Rost bei geschmiedeter Klinge aus C45

hobby

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Hallo,

über Rost bei C45 habe ich bis jetzt noch nichts gefunden, deshalb hoffe ich auf euren Sachverstand:

Auf dem Asperger Hammer-In habe ich eine Klinge aus C45 geschmiedet und teilweise auf dem Bandschleifer geschliffen und in Wasser gekühlt.
Zu Hause lag die Klinge ein paar Tage herum, sah aber immer noch unverändert aus.
Dann schliff ich zu Hause und kühlte wieder mit Wasser und nun rostete der Schliff in einer halben Stunde! Er war fast schneller als ich mit Schleifen.

Woran liegt das? Ich muss dazu sagen, dass ich zu Hause kein frisches Wasser im Eimer hatte sondern das vorhandene nahm, mit dem ich schon einige Klingen zuvor geschliffen bzw. gekühlt hatte.

Macht das einen Unterschied, ob das Wasser bereits Schleifrückstände enthält?

Gibt es Bedenken, die Klingen nass zu satinieren oder sollte ich es besser trocken machen?

Danke für eure Tips.
 
Das ist kein Problem.

Einfach ganz normal immer feiner schleifen und dann satinieren.

Ob Schleifrückstände im Wasser sind oder nicht ist relativ egal. Das was die Klinge so schnell zum rosten bringt ist einerseits die Kombination Erwärmung durch den Bandschleifer und Wasser und andererseits der ungehärtet Zustand. Da rostet es scheinbar noch viel "besser".

Ich merke das vor allem wenn die Konturen noch die sechziger Riefen haben und ich die Klinge schleife, da dauerts keine Minute nach dem ersten mal kühlen und schon hab ich die schönsten Rostblüten am Klingenrücken.

Wenn du fertig bist mit dem Schleifen einfach gut abtrocknen.
Ich putz meine Klingen noch mit ein wenig WD40 ab um eventuelle Rückstände von Klebeband etc. zu entfernen.
Geht aber auch ohne.

Gruß Marcus

P.S.: Ich schreib dir nachher ne Antwort auf deine Mail :).
 
Genauso wie bullet101 es schreibt. Das Schleifklima ist Gift für jeden Stahl und von dem Verhalten aus muß man keinerlei Schlüsse auf die zukünftigen Eigenschaften des Stahls ziehen. Feine Oberfläche ist natürlich besser als grobe. Solange man sowieso nochmal darüber schleift macht ein wenig Rost an der Oberfläche ja auch nichts. Nur so herumliegen lassen sollte man das besser nicht.

Ich habe übrigens schon den Eindruck, daß rostiges Wasser aggressiver ist als frisches.
 
@Hanker:

Mein Schleifeimer hat inzwischen schon ne dicke rot-schwarze Schicht angelagert und das Wasser darin hat ungefähr dieselbe Farbe :D.

Ich glaube was mit dem "alten" Wasser schneller rostet ist nicht die Klinge an sich sondern der Schleifstaub im Wasser ist.

Gruß Marcus
 
bullet101 schrieb:
Ich glaube was mit dem "alten" Wasser schneller rostet ist nicht die Klinge an sich sondern der Schleifstaub im Wasser ist.

Hallo Marcus,

genau das war auch meine erste Überlegung. Aber die Schleifpartikel sind doch deutlich schwerer als Wasser und müssten sich am Eimerboden absetzen.
Oder gibt es leichte Partikel, die an der Oberfläche schwimmen?
 
Genau die gibt es...

Es gibt in der Tat Schleipartikel die im Wasser schweben oder sogar schwimmen.

Ich weiss nur von Niro (1.4301) das man es nicht mit einem Band schleifen sollte mit dem man vorher rostenden Stahl geschliffen hat. Das kann zu den erwähnten Rostfleckchen führen. Ich denke je nach Zusammensetzung der vorher gechliffenen Metalls kann das Wasser eine "Roostverstärkende" Wirkung haben.
 
Hi!

Feine Eisenpartikel im Kühlwasser können durchaus das Rosten beschleunigen.
Der beim Schleifen abgetragene Stahl, speziell bei höheren Schleifgeschindigkeiten und daher hören Temperaturen, wandelt sich teilweise in Eisen(II)oxid (schwarz) um. Dieses reagiert mit Wasser zu Rost
(Eisen(III)oxyhydrat ; FeO(OH) )
Dabei wird ein Wassermolekül in ein Hydroxidion, das sich mit dem FeO zum FeO(OH) verbindet, und ein Proton gepalten.

Die Konzentration der Protonen im Wasser steigt, und damit sinkt der pH Wert. Das Wasser wird also sauer. Das wiederum beschleunigt das Verrosten oder besser Oxidieren der hineingetauchten Werkstücke.

Ich hoffe das war jetzt nicht zuviel Chemie...

Gruß Tobi
 
Moppekopp schrieb:
Die Konzentration der Protonen im Wasser steigt, und damit sinkt der pH Wert. Das Wasser wird also sauer. Das wiederum beschleunigt das Verrosten oder besser Oxidieren der hineingetauchten Werkstücke.

Ich hoffe das war jetzt nicht zuviel Chemie...

Gruß Tobi

Hallo Tobi,

nein, das war nicht zu viel Chemie, das war sehr interessant.

Auf gut deutsch heisst das: Besser immer mal wieder das Wasser wechseln.

Da kommt mir eine Idee: Könnte man nicht eine Rostschutzlösung verwenden? Ich kann mich erinnern, dass wir vor Jahrzehnten irgendeine Emulsion (sah aus wie H-Milch) beim Bohren und Sägen verwendeten und das führte anscheinend nicht zu Rost.
Weiss jemand was das ist, ob es auch beim Schleifen funzt und wo man sowas kaufen kann (literweise, nicht hektoliterweise)? Würde wohl auch die Schleifauflage besser bekommen als das saure Wasser.
 
hi hobby,

generell ist es sicher möglich das Kühlwasser alkalisch zu machen, zB durch die zugabe von Carbonaten (Na2CO3) Aber ich glaube nicht, dass das nötig ist.
Unter meinem EB habe ich einen Wasserbehälter fest installiert, so dass auch der Schleifabtrag hineinfällt. Ich wechsel das Wasser einmal am Wochenende (ich arbeite auch nur am Wochenende in der Werkstatt) und hatte bisher keine Probleme mit Rost, weder am Werkstück noch an der Schleifauflage (baustahl).

Es hilft sicher auch die Messerklinge nicht komplett abzukühlen. Dadurch verdampft Restwasser, was nach dem Abtrocknen zurückbleibt, schnell und es kommt nicht zum Rosten. Meistens kühle ich die Klinge bis auf grob geschätzte 30°C.

Gruß Tobi
 
Zur Emulsion

Bei uns im Werkzeugbau verweden wir eine 5%tige Emulsion von Helcool (Von Helcotec) in Wasser.
Sämtliche Maschinen arbeiten damit als Kühlwasser und bis jetzt ist noch nie Rost aufgetreten.
Es sei denn man lässt die Teile Monatelang gammeln... :irre:
 
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