Salzbadhärten

Da geht es nicht um normales Salzbadhärten sondern um die Herstellung gehärteter Oberflächen. Normales Salzbadhärten ist zwar nicht ungefährlich, aber einschließlich der benötigten Materialien dem normalen Handwerker durchaus zugänglich.
 
Über das normale Salzbadhärten, dessen Ziel die Trennung der Abkühlungsspannungen von den Umwandlungsspannungen und damit eine gewisse Verminderung von Verzug und Härterissen ist, haben wir hier im Forum schon ausführlich debattiert.
Bei dem jetzt angesprochenen Verfahren geht es um eine Veränderung der Stahloberfläche durch Eindiffundieren von Kohlenstoff und Stickstoff unterhalb der Temperatur der Karbid- und Nitridbildung.
Die danach ereichbare Härte von 1000 HV = 69-70 HRC wäre grundsätzlich nicht uninteressant, da der zähe Kern des Werkstoffs erhalten bliebe.
Eine praktische Anwendung für Klingen sehe ich nicht, da das Verfahren zu aufwendig ist und die dünne Hartschicht schnell abgeschliffen wäre.

Beruhigend ist es zu lesen, daß das Verfahren auch mit komplexen Cyanidverbindungen durchgeführt werden kann und nicht nur auf der Basis von Natrium- und Kaliumcyanid funktioniert.

Erstaunlicherweise ist man in der Vergangenheit mit diesen höchst giftigen Substanzen äußerst großzügig umgegangen. In einem alten Lehrbuch für Goldschmiede finden sich ständig Rezepte wie: Man nehme 100 gr. Zyankali, vermische sie mit...-Die richtige Konsistenz wird allerdings dabei nicht durch Abschmecken festgestellt, was man für die verdünnte Schwefelsäure zum Weißsieden durchaus verlangte.

Freundliche Grüße mit leichtem Schaudern

U. Gerfin
 
Hallo Messerfreund Gerfin,
mit leichtem Schauder - ja das ist aus heutiger Sicht verständlich.
In meiner Lernphase bin ich noch zwischen Zyanbädern- 900er
Salzbadtiegelöfen rauchend und teilweise essend umhergeschlendert.
Alles hoch giftiges Zeug, aber es ist komischerweise nie was passiert,
außer man hat sich das Zeug direkt in den Mund gesteckt, was ein paar Lebensmüde auch gemacht haben.
Aber härtetechnisch gesehen gab es nix besseres als Salzbäder, flexibel,
schnell und auch für partielle Härtung geeignet.
ich trauere den Salzbädern heute noch nach
gruss fritz
 
Man nehme 100 gr. Zyankali, vermische sie mit...-

Pfft 100g ? In meiner Schulzeit hab ich ab und an in einem galvanischen Betrieb gearbeitet. Dort haben wir das Zeug kiloweise in die Gold- und Silberbäder geschaufelt :haemisch:
Allerdings hatten wir schon Absaugungen und Schutzkleidung war natürlich Pflicht. Richtig doof wurde es eigentlich nur, als ein Lehrling mal Salzsäure in die Laugenabfälle gegossen hat. Das roch dann lecker nach Mandeln (=Blausäure) gab einen Großalarm und einen freien Nachmittag :irre:

Aber in der Industrie sind die Maßstäbe wohl einfach ein bisschen anders und Vorsicht ist bei dem Zeug auf jeden Fall geboten!

schöne Grüße Steffen
 
Heutzutage kommt das Salzbadhärten immer mehr außer Mode. Salzreste und Abdeckkohle auf der Oberfläche von Bauteilen, zum Beispiel in Gewinden, lassen sich oft nur sehr schwer entfernen, weder in der Waschmaschine noch in der Strahlanlage. Die Salzreste führen dann zu Rostbefall, sogar wenn geölt wird, unter dem Öl.

Und die Entsorgung der Altsalze wird immer teurer. Früher hat das jeder Bauer gern genommen und als Düngemittel auf die Felder geworden. Mit keinem anderen Dünger ist das Grünzeug dann besser gewachsen...
:confused::mad:
 
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