sanjuro schrieb:
Guten Abend, Jürgen!
Natürlich ist ein Stück gebrannte Keramik härter als seine Ausgangsstoffe! Bei Schleifsteinen muss das nicht so sein: Korund ist auch als Pulver abrasiv, und in der keramischen Bindung können sich dann manche Eigenschaften richtig entfalten. Vieles hängt auch vom Sinterungsgrad ab: während Steinzeug wasserdicht gesintert ist, sind viele Schleifsteine noch "offen" und nehmen durch Kapillarwirkung Wasser begierig auf. Die Sinterung bei Schleifsteinen kann auch so gesteuert werden, dass das Korn aus der Oberfläche nach einiger Benutzungszeit herausbricht und neuen scharfkantigen Kristallen Platz macht.
Besonders leistungsfähige Schleifmedien werden aus sog. Ingenieurkeramik gemacht; hier kommen Zirkonoxid und andere zum Einsatz. Schließlich werden aus diesen Ausgangsstoffe bei stärkster Sinterung und höchsten Temperaturen so dichte und harte Materialien, dass man sie als Schneiden bei Drehstählen verwenden kann.
Der Schamotteanteil und die Korngröße haben beim fertigen Steinzeug nicht immer viel zu sagen, da Schamotte für Töpfertonmassen meist aus normalem Ton gebrannt wird - der Scherben ist dann fast homogen. Es gibt allerdings eine Hartbrandschamotte, die die thermische Belastbarkeit der Masse heraufsetzen kann. Und natürlich gibt es auch Schamotte aus sog. feuerfesten Tonen. Alle diese sind aber als Schleifmittel nicht geeignet, weil sie nicht "offen" genug sind. Es ist dabei durchaus ein Unterschied, ob Du einen "weichen" Schleifstein (damit ist die Bindung gemeint) abrichtest oder eine Metallfläche schleifen willst.
Aber ich lasse mich auch gern überzeugen: mach doch mal ein paar Versuche mit Schleifsteinen aus dem Keramikbrennofen und publiziere sie hier; das ist bestimmt interessant.
Ok; Also hier der definitiv unwissenschaftliche Test:
Das Messer ist ein selbstgeschmiedetes aus Federstahl
Der gekaufte Schleifstein eins von diesen Baumarktdingern, eine Seite gelb- kaki, die andere
rötlich, ich nehm nur die gelbe Seite (400er Körnung?)
Der Keramikscherben schwarzer Ton mit viel Schamott, hochgebrannt.
Erstmal trocken schleifen:
Der gekaufte nimmt wesentlich mehr Material vom Messer weg. Der Scherben wird vom
Metallabrieb schon nach kurzer Zeit glänzend und ein gleitendes Gefühl stellt sich ein-
sprich die Oberfläche schmiert sich wohl mit Stahl zu.
Unter der Lupe sieht man, dass der Gekaufte recht grobe Riefen hinterlässt, beim Scherben
ist der Stahl fast poliert.
Das selbe mit Wasser:
Der Scherben geht wesentlich besser wenn er oft genug gespült wird, der gekaufte schleift
etwas feiner als trocken, ansonsten wie oben.
Fazit:
Um ein wirklich sehr stumpfes Messer zu schleifen, ist der Scherben zu "sanft" in der Schleifwirkung, aber für normales schleifen geht er schon recht gut, vor allem wenn man
eine Schneide ohne "Sägezahneffekt" haben will.
Also so ne Art Arkansasstein für ganz arme Leute
Mit etwas Experimentierfreude könnte man wohl schon sehr ordentliche Schleifsteine
töpfern; wie sanjuro schon gesagt hat, eine etwas "offenere" Bindung wäre wünschenswert.
sanjuro schrieb:
Ich würde dann als Blindversuch einen rein tonhaltigen "Schleifstein" gegen einen antreten lassen, der erhebliche Anteile von Siliciumcarbidpulver enthält, das man ja bei FUCHS (nicht der Tonlieferant, sondern der SiC-Platten-Hersteller!) in Ransbach-Baumbach in verschiedenen Körnungen erhält.
Ich kann Dir gerne nen Scherben schicken zwengs Vergleichbarkeit.
cu
Jürgen