Hallo Günther !
Ich denke, Deine Bedenken beruhen auf der Sorge, durch das von mir so genannte scharfe Normalisieren oder auch- sprechen wir es ruhig aus- mehrfach Härten, könnten gefährliche Spannungen entstehen, die zu Rissen und Bruch führen können.
So habe ich früher auch gedacht und habe nach dem Erhitzen auf Normalisiertemperatur nur mit Luftzug gekühlt.
Dr. Verhoevens Ausführungen über die günstige Wirkung mehrfachen Härtens haben mich aber dazu gebracht, ein bißchen zu experimentieren.
Beim Härten entstehen natürlich Spannungen, die unschädlich gemacht werden müssen, normalerweise durch Anlassen. Dieses Anlassen kann man aber ohne weiteres durch das Abbrennen des nach dem Härten anhaftenden Öls vornehmen. Diese Technik ist sehr alt und durchaus bewährt. Sie wurde beispielsweise beim Federhärten oft angewandt.
Der Trick dabei ist, daß der gehärtete Gegenstand satt mit Öl bedeckt sein muß und dann solange über dem Feuer hin und her geführt wird, bis das Öl anfängt zu brennen. Je nach dem verwendeten Öl ist das bei einer Temperatur von 250-300 Grad. Solange das Öl nicht brennt, kann die davon bedeckte Klinge keine höhere Temperatur haben, als das Öl. Solange das Öl brennt, steigt die Temperatur der Klinge auch nicht, wenn man sie nicht weiter über das Feuer hält. Diese Behandlung hält der frisch gehärtete Stahl, der sich ja teilweise noch in einem uinstabilen Zustand befindet, ganz gut aus.
Für das Federhärten ist dieser Vorgang des Ölabbrennens mehrfach gemacht worden. Danach kannst Du die Klinge liegen lassen, solange Du willst, da sie ja angelassen ist.
Ich habe das Verfahren so abgewandelt, daß ich nach dem letzten Schmieden abschrecke und das Öl abbrenne. Das mache ich dann noch mal nach dem Schleifen und dann wird normal gehärtet und angelassen.
Eine Verbesserung habe ich durch diese Technik nicht festgestellt, es hat aber auch in keinem Fall irgendwelche Schäden gegeben.
Da ich mir schmeichle, beim Schmieden, insbesondere beim letzten Überschmieden, das rechte Maß an Verformung bei richtiger Schmiedeendtemperatur einzuhalten, gehe ich ohnehin davon aus, daß ich mit Grobkorn und Korngrenzenzementit keine Probleme habe. Dann ist ein Normalisieren nicht zwingend nötig. Da es aber auch nicht schaden kann und ohne großen Aufwand zu integrieren ist, mache ich es halt.
Zur Vertiefung rate ich unbedingt bei Verhoeven nachzulesen. Ein pdf war hier im Forum, es ist auch über die IGDF zu finden.
MfG U. Gerfin