Es gibt ein weiteres Problem: Durch den hohen Chromgehalt entsteht eine passivierende Schicht, die das Aufkohlen behindert. Wenn man solche Stähle aufkohlen wollte, hat man den Stahl vorher galvanisch mit normalem Eisen überzogen- ganz dünn natürlich- sodaß die Passivierung durch den Chromgehalt aufgehoben wurde. Bei Stählen die überwiegend mit Chrom legiert waren, ist das Verfahren zur Festigkeitssteigerung eingesetzt worden. Natürlich mußte man dabei beachten, daß von vornherein genug Chrom im Stahl war, damit die Korrosionsbeständigkeit nicht verschlechtert wurde. Die Korrosionsbeständigkeit habe ich in einem andern thread ausführlich erörtert.
Bei den wirklich rostfreien Stählen, die außer mit Chrom auch noch mit Nickel zwischen 7 bis 10 % legiert sind, kommt hinzu, daß eine Anhebung des C-Gehalts die Stähle nicht unbedingt härtbar machen würde, da sie im Zweifel bei dieser Legierung austenitisch bleiben.
Zur Frage der Aufkohlung rostbeständiger Stähle gab es in "Stahl und Eisen" mal einen Aufsatz- Ich könnte ihn heraussuchen, ich glaube aber, es rentiert sich nicht.
Sehr interessant ist eine Untersuchung von Michael Pohl-Prof. an der Ruhruniversität in Bochum- über einen Damast aus V2A mit einem C-Stahl. Im Damast kann der Kohlenstoff auch bei rostfreiem Stahl über die einzelnen Schichten hinwegdiffundieren. Es hat sich aber bei dieser Kombination eine unerwartete Verteilung des Kohlenstoffs ergeben.
Mein Fazit: Aufkohlen rostfreier Stähle macht wenig bis keinen Sinn.
MfG U. Gerfin