Riss im Amboss

hallbjoern

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Hallo, liebe Leute,

ich habe sehr günstig einen sehr alten 190 Kg Amboss bekommen. Der hat am Ansatz der abgeflachten Seite einen Riss, der sich von unten bis ca. 20 mm unterhalb der Bahn zieht. Er geht auf der Unterseite bis ca. Mitte der abgeflachten Seite (wie nennt man diese Seite eigentlich? Jedenfalls gegenüber vom Horn). Nun meine Frage:

Kann man so einen Riss aufschweissen? Oder reisst der immer wieder auf? Ich weiß natürlich auch, dass es Firmen für so etwas gibt. Ich scheue mich aber - schon aus Kostengründen - den Amboss überhaupt zu verschicken und würde natürlich lieber eine günstigere Lösung finden. Ich kenne auch einen sehr guten Handwerker, der jede Form von Schweissen beherrscht (er ist vom Fach). In dieser Frage ist er aber unkundig und von daher eher abgeneigt, das anzugehen - es sei denn, ich hätte detaillierte Info´s, was man tun muss - oder was man besser lässt.

Freue mich über kompetente Ratschläge!
Hallbjoern
 
hallbjoern schrieb:
...ich habe sehr günstig einen sehr alten 190 kg-Amboss bekommen. Der hat am Ansatz der abgeflachten Seite einen Riss, der sich von unten bis ca. 20 mm unterhalb der Bahn zieht. Er geht auf der Unterseite bis ca. Mitte der abgeflachten Seite (wie nennt man diese Seite eigentlich? Jedenfalls gegenüber vom Horn). Nun meine Frage:

Kann man so einen Riss aufschweissen?

Deine Beschreibung lässt eine Beurteilung für mich nicht zu. Wenn aber der Riss tiefer als nur wenige Millimeter ist, kann man natürlich nicht durchschweißen. Dadurch wirst Du, je nach Position des Risses, immer ein Bruchrisiko haben.

Vielleicht stellst Du Markus Balbach mal den Amboss vor? Der arbeitet nämlich in seiner Schmiede auf einem Amboss, bei dem ein Horn angeschweißt wurde, und könnte sicher mehr über die Möglichkeiten einer Reparatur sagen. Im Prinzip hast Du aber schon einen vernünftigen Weg aufgezeigt, um das Teil dauerhaft zu reparieren: Fa. REFFLINGHAUS. Wenns gut gelingt, hast Du dann einen Amboss fürs Leben!

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Problem kann man pauschal nicht beantworten.
Heute werden Ambosse aus niedrig legiertem Stahlguss hergestellt. Da dein kranker Freund schon "sehr alt" ist, kann außer ner Analyse der Zusammensetzung dieses Stahles keine Seele sagen, was tatsächlich drin ist.
Was drin ist, entscheidet aber wiederum ob der Stahlguss "schweißgeeignet" ist oder nicht.
Gehst du vom ungünstigsten Fall aus - und das solltest du - dann würde ich empfehlen, das Ende des Risses mit nem 5er Bohrer auszubohren. Das heisst, du bohrst einfach ein ca. 15mm tiefes Loch knapp hinter dem, was du noch als Riss erkennen kannst.
Dann solltest du versuchen, mit ner kleinen Flex, dem Riss folgend, in den Amboß zu schneiden. Das sollte so tief und breit erfolgen, dass du mit ner 3,2er Elektrode zum Schweissen einigermaßen beikommst. Wenn dein "Graben" 10mm tief ist, sollte das reichen. Mehr hilft in dem Fall nicht unbedingt mehr.
Geschweisst wird das Teil mit ner Nickel-Basis-Elektrode. Die nimmt man normalerweise zu Reperaturzwecken an Grauguß.
Sie hat den Vorteil, dass sie 1. gut verbindet, 2. bedingt durch das Nickel Spannungen "vernichtet", d.h. dem Riß die Lust am Wachsen nimmt.
Ni-Basiselektroden bekommst du einzeln im Werkzeughandel.
Achtung: Die Dinger qualmen wie verrückt.
Ein letzter Tip: Schlag in Zukunft auf die andere Seite ;)
 
Amboss schweißen!?

Hallo hallbjoern,

Das Problem ist, das man als "normalsterblicher" das Rissende nicht erfassen kann. Nur so kann mann meines erachtens ein fortscheiten des Risses sicher beenden. (Der Riss wird doch größer oder? ggf. die Rissenden abkörnen und warten ;) ). Ich würde mit dem anschweißen warten bis das Horn ganz ab ist. :irre:

O.K. jetzt mal ganz ernst!

Versuche einen Spezialisten zu kontaktieren.
(Reflinghaus ist da sicher nicht die schlechteste Idee :super: ).

Wenn du einmal geschweißt hast muß es direkt sitzen. Ein nachschweißen bringt dann keine Verbesserung mehr im Gegenteil es wird immer schlimmer!

Solltest du selbst schweißen(lassen) must du ein Totalverlust des Horns einkalkulieren! (Manchmal klappt es manchmal nicht!!!!)

Ich empfehle folgendes vorgehen:

Ausrüstung:
- großer Winkelschleifer
- wirklich großes E-Schweißgerät (wegen der ED)
- Nickel-Basis-Elektoden oder alternativ möglichst zähes Schweißgut (austenitisch) (Elektoden möglichst lang)
- etwas zum vorwärmen (z.B. gr. Bunsenbrenner des Dachdeckers)
- ggf.(nur für die Arbeitsfläche) Elektroden zum Aufpanzern.
- PSA (Persönliche Schutzausrüstung des Schweißers) wie Kopfschild Schürze und Lederarm!

dann

- Riß V-Förmig ausreichend tief ausschleifen (bis zum Rißende ;) :D )
- vorwärmen je nach Grundwerkstoff (da nich bekannt ~150°-250°C)
- mit dünnen raupen lagenweise aufbauen (und das dauert etwas länger)

Wenn du wirklich schweißen willst schreib noch mal bevor du anfängst!
 
Zuletzt bearbeitet:
hallbjoern schrieb:
Mach mal ein Bild davon und stelle es hier rein
oder mail es mir zu.
Vielleicht muss es nicht geschweißt werden.
Alte Ambosse wurden aus mehreren Eisenstücken im Feuer zum Amboss geschweißt und geschmiedet, bevor dieser verstählt wurde.
Ev. ist es nur eine sehr gut sichtbare alte Schweißnaht oder so.
Wenn es kein Schmiedefehler bei der Herstellung war, wird ein Amboss am Hornansatz von oben nach unten reißen. Also müsste in diesem Fall die Bahn zuerst einen Riss bekommen.
Hat sie aber nach Deiner Beschreibung nicht.


Wie schon geschrieben wurde, ohne Bild kann man nicht viel dazu sagen!

Markus
 
Vielen Dank schon mal für Eure detaillierten Antworten.
@Markus: Nein, das hast Du richtig verstanden der Riss geht definitiv von unten aus und es ist auch deutlich ein Riss, der in die Tiefe geht. Sobald ich meine Digicam wiederhabe (ist verliehen), sende ich Dir gern ein Bild zu, dann könnt Ihr Euch selbst ein Bild machen.
 
Rißprüfung am Amboss

Hallo, mir ist da noch was eingefallen. :ahaa:

Für doch mal eine Rißprüfung nach dem Farbeindringverfahren durch.

Kontrastmittel (rot) aufsprühen und einziehenlassen,
abwischen (ggf. mit angegebenen Mittel),
weißen "Entwickler" aufsprühen und dann sollte man einen
schönen roten Riß auf weißen Grund sehen, der sich auch gut Fotogafieren lässt. :D Das erleichtert auch das abbohern / ankörnen.

Vieleicht kennst du ja jemanden der UVV-Prüfungen für Stapler durchführt oder dein Schweißerfreund hat noch etwas in der Ecke stehen. Dir komplette neue Dosen zu besorgen wäre etwas übertrieben. (du brauchst nur einen Bruchteil).

Ach so, und ruhig das komplette Horns/den Voramboss einsprühen. :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
@ hallbjoern

Als Neuling im Forum und ebenso absoluter Neuling im Messerbau (die letzten Teile fürs erste Messer sind eben gekommen) mach ich dir nen Vorschlag ....... um Aufbauarbeit zu leisten ......(für mich).
Ich denk mal, ich werd in der Zukunft genug von euch allen mit Fragen nerven, weils wahrscheinlich nicht so klappt, wie ich es gerne hätte.

Überleg dir, ob du dem Vorschlag mit der Schweißerei mittels Nickel-Basis-Elektrode umsetzen willst. Wenn ja, dan schick ich dir gerne soviele davon, wie du zum Reparieren eben brauchst. Wenns soweit ist, schick mir ne PN (heute gings aber noch nicht, darum die öffentliche Ansage). Je ne Dose "Diffutherm" Rotes Spray und Entwickler leg ich dir gerne dazu, falls du auf die Art den genauen Rißverlauf sichtbar machen willst.
Das Zeug schick ich dir selbstverständlich gratis.
 
Hallo Hallbjoern,

was Markus sagt, klingt für mich sehr logisch - Du solltest unbedingt ein Bild vom (vermeintlich) beschädigten Amboß hier `reinstellen, bevor Du anfägst zu schweißen.

Auch wenn`s unglaublich klingt, früher wurden die Ambosse tatsächlich aus mehreren Stücken im Feuer verschweißt; diese Info habe ich von Herrn Ernst Refflinghaus Sen. persönlich, und der weiß, wovon er spricht !

@ hnperson : Netter Zug von Dir, alle Achtung !

Gruß

Michael Berenz
 
Frage an die Experten:

Auch mein Amboss (ca. 150kg) hat eine Macke:

Am Übergang von der geraden Bahn zum Vierkanthorn ist ein etwa 7cm langes, ovales Stück aus der aufgestählten Bahn ausgebrochen.

Um das Loch herum löst sich die Bahn.

Das führt dazu, dass der Anboss um so lauter singt, je näher man am Vierkanthorn arbeitet.

Da das Teil eh kaputt ist habe ich mal versucht, das Loch zu schweißen, hält aber erwartungsgemäß nicht.

Was kann man da tun und wie arm wird man bei der Reparatur?

MfG
newtoolsmith
 
So, die Bilder sind bei Markus und vermutlich bald hier zu sehen. Ich muss wirklich sagen, dass ich Eure Hilfsbereitschaft sehr zu schätzen weiss! Finde ich schon ungewöhnlich toll!

@hnperson: Besonders an Dich vielen Dank für Dein super großzügiges Angebot. Wäre schon froh über eine einigermassen kostengünstige Lösung, darüber könnten wir ja im Zweifelsfall nochmal reden.

Nun nochmal zum Amboss: Ich habe den Riss einfach mit Schulkreide eingerieben, so dass man ganz gut sehen kann, wie er verläuft. Mir fiel noch auf (auf einem Foto gut zu sehen), dass der Amboss unterhalb der flachen Seite deutliche Schmiedespuren tägt. Kann mir jemand was dazu sagen? Und vielleicht kann ja jemand den Wert einschätzen. Das würde in Bezug auf eine mgl. professionelle Reparatur einiges aussagen. Die Bahn ist noch recht plan, die Kanten natürlich überschmiedet und nicht mehr scharf. Gewicht sagt ich schon: 190 Kg.
 
So, Leute, Markus hat sich das angesehen und ist sinngemäß zu folgendem Urteil gekommen: Eine alte nicht sauber geschlossene Schweißfuge, die sich von unten her geöffnet hat. Sein Rat: so lassen. Die Ambossbahn würde bei der Schweißung erwärmt werden, folglich weich werden....

Was ich tun werde: Markus´ Rat beherzigen, bei guter Gelegenheit einen intakten Amboss nach Hause karren und ansonsten auf diesem weiterschmieden!

Nochmals allen Beteiligten vielen Dank für Euer Engagement!

Hallbjoern
 
Hallo

Bei der Eisenbahn werden die Schienen ja mit Thermit verschweisst. Für einen ganz grossen Riss würde das vielleicht auch gehen ;)
Aber Scherz beiseite, die Herzstücke von Weiche müssen besonders viel ertragen / aushalten.
http://www.laenderbahn-forum.de/galerie/dw-lenzburg/dw-lenzburg.html
Hier auf Abb 7 und 8 zu sehen . Hier trifft die volle Wucht des Rades auf eine kleine Fläche und diese muss dementsprechen was aushalten.
Nun müssen diese manchmal repariert werden und das geschieht durch Auftragsschweissung.
Erst wird der Defekt tief ausgeflext/ ausgebrannt und dann wird Bahn für Bahn aufgetragen. Also denke ich das es durchaus möglich sein sollte ordentliche Kanten und Bahnen auf einen Amboss, der ja keine 30 Tonnen mit 80 Km/haushalten muss, aufzutragen. Wenn ich den Amboss nicht nach München schleppen müsste hätte ich schon längst neue Kanten!
Und Hörner kann man bestimmt auch mit der Elektrode anschweissen denn bei der Strassenbahn wird kein Thermit verwendet sondern eben E-Schweiss und hier sind die Kräfte die auftreten wohl auch höher als beim schmieden.
Nur dauert es länger als Thermit ;)
Wenn ich es mal machen lasse melde ich mich natürlich mit dem Ergebnis.

Servus
 
Buddelbär schrieb:
.....Bei der Eisenbahn werden die Schienen ja mit Thermit verschweisst. Für einen ganz grossen Riss würde das vielleicht auch gehen. .....Erst wird der Defekt tief ausgeflext/ ausgebrannt und dann wird Bahn für Bahn aufgetragen. Also denke ich, dass es durchaus möglich sein sollte, ordentliche Kanten und Bahnen auf einen Amboss, der ja keine 30 Tonnen mit 80 Km/haushalten muss, aufzutragen.

Beim Thermitverfahren wird eine Mischung aus Eisenoxid und Aluminiumpulver mit einem geeigneten Zünder (meist Magnesium) zur Reaktion gebracht (bis ca. 2.700°C). In der Reduktion entstehen metallisches Eisen und Alu-Oxid. Abgesehen davon, dass der Wärmeeintrag die Stahlbahn enthärten könnte, wird der Auftrag von Reineisen an einer Kante nicht viel bringen.

Bei Schienen dient nach meiner Kenntnis das Thermitverfahren vor allem der Verbindung der Stränge, um das "Rumpeln" beim Überfahren des Stoßes zu unterbinden. Da sind die Belastungen wohl nicht so hoch.

Gruß

sanjuro
 
Hallo

Na klar wird der ganze Amboss beim Thermitverfahren warm aber das wird er bei der "normalen" Produktion ja auch .
Wie man die Bahn dann härtet könnte uns bestimmt ein Fachmann erläutern.
Eine Thermitschweissnaht besteht aber nicht aus reinem Eisen, es sind Kohlenstoff und einige anderen Metalle enthalten.
Die genauen Inhaltstoffe weiss ich aber auch nicht.
Die Auftragsschweissung an einem Herzstück ist aber eine elektrische Schweissung, die betreffende Stelle ist dort wo der Radreifen auftrifft ist nichtmal 5 mm breit und wird dann dicker.
Und eben eine solche Schweissung sollte sich auch für einen Amboss eignen.

Die einzelnen Schienen werden schon lange durchgehend verschweisst das Rumpeln entsteht heutzutage durch wenig Schotter unter den Schwellen und die Auf-und Abbewegung der Schienen oder durch das Auftreffen auf ein Herzstück.
Eine Thermitschweissung muss sehr viel aushalten wenn sich das Gleis dehnt oder zusammenzieht. Da sind im Sommer/Winter mehrere Zentimeter auf ein Schienenstück möglich.
 
Abend,
Wenn man jahrelang Rost und Walzzunder sammelt, das ganze mit hochlegiertem Stahlschrott vermischt, wie es beim Thermit der DB gemacht wird, damit das 2600°C heiße Eisen auf etwa 1700°C heruntergekühlt wird (sonst Schmelzen dir die Gleise weg), bei Aldi kiloweise Aluminiumfolie kauft, zu Würsten verdreht und die Stücke dann im Mixer zu feinem Grieß zerhackt, das ganze vermischt und in einem großen Blumentopf mit KMnO4 und Glyzerin zündet, könnten wir uns unsere Ambosse auch selbst gießen.... :rolleyes: :D

Wieso also kaufen was man auch selbst gießen kann... :cool:

Ne, ma im Ernst, also ich glaube mit Thermit haste das Problem, dass du den Amboß selbst wohl vorheizen musst, bei der Bahn werden die Schienen mit Tonformen umschlossen und dann mit Propanbrennern auf ca. 800°C vorgeheizt. So hab ichs zumindest in Erinnerung.

Vale
Raphael Richarz
www.die-roemer-online.de
 
Hallo
Ist ja schon gut, ich hab oben doch schon geschrieben das ich von elektrischem Auftragsschweissen rede!
Ich hab nur gemeint das das Problem mit der Erwärmung früher ja auch gelöst wurde.
Und , ja die Stösse werden zur Rotglut gebracht damit die Schweissung funktioniert und auch das dort kein Rost mehr ist.
 
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