'Schmiedeehre' -- Arbeitsvorbereitungen [Flexen vs. Hämmern]

Blacky

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Hallo,
bei dieser Hitze zu schmieden ist, wie in dem Thread von Survivor bestätigt, mörderisch. Mich packt trotzdem der Arbeitseifer. Ich wollte mich z.B. an einem 'Wikingermesser' versuchen. Blattfedern, grade frisch reinbekommen, sollten das Ausgangsmaterial sein. 1cm dick... In Streifen geflext immer noch 3 cm breit.
Meine Esse bringt nicht die Superleistung, geht aber. Einzig der Fön streikt manchmal kutzzeitig, wenns ihm zu warm wird.
Überleitung zum Thema: Soo. Nun habe ich angefangen, den Erl auszuschmieden... Ne Mordsarbeit. Habe (schlecht zu beurteilen, wegen Sonne) immer bei heller Rotglut gearbeitet, fast schon orange. Trotzdem, Esse ist warm, Sonne ist warm, Hammer ist schwer :D
Ich war kurz davor, die grobe Form einfach rauszuflexen... Dann nur noch ein wenig abzuflachen und zu verjüngen.
Irgendwie gabs da aber eine Hemmschwelle: "Ein Schmied macht sowas nicht. Ein geschmiedetes Messer darf nich vorher ausgeflext sein. Das wär zu einfach."
Und jetzt, endlich, die Zentrale Frage:
Liebe Schmiede im Forum, wie weit nutzt ihr Maschinen für geschmiedete Klingen? Natürlich auch, welche Maschinen, wofür genau.
Hoffe, es outen sich mal ein paar Schmiede. Natürlich nicht nur die Profis, sondern auch Hobbyschmiede etc. ;)
Sebastian
P.S.: Ich werds wohl doch tun... Einfach zu heiss draussen. :hmpf:
 
Bis heute 95% Handarbeit 3Kg Feustel.

Gelegendlich kann ich an einen Maschinenenhammer (z.B. auf Treffen) . und bald wenn ich meine eigenen 4Schmiedewände hab, gibts dann auch Lufthammer Kuhn 38KG und Walze mit 3 KW Leistung. Und irgendwann noch Hydraulische Presse.
 
Mir gehts so wie Roman... schmieden komplett von Hand mit 1, 2 und 4 Kg Hämmer. Eigene 4 Schmiedewände hab ich schon, vom Rest träum ich noch... versuch ich aber bald zu ändern.

Bis jetzt hab ich die Messerform noch nie vorab rausgesägt, ging alles durchs schmieden. Ok, ab und zu abschroten ist natürlich auch dabei ;)
Nach dem Schmieden hab ich bis jetzt aber jede Klingen nachgeschliffen.

Mein "Maschinenpark" sieht bis jetzt wie folgt aus:
EB Bandschleifer, Tellerschleifer, Bohrmaschine, Drehmel, Keramikbrennofen

Gruß
Simon
 
ich mach`s auch so wie roman und simon:

schmieden bis annähernd endform mit handhämmern 2,5, 1.5 kg.
die schneide laß ich relativ dick- nach der alten schmiedeweisheit:
`` dick schmieden- dünn schleifen! `

mein maschinenpark ist schnell aufgelistet:
EB- bandschleifer, tischbohrmaschine. flex, dremel.
härteofen, alter backofen. demnächst noch `n härteprüfgerät :D


der rest ist handarbeit- wird sich auch nicht ändern- im keller eines einfamilienhauses in einer wohnsiedlung ist ein mech. hammer einfach nicht machbar... :mad:

mfg

gerhard
www.wieland-der-schmied.de
 
Schmiedeehre?

Hallo Sebastian,

mir geht es wie Gerhard, meinem "Vorschreiber" (kleins Späßle).

> Um ein mir angenehmes Endprodukt zu bekommen, ist mir jedes Mittel/Werkzeug recht.
> Ich versuche bei der warmen Arbeit so genau zu formen, dass möglichst wenig Schleifarbeit anfällt.
> Habe ich allerdings einen widerspenstigen Stahl erwischt oder es stimmt mit dem Feuer nicht so recht, werden Schruppscheibe, Schleifer usw. eingesetzt. (Dann beissen die Nachbarn eben für einen Moment auf die Zähne und schon ist der Schmerz vergessen.) Ich beachte natürlich Ruhezeiten und Sonn- und Feiertage.
> Zum Anderen kenne ich keine Berufs- oder Schmiedeehre, denn wer sollte mir diese beigebracht haben? Ich schmiede nur zu meiner eigenen Freude und wenn ich richtig Lust dazu habe. Dann gelingt es auch meistens oder ich freue mich auch über kleine Mißerfolge, wenn ich dabei lernen kann.
> Meine Situation ist nur, dass ich öfter auf sonderbaren Arbeitswegen gehe (weil ich den Beruf nicht gelernt habe) und ich mir dabei öfter einmal den steinigsten (Weg) in meiner Unerfahrenheit aussuche.

Fazit.
Auf diese Art (auch Hochsommerschmieden!) wachsen mir meine Geschöpfe so richtig ans Herz.

Machs gut und Servus - Reinhold.
 
Also beim Damastschmieden kommt zum Großteil mein Selbstbaufederhammer zum Einsatz (zum ausrecken zumindest, Rest mit dem Handhammer), ist der Damast fertig, schmiede Ich den Rest mit dem Handhammer.

Also Ich kenn da keine Gnade, wenn irgendwo die Flex ranmuss, dann wird halt auch mal am glühenden Stahl geflext (z.B. wenn der Haltestab des Damastpackets abbricht, und man ihn neu anschweißen muss).

Beim Damast (normaler Lagendamast) schmiedet man eh die Klingenverjüngung (also den Schneidenwinkel) nicht so weit, da man ja möglichst alle Lagen durchschleifen will,um das Muster auch zu sehen.

Schmiedewalze ist gerade schon in Planung, das Meiste ist schon da.

meine eigenen 4 Schmiedewände hab Ich zum Glück auch.

Gruß
Alexander
 
redcloud schrieb:
der rest ist handarbeit- wird sich auch nicht ändern- im keller eines einfamilienhauses in einer wohnsiedlung ist ein mech. hammer einfach nicht machbar... :mad:

Passt hier zwar nicht rein, aber wie wärs dann mit einer Walze oder Presse? Die müssten doch leiser bzw. schwingungsärmer arbeiten!?

Gruß
Simon
 
Hallo Ihr

Tja, beim Messerschmieden ist das eine berechtigte Frage...
Als Kunstschmied lernt man ja heute, dass auf keinen Fall geflext werden sollte oder so.
Bei uns ist das aber anders. Wie ja schon gesagt müssen zumindest die Klingen ohnehin mehr oder weniger stark nachbearbeitet werden.
Man sollte da von Fall zu Fall entscheiden, welcher Weg der sinnvollste ist, besonders in Bezug auf Wärmebehandlung und Muster, wenn `s ein Damast ist.
Nach wie vor ist aber das Schmieden an sich die schnellste Art der Formgebung und ich bin deshalb immer bemüht, möglichst nah an den Endzustand zu schmieden. Natürlich auch mal mit nem 3 Kg Hammer, und das, obwohl ich einen fetten Lufthammer zur Verfügung habe.
Eine Angel z.B. sauber auf Endmass auszuschmieden und am besten gleich auch noch einen sauberen Absatz zu machen, lohnt eigentlich nur, wenn man immer mit mehr oder weniger gleichen Maßen arbeitet. dann kann man sich entsprechende Vorrichtungen zurechtmachen und die Sache geht dann ziemlich schnell. Gleiches gilt, wenn freihand ähnliche Klingen geschmiedet werden. Da ist es am sinnvollsten, den einmal eingeschlagenen Weg beizubehalten und möglichst viel nur mit dem Hammer zu machen.
Wer aber wie ich z.B. kaum zwei gleich Klingen machen darf, kommt oft um umfangreicheres Zerspanen nicht herum. Finde ich aber auch nicht schlimm. Man kann da ja immernoch versuchen, so weit als möglich an die Endform zu kommen und da wo `s fehlt auch mal zur Feile statt zur Flex greifen...
Den rest erledigt die Erfahrung. Je mehr Erfahrung man insgesamt hat, desto weniger häufig wird man auch bei ungewöhnlichen Formen zur Flex oder Feile greifen müssen...
 
Wenn das Endergebniss gut bis sehr gut ist, dann finde ich ist alles erlaubt was dorthin führt. :)

Grüsse Uli
 
Hallo

Ich kann mich da nur den meisten ´von euch anschließen. Ich arbeite eine Klinge (egal ob Messer oder Schwert) von Hand. Ich treffe jedoch bei der Materialwahl die wichtigste Entscheidung um so wenig wie nötig umschmieden zu müßen.
Die Klingen schmiede ich auch auf Endform, so das nur noch max. 1mm schneidkante ist. Dann wird das ganze am Bandschleifer in Form gebracht und geschliffen. Danach gehärtet und dann kommt der Endschliff und die Politur (wenn ich denn eine mache von Hand).

Beim Damast sieht es nicht anders aus. Aber nur weil ich einfach nicht dazu komme einen Federhammer zu bauen ;)

Ich bin auch der Meinung, das man bei der Messerherstellung ums schleifen nicht drum rum kommt. Obwohl ich auf Mittelaltermärkten die Messer nur noch Schärfe nach dem Schmieden. Aber ich glaube ein normales Messer macht nicht viel her wenn es im Feuer brüniert ist.


Mein M-Park ist auch nicht sehr groß:
Bohrmaschiene, Flex, Bandschleifer und Schleifbock das wars.

Gruß Uwe
 
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