Review aus fünf Blickwinkeln: Zakuri Petty 135 mm

Gabriel

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Review aus fünf Blickwinkeln:

Eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, daher haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.

An dieser Stelle wollte ich euch ein weiteres Messer aus unserer Messerzirkel-Testreihe präsentieren. Um es gleich vorweg zu nehmen lautet das Thema hier: Keilwirkung vs. Klingenstahl. Das Messer um welches es sich dreht ist das:

Zakuri 135mm Petty (bzw. laut Tosa Hocho: Yanagiba)

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Daten

Klingenlänge: 135 mm
Klingenstahl: Schneidlage aus Aogami 1, Außenlagen nicht-rostfrei mit Kurouchi Finish
Griff aus Magnolie mit Büffelhornzwinge

Erster Eindruck

Zu allererst sollte gesagt werden, dass das Messer in stark gebrauchtem Zustand zu mir kam und seit Jahren wohl recht viel in der Profiküche mitgemacht hat. Laut Info des Besitzers wurde es zudem des Öfteren abgeschliffen und versucht auszudünnen – erkennbar an dem quasi vollständig entfernten Kurouchi. Ehrlich gesagt gefällt es mir so deutlich besser als im Originalzustand, zum einen optisch und zum anderen wird auch die sehr raue Verarbeitung des Messers dadurch etwas „abgemildert“. Der erste optische Eindruck war demnach gar nicht mal schlecht… insbesondere Preis und Klingenstahl im Hinterkopf behalten.

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Benutzung und Geometrie

Unspektakulärerweise wollte ich Salatgurke, Tomaten und Zwiebeln für einen Sandwich schneiden. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich Gurken bevorzugt in der Katsuramuki-Technik (kennt man z.B. von Daikon Rettich…)
…schäle und auch dann gern Fäden daraus schneide wenn mir danach ist. Normalerweise benutze ich dafür mein Masamoto KS Sujihiki oder bei kleinen Stücken auch gern mal mein Schanz Petty. Die beiden Messer haben sich da als ganz gut geeignet herauskristallisiert solange ich (noch) kein Usuba besitze.
Um es kurz zu machen… mit dem Zakuri Petty bin ich kläglich gescheitert! Schon beim Abschneiden des Stückes der (schon ein wenig weichen) Gurke merkte ich ein „Knack“ wie man es sonst hauptsächlich nur von Möhren und ähnlich hartem Schnittgut kennt. Für die Anwendung der Katsuramuki-Technik hat sich die Klinge ebenfalls als unbrauchbar herausgestellt. Das Zerteilen der recht weichen Tomaten ging dank des frisch aufgebesserten Schliffs und dem Stahl, der wirklich schnell eine ausgezeichnete Schärfe annimmt äußerst leicht von der Hand. Zwiebeln schneiden musste die Klinge ebenfalls, jedoch musste sie (trotz hoher Schärfe) eher mit Gewalt durch die Zwiebel gezwängt werden als dass sie durchglitt wie ich es inzwischen gewohnt bin.
Dem Verhalten zugrunde liegt natürlich die Geometrie der Klinge, die wie ich leider sagen muss eine der gröbsten und schlechtesten ist, die mir bei einem Küchenmesser je untergekommen ist. Selbst das eigentlich auf Küche-Outdoor-Crossover Anwendung ausgelegte Wilkins Ryback BC hat hier eine leicht schneidfreudigere Geometrie.

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Geometrievergleich zum Jürgen Schanz Lucidus Petty (links):

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Vergleich Rückenstärke (von oben nach unten): Zakuri Petty, Schanz Lucidus Petty, Wilkins Ryback Bushcrafter, Koraat Custom Vespermesser

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Allerdings weiß ich nicht, wie das im Originalzustand ausgesehen hat. Ich vermute leider aber, dass die Geometrie durch das Schleifen des Besitzers nicht negativ beeinflusst wurde.

Schnitthaltigkeit und Reaktivität

Die Reaktivität liegt wie ich finde genau im zu erwartenden Bereich. Prinzipiell würde ich sagen, dass diese in Ordnung geht. Da kenn ich wesentlich reaktivere Messer. Die Schnitthaltigkeit wage ich nicht vollends zu beurteilen. Das Messer kam in einem ordentlichen Schärfezustand bei mir an, wurde (auch zwischendrin) abgezogen. Allerdings hat es nicht allzu oft den Weg in meine Hand gefunden. Zum einen aufgrund der oben beschriebenen Eigenschaften und zum anderen, da ich persönlich eher weniger mit Messern dieser Größe arbeite und wenn, dann sind es eher Aufgaben, welche wenig Brettkontakt haben und der Schnitthaltigkeit nicht viel abverlangen.

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Fazit

Auch wenn mir das Messer (abgesehen von dem wie ich finde lächerlich großen und plump wirkenden ZAKURI-Schriftzug) in dem abgeschliffenen Zustand ganz gut optisch gefällt, würde ich es weder kaufen noch weiterempfehlen. Ein Messer mit einer derart grobschlächtigen Geometrie verfehlt meiner Meinung nach den Sinn eines Pettys. Da gibt es in quasi jeder Preisklasse bessere Alternativen (von Herder, Schanz, Suisin, Ashi, JCK…). In dieser Messerform kann auch der hervorragende Klingenstahl nicht viel herausholen, da er seine Stärken wie ich finde aufgrund des Einsatzgebiets nicht richtig ausspielen kann.
Zum Abschluss: auch wenn das Fazit eher negativ ausfällt – vielen Dank trotzdem für’s Testen dürfen!

Gruß, Gabriel
 
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Zakuri Petty 135mm

Eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, daher haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.






Wie ich schon häufiger erwähnt habe, bin ich kein Freund des kleinen Messers. Aber während ich den Sinn von kurzen Office-Messern für feine Präparationen und zum Schälen schon noch verstehe, hat sich der Sinn des Pettys mir bis jetzt nicht erschließen können. Ich habe mich aus schierer Hoffnung, dies würde sich mir doch durch einen mutigen Sprung ins kalte Wasser erschließen, in den Besitz eines Schanz Pettys gesetzt – die Erleuchtung blieb leider aus. Außerdem gehört in die Vorrede die Anmerkung, dass der Besitzer dieses Messer ihm schon kräftig zugesetzt hat. Es hat über die Jahre kräftig Federn gelassen und ist nicht unbedingt vergleichbar mit der Neuware.

Der Griff ist ordentlich verarbeitet, auch wenn man in die Tiefe der Angelbohrung recht schamlos hinein schauen kann. Die Zwinge ist aus Holz und sauber aufgesetzt. Ich mag zwar keine Holzzwingen, aber diese ist noch eine der erträglicheren. Die Klinge ist natürlich wie gewohnt mit dem dick geletterten und in meinen Augen geschmacklosen Zakuri-Schriftzug gestempelt. Die Schmiedehaut und den Werksschliff hat das Messer komplett verloren, weshalb ich diesen nicht beurteilen kann. Die Klinge lässt aber doch die recht rustikale Verarbeitung der Schmiede ohne weiteres immer noch erkennen. Auch die mit kräftig recht wohlwollend umschriebene Geometrie vermögen die Jahre Gebrauch nicht verschleiern. Ich habe das Messer sehr viel zum Parieren von Fleisch eingesetzt, wobei der Stahl keinen Schärfeverlust und eine gute Schneidleistung zeigte. Trotzdem würde ich der Geometrie wegen dieses Messer niemandem ans Herz legen.





 
Servus,

Zakuri 135mm Petty (bzw. laut Tosa Hocho: Yanagiba)


Eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, daher haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.


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Vor diesem Moment hat mir gegraut, aber ein Mann ein Wort, ich liefere jetzt meinen Bericht zum Tosa Hocho Yanagiba in 135mm Klingenlänge ab.

Bevor ich über die unsägliche Geometrie herfalle, ein paar Bilder und Worte zu den Tosa’s an sich.

Hier der Kehl, oder eher "Keil":

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Hier ein Vergleich mit einem ebenso einfach gefertigtem Pallares Solsona:

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Hier die kaum ausgeschliffenen Klingenspitze im Vergleich mit einem Herder 1922 Office:

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Ich nehme eines vorweg, ich persönlich mag diese einfachen und ursprünglich-traditionell gefertigten Messer sehr. Die haben Charme und Charisma. Ich möchte damit jedwedes Vorurteil entkräften, ich sei nur an dünnen und dünnsten Messer interessiert und meine Erwartungen in ein Tosa seien viel zu hoch angesetzt!

Ich zitiere mich da mal selber:

„Das sehr grobe Finish, also angefangen von einem unregelmäßigen Schliff, etwas verzogenen Klingen, Schmauchspuren rund um den eingebrachten Erl u.s.w. sind jetzt nicht nur Verarbeitungsmängel von einem schlampigen oder unfähigem Schmied, sondern wohl eher eine Art Ausdruck und Philosophie des "Notwendigen" und nichts darüber hinaus. Also eine gewollte Einfachheit, reduziert auf den Bedarf, mit dem Verzicht auf Ästhetik, wenn man so will!“

Dieses Konzept bezeichnet Wabi-Sabi.

Mit dieser Haltung kann ich was anfangen, mit einer Klinge die spaltet, aber nicht schneidet weniger bis nichts! Selbst das einfachste Messer sollte seine primäre Funktion erfüllen und zwar zumindest zufriedenstellend, besser begeisternd aber bitte nicht enttäuschend!

Zum Thema rohe Verarbeitung:

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Genau das finden wir hier vor. Ich bin ohnehin kein Freund kleiner Messer, durfte aber zu Beginn dieses Zirkels bereits mit einem hochkaräter wie dem Schanz Petty Carbon Bekanntschaft machen, einem in Verarbeitung, Material, Schneidfreude und Preis ganz am Ende der Fahnenstange angekommenen „Kleinmesser“

Schälarbeiten, wie Knoblauch von der Papierhaut befreien klappen ja noch ganz gut, aber ein hart gekochtes Ei in gleichmässige Scheiben schneiden ohne das die harte Dotter aus dem Eiklarrahmen fällt ist schon ein Gefudel. Für ein Messer dessen primäre Aufgaben in meinem Besitz das vorbereiten von kalten Happen wäre, ist es einfach ungeeignet!

Für jemanden der kleinen Messern wenig abgewinnen kann, kugelt aktuell einiges bei mir herum! :D

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Jetzt liegt das abgearbeitete Zakuri Petty vor mir, gezeichnet von einem harten Leben in der Profiküche. Eine optische Beurteilung macht hier keinen Sinn mehr.

Eine zur Funktion eigentlich auch nicht, die Geometrie ist nicht nur „robust“, sie ist roh und grobschlächtig. Ich wüsste nicht für welche Aufgabe ich so eine Klinge brauchen könnte.

Mag sein das ein Profi dafür einen Verwendungszweck findet, was ja offensichtlich ist bei dem Gebrauchszustand, ich benötige das Zakuri Petty in meinem Haushalt aber nicht.

Den Einsatzzweck in der Profiküche werden wir hoffentlich noch erfahren, dass dieses Messer möglicherweise für Tätigkeiten hergenommen wird, an die wir nicht im Traum denken, würde mich nicht überraschen.

Jemand, der ein sehr einfaches und traditionell geschmiedetes Messer sucht, dem sollte einfach vor dem Kauf klar sein, dass andere Konzepte (moderne Monostahlklingen) weit besser schneiden können als solche wie diese hier.

Ein verklärter Blick ist manchmal trüb!

Gruß, güNef
 
Zakuri Petty 135 mm

Da eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.


Um die geneigten Leser nicht zu langweilen, fasse ich mich an dieser Stelle sehr kurz. Meine Vortester haben über das kleine rustikale Zakuri-Petty bereits alles Nötige gesagt und sehr nett formuliert.

Viel Positives kann man dem kleinen Ding wirklich nicht abgewinnen. Es liegt gut in der Hand und Griff und Zwinge sind gut angepasst.

Jedoch muss die wirklich fette Klingengeometrie als grottenschlecht bezeichnet werden. Sie ist völlig ungeeignet für das Schneiden von Gemüse, welches eine höhere Festigkeit hat als eine Matschtomate. Ich habe das Messer nur einmal verwendet, um für meine Hunde Obst und Gemüse für den Mixer vorzubereiten und ich muss leider sagen, dass alle meine Billigkneipchen, die regelmäßig in die Spülmaschine wandern und nur mit dem Keramikstab geschärft werden, um Welten besser schneiden als das Zakuri. Und das, obwohl das Petty alles andere als stumpf war. Nur ist seine Klingengeometrie derart grob, dass jeder Schneidversuch in einem mühsamen Spaltvorgang endet.

Schwatvogel hat das Messerchen zum Parieren von Fleisch benutzt; ich kann mir vorstellen, dass das einigermaßen funktioniert. Ansonsten fällt mir kein wirklicher Verwendungszweck dafür ein.


Fazit

Schade um den guten Stahl, der bei der Herstellung des Zakuri-Pettys verplempert wurde – da hätte man mehr daraus machen müssen. So ist es in meinen Augen leider einfach nur ein Negativbeispiel für ein handgeschmiedetes japanisches Küchenmesser.

Gruß
Pflaster
 
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