Rohklingen mit Holzgriff [Erfahrungen mit Eiche - Roteiche - Wüsteneisenholz]

Twosteps

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Hallo Zusammen

Ich würde mir gerne eine Fällkniven S1 Rohklinge zulegen und mir einen Griff aus Eiche, Roteiche oder Wüsteneisenholz (rotbraun, kastanienbraun, dunkelbraun, o.ä.) selber bauen. Nun würde mich interessieren welche Erfahrungen ihr mit diesen Hölzern gemacht habt (in Bezug auf Festigkeit, Witterungsbeständigkeit, Verarbeitbarkeit, etc.)? Wo und zu welchem Preis könnte ich Wüsteneisenholz beziehen? Ist dieses Material ökologisch, moralisch vertretbar (von wegen Raubbau, Artenschutz o.ä.)? Was muß ich bei der Bearbeitung beachten (möchte eigentlich nur pflanzliche Öle, Wachs o.ä. für die Oberflächenbehandlung benutzen)?

Freue mich auf eure Antworten und bedanke mich schon im Vorraus. :)

bis dann

Twosteps
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo.
Ich hab einen Griff aus Eiche (alter Bilderrahmen der schon zu Brennholz zersägt war) hergestellt und war mit dem Ergebnis zufrieden (verzieht sich auch nach langem Regen nicht, sieht gut aus, kost nix, fühlt sich gut an). Roteiche hab ich noch nicht verarbeitet, soll aber etwas weicher als die Einheimischen Arten (Stein, Stiehleiche) sein und viel schneller verrotten (wächst auch schneller). Wüsteneisenholz würde ich nie nehmen. Ist kaum ökologisch zu vertreten ein Material soweit zu transportieren wenn man anderes dafür brauchen kann. Die Baumbestände sind übrigens (nach so nem Fernsehbericht) schon so vereinzelt dass die Fortpflanzung gefärdet ist. Moralisch betrachtet möcht ich keine jahrtausende alten Bäume die extrem langsam wachsen für nen Messergriff (oder auch was anderes) umsägen. Das das Holz fossil sei, bzw. von abgestorbenen Bäumen stammte, was manchmal behauptet wird, stimmt wohl nicht mehr da die Mengen dadurch garnicht mehr gedeckt werden könnten (es sind eher Bäumchen von bis zu 5m höhe).
Geonohl
 
Hallo,

wenn ich mein Material unter ökologischen Aspekten aussuchen würde, müsste es auch wohl ein einheimisches Holz werden. Eiche ist zwar fest und ziemlich beständig, hat aber den Nachteil recht großer Poren, in die bei einem Gebrauchsmesser der Schmutz leicht eindringen kann.
Ich habe an einheimischen Hölzern Walnuss, Wacholder, Eibe und Ilex getestet. Dabei dürfte der Nussbaum deinen Farbwünschen entgegenkommen.

Gruß

Uli
 
Hallo zusammen

Ersteinmal ein grosses Danke für die Antworten :)). Als Material kommen jetzt nur noch das Eichenholz und das Nussbaumholz in Frage. Das Nussbaumholz ist optisch natürlich sehr ansprechend, entspricht ziemlich genau meinen Vorstellungen, allerdings ist das Eichenholz das deutlich witterungsbeständigere und dauerhaftere Material. Ist es nicht möglich durch Öl- oder Wachsbehandlung die Poren zu verschließen und so ein Eindringen von Schmutz weitestgehend zu verhindern?

Noch eine Frage zu der S1-Rohklinge. Am Angel-Ende, im Bereich der Fangriemenöse, wölbt sich die Angel leicht nach oben, was ich mir bei der Handhabung als unangenehm und unvorteilhaft vorstellen kann. Daher würde ich diesen Bereich gerne etwas mehr abrunden ohne die Bohrung der Fangriemenöse zu öffnen. Kann mir vielleicht jemand sagen wie groß die minimale Materialstärke zwischen Bohrung und Griffoberseite ist? Wenn der Abstand zu gering ist würde ich, wenn auch ungerne, auf die F1-Rohklinge wechseln, bei ihr würde die Materialstärke ausreichen.

Nochmals Danke für eure Antworten. :))

bis dann

Twosteps
 
Holzgriffe

Twosteps schrieb:
... Als Material kommen jetzt nur noch das Eichenholz und das Nussbaumholz in Frage. Das Nussbaumholz ist optisch natürlich sehr ansprechend, entspricht ziemlich genau meinen Vorstellungen, allerdings ist das Eichenholz das deutlich witterungsbeständigere und dauerhaftere Material. Ist es nicht möglich, durch Öl- oder Wachsbehandlung die Poren zu verschließen und so ein Eindringen von Schmutz weitestgehend zu verhindern?.....

Guten Abend!

Es gibt durchaus noch weitere Hölzer, die in Frage kämen: Robinie ist eine der härtesten Holzarten in Mitteleuropa. Schöne Stücke können lebhaft gemasert sein; es gibt auch spezielle Maserknollen (auch stabilisiert). Ein weiteres, extrem robustes Holz ist Buchsbaum. Es ist allerdings meist recht homogen, kann aber durchaus mir anderen Hölzern reizvoll kombiniert werden. Kornelkirsche, Flieder und Kirschlorbeer sind ebenfalls sehr hart, jedoch optisch meist nicht ansprechend, wohingegen Goldregen (giftig!) mit seinem dunklen Kernholz wieder sehr schön ist. Und schließlich gibt es wunderschöne Maserknollen von Kirsche, Mirabelle und Pflaume, die mir persönlich gut gefallen.

Nach gründlicher Behandlung mit Tungöl bleiben da keine Wünsche mehr offen.

Gruß

sanjuro
 
Hallo

Danke für die weiteren Vorschläge :)). Robinie und Eibe scheinen für meine Zwecke auch gut geeignet zu sein. Die anderen Hölzer sagen mir von der Witterungsbeständigkeit her nicht zu. Robinie und Eibe sind ja recht helle Hölzer, kann man sie durch Behandlung mit besagtem Tungöl gut nachdunkeln?

bis dann

Twosteps
 
Du kannst auf jeden Fall auch weichere Hölzer als Griffe verwenden.

Ich persönlich halte es für einen Trugschluss, das ein Messergriff extrem hart sein muss.
Ich verwende regelmäßig Kastanienmaserknollen, die sind nicht besonders hart.

Es kommt nur auf den Umgang mit dem Messer an und Nägel schlag ich mit einem Messergriff nicht rein.
Im normalen Gebrauch sollte es da keine Probleme geben.

Was die Witterungsbeständigkeit (wie Du es nennst) angeht, gibt es auch bei weichen hölzern kein Problem, wenn sie richtig imprägniert und versiegelt werden.

Ich verarbeite bis auf wenige Ausnahmen keine Tropenhölzer oder besonders harte heimische Hölzer, hatte aber bisher nie Schwierigkeiten.
 
Hallo,

ich habe meinen Griff am A1 aus Maserbirke hergestellt - ausreichend hart und sicher stabil genug für die nächsten zig Jahre, denke ich...

Natürlich ist es ein recht helles Holz, das Deinen Anforderungen (eher dunkleres Holz) nicht entgegenkommt; allerdings kann man es auch etwas färben, und die Maserung des Holzes ist wirklich ein Genuß!

Aus ökologischer Sicht ist der Verwendung von Maserbirke sicher nicht zu widersprechen, da sie in Finnland wohl noch sehr zahlreich vorhanden ist.
Ein tropisches Holz würde ich aus den schon genannten Gründen keinesfalls verwenden, dann lieber mit Farbe "nachhelfen".

Rage hat hier ein F1 mit Wüsteneisenholzgriff gebaut, meines kann man hier sehen.

Grüsse Robert
 
Twosteps schrieb:
Hallo
Robinie und Eibe sind ja recht helle Hölzer, kann man sie durch Behandlung mit besagtem Tungöl gut nachdunkeln?
Robinie ist meist sehr grob gemasert und gefällt mir von der Farbe nicht, das Eiben Kernholz ist dunkel Rot, fein und fest, gefält mir gut. Ich würde immer Leinöl benutzen zum einlassen der Oberfläche, betont die Farbunterschiede im Holz und macht es etwas dunkler aber neigt etwas zum vergilben was man bei der Farbgebung berücksichtigen sollte. Tungöl gibt mehr eine glänzende Oberfläche die mir zu glatt währ, verändert die Farbe nur wenig.
Geonohl
 
Hallo

Ich habe mich nochmal etwas im Forum umgesehen und habe dabei auf der Seite der DICK GmbH die Rohklinge mit der Nummer 719545 gefunden. Im Gegensatz zur S1-Rohklinge wölbt sich hier das Griffende nach unten was, meiner Meinung nach, eine bessere Handhabung als bei der S1-Klinge zur Folge hat. Kann mir jemand sagen ob die Klinge mit einem Flach- oder Hohlschliff versehen ist? Wo liegen die Unterschiede zwischen diesen beiden Stählen: GIN 1 und VG 10? Wie stark wirkt sich die etwas geringe Härte (57 HRC gegenüber 59 HRC beim S1) auf die Schnitthaltigkeit der Klinge aus?

Freue mich auf eure Antworten :))

bis dann

Twosteps
 
Flieder ist auch interessant

Hallo,

ich habe neben den weiter oben erwähnten Holzarten auch mit Flieder gearbeitet. Das Holz ist -besonders an Astabzweigungen- sehr schön in Lilatönen gemasert (ist natürlich geschmacksache ...). Es dürfte außerdem zu den härteren Sorten zählen (war im Kernbereich jedenfalls ziemlich hart).
Hat jemand Langzeiterfahrungen damit?

LotharM
 
Wenn's aus Europa sein soll und dabei gut zu bearbeiten, hart, wunderschön und nahezu ewig haltbar, dann kommt natürlich auch noch Bruyèreholz (erica arborea) in Frage. Die Maserknollen, die oft für Pfeifen verwendet werden, zählen für mich zu den schönsten Hölzern überhaupt und altern hervorragend. Selbst ohne Schutz wird ein solcher Griff nicht so schnell Macken bekommen und wird beim Gebrauch immer kontrastreicher und schöner.

Zwei weitere heimische Knaller, die leider viel zu wenig Beachtung finden sind Akazien-Maserholz und Ulme. Ich habe einen Pfannenwender/-heber aus Ulme seit Jahren in der Küche in Gebrauch, das Holz zeigt so gut wie keinen Verschleiß trotz wiederholter Mordversuche (Geschirrspüler!!) durch meine Freundin.

Achim
 
Flieder: habe ich schon probiert, als Teilstück in mehrteiligen Griffen, kombiniert mit Hirschhorn. Kam eher zufällig dazu, als im Garten des Nachbarn ein Fliederbaum (oder Strauch?) radikal gestutzt wurde und besagter Nachbar mit der Motorkettensäge echt Schwierigkeiten hatte.
Da dachte ich: "na das muß aber hart sein" und habe mir schnell einen Astabschnitt gesichert.
War gut zu bearbeiten und hatte eine dezente Maserung, sehr hell insgesamt. Allerdings war eine lange Trockenzeit erforderlich, die ersten Versuche hatten alle nach Fertigstellung große Risse. Zwei Messer (Bowiefertigklingen v. Weber) habe ich aber gemacht, nachdem das Material nicht mehr "arbeitete", beide mit dem Flieder als rel. kurzes Stück gleich nach dem Parierelement, Lederzwischenlage und anschließend einer Hirschkrone. (Scagel-Style).
Sah ganz nett aus. Beide Exemplare habe ich verschenkt und doch etwas Eindruck damit geschunden. Wie gesagt, von der Optik her nicht schlecht. Bearbeitung ohne Schwierigkeiten. Allerdings lange Trockenzeit.

Beste Grüße
Matthias.
 
Zuletzt bearbeitet:
hi,
was bei einheimischen hölzern auch immer wieder unterschätzt wird (und nebenbei mein lieblingsholz überhaupt ist - soweit man das sagen kann) ist apfelbaum, da gibt es alle rottöne im kern und wunderschöne übergänge vom kern zum splint; gut hart ist es außerdem. es ist kurzfaserig und lässt sicht erstklassig verarbeiten und polieren.
und um die liste der spannenden hölzer zu vervollständigen ein weiteres ist essigbaum-holz. anfangs in allen möglichen grüntönen, bekommt es mit der zeit ein interessantes braun. allerdings habe ich es noch nicht verarbeitet, es ist ziemlich weich, wobei das bei messergriffen (so man sie nicht wie schon oben erwähnt als hammer verwenden will) eigentlich kein problem darstellt - außer vielleicht in hinblick auf die schlechtere polierbarkeit, da diese direkt mit der härte zusammenhängt.
und auch magnolie hat ein paar besondere rot-töne zu bieten; um an diese hölzer ranzukommen ist halt eine gewisse eigeninitiative gefragt, da es sie im holzhandel kaum oder garnicht zu kaufen gibt.

gruß burkhard
 
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Hallo,
als meinen ersten Post (kompletter Anfänger ) möchte ich gleich die Frage nach den 'ethischen' weiterführen... gibt es irgendwo eine Liste welche Holzarten ohne schlechtes Gewissen zu kaufen sind? Wie sieht es zB. mit Olive aus? (wächst ja auch in Europa)

Meine zweite Frage, die hier auch schon halb erörtert wurde: ich habe gerade einen Griff aus Eibe in arbeit (schwierig, da sie mir sogar bei kräftigerem schleifen einreisst... tip?) und hab mich gefragt wie giftig das Holz nun wirklich ist... beim Bearbeiten trage ich natürlich eine Maske, aber wie sieht es mit Hautkontakt aus? Sollte man den Griff besonders Endbehandeln? Im Moment hab ich nur Bienenwachs drauf... reicht das?

schönen Abend noch,

Sebastian
 
...was den ethischen Standpunkt anbelangt, so verarbeite ich in der Regel selbstgefälltes oder anderweitig "angefallenes" Holz aus meiner direkten Umgebung! Da muß ich mir keine Gedanken machen wegen Bedenken, ob der Baum wegen mir gefällt wurde etc. sondern weiß genau, dass das der morsche Apfelbaum vom Nachbargrundstück oder ein wunderschöner Scheit aus dem Holzschuppen meines Jagdherren war!

Eine Holzsorte, die hier komplett vergessen wurde und sich meiner Meinung nach hervorragend für Messergriffe eignet ist die Weiss- oder Hainbuche! Fast weiß, sehr feinjährig und hart im nehmen...
 
eos500, wegen Olivenholz brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen. Alleine in Spanien stehen über 300 Millionen Olivenbäume, die samt und sonders von Menschenhand als Nutzpflanzen angepflanzt wurden. Ähnlich verhält es sich in eigentlich allen Ländern rund um das Mittelmeer. Werden diese Bäume gefällt, so wird das Holz zu Parkett und Gebrauchsgegenständen verarbeitet oder zum Drechseln angeboten. Das ist also unbedenklich.

Eibe ist ziemlich giftig. Davon, mal mit Maske einen einzelnen Griff zu machen, wird sicher niemand sterben. Aber auf die Dauer ist auch die Exposition (Hautkontakt) ungesund. Das gilt übrigens für viele andere Hölzer auch (Goldregen, Oleander, Cocobolo etc.)

Wüsteneisenholz, um ein kleines Update zu geben, steht übrigens mittlerweile in den USA auf dem Index und darf nicht mehr ohne Genehmigung aus der Wüste geholt werden. In Mexico ist das noch anders.
 
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