Review Gyoto Hocho von Dick

rfindigo

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Aus einer Laune heraus habe ich mir vor einiger Zeit ein Gyoto Hocho von Dick bestellt. Ich hatte bisher keine Erfahrungen mit asiatischen Kochmessern und daher ist mein Review vielleicht nicht besonders kompetent aber vielleicht trotzdem für einige Interessant.

Das Messer ist mit 29€ eher in der "preiswert" Kategorie einzustufen.
Die Beschreibung von Dick sagt dazu folgendes:

"Klingenlänge 140 mm, Stärke 1,8 mm.

Das vielseitigste Messer für die feine Küche. Die spitze Klinge ermöglicht exaktes Arbeiten.

Kompakte japanische Kochmesser mit schöner Holzscheide. Ideal auch für den mobilen Einsatz im Picknickkorb, Boot oder Wohnmobil. Griffe und Scheiden aus naturbelassenem, weitgehend wasserresistentem Bubingaholz. Klingen dreilagig, harter Karbonstahlkern, beidseits mit (rostfreiem) Edelstahl plattiert."

Bei dem Preis hab ich da keine Wunderdinge erwartet.
Freudige Überraschung beim auspacken! Das Teil sieht so aus, wie auf der Website, ist gut verarbeit und sehr scharf. Verarbeitungsmängel sind keine zu erkennen. Das Messer ist angenehm leicht und liegt trotz des filigranen Griffs gut in der Hand.
Der erste Praxistest an Putenfilets war auch sehr überzeugend. Das Messer gleitet geradezu durch das Fleisch und auch Gemüse schneidet sich locker und mit glattem Schnitt. Einen Langzeitbericht kann ich noch nicht liefern, da das Messer erst 3 Wochen im Einsatz ist aber bisher schlägt es sich sehr gut und wurde auch noch nicht nachgeschärft.

Ein wenig Ernüchterung kam dann allerdings auf, als ich das Messer reinigte. Das weitgehend wasserresistente Bubinga Holz nimmt Wasser liebend gerne an und die Fasern stellen sich unangenehm auf. Zusätzlich stört mich, daß im Griff vorne an der Zwinge ein ungefülltes Bohrloch von ca. 3mm Durchmesser war und dort zwangsläufig Wasser und verirrte Hühnchenreste reingeraten können. Stört irgendwie ein wenig mein Hygiene Bewußtsein ;-)
Wie sieht das eigentlich bei höherwertigen Messern aus??

Da ich es nicht so lassen wollte und bei 29€ der Verlust auch nicht so groß ist, wenn man's versaut, hab ich dann ein wenig rumexperimentiert.
Zuerst hab ich versucht das Loch mit Starbond auszufüllen. Das Messer hatte ich dazu mit der Klinge nach oben einen kleinen Schaubstock gespannt und vielleicht einen halben Milliliter mit einer Spritze in das Bohrloch gefüllt. Leider war das Loch damit noch nicht gefüllt und der Kleber trat nach einiger Zeit durch die Poren des Holzes am Griffende wieder aus :confused: .
Erster Versuch gescheitert!
Nach zwei Tagen Trockenzeit versuchte ich es dann mit Gießharz. Das Bohrloch ließ sich damit füllen und unten trat auch nichts wieder aus - warscheinlich waren die Poren mittlerweile durch das Starbond versiegelt und das Gießharz eh zu zähflüssig.
Die Stirnseite des Griffs war damit versiegelt und die Hünchenfetzen haben keine Chance mehr!

Blieb noch die Wasserresistenz des Holzes...
Um mal unterschiedliche Methoden auszuprobieren habe ich nach Feinschleifen des Griffes und der Holzscheide die Holzscheide mit Leinöl eingelassen und den Griff mit selbstgemachter Schellackpolitur behandelt. Auch wenn es einige Kritiker der Schellackmethode gibt, mir gefällt es eigentlich ganz gut und ich kann auch nicht sagen, daß sich die Politur übermäßig schnell abnutzt.
Beide Methoden haben gut funktioniert! Der Griff ist jetzt "Abwaschtauglich" und auch die Scheide nimmt gelegentlichen Kontakt mit Wasser nicht mehr übel. Abgesehen von den praktischen Aspekten sieht das Messer nun auch um einiges wertiger aus (auch wenn's vorher schon nicht schlecht war!).

Fazit: Für kleines Geld ein scharfes Messer mit Stil. Kleine Verbesserung machen das Messer wirklich zu einem sehr praxistauglichem Werkzeug.

Angehängt noch ein Bild vom Ergebnis der Verbesserungsaktionen

Grüße,
rfindigo
 

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Hallo rfindigo,

besten Dank für den interessanten Bericht und das sehr gute Foto :super:
Wäre es vielleicht machbar ein Detail-Foto von besagtem Bohrloch zu machen?

Gruß

HoMy
 
na da kann ich nur sagen "gut gebastellt"

jetzt schauts tip -top aus :super:


Zusätzlich stört mich, daß im Griff vorne an der Zwinge ein ungefülltes Bohrloch von ca. 3mm Durchmesser war und dort zwangsläufig Wasser und verirrte Hühnchenreste reingeraten können. Stört irgendwie ein wenig mein Hygiene Bewußtsein ;-)
Wie sieht das eigentlich bei höherwertigen Messern aus??


nein, leider ist dies von messer zu messer verschieden, auch mein kobayashi, hat da ein kleines löchlein

ich bin da ganz deiner meinung "das könnte besser sein"
 
Bilder on dem Löchle kann ich leider keine mehr machen - ist ja nun dicht :ahaa:
Scherz beiseite, ich vermute mal, daß es vielleicht mit der Verarbeitungstechnik zu tun hat. Das Loch sitzt mittig im Stirnholz und hat vielleicht mal einen Dorn gehalten der als Halterung beim Drechseln gedient hat!?!?!?
Der Schlitz der den Erl hält ist dann vermutlich nachträglich eingearbeitet...

Wer weiß mehr???

Grüße,
rfindigo
 
rfindigo schrieb:
Das Loch sitzt mittig im Stirnholz und hat vielleicht mal einen Dorn gehalten der als Halterung beim Drechseln gedient hat!?!?!?
Der Schlitz der den Erl hält ist dann vermutlich nachträglich eingearbeitet...
Hallo Rfindigo,

bis auf eins haben meine Messer hinten dieses Loch nicht, wobei ich fast nur achteckige Griffe habe.

Ich persönlich würde den Rohling in eine Lehre einspannen und mit einer Tischfräse fräsen. Ein Dorn wäre bei einem solch kleinen Werkstück nützlich.

Die Griffe zeigen übrigens bis auf das Loch keinerlei Spuren einer Maschine und sehen eher von Hand bearbeitet aus, jedenfalls die letzten Arbeitsgänge. Da die Griffe ja auch noch in die Kuhhornzwinge eingepasst werden, ist das wahrscheinlich am wenigsten Arbeit.

Gruß Peter
 
ahhh so,

ihr meint hinten?

da hat meines auch kein loch.

ich dachte da wo der erl rein geht da ist es nicht 100% dicht.
 
albino schrieb:
ich dachte da wo der erl rein geht da ist es nicht 100% dicht.
ja, das ist ja das Problem. Ich hatte mich auf das Drechseln bezogen, hinten hat der Dorn nur ins Holz gedrückt.

Gruß Peter
 
@ Albino

Doch, da wo der Erl reingeht ist (war) dieses Loch und da die Zwinge nicht bis an den Erl geht, lag zudem auch noch sehr viel unbehandeltes Stirnholz frei...

Ich schätze mal der Lochdurchmesser war so um die 3mm und die gesamte Sirnfläche hat so um die 15mm.

Grüße,
rfindigo
 
wenn ich wieder mal in solingen bin,

muss ich mal bei mizuno schauen ob die, in diesem punkt auch besser sind.
 
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