Scharf normalisieren und Weichglühen

Günther

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Hallo,

ich habe eine Frage an die Wärmebehandlungsspezialisten.

Kann ich, wenn ich nach dem scharfen Normalisieren nicht sofort dazu komme, die Klinge auch später weichglühen, oder hat das Nachteile.

Ich denke mir, wenn ich das Öl vom scharfen Normalisieren abbrenne, was ich ohnehin immer mache, dann ist die Klinge doch so was wie angelassen und sollte es ohne Probleme vertragen, wenn ich erst am nächsten Tag weichglühe oder hab ich da einen Denkfehler?
 
Hallo Messerfreund,
selbst wenn du nichts machst, kannst du nix kaputtmachen.
Der Begriff,, scharfes,,normalisieren erschließt sich mir zwar nicht, aber nehmen wir mal an du hast normalisiert, dann ist das Gefüge in Ordnung.
Spannungen wie aus einer Härtung sind nicht da, das kannst du bis zum Sankt Nimmerleinstag so lassen.
aus diesem Gefüge kannst du auch problemlos härten.
Solltest du bei deinem scharfen normalisieren allerdings Martensit produzieren - durch schnelle Abkühlung - also einen Härteeffekt erzeugen , dann hast du ein Problem, nämlich Spannungen.
Die bekommst du durch ein Grundanlassen bei 200°C 1h weg.
Wenn du mehr wissen willst , schreib Gerfin an, der kann es noch beser
ausdrücken als ich (oder mich natürlich )
gruss fritz
 
Hallo Günther !
Ich denke, Deine Bedenken beruhen auf der Sorge, durch das von mir so genannte scharfe Normalisieren oder auch- sprechen wir es ruhig aus- mehrfach Härten, könnten gefährliche Spannungen entstehen, die zu Rissen und Bruch führen können.
So habe ich früher auch gedacht und habe nach dem Erhitzen auf Normalisiertemperatur nur mit Luftzug gekühlt.
Dr. Verhoevens Ausführungen über die günstige Wirkung mehrfachen Härtens haben mich aber dazu gebracht, ein bißchen zu experimentieren.
Beim Härten entstehen natürlich Spannungen, die unschädlich gemacht werden müssen, normalerweise durch Anlassen. Dieses Anlassen kann man aber ohne weiteres durch das Abbrennen des nach dem Härten anhaftenden Öls vornehmen. Diese Technik ist sehr alt und durchaus bewährt. Sie wurde beispielsweise beim Federhärten oft angewandt.
Der Trick dabei ist, daß der gehärtete Gegenstand satt mit Öl bedeckt sein muß und dann solange über dem Feuer hin und her geführt wird, bis das Öl anfängt zu brennen. Je nach dem verwendeten Öl ist das bei einer Temperatur von 250-300 Grad. Solange das Öl nicht brennt, kann die davon bedeckte Klinge keine höhere Temperatur haben, als das Öl. Solange das Öl brennt, steigt die Temperatur der Klinge auch nicht, wenn man sie nicht weiter über das Feuer hält. Diese Behandlung hält der frisch gehärtete Stahl, der sich ja teilweise noch in einem uinstabilen Zustand befindet, ganz gut aus.
Für das Federhärten ist dieser Vorgang des Ölabbrennens mehrfach gemacht worden. Danach kannst Du die Klinge liegen lassen, solange Du willst, da sie ja angelassen ist.
Ich habe das Verfahren so abgewandelt, daß ich nach dem letzten Schmieden abschrecke und das Öl abbrenne. Das mache ich dann noch mal nach dem Schleifen und dann wird normal gehärtet und angelassen.
Eine Verbesserung habe ich durch diese Technik nicht festgestellt, es hat aber auch in keinem Fall irgendwelche Schäden gegeben.
Da ich mir schmeichle, beim Schmieden, insbesondere beim letzten Überschmieden, das rechte Maß an Verformung bei richtiger Schmiedeendtemperatur einzuhalten, gehe ich ohnehin davon aus, daß ich mit Grobkorn und Korngrenzenzementit keine Probleme habe. Dann ist ein Normalisieren nicht zwingend nötig. Da es aber auch nicht schaden kann und ohne großen Aufwand zu integrieren ist, mache ich es halt.
Zur Vertiefung rate ich unbedingt bei Verhoeven nachzulesen. Ein pdf war hier im Forum, es ist auch über die IGDF zu finden.
MfG U. Gerfin
 
Danke Ulrich,

ich hab mir das auch so gedacht, wollte aber sicher gehen.

Mit dem so oft zitiertem Verhoeven ist das so eine Sache, um in USA im Netz einzukaufen reicht mein Englisch ja aber eine solche Arbeit zu verstehen, leider nicht.
:(
 
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