RWL34 vs. 1.4153.03

lacis

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Ich habe mal wieder eine Frage zum Stahl, die ich mit meinem Änfänger-Wissen in diesem Bereich nicht beantworten kann.

Bisher war ja RWL 34 eine gute Wahl, wenn es eine rostfreie Klingen sein *musste* und man eine möglichst feine Schneide wollte. Könnte 1.4153.03 zukünftig die »bessere« Wahl sein?

Nach allem was ich zum 1.4153.03 hier im Forum lesen konnte, werden bei diesem Stahl ähnliche feine Karbide wie beim RWL34 vermutet. Wenn ich alles richtig verstanden habe, dürfte der 1.4153.03 aber gleichzeitig zäher sein. Daher meine Fragen:

Ist beim 1.4153.03 eine größere Schnitthaltigkeit zu erwarten?
Sind mit 1.4153.03 kleinere Winkel zu verwirklichen?
Welche Vorteile/Nachteile sind im Vergleich beider Stähle noch zu erwarten?

Hintergrund meiner Frage: Ich will mir ein Camping-Messer bauen lassen – vorrangiger Einsatzort: die Camping-Küche (deshalb rostfrei (Stichwort: Fruchsäuren), feine Schneide, kleiner Winkel). Aber wenn es mal ein Stock zu schnitzen, ein Seil zu kappen oder irgendwas anderes zu basteln gibt, soll das Messer auch noch ohne Problem mitspielen. Graben und Dosenöffnen möchte ich damit nicht.

Nicht, dass ich mit RWL34 bisher unzufrieden war, aber vielleicht gibt es ja noch (minimale ?) Steigerungsmöglichkeiten ;-) – oder: ich bin einfach neugierig.

Ich weiß, dass es zum 1.4153.03 noch nicht so viele praktische Erfahrung gibt und noch keine (?) detaillierten Materialuntersuchungen vorliegen. Aber vielleicht könnte trotzdem schon jemand was dazu sagen / seine Vermutungen dazu äußern. Vielen Dank schon mal vorab.
 
Hallo Lars,

sorry wegen der späten Antwort, aber aufgrund beruflicher Veränderungen bin ich zur Zeit sehr im Stress.

Zu Deiner Frage ...

Die Niobkarbide im SB1 sollten sehr fein sein, nach neueren Erkenntnissen von Coelho et al. [] reicht bereits ein Niobgehalt von 0,7-0,8%, um NbC primär aus der Schmelze auszuscheiden. Das Nb wird dabei vollständig "aufgebraucht". Allerdings ist eine sekundärmetallurgische Schmelzebehandlung erforderlich, um wirklich kleine, homogen verteilte NbC Karbide im Stahl vorliegen zu haben. Das Gefüge sieht dann in etwa so wie im Anhang aus ... :) Die kleine Vergrößerungsstufe im Anhang zeigt die feine Verteilung der primär ausgeschiedenen überwiegend oktaedrischen Niobkarbide; ein Gefüge, das dem heiß isostatisch gepresster PM-Stähle ähnelt. Die Karbide sind ca. 2–5 µm groß. Die Aufnahmen sind allerdings nicht vom SB1, sondern von von einer Legierung mit 1,2% C, 5,6% Nb, 4,9% Cr, 0,8% Si, 1,7% Mo, 0,7% V. Der SB1 sollte sich vom Gefüge (besonders den Karbiden) her aber nicht allzu sehr von diesem Stahl unterscheiden, da die metallurgischen Vorgänge und Mechanismen identisch sein sollten.

Wie der RWL34 ausschaut, kann man sich in Romans Buch anschauen.

Wenn Roman das Bild vom RWL34 freigeben würde, könnte man sehr gut anhand der beiden Bilder Deine Fragen diskutieren. Die Karbide sind beim RWL34 mit max. 3,8-8,5µm angegeben. Vergleicht man diese Zahlen bzw. die Gefügeaufnahmen, so ist wahrscheinlich beim SB1 die feinere Schneide möglich und bei gleicher Schneidengeometrie (Wir reden von Schneidwerkzeugen und nicht von Trennkeilen, ja?) sollte der SB1 schneidhaltiger sein.

Ich würden den SB1 dem RWL34 immer vorziehen.

Gruß
Lars
 

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Wir reden von Schneidwerkzeugen und nicht von Trennkeilen, ja?
Natürlich :D
Vergleicht man diese Zahlen bzw. die Gefügeaufnahmen, so ist wahrscheinlich beim SB1 die feinere Schneide möglich und bei gleicher Schneidengeometrie sollte der SB1 schneidhaltiger sein. ... Ich würden den SB1 dem RWL34 immer vorziehen.
Vielen Dank für die Info - so ungefähr hatte ich das vermutet. Langsam scheint die Lektüre hier im Forum doch ein bisschen zu fruchten. Ob so wie Du hätte ich das doch nicht formulieren können :irre:
 
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