Rösler Nixdorf - welches Material könnte das Schätzchen haben?

Abu

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„No risk no fun“

Keine Frage, der „Rost“ auf den Bildern des Fundzustands war ein gewisses Risiko, zumal das Messerchen nicht als Schnäppchen daherkam. Wir einigten uns auf einen Nachlass, ich setzte auf den möglichen Fun, der sich im winzigen Stempel auf der Decknagelfeile offenbarte: Ignaz Rösler, Nixdorf/Böhmen.

Durch meine pflegende, fleißige Arbeit wurde das nur 6 cm kleine, aber 19 Teile einschließende Messer dann zum echten Schnäppchen. Mit jedem Reinigungsschritt kam pure Schönheit zutage, am Ende war ich tatsächlich gerührt, was da vor mir lag. Der „Rost“ erwies sich weitgehend als Patina! Nur der Knopfhaken etwas wackelig, der Zahnstocher teils abgebrochen und die Pinzette konnte ich noch nicht lösen, aber sonst: wunderbares, filigranes Handwerk.

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Das Messerchen dürfte denn auch zu seiner Zeit mehr Schmuck als Werkzeug gewesen sein. Und „seine Zeit“ taxiere ich mal auf vor 1900, abgeleitet aus der Firmengeschichte jenes Ignaz Rösler, der die
Messermanufakturen in Böhmen initiierte.

Zwei Fragen bleiben für mich, und ich hoffe auf eure Expertise.
1. Was könnte es mit dem Stahl auf sich haben? Die Patina scheint mir fast so wie bei angelaufenem Silber, ist aber nicht so leicht zu entfernen.

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2. Als Griffmaterial wurde mir Knochen genannt. Wäre ok, aber halte ich für jene Zeit für eher nicht wahrscheinlich. Solche edlen Messerchen wurden mit Schildpatt, Perlmutt oder Elfenbein versehen. Könnte es letzteres sein?

Gruß
Abu
 
Wieder ein tolles Schätzchen - oder eher: einen tollen Schatz! - gehoben ... es ist schon enorm, was in Bezug auf mechanische und handwerkliche Leistungsfähigkeit anscheinend inzwischen verloren gegangen ist. Wenn man so eine Fülle von Werkzeugen auf die heutigen CNC-Schneidwerkzeuge übertragen wollen würde, hätte man formattechnisch wohl vermutlich eine Art Backstein mitzuschleppen.

Ein wunderschönes historisches Stück!

Schalenmetarial: Anhand der Bilder schwer zu entscheiden. Beim Elfenbein sieht man meistens linienförmige, aber eher leicht unregelmäßige Strukturen, quasi wie Baumringe (und technisch genau so entstanden: Wachstum), die m.W. beim Knochen eher nicht zu sehen sind. Ich würde auch vermuten, daß Elfenbein dadurch vielleicht noch so "bogig" reißt, oder auch vielleicht eher nicht quer zum, sondern längs des Griffes Spannungen an den Nieten nachgibt ... aber das sind nur Mutmaßungen. Gewißheit dagegen ist, daß das Messer in einem tollen Zustand und wirklich richtig schön ist. Absoluten Glückwunsch dazu!
 
Zuletzt bearbeitet:
@boogerbrain: Danke für Deine Wertschätzung. :super:

"Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß......", das geflügelte Wort vom einstigen Boss Pierer ist in die Geschichte um Wissensmanagement eingegangen. Wenn ich gewusst hätte, was ich hätte wissen können, ich würde das Messer vermutlich nicht so kühn auf vor 1900 taxiert haben.
Da hab ich doch eine uralte Rechnung im Original von Ignaz Rösler Nachfolger, Vordruck aus 18..., genutzt 1904. Darauf die registrierte Schutzmarke, die damit offensichtlich weitergeführt wurde. Zumindest bis 1920, denn da schloss IR-Nachfolger die Pforten in Nixdorf. Das Messerchen dürfte damit in einem Zeitraum von <1900 bis 1920 gebaut worden sein.

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Gruß
Abu
 
Hallo Abu,
wiedereinmal ein wirklich tolles,ausgefallenes Stück von dir.

Zudem von einem Hersteller,der nicht allzu geläufig ist, da sind die Solinger übermächtig hierzulande.

Ob das Messer nun vor 1900 oder kurz nach 1900 hergestellt wurde, finde ich zweitrangig, da es zur einer Zeit gefertigt wurde,
wo Qualität und gediegene Ausführung für solche Messer absolut Spitzenklasse war.

Zur Materialfrage der Griffe ist ohne es in der Hand zu halten, schwer was zu sagen.
Ein tolles Messer,danke für die Vorstellung.

Gruß
Michael
 
Dass es sich um einen Knochen handelt, lässt keinen Zweifel Aufkommen.
Nur wessen Knochen?
Wie auch immer, großartige Arbeit.
 
Nochmals einige Bilder des Griffmaterials, da es Hinweise gibt, dass es doch Elfenbein sein könnte, was der Art des Messers und seiner Zeit auch mehr entspräche.

IMG_20190820_190331-01.jpg . IMG_20190820_190055-01.jpg . IMG_20190820_185909-01.jpg



Danke für die Hinweise und das Interesse.

Abu
 
boogerbrain hat es ja oben schon erwähnt: Elfenbein hat eine Struktur aus feinen Linien. (Welche und warum findest Du hier: https://www.mammutwerkstatt.de/material/elfenbein/ )
Auf den Bildern vermag ich die nicht zu erkennen.
Sieh Dir die Schalen mal unter der Lupe oder dem Mikroskop an: Wenn Du da kleine Löcher siehst, sie sehen fast aus wie Poren, kannst Du davon ausgehen, dass es Knochen ist.

PS: Nettes Messerchen! :super:
 
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