Schellack-Politur als Ersatz für Politur im CCL-Kit

rfindigo

Mitglied
Beiträge
460
Da ich es satt hatte, dass immer die Politur vom original CCL-Öl aufgebracht und noch sehr viel im Öl übrig war, hab ich mich mal dran gemacht, die Politur selbst herzustellen.

Ich weiß, daß es käufliche Produkte gibt, aber erstens möchte ich das übrig gebliebene Öl aus dem CCL-Kit nicht wegwerfen, macht es mir Spaß rumzutüffteln und last but not least: Selbstmachen macht Spaß!

Unter http://www.messerschmied.net/Schellackpolitur.htm gibt's 'nen Rezept, von dem ich dachte, "genau das brauchst Du!".

Ich hab das Rezept auf eine kleinere Menge runtergebrochen und geringfügig verändert. Die aktuelle Rezeptur sieht dann wie folgt aus:
400ml Ethanol reinst
50g Schellack superior
13g Gummi Mastix
18g Kolophonium hellst
(die festen Bestandteile sind von www.kremer-pigmente.de)

das Ganze habe ich zum Lösen etwa eine Woche stehen lassen und dann über einen Filter von den letzten festen Bestandteilen befreit. So weit, so gut...

Nun das Problem:
Ich hab das ganze genauso verarbeitet wie beim CCL-Öl, d.h. feingeschliffene Oberfläche dreimal mit der Schellack-Politur als Porenfüller bearbeitet - Zwischendrin jeweils wieder kurz mit 800er Körnung angeschliffen - dann dreimal mit Politur + ein wenig von dem Öl aus dem CCL-Öl Kit behandelt, dazwischen jeweils min 8h getrocknet.
Parallel dazu, die ganze Prozedur auch mit der Original-Politur und Öl aus dem Kit auf demselben Holzstück.

Zwischenergebnis: Das Original hat einen super Glanz - gleichmäßig, hart und beständig. Mein Rezept dagegen ist sehr unregelmäßig, stumpf, braucht wesentlich mehr Zeit zum Trocknen und sieht letztendlich Asche aus... :hmpf:

Irgendwas klappt da noch nicht so gut! Hier die Fehlerquellen, die mir spontan in den Sinn kommen...
1. Falsch verarbeitet (längere Trocknungszeit, Verhältnis Politur - Öl etc.)
2. Das Lösungsmittel beim original CCL-Kit ist definitiv nicht Ethanol (riecht anders)...
3. die Schellack-Politur meines Rezepts ist inkompatibel mit dem Öl des CCL-Kits (keine Härtung)
4. Meine Politur ist ungeeignet (zu "dünn", falsche Inhaltsstoffe etc.)

Hat jemand eine Idee, was hier schief läuft???

Grüße,
rfindigo
 
ich würd das kolophonium und das mastix unter die luper nehmen. mein geigenbauer hat nen lack mit "benzoe" (riecht sehr lecker) und kolophonium gibts in seehr untersdhiedlichen qualitäten.

welches kolophonium geeigent ist würd ich nochmal genau untersuchen.

lg matthias
 
Ich habe schon ewig nicht mehr mit Schellack gearbeitet. Wir haben damals in meiner Lehre die Plättchen in Alkohol gelöst und dann verarbeitet. Ist mir eigentlich viel zu viel Aufwand! Und die armen Läuse :) !
Mal ein kleiner Tip von mir: True Oil von Birchwood Casey.
Damit habe ich schon viele Schäfte mit besten Resultatan bearbeitet.
 
ccl-öl ist auch auf schellackbasis!
da es über dieses thema bücher gibt, die so dick sind wie die bibel, lässt uns darauf achten, dass es keine 0815 lösung gibt.

es gibt eine unzahl von rezepten und jeder handwerker verwendet seine eigenes. (oft sind sie geheim :( :) , natürlich)

ein paar tipps können helfen:

-das glanzöl von ccl kannst du verwenden.
-schellackplättchen in 96% alcohol lösen.
achtung: gerade das mischungsverhältnis macht sorgen. damit musst du spielen/probieren.
mehr alcohol verwenden als angegeben!
-je weniger schellack im alcohol gelöst ist, um leichter ist die verarbeitung, aber um so öfter muss aufgetragen werden.
-vorerst keine der möglichen zusätze verwenden.

schöne zeit!

norbert
 
da das Rezept von meiner Homepage stammt und ich gute Erfahrungen damit gemacht habe, hier ein Hinweis. Es könnte an dem Mastix gelegen haben. Vielleicht in der Misschung darauf verzichten und noch einmal probieren. Übrigens Schellack ist ein harziges Sekret, das die Lackschildlaus (Laccifer lacca) auf ihren Wirtsbäumen (z.B. Feigen) ausscheidet. Sie kommt in Indochina, auf den Philippinen und Sri Lanka vor. Indien produziert mit Jährlich etwa 18.000 t den größten Anteil Schellack. Für viele arme Familien in Indien ist die Schellack-Gewinnung ein wichtiger Nebenerwerb. Also man braucht da kein schlechtes Gewissen haben. Die Viecher überleben uns noch alle.
Gruß Stefan Kühne
 
Danke an alle, die bisher ihre Tipps geäussert haben!!! :super:

Ich hatte leider in der letzten Zeit wenig Gelegenheit zum lesen und experimentieren, sodaß ich auch nicht gleich was geschrieben habe.

Zumindest bin ich aber in der Zwischenzeit dazu gekommen, einen neuen Ansatz (diesmal mit Schellack hellst und ohne Mastix) anzusetzen.
Und tatsächlich, dass Ergebnis ist schon sehr sehr viel besser!!! Ich weiß zwar noch nicht, ob's am Mastix oder der anderen Schellackqualität gelegen hat, aber zumindest krieg ich jetzt ein super Resultat.
Ich werde als nächstes mal das Mastix unter die Lupe nehmen und zu einer kleinen Menge meiner aktuellen Mixtur Mastix zusetzen und schauen, ob dann das Ergebnis schlechter ausfällt!?

Werde Euch auf dem Laufenden halten!

Grüße,
Ralf
 
Noch ein kleines Update...

Die aktuelle Mixtur ist nun,
100g Schellack Astra
20g Kolophonium hellst
auf 500ml mit Ethanol p.A. aufgefüllt

nach lösen und warten (ca. 7 Tage) filtriert über Kaffeefilter ;)

Erste Versuche ( Reststück, Esche???) haben ziemlich gute Resultate ergeben (CCL-Öl + Mixtur), scheint bei super Glanz sehr hart und beständig zu sein. Leider hab ich aber im Moment nicht die Zeit und das geeignete Material es repräsentativ auszutesten...

Zwischenzeitlich hab ich mal "Dammar 1A" Zusatz probiert, aber es scheint in Ethanol größtensteils unlöslich zu sein...

Eine "dunkle" Variante mit Schellack superior statt Astra und Mastix + Kolophonium (basierend auf dem ersten Rezept) hab ich auch noch mit guten Resultaten getestet.

Vielen Dank nochmal an Stefan für das Rezept auf seiner Homepage!

Grüße,
Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

nachdem ich nochmal einen Test an Masserbirke mit dem "Schellack hell" Härter gemacht habe, bin ich eigentlich mit der Mixtur zufrieden.

Ich hab davon im Moment mehr als ich in den nächsten Monaten verwenden kann und wäre auch an weiteren Erfahrungen interessiert.
Falls also jemand Bedarf hat, weil er vor dem gleichen Problem mit dem Original steht (so viel Öl aber so wenig Härter) und mal mein Experiment testen möchte, ich gebe meine Übermenge zum Selbstkostenpreis (soll heißen, ich hätte nur gerne 4€ für den Versand und 'nen Erfahrungsbericht) ab. Will damit nix verdienen sondern nur hören, wei sich das Zeug bewährt...
Hab noch so jeweils 3-5 Fläschen "hell" und "dunkel" abzugeben.

Grüße,
rfindigo
 
Zurück