Schärfstein selbst anfertigen?

Messerfreund

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Hallo,
ich spiele mit dem Gedanken mir einen Bankstein zuzulegen. Einen möglichst vernünftigen.

Kann ich mir einen solchen selbst herstellen?
Ich habe auf Mittelaltermärkten schon Schleifscheiben aus Sandstein gesehen.

Ist es möglich, dass ich mir aus einem Stück Sandstein einen Bankstein meißele?
 
Um es mit Radio Eriwan zu halten: Im Prinzip - ja.
Wenn du den richtigen Sandstein findest auf jeden Fall. Sonst wird es eher mehr ein Kratzen als ein Schleifen, den die beim Bau eingesetzten Sandsteine sind viel zu grob un die Körne brechen zu leicht aus.
 
Ich habe mir mal ein paar Steine gesammelt und damit versucht Messer zu schärfen. Ist aber nicht wirklich der Bringer gewesen, da meistens die Schleifkörner zu weich waren und die Bindung der hier im Pfälzer Wald von mir gefundenen Steine zu weich war.

Da würde ich mir lieber einen vernünftigen Nicht-Sandstein kaufen.

Viele Grüße,
Leo.
 
....ich spiele mit dem Gedanken, mir einen Bankstein zuzulegen.....Kann ich mir einen solchen selbst herstellen?....
Ist es möglich, dass ich mir aus einem Stück Sandstein einen Bankstein meißele?
Wenn Du meißeln kannst, schon. Aber wenn Du einen "vernünftigen" Bankstein möchtest, ist das eher die falsche Wahl für das Schleifen hochwertiger Messerstähle. Für Sicheln und Gartenwerkzeuge mag das aber gehen, wenn der Sandstein auch nicht lange seine Form behalten wird. Die speziellen, zum Schleifen geeigneten (weißen) Sandsteine kommen u.a. aus Portugal.

Bei den Preisen für ordentliche Banksteine aus Korund oder SiC muss man übrigens keine aufwendigen Wirtschaftlichkeitsberechnungen anstellen; man kann das in Eigenarbeit bei gleicher Qualität nicht günstiger machen.

Gruß

sanjuro
 
Danke für die Antworten, es war ein Schuss in den Ofen.

Fehleranalyse:

Die Form bekam ich hin. Schwierig war es eine ebene Oberfläche zu erzeugen, da immer wieder kleinere Ausbrüche vorhanden waren.
Mit dem Bearbeiten ging es. Nichts was man nicht an einem Sonntagnachmittag schaffen könnte.

Fazit:
nicht empfehlenswert, aber die Erfahrung lehrt

jetzt mache ich mich auf die Suche nach einem Belgischen Brocken o.ä.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Bankstein hat mit einem belgischen Brocken gar nichts zu schaffen; dieser ist nur für den Feinabzug, nicht fürs Grobe.
 
Hallo,
hier irrt der Uli aus dem Götterdorf der Asen, :steirer: ich hab nen belgischen Brocken als Bankstein, schöner rechteckiger Stein, mit der feinen und der extrafeinen Schicht -gibt es so kaum noch zu kaufen
Bankstein ist wirklich nur die besondere Form, die es uns leichter macht zu schleifen

bin für einen Thread : Vergleiche von Steinen, Erfahrungsaustausch

hab ne Menge Erfahrungen auszutauschen
und ne gute Menge an Steinen ausprobiert und verglichen...

auch von wegen teuer - billig - Schrott und so

Grüße

Jokke
 
Zuletzt bearbeitet:
Erst denken dann schreiben.

Bankstein heißt eigentlich nichts anderes als ein Block in Quaderform, mehr nicht.

Und Uli hat recht, der Belgische Brocken ist nur für den Feinabzug. Wenn ich ne an sich scharfe Klinge richtig scharf machen will.
Zum Schleifen einer stumpfen Klinge bis auf null brauche ich andere Sachen als nen Belgischen Brocken. Es sei denn ich atme gesiebte Luft und hab nichts besseres zu tun. Wobei ich dann wohl keine Messer haben würde.

Mit Sandstein kann man viel machen wenns der richtige ist. Dazu gabs hier schonmal nen Thread.
Wichtig wäre halt ne plane Oberfläche und die kann man selbst herstellen, in dem man gutes Schleifleinen auf ne ebene Fläche klebt und dann den Stein mit viel Wasser darauf abrichtet.
Ich würd mir aber lieber nen Stein kaufen.
 
Habe auch mehrere Steine ausprobiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass man bei groben Steinen den künstlichen Steinen den Vorzug gegenüber den Natursteinen geben sollte, da sie meiner Erfahrung nach besser abtragen.
Bei feinen Körnungen kann ein Naturstein durchaus Sinn machen, doch sind inzwischen auch hier einige künstliche Steine so gut (gleichmäßiges Korn, vernünftiger Kompromiss zwischen Schleifkornhärte und Bindung, keine Risse oder Ausbrüche), dass der Naturstein meiner Meinung nach nur für den Traditionalisten Gründe bietet ihn zu einzusetzen.

Natürlich gibt es gute Natursteine, doch muss ich für einen guten meist mehr bezahlen, als ich für einen vom Schleifergebnis vergleichbaren Kunststein ausgeben müsste. Viele der guten Lagerstätten sind erschöpft, man bekommt nur noch kleine Steine guter Qualität heraus und das schlägt sich extrem auf den Preis der größeren Steine nieder. Der "belgische Brocken" ist jedoch ein Naturstein mit dem ich immer wieder gerne meine Klingen bearbeite.

Bezüglich Bankstein und belgischer Brocken noch eine Anmerkung am Rande. Bankstein meint die Form, Brocken meint auch eine Form. Durch die Erschöpfung der Fördergebiete in Belgien konnten hauptsächlich kleinere und nicht rechteckige (meist vieleckige oder trapezförmige) Steine guter Qualität gefördert werden. Diese Steinform nannte man Brocken. So hat sich dann der Name belgischer Brocken eingebürgert, da man nur noch sehr selten große Banksteine aus dem Material bekam. Inzwischen mit dem blauen belgischen "Brocken" ist eine Banksteinproduktion wieder möglich, jedoch ist der Name "belgischer Brocken" so im Markte mit der Qualität der Steine verknüpft, dass eine Namensänderung keinen Sinn machen würde. Ein "belgischer Bankstein" würde sich wahrscheinlich kaum so gut verkaufen ;-).

Viele Grüße,
Leo.
 
Darf ich ein paar Worte als Geologe dazu sagen??

Die Idee des Schleifsteins selber machen ist mir auch schon gekommen, das Problem ist hier nicht das "machen" sondern das "suchen". Will sagen, die Form eines Banksteins mit zumindest einer ebenen Fläche Fläche zu erzeugen, sollte lösbar sein. Aber aus welchen STEIN ??

"Sandstein", wie von euch erwähnt, ist ja genau genommen nur ein Begriff für eine (Sediment)Gestein, bei dem Kornfraktion der einzelnen Komponenten zwischen 0,06 mm und 2 mm Größe liegt. Der sogennante Matrix-Anteil, also jener Anteil der kleiner als 0,06 mm ist, sollte bei einem Sandstein nicht mehr als 15 % betragen.

Damit das ganze als Schleifstein funktioniert müssen "Korn" und "Matrix" nun gewisse Eigenschaften haben:

Korn: sollte härter als Stahl sein und möglichst spitz oder eckig geformt sein, um maximale Abrasion bieten zu können

Matrix: sollte möglichst weich sein, damit sich das schleifende Korn gut daraus lösen kann und sollte im Idealfall auch noch wasserlöslich sein, damit sich eine "Schleifpaste" entwickeln kann.

Jetzt sieht man schön langsam, warum der Belgische Brocken so ein sagenhaftes Geschenk der Natur ist: Das Korn ist zerbrochener Granat, also härter als Stahl und sehr eckig, die Matrix ist Ton, wasserlöslich und Paste machend. Was die Matrix genau ist, wissen wir leider noch nicht, siehe diesen Thread.

Ein anderes deratiges Naturgescehnk scheint der japanische Awasedo aus Kyoto zu sein (Paket ist zu mir unterwegs :)): Radiolarien (Kiesel, also Quarz und Phosphate) bilden das feine sehr abrasive Korn, Ton und vulkanische Aschen (?) die Matrix.

Natürlich wird es auch noch andere Fundorte geben, wo Gesteine mit den erwähnten Eigenschaften, auch mit gröberen Körnern (die beiden oben erwähnten sind ja sehr fein, genau genommen gar keine Sandsteine mehr) zu finden sind. Nur eben das "wo" ist unter Umständen in den Tiefen der Zeit etwas verloren gegangen, und muß wieder gefunden werden.

Ich wollte hier nur zeigen, dass die Frage nach dem richtigen Stein alles andere als trivial ist....
 
Wie schonmal geschrieben, habe ich einem ehemaligen Gesellen vom Markus aus meiner Heimat (Sonneberg/Thüringen) ein paar Brocken Sandstein mitgebracht. Er hat einen dann mit ner Flex zerteilt und darauf dann eine Tantoklinge poliert. Vincent hat sich sehr gefreut weil es sehr gut funktioniert hatte.
 
@ kaneo
Matrix: sollte möglichst weich sein, damit sich das schleifende Korn gut daraus lösen kann und sollte im Idealfall auch noch wasserlöslich sein, damit sich eine "Schleifpaste" entwickeln kann.
Hier irrt der Geologe:
Wenn die Matrix wasserlöslich wäre würde der Stein nach ein paar Stunden im Wasser einfach in seine Einzelteile zerfallen. Ob man ihn dann nach Jahrmillionen überhaupt noch als Stein vorfinden würde ??? - für mich wäre das dann eher eine Sandlagerstätte.
Wasserlöslich ist z.B. Kochsalz. Ton kann ich aufschlämmen und wieder absetzen lassen - so kommen auch die Lagerstätten zustande. Aber das weiß der Geologe ja.
 
@ kaneo

Hier irrt der Geologe:
Wenn die Matrix wasserlöslich wäre würde der Stein nach ein paar Stunden im Wasser einfach in seine Einzelteile zerfallen. Ob man ihn dann nach Jahrmillionen überhaupt noch als Stein vorfinden würde ??? - .

Stimmt vollkommen, habe mich unklar ausgedrückt, sorry. Gemeint ist, das Wasser unter bestimmten Umständen imstande ist, das Gefüge der Matrix zu lösen. Im Falle des Schleifsteins braucht es den mechanischen Einfluss des Schleifvorgangs.
Im natürlichen Fall heist es dann Verwitterung. Und in ein paar Millionenen Jahren ist das was jetzt als Stein vorliegt, tatsächlich keiner mehr. Aber jetzt bin ich schon sehr theoretisch, das wollt ich nicht.

Aber es heist ja auch: Den Belgischen Brocken keinesfalls permanent im Wasser lagern!! Warum wohl??
 
Ich kenne einen Belgischen Brocken - der liegt seit 30Jahren+ im Wasser. Allerdings frostfrei, damit er nicht durch die Ausdehnung des Wassers beim Gefrieren gesprengt wird. Und es hat ihm nicht geschadet.
 
Ich kenne einen Belgischen Brocken - der liegt seit 30 Jahren+ im Wasser. Allerdings frostfrei, damit er nicht durch die Ausdehnung des Wassers beim Gefrieren gesprengt wird. Und es hat ihm nicht geschadet.
Das kann ich - für einen kürzeren Zeitraum und einen blauen "Brocken" - nur bestätigen.

Die Matrix ist ja selten reiner Ton, wie wir ihn von der Oberfläche kennen, sondern sie verfestigt sich durch Auflagedruck und Wärme meist ganz ordentlich. Die sichere, frostfreie Lagerung ist das eigentliche Geheimnis.

Zur eigenen Herstellung von Schleifsteinen noch ein Wort: die Vorkommen von Gesteinen mit aggressiven abrasiven Partikeln sind vermutlich nicht nur alle bekannt, sondern auch weitgehend ausgebeutet. Das ist in Belgien, Japan und den USA ähnlich. Dennoch kann man durchaus verschiedene Sedimentgesteine ohne Probleme zu Schleifsteinen im Banksteinformat verarbeiten, wenn man nicht den Anspruch hat, einen hochwertigen Stein mit großer Abtragsleistung zu erhalten. Für den feinen Abzug sind durchaus manche nicht zu harten Schiefer geeignet, die als abrasives Medium fast immer fein verteilten Quarz enthalten, wie man das auch bei japanischen Natursteinen findet. Sie bilden, wenn man Glück hat und eine gute "Nase" bei der Suche entwickelt, auch mit Wasser zusammen eine Schleifpaste. Eine gute Qualität allerdings - also Homogenität und das Fehlen von einzelnen gröberen Partikeln, die dann hässliche Kratzer verursachen - ist gar nicht leicht zu finden!

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
Hy sanjuro,

dakor mit deinen Aussagen!
Ich habe heute ein bischen nachgedacht und nachgelesen. Bin auf fogendes draufgekommen: Es gibt in den Alpen, genauer in den nördlichen Kalkalpen, ein Gestein, das dem Awasedo zumindest theoretisch nicht unähnlich ist. Radiolarit mit geringen Anteil an Ton. Wenn ich irgendwann nächstes Jahr nach dem Winter einmal Zeit finde, werd ich versuchen, die mir nächstgelegene Fundstelle aufzusuchen und mal eine Probe davon zu nehmen. Ich werd sicher hier davon berichetn (auch wenns ein Mißerfolg ist :D)
 
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