und Reaktivität

Aufgrund der Ausbrüche musste ich das Messer nach ein paar Testschnitten direkt am Anfang der Testphase einen neuen Grundschliff verpassen. Nach einer intensiven Session auf Chosera 600, Chosera 1000, Imanishi Bester 4000 und Ohira Toishi und dem Anbringen einer beidseitigen Mikrofase war das Messer sauscharf, egal wie man es definiert. Der Schneidfreude hat dies keinen großen Abbruch getan.

Hier ein Nachher-Bild (schon mit etwas Patina auf der Schneidfase):

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Die Schnitthaltigkeit war absolut auf oberstem Niveau. Über die ganze nächste Woche intensivster Benutzung kam das Messer ohne weiteres Abziehen aus. Die Reaktivität der bisher von mir getesteten Aoki-Messer würde ich generell im mittleren bis niedrigen Segment einordnen. So verhält es sich auch hier. Anfangs und nach Neuanschliff gab es ein paar leichte Reaktionen mit roten Zwiebeln, das klang aber schnell ab.


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Fazit

Man liest es vielleicht raus… selten hat mich ein Messer so begeistert wie dieses Aoki. Verarbeitungsqualität, Haptik, Schärfe, Geometrie, Standzeit… alles ist auf absolut höchstem Niveau. – der Preis nun mal leider auch… Einzig der für die extreme Stahlhärte etwas zu dünn ausgeführte Werksschliff trübt ein wenig das Bild. Nach dem Neuschliff gab es übrigens soweit ich gehört habe keinerlei Probleme mehr. Der Händler weist ausdrücklich darauf hin „Erfahrung mit japanischen Kochmessern aus Karbonstahl sollte bereits vorhanden sein. Wir empfehlen dieses Messer nicht für Schleifanfänger.“ – da könnte etwas dran sein.

So ein Messer verleitet einen einfach dazu zu schneiden... alles Mögliche... :glgl:

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Manchmal auch Dinge, die man sonst nie machen würde... wie z.B. eine Smörgastarta :glgl:

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Gäbe es das tolle Messer als Gyuto in über 240mm… ich würde wohl schwach werden :D


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Gruß, Gabriel
 
Servus,

vielen Dank für diesen tollen Bericht über ein überaus reizvolles Messer!

Ein Nachteil daran Erfahrung mit zunehmend vielen hochklassigen Messern machen zu dürfen besteht meiner Meinung klar darin, dass man abstumpft... Es gehört einfach immer noch mehr dazu ein Lächeln oder gar ein begeistertes Grinsen auf das Gesicht zu zaubern. Waren da früher schon nahezu alle frisch und gut geschärften Karbonstahlmesser in der Lage, muss es inzwischen eben etwas besonderes sein. Viele Messer schaffen das nicht mehr…

Hier kann ich dir aus eigener Erfahrung nur beipflichten, genauso ist es. Je mehr du kennst desto höher sind die Erwartungen an das nächste Stück. Und meistens bleiben diese Messer hinter den Erwartungen zurück.

Diese kunsthandwerklichen Meisterstücke von Aoki scheinen die letzte sichere Bastion zu sein, wo viele Eigenschaften sich zu einem beeindruckende Ganzen fügen und eine Enttäuschung ausbleibt. Das hat auf den ersten Blick seinen Preis, beim Zweiten relativiert sich das aber wieder, wenn ich mir die Preise eines Kato oder Shigefusa ansehe.

Deinen Arbeitskollegen kann man zu dieser Wahl nur beglückwünschen und dich zu solchen Arbeitskollegen. :D

Demnächst werde ich mal ein besonders schönes und extremes Exemplar des Kamo Santoku testen, dem „Möhrenkiller“. Einen subjektiven Eindruck im Vergleich werde ich nachreichen…

Auf die Ergänzung nach einem Vergleich aus dem Gedächtnis mit einem Kamo-To-Santoku bin ich gespannt! :D

Gruß, güNef
 
Moin,

danke güNef für die Blumen :)

Ja der Preis relativiert sich natürlich wenn man ihn mit ebenso teuren Messern vergleicht. Sobald man dann aber drüber nachdenkt, was sonst so die anderen Konkurrenten wären... Also ich muss z.B. sagen meinem alten Tontenkan Santoku Premium (ja inzwischen nicht mehr bei mir... NP ca. 50% des Aoki...) hat es in Punkto Verarbeitung & Finish nicht viel voraus. OK, ich finde das Aoki aufgrund der Holzwahl etc. optisch und haptisch ansprechender aber wenn wir rein über die Verarbeitunsqualität reden sind die beiden en par.

Allerdings lässt das Aoki das Tontenkan in Sachen Performance schon irgendwie in jeder Hinsicht hinter sich... es ist sein Geld schon irgendwie Wert... aber das muss ja sowieso jeder selbst entscheiden :hmpf:

Auf die Ergänzung nach einem Vergleich aus dem Gedächtnis mit einem Kamo-To-Santoku bin ich gespannt!

Ja wird nachgeliefert :D Mal gucken, vielleicht bekomme ich das Aoki ja dann nochmal, dann kann ich mal einen Möhrenkiller Vergleichsttest machen zwischen Ashi, Suisin IH, kleinem Koraat, div. Schanz-gedünnten Klingen, Kamo, Aoki, Tokujho, Shigefusa Mukimono.... und dem rostfreien Möhrenkiller, dem Tanaka SG2 Nakiri :glgl:

Vorschläge zur genauen Durchführung werden gerne angenommen :steirer:


Gruß, Gabriel
 
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So ein Messer habe ich.

Aogami-Super so verschweißen, dass Mittellage genauso schneidhaltig und robust wie eine Monostahlklinge bleibt ist sehr schwierig.

Ich habe eine solche Klinge umgeschliffen so dass Schneidwinkel bei 30° liegt. Damit kann man Brot ohne Ausbrüche schneiden.

Leider habe ich keine Zeit gehabt die Klinge gegenüber Anderen aus 1.2562 testen.

Beim Seil schneiden zeigte die Klinge nach 2 Schnitten eine komplett ausgebrochene Schneide, jedoch überhaupt keine tief gehende Risse.

Ein Kochmesser von Tritz (Monostahl, Feile, Schneidwinkel 30°) mit 62 HRc konnte nach 160 Schnitten rasieren.

Was die Schärfe angeht, erreicht man hier „Haarspaltende Ergebnisse“ leicht, die Schneide ist aber nicht gerade aggressiv (nach arkansas translucent). Später schärfe ich mit jap. Natursteine die Klinge, es konnte sein, dass die Ergebnisse dann sich bessern.

Also bis jetzt habe ich nicht richtig verstanden, wofür die Klinge besonders gut geeignet ist.

Die Klingengeometrie ist technisch perfekt gemacht, finde ich.

Mit Karottentest hab ich schon experimentiert. Jede billige auch „rostfreie“ Klinge, die dünner als Konkurrenten ausgeschliffen ist, schneidet da besser ab. So eine Klinge muss auch leicht ballig sein.

Also diese Aoki- Klinge ist für „Karottenwettbewerbe“ etwas dick.
 
Moin krassi,

Jaaa der "Möhrenkiller" AKA Kamo-135 .. da simmer mal gespannt wie es sich dagegen macht, weil es ist einfach auch bei mir der "Möhrengott".. eine "Möhrenolympiade" wäre echt klasse und da würde ich mich auch mit Bildern beteiligen ;)).. man müsste quasi eine Möhrennorm für den Test haben die überall vergleichbar ist , dann könnte man echt eine Masse an Vergleichen machen..

Wird allerdings das größere Kamo Santoku werden nicht das 135iger, aber davon die bisher hier dünnste extremste vorgestellte Variante :D

Aber ja... die Möhrennorm... die bräuchten wir dann wohl. Vorschläge zu dem Versuchsaufbau gerne an mich. Mein Vorschlag wäre es möglichst uniforme Möhren "aus einem Batch" zu nehmen... also ungefähr gleiche Dicke und gleiche Frische. Dann zwei Normdicken für die Möhrenscheiben (1x dünn, 1x dick) und natürlich auch eine gleiche Schnitttechnik & -geschwindigkeit. Und dann mal gucken wo es knackt und wo nicht und wo es klebt und wo nicht. Parallel kann ich natürlich auch dazu noch einen Schnitt auf der Waage machen um die benötigte Kraft zu messen.... oder so... :steirer:

Aber entschuldigt bitte das OT... hier geht es um das Aoki... Vorschläge und Anregungen zum Möhrentest bitte per PM oder Mail, danke ;)


Edit: Danke Dimm für deinen Post, leider erst grad gesehen...

Ich stimme dir zu, ein wirklich hervorragendes Messer. 30° Schneidwinkel könnte hier ebenfalls hinkommen. Wiegesagt, danach gab es keine Probleme mehr mit Ausbrüchen!

Also bis jetzt habe ich nicht richtig verstanden, wofür die Klinge besonders gut geeignet ist.

...ich würde sagen die Klinge ist ein guter Kompromiss, der viele Anwendungsbereiche abdeckt. Die klare Stärke würde ich aber bei mittelhartem Obst & Gemüse sehen.

Mit Karottentest hab ich schon experimentiert. Jede billige auch „rostfreie“ Klinge, die dünner als Konkurrenten ausgeschliffen ist, schneidet da besser ab. So eine Klinge muss auch leicht ballig sein.

Nicht unbedingt... Stichwort food release... wurde ja in einem anderen Thread auf mehreren Seiten schon ausgiebig diskutiert. Ballig sollte schon sein ja, oder eben ein ausgeprägter Shinogi-Knick oder raue Oberfläche oder oder... (bitte hier keine neue Diskussion zu dem Thema...)

Also diese Aoki- Klinge ist für „Karottenwettbewerbe“ etwas dick.

Ehrlich gesagt finde ich das Messer nicht besonders dick.... aber klar, ein Laser ist es natürlich nicht.

Gruß, Gabriel
 
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Disclaimer - das folgende Review ist relativ lang und enthält viel Text und viele Bilder und könnte bei nicht Küchenmesser-Verrückten zu Langeweile oder Desinteresse führen...!!! :D

[...]

„Hergestellt von "Dento-Kogei-shi"-Preisträgern: handgeschmiedet von Schmiedemeister Togashi, handgeschliffen von Schleifmeister Tosa.“


Meiner Meinung nach wurde es hier mit dem dünn ausschleifen etwas zu weit getrieben im Auslieferungszustand und eventuell auch nicht hoch genug „poliert“ (Stichwort Kerbwirkung)…


Von mir aus hätte das Review auch noch länger sein können. Habe es mit Vergnügen gelesen. Danke für die Vorstellung eines wirklich schönen Messers.

Die Frage, die sich mir aufdrängt, ist die nach dem Konzept der Geometrie. Hier war ja immerhin ein Schleifmeister am Werk, der alle hochwertigen Messer von Aoki schleift, also die Messer der Herren Doi und Togashi. Der macht das nun den ganzen Tag lang jahraus jahrein.

Muss man jetzt davon ausgehen, dass dieser dünne Ausschliff einfach im Bereich 'normaler' Schwankung bei Handarbeit zustande gekommen ist, das nächste Santoku also robuster sein könnte, oder ist - was japanischen Spitzenschmieden ja oft nachgesagt wird - die Konsistenz bei der Fertigung so hoch, dass für die nächste Klinge dieses Typs wieder das gleiche Bild zu erwarten ist? Dann wäre das Programm und nicht ein Fall von "Ups, ist jetzt aber verdammt dünn geworden - egal, geht noch.";)

Kann man natürlich nur mit Blick auf den Einzelfall nicht beantworten, und es wird sich auch niemand hundert Stück dieser Messer zulegen, um die Datenbasis zu erhöhen, aber interessieren würde mich das schon sehr.

Ich würde mal auf Programm tippen, habe ich bei meinem Shigefusa (in die andere Richtung) auch gemacht. Bei Dimms Aoki scheint es ja ein vergleichbar dünner Anschliff gewesen zu sein.
 
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Servus,

Laut Aussage meines Kollegen ist er vorsichtig mit dem Messer umgegangen, hat nichts Kritisches geschnitten und ein Holzbrett verwendet. Meiner Meinung nach wurde es hier mit dem dünn ausschleifen etwas zu weit getrieben im Auslieferungszustand und eventuell auch nicht hoch genug „poliert“ (Stichwort Kerbwirkung)…

wenn man es nicht selber erfahren hat, ist es schwierig zu beurteilen ob's an einem "überreizten" Schliff liegt oder am Nutzer. Für das Arbeiten mit einer solchen Klinge sind Vorbereitungen zu treffen. In erster Linie ein konzentriertes und kontemplatives hantieren. :haemisch: Ist ja kein Kato! :D

Gruß, güNef
 
Moin,

@atlantik:

Also bei der mir bislang bekannten Qualität der hochpreisigeren Messer von Aoki gehe ich persönlich nicht von einer Serienschwankung als Grund für die dünne Geometrie aus. Da es natürlich ein handgemachtes Produkt ist, wird es immer geringe Schwankungen geben... mit wachsender Erfahrungen der Meister sollte diese jedoch stehts geringer werden... Um das genau zu wissen, müsste man sonst natürlich mehrere Messer des gleichen Modells vergleichen was mir jetzt nicht möglich ist ;)

Interessieren würde mich das natürlich auch. Beantworten kann dir die Frage aber vermutlich nicht mal der Händler (aufgrund der geringen Stückzahlen) sondern vermutlich nur der Meister persönlich...

@Daniel:

Aogami Super ist... naja "ein Stahl mit Charakter" würde ich sagen. In US-Foren gibt es da ellenlange Diskussionen drüber. Jon Broida z.B. hält den Stahl für relativ ungeeignet für Messer und bevorzugt Shirogami oder Aogami 1/2. Ich persönlich bevorzuge ebenfalls Shirogami aufgrund der noch leichteren Schleifbarkeit und höheren Maximalschärfe (natürlich abhängig davon wer das Messer gemacht hat etc.). Inzwischen ist es aber schon das dritte Messer mit dem Stahl was ich getestet hab und bisher haben mich alle überzeugt. Vom Verhalten erinnert er mich zunehmend ein wenig an etwas spröderen weniger zähen 1.3505 (Kugellager)... gute Schärfbarkeit (wenn auch nicht bis zum feinsten Maximum) und sehr gute Standzeit.

Aber das ist natürlich nur ein subjektiver Eindruck, der auch nicht auf Stahlgefügeanalysen oder genauen Betrachtungen der Legierungselemente etc. beruht. Fakt ist, ich mag beide Stähle und kann mir sehr gut vorstellen, dass diese z.B. im Profieinsatz sehr ihre Stärken ausspielen können :)

@ güNef:

...wenn man es nicht selber erfahren hat, ist es schwierig zu beurteilen ob's an einem "überreizten" Schliff liegt oder am Nutzer. ...

So sieht es aus!

Ist ja kein Kato! :D

...wenn ich mir eins gekauft hab bekommst du es als Erster! ;)


Gruß, Gabriel
 
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Mein Kato ist vorne nah extrem dünn ausgeschliffen. Unter Mikroskop sieht man Hinweise auf nicht vollständig entfernte Gratreste.

Das Messer habe ich noch nicht geschliffen. Beim Schneiden von Fischgräten kann sich die Schneide leicht umlegen, was wesentlich besser als Ausbrechen ist.

Insgesamt existiert kein Wunder auf der Erde. Jede Geometrie hat Grenzen. Z.B. als ich z.B. mit einem Parang (Schneidwinkel von 30°, dünn ausgeschliffen, Klinge aus Feder, ca. 56 HRc) Hartholz getroffen habe, wurde die Schneide stark umgelegt und teilweise „auf Teile gerissen“.
 
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Servus,

Das Messer habe ich noch nicht geschliffen. Beim Schneiden von Fischgräten kann sich die Schneide leicht umlegen, was wesentlich besser als Ausbrechen ist.
Mein Kato ist vorne nah extrem dünn ausgeschliffen. Unter Mikroskop sieht man Hinweise auf nicht vollständig entfernte Gratreste.
Insgesamt existiert kein Wunder auf der Erde. Jede Geometrie hat Grenzen.

was die Welt der Wunder betrifft hast du völlig recht, eine Klinge die kompromisslos alle Eigenschaften vereint gibt es nicht. Was sich aber querbeet erkennen lässt, ist die unterschiedliche Herangehensweise an den Versuch. Dieses schöne Aoki ist von alten Meistern mit zusammen über 100jähriger Erfahrung gefertigt worden und hat diese Art des Anschliff bekommen, Kato teilt die Klinge fast in einzelne "Sektoren" ein, vorne eben sehr fein, Jürgen Schanz reduziert die Klingenstärke seiner schneidfähigsten Slim-Line-Reihe auf das absolute Minimum und lässt zur Klingenspitze hin, bewusst etwas mehr "Substanz hinter der Wate" um die noch verbliebene Stabilität nicht zu gefährden...


Alles verschiedene Konzepte, wir brauchen uns nur auszusuchen was wir wollen....;)

@Gabriel

Wenn ein Kato bei dir Einzug findet komme ich gerne darauf zurück! :super:

Gruß, güNef
 
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Servus,

Also ich muss z.B. sagen meinem alten Tontenkan Santoku Premium (ja inzwischen nicht mehr bei mir... NP ca. 50% des Aoki...) hat es in Punkto Verarbeitung & Finish nicht viel voraus. OK, ich finde das Aoki aufgrund der Holzwahl etc. optisch und haptisch ansprechender aber wenn wir rein über die Verarbeitunsqualität reden sind die beiden en par.

Allerdings lässt das Aoki das Tontenkan in Sachen Performance schon irgendwie in jeder Hinsicht hinter sich... es ist sein Geld schon irgendwie Wert... aber das muss ja sowieso jeder selbst entscheiden :hmpf:

da ich das TonTenKan Premium als Benchmark in Sachen Verarbeitungsqualität in der +/- 200,-Euro-Klasse und auch von der Schneidfähigkeit her in bester Erinnerung habe, ist dein abwiegen nachzuvollziehen!

Das von mir hervorgehobene und von dir verwendete "irgendwie" ist genau das so schwer zu artikulierende Gefühl, mit so einem Messer zu arbeiten. Ein schönes Beispiel eigentlicher Sprachlosigkeit, aber immerhin ein Versuch es dingfest zu machen! :D

Gruß, güNef
 
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Hi Gabriel,

auf diese Review habe ich schon lange gewartet, danke für den schönen Bericht
Ein in meinen Augen wunderschönes Santoku.

[B schrieb:
Fazit[/B]

Man liest es vielleicht raus… selten hat mich ein Messer so begeistert wie dieses Aoki. Verarbeitungsqualität, Haptik, Schärfe, Geometrie, Standzeit… alles ist auf absolut höchstem Niveau. – der Preis nun mal leider auch… Einzig der für die extreme Stahlhärte etwas zu dünn ausgeführte Werksschliff trübt ein wenig das Bild.

Deine Begeisterung kann ich voll und ganz Nachvollziehen.
Wobei mich interssieren würde wie du die Härte von 65 HRC empfunden hast und was du zur Bissigkeit der Schärfe sagst.
Mein Petty in AS ist zwar sauscharf aber etwas "Zahnlos" wenn du weist was ich meine.

Gruß Klaus
 
Moin Klaus,

danke, das freut mich zu hören :)

Wobei mich interssieren würde wie du die Härte von 65 HRC empfunden hast und was du zur Bissigkeit der Schärfe sagst.
Mein Petty in AS ist zwar sauscharf aber etwas "Zahnlos" wenn du weist was ich meine.

Also ich finde es immer relativ schwierig die Härte zu beurteilen, da es ja meistens eher Materialeigenschaften wie Sprödigkeit und Zähigkeit sind die man eher im Alltag merkt. Das beste Gefühl dafür bekommt man meiner Meinung nach beim Schärfen und beim Brettkontakt und ich muss sagen, beim Aoki erscheint mir die Angabe von 65 HRC sehr realistisch.... man merkt (im Gegensatz zum Kamo, wo ja aber auch die Härteangaben variieren) schon deutlich die 65 HRC. Definierter kann ich es leider nicht wiedergeben, tut mir leid.

Zur Schärfe kann ich sagen, dass die Schärfe, die ich mit dem Messer erreicht habe eigentlich sehr zufriedenstellend war, hanging hair Niveau und ähnlich zu den meisten meiner anderen Messern. Wobei man (finde ich) schon merkt, dass der Stahl doch etwas hinter z.B. Shirogami zurück bleibt in der Hinsicht. Dafür hält er die Schärfe aber auch deutlich länger (natürlich abhängig von Wärmebehandlung etc). Ich habe das Messer auf einem Ohira Toishi mit Mejiro Nagura gefinisht falls dir das weiter hilft. Die Bissigkeit der Schärfe hängt meiner Meinung nach hauptsächlich von der Schleiftechnik und den verwendeten Schleifmitteln ab...deshalb mag ich so gerne Natursteine... :)

Ich weiß, es ist etwas schwammig formuliert ohne Mikroskopie oder so, aber es ist IMHO schwer zu beurteilen. Ich kann nachvollziehen, warum du eine AS-Klinge als leicht weniger bissig bezeichnest. Im Vergleich zu Shirogami empfinde ich das auch so. Aber da liegen meiner Meinung nach eher Nuancen dazwischen.


Gruß, Gabriel
 
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Was Sprödigkeit angeht, ich finde die Klinge nicht gut.

Wenns um „andere Messerkulturen“ geht, ich denke, da würden solche Klingen raussortiert. Die Sprödigkeit kann man nur mit einer Härte von 65 HRc nicht erklären.

Dennoch es ist interessant zu versuchen "eine gemeinsame Sprache" mit dem Stahl zu finden. In der Gebrauchseinweisung gibt’s bestimmte Empfehlungen, welche Schleifsteine da passent sind. Ich bekomme noch einiges aus Japan und wenn ich Zeit haben würde, versuche ich.

Wie gesagt, nach dem Arkansas wirkt die Klinge schon „zahnlos“, ist aber dennoch schon scharf („geometrisch gesehen“).
 
Hi Gabriel,

du hast es gut getroffen wie ich es gemeint habe.

Also ich finde es immer relativ schwierig die Härte zu beurteilen, da es ja meistens eher Materialeigenschaften wie Sprödigkeit und Zähigkeit sind Ich habe das Messer auf einem Ohira Toishi mit Mejiro Nagura gefinisht falls dir das weiter hilft. Die Bissigkeit der Schärfe hängt meiner Meinung nach hauptsächlich von der Schleiftechnik und den verwendeten Schleifmitteln ab...deshalb mag ich so gerne Natursteine... :)


Im Vergleich zu Shirogami empfinde ich das auch so. Aber da liegen meiner Meinung nach eher Nuancen dazwischen.

ich finishe auf einem Awasedo Hideriyama mit Mikawa Shiro Nagura und hab mit dieser Kombination meine Schleifergebnisse nochmal gesteigert,
nur beim Aogami Super nicht so. Vielleicht erwarte ich von dem Aoki Petty auch zuviel, weil es eins meiner schönsten Messer ist.


@Dimm von welchen Schleifsteinen ist in der Gebrauchsanweisung die Rede, kannst du da was weitergeben.

Gruß Klaus
 
Also mit meinem Ohira hat es gut geklappt :)

Aber ich sehe keinen Grund warum es nicht auch mit einem Hideriyama gehen sollte...


Gruß, Gabriel
 
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