Saufeder

Taperedtang

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Auf Wunsch von @rocco26 stelle ich hier kurz eine einfache, geschmiedete Saufeder vor. Falls das Thema hier nicht reinpasst, bitte ich die Mod´s den Thread dorthin zu schieben wo er passt.

Die Saufeder stammt aus dem Nachlass meines Großvaters, der lebenslang ein sehr passionierter Jäger war und den ich schon als Kind auf der Jagd begleitet habe. Leider ist mir zum Entstehungsprozess der Saufeder nichts bekannt. Sie ist grob geschmiedet, spitz und scharf, sowie extrem stabil.

Die Saufeder hat eine Gesamtlänge von 190 cm. Der Stiel besteht nach meiner Einschätzung aus Eschenholz. Er hat eine oktogonale Form und einen Durchmesser von 4 cm. Er besitzt eine Lederwicklung. Die Parierstange besteht aus einer Hirschhornrolle. Das Gesamtgewicht der Saufeder beträgt 2950 g, also kein Leichtgewicht.

Die Klinge wurde aus einem mir nicht bekannten Kohlenstoffstahl geschmiedet, ist bis zur Tülle 22 cm lang und hat eine Gesamtlänge von 35 cm. Die blattförmige Klinge ist max. 95 mm breit und hat 1 cm hinter der Spitze schon eine Särke von 3,5 mm. Die Stärke nimmt schnell auf 11 mm zu und verbleibt so bis zum Übergang zur Tülle.

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Grüße
Matthias
 
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Danke Matthias!
Das ist ein wunderbares Exemplar! Ich bin dankbar, dass du es zeigst, weil diese Art des Abfangens und eben auch das dazu gehörige Gerät in den Hintergrund tritt.
Die Handwerkskunst die hier dahinter steckt ist schon beachtlich! Die geschmiedete Spitze mit Tülle, Eschenschaft, Lederbeschlag. Knebel... sehr fein!
In den historischen Sammlungen hier in Sachsen und auf Gemälden mit Jagdszenen hab ich auch oft welche ohne Knebel gesehen. Viele dieser Stücke dürfen nun an
der Wand hängen und bald wird wohl vergessen sein, was man damit machte. (BTW bin kein Jäger, nur interessiert)
rocco26
 
Die Saufeder...... ist grob geschmiedet, spitz und scharf, sowie extrem stabil.
Ich musste unwillkürlich an den Waldläufer WILDSCHWEINJAGD SAUFEDER/JAGDSPEER UMBAU denken. Der nutzt sowas um seine Hunde zu schonen. Es scheint also schon noch Bedarf dafür zu geben.
Der waldläufersche Umbau ist ziemlich rustikal. Das Video sollte sich ein Feinmechaniker besser nicht anschauen, ich habe euch gewarnt.

Gruss erniebert (weder Jäger noch jagdinteressiert)
 
Schönes rustikales Werkzeug!
"grob geschmiedet, spitz und scharf, sowie extrem stabil" - also alles, was es braucht. :cool::



Ich musste unwillkürlich an den Waldläufer WILDSCHWEINJAGD SAUFEDER/JAGDSPEER UMBAU denken. Der nutzt sowas um seine Hunde zu schonen. Es scheint also schon noch Bedarf dafür zu geben.
Der waldläufersche Umbau ist ziemlich rustikal. Das Video sollte sich ein Feinmechaniker besser nicht anschauen, ich habe euch gewarnt.
Gruss erniebert (weder Jäger noch jagdinteressiert)
Ob das jetzt so gut passt? Nutzte, muss man ja sagen. Vergangenes Jahr wurde dem Herrn der Jagdschein entzogen und ein Strafbefehl zugestellt, weil ein Gericht der Meinung war, dass er seine Hunde gezielt auf eine gesunde Sau gehetzt hat, um die Saufeder zu benutzen. So ist das ganze nicht gedacht. Deshalb macht der Herr jetzt auf Imker. Sendungsdruck und so. :rolleyes::
 
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Guten Abend!
Es freut mich doch sehr, dass auf dieses Thema Saufeder so lebhaft reagiert wird! Ich hatte die Spitze von Weber auch auf der Liste. Nur, was soll es am Ende, ein solches Teil zu bauen?
Klar, man kann sich handwerklich profilieren. Aber der Einsatz bleibt aus. Wallhanger in schön kann ich und will ich nicht machen. Headshrinker und Teperedtang sind Jäger. Die wissen
um die Geschichte. Soweit ich das verstehe, ist der Einsatz einer Saufeder nicht mehr waidgerecht.
Dennoch finde ich es schön und interessant, solche Stücke zu sehen und etwas über deren Geschichte zu erfahren.
So long! rocco26
 
Diese Saufeder wird von mir nicht jagdlich genutzt. Sie ist für mich ein Erinnerungsstück, das mich an die gemeinsame Zeit, die ich mit meinem Großvater verbracht habe, erinnert.

Der jagdliche Einsatz einer Saufeder wird unter Jägern kontrovers diskutiert. Es gibt jagdliche Situationen, die den Einsatz einer Saufeder sinnvoll erscheinen lassen, um z.B. die Hunde, die an der Sau sind, nicht durch einen Schuss zu gefährden.

In der heutigen Zeit ist das aber schwer vermittelbar. Dieses "archaische" Jagen wird in der Gesellschaft nicht gerne gesehen. Hierbei wird eines vergessen, der Jäger ist verpflichtet Wild "waidgerecht" zu erlegen, das heißt möglichst schnell und unter Vermeidung von Qualen zu töten, ohne dabei sein Umfeld zu gefährden. Sollte dies in besonderen Fällen nur mit einer Saufeder möglich sein, ist das aus meiner Sicht, nicht unwaidmännisch.

Grundsätzlich halte ich aber den Einsatz einer Saufeder für nicht erforderlich, nichtsdestotrotz spiegelt sich in ihr ein Stück Jagdgeschichte.

Gruß
Matthias
 
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Hier ein aktuelles Anwendungsbeispiel: Vorgestern wurde ein verletztes Wildschwein in einem Wohngebiet in Lünen mit einer Saufeder erlegt, da im besiedelten Bereich eine Schussabgabe zu gefährlich gewesen wäre.

WDR Lokalzeit Dortmund vom 1.3., ab min 9:34 - Lokalzeit aus Dortmund | 01.03.2021

Meldung dazu: Nach stundenlanger Suche: Wildschwein in Lünen getötet
(Die Saufeder wird leider nur im Video erwähnt und nicht gezeigt, das Video ist noch bis 8.3. verfügbar.)
 
Hallo,
mir gefällt der Beitrag hier auch sehr gut.
Mein Bruder ist seit über 30 Jahren Jäger und ich habe ihm vor ein paar Jahren eine handgemachte Saufeder besorgt, Klinge ist noch im Gesenk geschmiedet und der Stiel ist aus Eibe. Das Design wurde von der Puma Saufeder übernommen.
Jetzt ein paar Anmerkungen, natürlich ist das Abfangen mit der Saufeder waidgerecht. Die Saufeder wird ja nur benutzt um verletzte Wildschweine möglichst schnell zu töten. Kein Jäger hat doch Lust sich von einem kranken Schwein schwer verletzen zu lassen.
Ich wundere mich immer über die Menschen welche das Jagen (in Deutschland!) abstoßend finden und dann im Discounter das Grillfleisch für € 5,- das Kilo kaufen, da muss ich in doppelter Hinsicht kotzen.
Dass die Saufeder nicht mehr so weit verbreitet ist hat wohl eher den Grund, dass zur richtigen Anwendung ein gehöriges Maß Mut gehört. Die "richtige" Anwendung wurde hier ja noch nicht angesprochen, daher rührt wohl auch die Ablehnung gegenüber dieser Jagdwaffe. NEIN, die Feder wird normalerweise nicht wie ein Speer benutzt.
Normalerweise wartet der Jäger vor dem Dickicht in der sich die verletzte Sau befindet und die Hunde treiben die Sau raus, der Stiel der Feder stemmt sich an einen Baum oder einer Wurzel nach hinten ab und im letzten Moment reißt der Jäger die Feder hoch und die angreifende Sau springt direkt in die Spitze und tötet sich selbst.
Sehr archaisch, ich würde es mich definitiv nicht trauen.
Aber ganz sicher waidgerecht.
Grüße
Andreas
 
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Der jagdliche Einsatz einer Saufeder wird unter Jägern kontrovers diskutiert. Es gibt jagdliche Situationen, die den Einsatz einer Saufeder sinnvoll erscheinen lassen, um z.B. die Hunde, die an der Sau sind, nicht durch einen Schuss zu gefährden.

In der heutigen Zeit ist das aber schwer vermittelbar. Dieses "archaische" Jagen wird in der Gesellschaft nicht gerne gesehen. Hierbei wird eines vergessen, der Jäger ist verpflichtet Wild "waidgerecht" zu erlegen, das heißt möglichst schnell und unter Vermeidung von Qualen zu töten, ohne dabei sein Umfeld zu gefährden. Sollte dies in besonderen Fällen nur mit einer Saufeder möglich sein, ist das aus meiner Sicht, nicht unwaidmännisch.

Grundsätzlich halte ich aber den Einsatz einer Saufeder für nicht erforderlich, nichtsdestotrotz spiegelt sich in ihr ein Stück Jagdgeschichte.

Gruß
Matthias

Matthias hat das, finde ich sehr gut in Worte gefasst! Wobei ich durchaus der Meinung bin, daß eine Saufeder ihre Berechtigung hat.
Ich kann mich an eine Nachsuche erinnern, bei der wir den geschnallten Drahthaar vom Jagdkollegen fast nicht von der kranken Sau wegbekommen haben. Da wäre die Saufeder sehr hilfreich gewesen.

Liebe Grüsse und Waidmann`s Heil
Canesplitter
 
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